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Luftbewegung weit heftiger sein musste. Berechnet man die Gasmengen, die frei werden, so findet man, dass die des Knallpulvers auffallend geringer als die des Schiesspulvers ist, denn in 100 Theilen giebt das erstere 12,3 Theile Kohlensäure und Stickstoffgas, während das letztere 58,9 Theile derselben Gase giebt. Dennoch muss, wie der Knall und das Verlöschen der Lampe zeigt, die Explosion im ersten Fall stärker sein als im letzten, also die Gasentwicklung entweder viel rascher oder mit Erzeugung bei weitem höherer Temperatur statt haben als im letzten. Das Knallpulver steht also auch hierin dem Knallquecksilber nahe, indem diess seine starke Wirkung ebenfalls mit geringer Gasmenge hervorbringt. Da nun nach allen Erfahrungen auch das Schiesspulver, jemehr Gas cs entwickelt, desto geringere Kraft äussert, so scheint sich das Gesetz, dass die Wirkung der plötzlichen Gasentwickler bei weitem mehr von der Geschwindigkeit, in der sie ihr Gas geben, als von der Menge, in der sie es entwickeln, abhängt, und dass die zerschmetternde Wirkung der explodirenden Gasentwickler im umgekehrten Verhältnisse der Gasmenge steht, die sie geben.

Einer technischen Anwendung des Knallpulvers ist die Nothwendigkeit, das Gemenge erst zum Schmelzen bringen zu müssen, hinderlich; ich versuchte, es erst mit Schiesspulver, dann mit überflüssigem Schwefel zu mengen, um es entzünd– lich zu machen. Im ersteren Falle brannte das Gemenge ruhig ohne Detonation ab, im letzteren traten zwar einzelne kleine Detonationen, aber keine allgemeine ein.

Da das salpetersaure Natrum mit Schwefel und Kohle eine, im Vergleich mit der Wirkung des salpetersauren Kalis, so sehr träge Verbrennung giebt (was sich auf den ersten Blick nicht verstehen lässt, da das erstere bekanntlich mehr Sauerstoff giebt als das letztere), so suchte ich zu ermitteln, wie sich die Erscheinungen, die sich bei den obigen Versuchen mit Kalisalzen ergaben, bei Natronsalzen darstellen würden.

Ich schmelzte zuerst salpetersaures Natron und warf wieder Schwefel, Schwefelkalium und Gemenge von Schwefel mit kohlensaurem Kali auf, als die Sauerstoffentwicklung begonnen; alle Erscheinungen waren hier bei weitem schwächer als beim salpetersauren Kali, unter sich aber in demselben Verhältniss wie bei diesem der Schwefel verbrannte in isolirten Tropfen Journ. f. prakt. Chemie. II. 2. 8

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und

Salpetersaures

ohne Erglühen, hier mit gelbem Lichte statt dort mit weissem, Schwefelkalium verbrannte mit sehr schwachem Erglühen, das Gemenge blitzte leicht und träge auf. Natrum, Schwefel uud kohlensaures Kali, im stöchiometrisch richtigen Verhältnisse gemengt und auf der Kupferplatte erhitzt. blitzte träge auf ohne Knall, war aber auch hier viel rascher verbrannt als das blosse Gemenge von salpetersaurem Natrum und Schwefel, die blos mit blauem Lichte zusammenschmolzen. Ein Knallpulver, wo statt des kohlensauren Kalis wasserfreies kohlensaures Natrum angewendet wurde, gab eine sehr schwache Detonation.

Ich versuchte nun noch Baryt und Strontiansalze: hier waren die sämmtlichen Wirkungen noch bedeutend schwächer, obwohl sich auch noch dasselbe Verhältniss unter den Reihen zeigte wie oben.

Es scheint aus dem Ebengesagten hervorzugehn, dass bei allen diesen durch Verbrennung Gas entwickelnden Mischungen die Stärke der chemischen Wirksamkeit der Basis des Sauerstoffliefernden Salzes den entscheidensten Einfluss habe, und dass zwischen der chemischen Thätigkeit des Kalis und des Natrums eine weitere Kluft liegen muss, als zwischen der des Natrums, des Baryts und Strontians.

2) Ueber die Zubereitung des Stärkzuckerweines mittelst der schwarzen Johan

nisbeeren,

vom

B. C. R. LAMPADIUS.

Am Schlusse meiner in Erdmann's Journ. f. technische und ökonomische Chemie Bd. 18. Heft 2. S. 164 mitgetheilten Versuche über die Benutzung des Pigments der schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum), zeigte ich an, dass ich einen Versuch eingeleitet hätte, um in Erfahrung zu bringen, wie sich der ausgepresste Saft dieser Beeren zur Weinbereitung eigne, und dass ich 6 Pfd. dieses Saftes mit 1 Pfd. Stärkzuckersyrup gemischt am 21 Aug. 1833 der Gährung übergeben habe. Es kam mir bei diesem Versuche besonders darauf an, zu beobachten, ob sich der für manche Personen widrige Geschmack der

schwarzen Johannisbeeren verliere. Ich versprach nun damals die weitere Mittheilung der gemachten Beobachtungen, welches Versprechens ich mich hierdurch entledige.

Die angegebene Mischung war in einer grossen Glasflasche mit einem gekrümmten gläsernen Austrittsrohre für das entweichende kohlensaure Gas, auf dem Oberboden des königlichen Laboratoriums der Bergacademie zur Erreichung einer höhern Temperatur während der Spätsommermonate Aug. und Sept. aufgestellt. Das Austrittsrohr war in Sperrungswasser einer Porzellainschaale eingesenkt. Nachdem dieselbe 4 Tage lang gestanden hatte, fing eine schwache Entbindung von kohlensaurem Gase an, welche indessen bei der so kühlen Witterung schon am 9. Aug. wieder aufhörte. Ueberhaupt ging die Gährung während des ganzen Monats August, welcher im Durchschnitt nur eine mittlere Temperatur von 9,800 R. gab, sehr langsam und unvollkommen von Statten. Sie hörte öfters ganz auf und nur an den etwas wärmeren Tagen zeigte sich in den Mittagsstunden Gasentbindung. Mit Ende des Monats schmeckte daher die Flüssigkeit nur wenig nach Wein und mehr süsslich; es hatte sich jedoch der eigenthümliche Geschmack derselben etwas vermindert. Da sich einige Spuren von Schimmel auf der Oberfläche zeigten, so befürchtete ich ein Verderben des gährenden Saftes, goss ihn durch ein leinenes Filtrum und stellte ihn in demselben Apparate in einem täglich bis zu 16—18o R. erwärmten Zimmer auf. Schon nach 36 Stunden fing eine mässige Gährung unter diesen Umständen an. Sie dauerte bis zum 13. Sept. fort, und war am 17. völlig beendigt. Ich fand nun eine ganz angenehm schmeckende weinige Flüssigkeit, die ihren eigenthümlichen Geschmack ganz verloren hatte.

Merkwürdig ist es, dass auch das Sperrungswasser, in welches das Gas trat, und welches zuweilen gewechselt wurde, nichts von diesem Geschmacke annahm. So wie sich also durch die Vegetation der den eigenthümlichen Geschmack dieser Beeren erregende Stoff gebildet hat, wird derselbe durch die weinige Gährung wieder zerstört, und man wird sich daher der zerstampften schwarzen Johannisbeeren ohne Nachtheil mit als Ferment bei der Zubereitung der Stärkzuckerweine bedienen können,

Wegen des Ausfalles der Stärkzuckerweinbereitung in grössern Quantitäten, welche Herr Lindner in Freiberg im

Jahre 1833 unter meiner Leitung unternahm, verweise ich die Leser auf die Mittheilungen des Industrievereins für das Königreich Sachsen 1833. Fünfte Lieferung. Ich wurde veranlasst, daselbst eine Anleitung zur zweckmässigen Zubereitung des Stärkzuckers, der Stärkzuckerweine und des Stärkzuckeressigs, vorzüglich für die sächsischen Landwirthe S. 249–277, mit Berücksichtigung aller neuern Erfahrungen über Kartoffeln und deren Bestandtheile, zu liefern. Ich darf nun vor der Hand diesen Gegenstand als in das Leben getreten betrachten, und schon im verflossenen Jahre haben mehrere, wie Herr Lindner und Herr Pharmaceut Töpfer allhier mir sehr gelungene Fabrikate geliefert, und in dem laufenden Jahre werden sich mehrere Personen in Sachsen mit dieser Weinbereitung beschäftigen.

3) Ueber Soda und deren Bereitung.

Herr Persoz theilte der Soc. d'hist. natur. zu Strassburg in ihrer Sitzung am 21. Jan. d. J. „einige Versuche über die Reinigung der rohen Soda mit und legte einige Proben krystallisirten Natrons vor, das durch eigenthümliche Proceduren gewonnen worden."

,,Um die alkalischen Schwefelverbindungen zu entfernen, welche gewisse Soda-Sorten enthalten, hat Herr Persoz, wie er sagt, das Bleioxyd, welches zu dieser Entschwefelung angewandt zu werden pflegte, vortheilhaft durch Kupferoxyd ersetzt.*) Da diese Oxyde im Ueberschuss angewandt werden müssen zu Entfernung des Schwefels, so wird das Bleioxyd natürlich in der kaustischen Lauge sich lösen, und könnte durch seine Gegenwart leicht mehr oder weniger gefährliche Zufälle bei den Operationen bewirken, zu welchen die Soda

*) Sollte Herr Persoz nicht gewusst, oder zu erwähnen unterlassen haben, dass er in dieser Beziehung bereits einen glücklichen Vorgänger gehabt hat, der sich des Kupferoxydes geradezu zur Darstellung des Natrons im Grossen aus durch Kohle reducirtem Glaubersalze mit dem besten Erfolge bedient? (Vgl. Die zweckmässigste und vortheilhafteste Fabrikation der Soda, eine von der k. k. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg gekrönte Preisschrift, von Ch. Ph. Prückner. Halle bei Ed. Anton 1833. aus dem N. Jahrb. d. Chem. u. Ph. Bd. VII. S. 102. ff. besonders abgedruckt.) D. Red.

verwandt wird, wie beim Bleichen von zum Färben und zum Drucken bestimmten Zeugen."

,,Herr Persoz richtete die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Bereitung künstlicher Soda. Nach kurzer Erwähnung des gebräuchlichen Verfahrens, machte er die Bemerkung, dass man bei dieser Fabrikation fortwährenden Gebrauch von Schwefel mache, welcher, zum Schaden der Manufacturisten und der Consumenten, dabei ganz verloren gehe. Er schätzt diesen Ausfall auf 10 p. C. des Werthes der producirten Soda. In Betracht dessen glaubt er, man sollte sich begnügen, das schwefelsaure Natron durch Kohle zu zersetzen, um Schwefelnatrium zu erhalten, welches seinerseits durch Kupferoxyd in unlösliches Schwefelkupfer und in Natron zersetzt werden würde, welches in der Auflösung bleibt. Das erhaltene Schwefelkupfer würde, geröstet, neuerdings Kupferoxyd lieferen, und schwefelige Säure, welche, in Bleikammern geleitet, Schwefelsäure reproduciren würde. Man könnte das Schwefelmetall auch nur leicht rösten, um schwefelsaures Kupfer zu erhalten, das, in einem verschlossenen Gefässe geglühet, Kupferoxyd hinterlassen und schwefelige Säure und Sauerstoffgas entwickeln würde, welche beim Zusammentreffen mit Salpetergas in der Bleikammer, von Neuem zu Schwefelsäure zusammentreten würden."*)

,,Die Aufgabe der Sodafabrikation hat Herrn Persoz auf das Studium der Zersetzung des Kochsalzes durch Kalk geführt, deren Theorie er folgendermassen erklärt:"

1),,Zwei gleich kräftige Basen werden mit einer Säure, bei gleichzeitigem Vorhandensein von Wasser, in Berührung gesetzt, sich gegenseitig, nach dem Grad ihrer Löslichkeit, darin theilen, so lange nicht neu hinzutretende Kräfte das hergestellte Gleichgewicht aufheben und eine derselben aus ihrer Stelle treiben;"

2) " Das kohlensaure Natron wird in seinem funfzehnfachen Gewichte Wassers gelöst, vom Kalk in unlöslichen kohlensau

* Auch auf nassem Wege liesse sich das Kupfer metallisch wieder gewinnen, unter Production von Eisenvitriol, oder man könnte die Fabrikation von verschiedenen Kupferpräparaten, welche den Lokalverhältnissen gemäss, den meisten Vortheil versprechen, damit verbinden. (Vgl. die oben angegebene Schrift Prückner's.) D. Red.

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