Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Zur allgemeinen Zeit- und Religionsgeschichte. Ausbreitung des Christenthums.

Entwicklung des Papstthums (Verfassung und Kirchenrecht).

1056-1106 Heinrich IV. (1062-1064 unter der Leitung Hanno's von Cöln; seit 1064 Adalbert's von Bremen).

III. Regeneration des Papstthums durch die Verbindung mit Clugny und unter dem Einfluss Hildebrand's, als Papst Gregor VII. Kampf für die Weltherrschaft des Papstthums. Im Investiturstreit zunächst für die Unabhängigkeit der Kirche und ihres weltlichen Besitzes vom Staat.

Das Uebergewicht der Kirche im Wormser
Concordat 1122.

10481054 19. April. Leo IX. (Bruno, Graf v. Egisheim, B. v. Toul). Auf der Reise nach Rom 1049, Jan., in Besançon Zusammenkunft mit Hugo von Clugny und Hildebrand; dieser folgt (? als Cardinaldiacon) dem Papst nach Rom. 1054 Bruch zwischen der griechischen und röm. Kirche. (1053 Brief des Michael Cerularius, Patr. v. Constantinopel, an Johannes, B. v. Trani.) Brief und Gesandtschaft Leo's IX. nach Constantinopel [Cardinal Friedrich v. Lothringen, Card. Humbert u. a.]. Disputationen im Kloster Studium. 16. Juli 1054: die römischen Gesandten excommuniciren die griech. Kirche.

1054-1057 Victor II. (Gebhard, B. v. Eichstädt); während dieser Zeit Hildebrand als päpstlicher Legat in Frankreich.

1057-1058 Stephan IX. (Friedrich v. Lothringen). Der nach s. Tode von der Partei der Grafen v. Tusculum gewählte Papst Benedict X. (Johannes B. v. Velletri) wird verdrängt durch den Hildebrandischen Papst Nicolaus II.

1060-1108 Philipp I. von Nach 1049 werden in der Datirung der päpstlichen Erlasse

Frankreich.

1066 Wilhelm, Herzog der Normandie, erobert England; † 1087.

die seit Hadrian I. (wenn auch nicht beständig) mitgenannten Regierungsjahre der Kaiser nicht mehr erwähnt (mit alleiniger Ausnahme des Jahres 1111).

[blocks in formation]

Zur allgemeinen Zeit- und

Religionsgeschichte. Ausbreitung des Christenthums.

Papstwahldecret. Der ursprüngliche Text: Nach dem Tode eines Papstes: imprimis cardinales episcopi.. mox sibi clericos cardinales adhibeant, sicque reliquus clerus et populus ad consensum novae electionis accedat... et ideo religiosissimi viri praeduces sint in promovendi pontificis electione, reliqui autem sequaces. Eligant autem de ipsius ecclesiae gremio, si repertus fuerit idoneus; vel si de ipsa non invenitur, ex alia assumatur; salvo debito honore et reverentia Heinrici . et successorum illius, qui ab hac apostolica sede personaliter hoc ius impetraverint. Ist in Rom eine freie Wahl nicht möglich, so sollen: cardinales episcopi cum religiosis clericis catholicisque laicis, licet paucis, eine rechtsgültige Wahl ausserhalb Roms vollziehen dürfen. Dagegen der sog. kaiserliche Text [u. a. auch bei Jaffé, Mon. Bamb. p. 41], der das massgebende Recht des Kaisers voranstellt [cardinales, diligentissima simul consideratione tractantes, salvo debito honore... Heinrici... et

successorum illius ... ad consensum novae electionis accedant. Ut nimirum venalitatis

morbus qualibet occasione non subrepat, religiosi viri cum filio nostro, rege Heinrico, praeduces sint in promovendi summi pontificis electione, reliqui autem sequaces] ist wahrsch. eine Fälschung der 1076 auf Heinrich's IV.

Seite stehenden Bischöfe, unter

Führung Wiberts v. Ravenna.

1072† Adalbert v. Bremen [Sein Gedanke eines Patriarchats des Nordens].

Entwicklung des Papstthums (Verfassung und Kirchenrecht.)

1058, Dec. 1061 Nicolaus II. (Gerhard, B. v. Florenz). Auf der Ostersynode 1059, 13. April (unter deren 113 Bischöfen kein deutscher war) Decret über die neue Form der Papstwahl: nicht mehr durch Clerus und Volk von Rom, sondern durch die Cardinäle, unter dem Vorrang der Cardinalbischöfe. Allerdings dadurch die Papstwahl dem unmittelbaren Einfluss der Adelsgeschlechter, die es im 10. u. 11. Jahrh. beherrscht hatten, entzogen; aber auch die 962 und 1046 festgestellten und zwei Jahrhunderte (wenn auch nicht ununterbrochen) ausgeübten Rechte des Kaisers bei der Papstwahl in nichtssagen der Formel auf ein blosses Scheinrecht (der Benachrichtigung?) reducirt; und alsbald thatsächlich (seit 1179 völlig) beseitigt.

1059 protestiren die deutschen Bischöfe, unter Führung Anno's von Köln, gegen das Papstwahldecret und erklären Nicolaus II. für abgesetzt.

1059, Aug., Robert Guiscard von Nicolaus II. als Herzog von Apulien, Calabrien und Sicilien anerkannt, leistet dem Papst zu Melfi den Vasalleneid.

Sieg der (Hildebrandischen) Pataria (Anselm aus Baggio, seit 1056 B. v. Lucca; Ariald und Landulf) in Mailand. 1061--+ 1073, 21. April Alexander II. (Anselm, B. v. Lucca); doch bis 1064 Honorius II (Cadalus, B. v. Parma) Gegenpapst Heinrich's IV. und der röm. Adelsfactionen, erwählt auf der Synode zu Basel, 1061, Oct.

Die kirchliche Wissenschaft.

Das kirchliche Leben und das Mönchthum.

Protestirende
Parteien.

c. 1050-1079 Zweiter Abendmahlsstreit. 1050 Berengar's Brief an Lanfranc für die Abdmhlsl. des Ratramnus. 1050 Lanfranc zu Rom; denuncirt B. Verurtheilung v. B.'s Lehre zu Vercelli. 1054 Synode zu Tours; in Gegenwart Hildebrand's. 1059 Synode zu Rom [B. zur Abschwörung seiner Lehre u. zur Unterschrift der rohen Formel des Card. Humbert gezwungen]. B. widerruft, nach Frankreich zurückgekehrt. Streitschriften zw. 1064 u. 1069: Lanfranc de corpore et sanguine dom. J. Chr. adv. B. Turon. Berengar: de sacra coena, contra L. [tropische Auslegung der Einsetzungsworte; nur ein geistiger Genuss des himmlischen Christus; keine objective Verwandlung von Brod und Wein]. - 1078 B. nach Rom geladen; 1079 auf der Ostersynode zu Rom abermals zum Widerruf gezwungen. Verbot des Streites durch Gregor VII.

Während des Streites versucht eine mittlere Richtung vergebens, entweder den leiblichen Genuss nur für die Gläubigen, oder das Zugeständniss eines göttlichen Geheimnisses, ohne dogmatische Strenge, geltend zu machen; so Eusebius Bruno, B. von Tours.

Im elften Jahrhundert von Dal

matien und Bulgarien aus Verbreitung der Lehren der Bogomilen nach Italien (Mailand, Florenz, selbst nach Kalabrien u. Sicilien); nach Frankreich (Toulouse, Alby, Orléans) und Flandern: Katha

rer [Publicani; Paterini] (1167 Synode zu St. Felix de Caraman bei Toulouse). Manichäisirender Dualismus u. asketische Ethik. Unterscheidung zwischen Credentes und Perfecti (die das consolamentum empfangen haben). Ihr (biblisch einfacher) Cultus; Beichte (servitium, appareillamentum), und Abendmahl (benedictio panis, ohne Wein). Einfache hierarchische Gliederung (Bischof, mit seinen beiden Gehülfen, dem Filius major und Filius

[ocr errors]
[ocr errors]

minor, und Dia

conen; Christi

Zur allgemeinen Zeit- und Religionsgeschichte. Ausbreitung des Christenthums.

Gregorii VII. registri, seu ep. lib. 8 (die ersten 7 Bücher 1080 auf Veranlassung Gregor VII. zusammengestellt, wahrscheinlich für den Bischof Hermann v. Metz.) Darin hinter II, 55 (unter den Briefen vom März 1075) Dictatus Gregorii, 27 von Gregor selbst verfasste Thesen über die Rechte des Papstes.

Entwicklung des Papstthums (Verfassung und
Kirchenrecht).

1073, 22. April † 1085, 25. Mai Gregor VII. (Hildebrand, Sohn einer Hirtenfamilie, geb. zu Roavacum bei Sovana, in der Nähe der Toscanischen Küste; erzogen zu Rom im Marienkloster auf dem Aventin; von Gregor VI. zu s. Caplan ernannt; folgt diesem 1047 nach Deutschland [Köln]; nach dessen Tod kurze Zeit in Clugny). S. theokratisch-romanistisches Ideal einer

päpstlichen Universalmonarchie:

a) Des Papstes Macht über alle Reiche der Welt: reg. 1, 63 beatus Petrus, quem dominus Jesus Chr. principem super regna mundi constituit. 7, 6 beato Petro, cui omnes principatus et potestates orbis terrarum subjiciens, ius ligandi atque solvendi in coelo et in terra contradidit. 7, :5 (1080 an Wilhelm v. England): Gott habe geordnet, dass die Creatur apostolica et regia dignitate per diversa regeretur officia. Qua tamen majoritatis et minoritatis distantia religio sic se movet christiana, ut cura et dispensatione apostolica dignitas post Deum gubernetur regia; wie der Mond sein Licht von der Sonne erhalten. Dict. thes. 9 quod solius Papae pedes omnes principes deosculentur.

b) Daher das Recht des Papstes, Kaiser und Fürsten ein- und abzusetzen. Dict. thes. 8: quod solus possit uti imperialibus insigniis. thes. 12: quod illi liceat imperatores deponere. thes. 27 Quod a fidelitate iniquorum subjectos potest absolvere. c) Diese universale Macht des Papstes getragen von seiner von Petrus auf ihn übergehenden Heiligkeit, und von seiner und der römischen Kirche Unfehlbarkeit. Dict. thes. 23 Quod Romanus pontifex, si canonice fuerit ordinatus, meritis b. Petri indubitanter efficitur sanctus. thes. 18 quod sententia illius a nullo debeat retractari, et ipse omnium solus retractare possit. thes. 22 quod Romana ecclesia numquam erravit, nec in perpetuum, scriptura testante, errabit. d) Gregor's VII. Absicht bei dem Verbot der Investitur war nicht nur die Aufhebung des, seit der Uebertragung der Lehnsverfassung auf die Kirche, von den ersten Zeiten des M. A. an unwidersprochen ausgeübten Rechtes der Könige (der Merovinger, wie der deutschen Könige von Karl d. Gr. bis Heinrich IV.) der Bestätigung, resp. Ernennung der Bischöfe, die als Inhaber von Reichslehen und als Reichsfürsten dem König vor ihrer Consecration den Vasalleneid (hominium) leisteten (vgl. das 1046, 25. Dec. festgestellte Recht) - und darauf aus des Königs Hand den Bischofstab und (seit Heinrich III.) den Bischofsring empfingen [dies seit der Mitte des 11. Jahrh. als investitura bezeichnet] sondern einmal: der Kirche ihren gesammten weltlichen Besitz dauernd zu erhalten [reg. 1, 7 quod enim auctore deo semel in proprietates ecclesiarum iuste pervenerit ab usu quidem, sed ab earum iure.. sine legitima concessione divelli non poterit] ohne Verpflichtung gegen den Staat (Verbot des Vasalleneides); sodann: alles Kirchengut, auch das der bischöflichen Vasallen, unmittelbar unter die Verfügung des römischen Stuhls zu stellen: im Zusammenhang mit Gregor's Lebensgedanken: der Oberlehnsherrlichkeit des Papstthums über die gesammte Welt.

« ZurückWeiter »