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arab.Philosophie herüber genommene pantheistische Lehren der Averroisten, namentlich zu Paris seit c. 1240. Stephan Tempier, B. v. Paris, verurtheilt Decbr. 1270 13 meist

averroistische Theodorich,geb.

Thesen und lässt 1277 durch eine│| Theologencommission 219 Sätze censuriren; doch haben verwandte skeptisch-rationalistische Lehren noch in der Zeit Philipps IV. eine Rolle gespielt.

Raymundus Martini (geb. in Katalonien; Dominicaner; +nach 1284). Pugio fidei adv.Mauros et Judaeos.

c. 1250 zu Freiburg i. Br.; früh bei den Dominicanern eingetreten; 1280 ihr Lector in Trier, seit 1285 Prior in Würz

burg; [1285-1289 in Paris]; auf dem Generalcapitel zu Tou

louse 1304 mit Meister Eckhart zusammengetroffen; hernach in Köln; † nach 1310. De beatifica visione Dei per essentiam.

Nach dem Siege des Papstthums über das Kaiserthum erliegen die Katharer allmälig der Inquisition; die Waldenser erhalten sich in der Provence und entlegenen Thälern von Piemont.

Seit dem 13. Jahrh. am Kardonnerstag zu Rom [Bulle in coena domini] Anathematisirung der [zuerst von Nicolaus III. 1280 zusammengestellten] Ketzer, denen sich in den folgenden Jahrh. ,,eine immer mehr anwachsende Schaar von Ketzern und Frevlern aller Art anschloss." [Luther seit 1521; 1610 durch Paul V. Lutheraner, Zwinglianer und Calvinisten, Hugenotten und Anabaptisten hinzugefügt. Die Verlesung der Bulle abgeschafft durch Clemens XIV].

Zur allgemeinen Zeit- und
Religionsgeschichte.
Ausbreitung des Christen-
thums.

Gegen Ende des 13. Jahrh. unterwerfen sich die Osmanischen Türken die Trümmer des Seldschuckenreichs in Kl. Asien.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. Missionsreisen von Franciscanern und Dominicanern zu den Mongolen [1245 von Innocenz IV, 1248 und 1253 von Ludwig IX. gesandt].

Der Venetianer Marco Polo 1275-1298 in hoher Gunst bei dem Khan Cublai in China. [1298 M. Polo's, Peregrinatio"]. 1288 der Franciscaner

Johannes de Monte Corvino unter den Mongolen, 1307 von Clemens V. zum B. von Peking ernannt.

Einflussreicher aber unter den Mongolen Nestorianer u. Muhammedaner.

1298-1308 Albrecht I. deutscher Kaiser.

Entwicklung des Papstthums (Ver-
fassung und Kirchenrecht).

--

1294, 24. Dec. 1303, 11. Oct.
Bonifatius VIII. (Benedictus
Cajetanus aus Anagni) [1298:
Sextus decretalium liber, in
5 lib.]. Einmischung in den
Kampf Philipp's IV. und
Eduard's I.

1296, 25. Febr. Bulle Clericis

laicos infestos (Excommu-
nication für alle Laien, welche
Steuern vom Kirchengut zu
erheben wagen und für alle
Geistlichen, welche die Steuer
entrichten).

1297, 7. Febr. Aufhebung der
Bulle für Frankreich durch
Interpretation. (Bewilligung
des Zehnten auf drei Jahre
für den König von Frank-
reich.)

1298 Entscheidung des Papstes

im Streite Frankreichs u. Eng

Kirchliches Leben und kirchliche Kunst.

Dom zu Köln (der Grundstein gelegt 1248, 14. Aug.; 1322 Einweihung des Chors, 1447 der südöstl. Thurm vollendet; die Kaiserweihe des vollendeten Doms 1880, 15. Oct.); das Strassburger Münster (Schiff im 13. Jahrh.; Façade begonnen 1277 durch Erwin v. Steinbach); Dom zu Freiburg (Schiff und Thurm 1236, Chor 1513 geweiht); zu Úlm (1377-1507). c) Dom zu Prag 13441385); St. Stephan in Wien (1300 1510); Münster zu Basel (14. Jahrh.).

land's. Neue Conflicte mit 1300 Bonif. VIII. führt
Philipp IV.

1301 Philipp lässt den päpst-
lichen Legaten Bernhard v.
Saisset (B. v. Pamiers) gefan-
gen nehmen.

das Jubeljahr ein.

1301, 4. Decbr. Bulle Bonif.' VIII. Salvator mundi
(Suspension aller dem König bewilligten Privilegien).
5. Dec. der Papst an Kg. Philipp: Ausculta fili charis-
sime: quare nemo tibi suadeat, quod superiorem non habes
et non subsis summo hierarchae ecclesiasticae hierarchiae;
nam desipit, qui sic sapit et pertinaciter haec affirmans con-
vincitur infidelis. - Der Brief des Papstes aus derselben
Zeit: (Deum time et mandata ejus observa. Scire te vo-
lumus, quod in spiritualibus et temporalibus nobis subes.
Beneficiorum et Praebendarum ad te collatio nulla spectat.
Aliud autem credentes haereticos reputamus) ist
eben so wie die Antwort Philipps: (sciat maxima tua
fatuitas, in temporalibus alicui non subesse secus autem
credentes fatuos et dementes reputamus)
noch von
Gieseler (II, 2, 199) als ächt festgehalten worden.

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Zur allgemeinen Zeit- und
Religionsgeschichte.

Ausbreitung des Christen

thums.

Entwicklung des Papstthums (Ver-
fassung und Kirchenrecht).

Kirchliches Leben und kirchliche Kunst.

1302, Febr. Philipp lässt die Bulle Ausculta fili verbrennen. 10. April erklären die drei Stände die Unabhängigkeit der Krone von Frankreich (zugleich im Gegensatz zu der Bonif. VIII. zugetrauten Absicht, Frankreich zum Lehnsstaat des Papstthums zu machen). Nov. Päpstliches Concil zu Rom. 18. Nov. Bulle Unam sanctam ecclesiam: Ecclesiae unius et unicae unum est corpus, unum caput, Christus scilicet et Christi vicarius Petrus Petrique successor. In seiner Hand das geistliche und das weltliche Schwert; quicunque huic potestati a Deo ordinatae resistit, Dei ordinationi resistit. Porro subesse Romano Pontifici omni humanae creaturae declaramus, dicimus et diffinimus omnino esse de necessitate salutis."

1303, 13. April verkündet der Papst die Absicht, den Bann über Philipp auszusprechen; Bann und Absetzung am 8. Sept. 13. Juni die französischen Stände abermals berufen. Anklagen gegen Bonif. VIII.; Appellation an ein allgemeines Concil. 7. Sept. der Papst in Anagni durch Wilhelm v. Nogaret und Sciarra Colonna gefangen genommen; befreit am 10. Sept., † 11. Oct. im Vatican.

Die Missionsthätigkeit des
Raymundus Lullus (geb.

1235 auf der Insel Ma-
jorca, gründet hier ein
Franciscaner-Kloster für
Mission unter den Muham-
medanern, auch als Lehr-
anstalt für das Arabische);
seine Missionsreisen 1291,
1307, 1315. † c. 1315.
(vgl. S. 121.)

Dem Absolutismus der röm.
Hierarchie tritt das er-
wachende Bewusstsein
vom selbstständigen Recht
des Staates und der Na-
tionalität entgegen; die
Krone die vom Papstthum
unabhängige Repräsen-
tantin der Nation.

1303, 22. Oct. 1304, 7. Juli
Benedict XI. [Nicolaus Bo-
casinus, 1257 Dominicaner;
1296 General des Ordens]
1304 (5. April) Zurücknahme
der von Bonif. VIII. über
Philipp ausgesprochenen Ex-

communicationen.

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Die kirchliche Wissenschaft.

Opposition und
Reformation.

Scholastik.

Raymundus Lullus (vgl. S. 120): disputatio fidelis et infidelis. Die Phantasieu seiner ars

inventiva veritatis (in mannichfachen Variationen.)

Mystik (deutsche).

Meister Eckhart (geb. zw. 1255 u.
1265 in Thüringen; Dominicaner; Prior
in Erfurt, 1300 lector biblicus; 1302
Dr. in Paris; 1303 wieder in Erfurt,
1304-1311 Ordensprovincial für Sach-
sen, 1308 auch für Böhmen. Nach zwei-
tem kurzen Aufenthalt (1311) in Paris:
1312 i. Strassburg, nach 1318-1321 i. Frank-
furt a. M.; hernach in Köln; hier 1327,
13. Febr. s. feierliche Erklärung in der
Dominicanerkirche; † zu Köln vor der
Bannbulle Johann's XXII. (vom 27. März
1329). M. Eckhart ist der erste

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formatorische Gedanken mächtig unter den Begharden. Begharden und Beghinen verworfen 1306 zu Köln, 1310 zu Trier; 1311 durch Clemens V. auf dem Concil zu Vienne verboten. Seit dieser Zeit in Deutschland und Frankreich von der Inquisition verfolgt (dagegen blieben die Beghinenhöfe in den Niederlanden ungekränkt).

Philosoph in deutscher Spra- Antihierarchische u. re-
che; aber sein speculatives System,
in vielfacher innerer Verwandtschaft
mit Scotus Erigena, ist viel
weniger eigenthümlich und
bedeutungsvoll als seine psy-
chologische Vertiefung und
Verinnerlichung der christ-
lichen Frömmigkeit, wie sie
das Wesen ist seiner Lehre von
dem,,Gewissen," dem ,,Funken,"
dem,,Grunde" der Seele, zu deren
Innerlichkeit der Mensch hin-
durchbrechen müsse. Damit ver-
bunden: „Wizzet, wer dâ mac
sprechen: ich bin ein reht Kristen-
mensche, der sol stân in Kristô
alsô daz Kristus sîn exemplar
sî, daz er sich rihte nach sînen
Worten unde nâch sînen Werken."
,,Swer dâ wil sîn ein sun des
himmelschen vaters, der sol den
liuten fremede sîn und ime selber
verre unde von innen lûter und soll
ein gereinet gemüete han." „Ez sint
liute ûf ertrîche, die unseren herren ge-
bernt geistliche, als in sîn muoter ge-
bar lîplîche... sie sint ledig der dinge
unde schowent den spiegel der wâr-
heit... sie sint ûf ertrîche, ir wonunge
ist aber in himetriche, unde si sint ge-
setzet in ruowe: si gânt herfur als diu
kleinen kint." „Liute, waz suochet

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