Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small]
[ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Pfr. A. Altherr u. E. Linder in Basel, Pfr. Bion u. Fr. Meili in Zürich.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden
sei an Jerusalem, Rom, Wittenberg oder Basel, an deine oder eine andere
Person. In Christo allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.
Oecolampad an Futher.

Erscheint jeden Samstag. Man abonnirt auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. Arme können das Blakt auf der Erpedition, Steinenvorstadt 19, abholen.

Inhalt: Festgruß des deutschen Protestantenvereins. A. Altherr: Anna, Zwingli's Gattin. Zwei Trostbriefe an Zwingli's Wittwe. B. Sturzenegger: Die Zwinglihütte in Wildhaus. Zwingliworte. D. Brändli: Zwingli's Tob.

Anzeigen.

Feftgruß des deutschen Protestantenvereins.

An den Vorstand des Schweizer Reform-Vereins z. H. des Herrn Pfarrer Vion in Zürich. Hochverehrte Herren und Freunde.

An dem Tage, an welchem die protestantische Welt der vor 400 Jahren erfolgten Geburt der Reformators Ulrich Zwingli gedenkt, ist es uns ein Bedürfniß, Sie von Herzen zu begrüßen und Ihnen zu sagen, wie sehr wir uns heute der Geistesgemeinschaft mit Ihnen bewußt sind.

Nicht bloß, weil wir es dankbar empfinden, wie die protestantische Schweiz mit uns eins war in der pietätvollen Begeisterung für unsern deutschen Reformator M. Luther, sondern auch deshalb, weil wir in den Kirchen Zwingli's die eigenartige hohe Geistesbegabung, die vollständige Vertretung desselben protestantischen Prinzips und einen gleichzeitigen hochbedeutsamen Ausgangspunkt der reformatorischen Bewegung erkennen, fühlen wir uns heut mit Ihnen verbunden.

Dasselbe Licht, welches bei Luther unter schweren, inneren Kämpfen hervorbrach, erstrahlte in Zwingli mehr in ruhiger, verstandesklarer Entwicklung. Dasselbe Evangelium, welches Luther vornehmlich als erlösend und beseligend empfand, erwies sich bei Zwingli zugleich als ordnendes Prinzip, welches das äußere Leben zur Ehre Gottes gestaltete.

Dieselbe reformatorische Kraft, welche Luther in schonender Umbildung der bestehenden kirchlichen Ordnungen bethätigte, veranlaßte Zwingli unter den andersartigen Verhältnissen seiner Heimath zum unmittelbaren An= knüpfen an die ursprünglichen Einrichtungen des apostolischen Christenthums.

Dadurch wurde bei ihm der Gedanke des allgemeinen Priesterthums auch für die Ausbildung der Kirchenverfassung fruchtbar und der Protestantismus gewann aktive politische Bedeutung.

Verdanken wir Luther unschäßbare Gaben für das innere Leben, so verdanken wir Zwingli mehr jene protestantische Nüchternheit und Vorurtheilslosigkeit, welche alles prüft und das Gute behält. Hat Luthers religiöse Begeisterung mehr die Kraft der Selbstdarstellung mit einzelnen welthistorischen Momenten persönlichen Einstehens für die erkannte Wahrheit, für die Gestaltung des äußeren sozialen Lebens dagegen mehr Programme als Thaten so kommt in Zwingli's Leben mehr das Alles erwägende und vorbedenkende organisatorische Talent zur Geltung.

Ein tragisches Geschick hat diese Verschiedenheit beider Männer unserem deutschen Reformator als unversöhnlichen Gegensatz erscheinen lassen und dieser Gegensatz hat das Verhältniß der deutschen und schweizerischen Kirche auf Jahrhunderte bestimmt. Heute preisen wir es als einen Segen der Vorsehung, daß die Begründung des Protestantismus nicht auf zwei Augen steht und daß damit von Anfang an dargethan ist, daß die Einheit des Protestantismus nicht die Einheit des dogmatischen Buchstabens, sondern die Einheit des Geistes ist.

Wir erkennen in der gezeichneten Verschiedenheit nicht einen Gegensaß, sondern eine Ergänzung und konstatiren mit Freuden, daß in unserem Jahrhundert troß mächtiger konfessioneller Gegenströmungen ein lebhafter Austausch der Gaben zwischen den Kirchen beider Länder begonnen hat. Wie wir dankbar der Gemeinschaft gedenken, welche uns seit Jahren mit Ihnen verbindet so bekennen wir es heut mit Freuden, daß uns nichts von Ihnen trennt, auch wenn die geschichtliche Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse unserer Länder vielfach ein verschiedenes kirchenpolitisches Verhalten beiderseits bedingt.

Wir hegen den lebhaften Wunsch, Ihnen auch durch diesen unseren Gruß zur Zwinglifeier zu bezeugen, daß wir an unserem Theile dazu beitragen möchten, frühere Verkennungen zu sühnen und angesichts der neuen Erstarkung des Papstthums in unserem Jahrhundert zu jener Einheit des Protestantismus mitzuhelfen, deren Devise das apostolische Wort ist: Mancherlei Gaben, aber ein Geist!

Mit freundschaftlich ergebenem Gruße

Der ständige Ausschuß

des allgemeinen Deutschen Protestanten-Vereins Schröder: Vorsitzender.

Otto Friese: Schriftführer.

Anna, Zwingli's Gaftin.*)

Anna Reinhard stammte aus einem alten, adeligen St. Gallergeschlecht. Ihr Großvater hatte 1432 das Bürgerrecht in Zürich erhalten, wo Anna im Jahr 1484 geboren wurde. In stiller Verborgenheit, unter den Augen trefflicher Eltern von ächter Schweizertreu und Frömmigkeit blühte sie auf. Sie wird in Familienschristen ein „überaus schön Mensch“ genannt, die der Gegenstand allgemeiner Bewunderung war. Hans Meyer von Knonau, Sohn eines Zürcher Rathsherrn, 1478 geboren, ein Jüngling voll Kraft und Feuer aus altem Adelsgeschlecht, gewann ihr Herz. Sein Vater ahnte nichts davon und bestimmte ihm zur Ehe eine Edle aus dem Thurgau. Aber als der Vater ihn zur Brautschau in's Thurgau schickte, verband sich der Sohn in aller Stille in der Kirche eines Zürcherdorfs mit seiner Anna Reinhard und entfremdete sich damit das Herz des Vaters für immer.

[ocr errors]

So glücklich die zwei jungen Leute miteinander lebten: der alte Meyer von Knonau wollte nichts von ihnen wissen, betrat ihr Haus nie und drohte sogar mit Enterbung des ungehorsamen Sohnes. Da gewann ein Entelfind durch eine liebliche Begegnung das Herz des Großvaters. „Es war ungefähr im Jahr 1513, als Rathsherr Gerold, der Großvater, sich mit mehreren Collegen auf dem Gesellschaftshause zum Schnecken befand, welches damals noch an das Rathshaus auf dem Fischmarkte angebaut war. sah aus dem Fenster. Die Menge des auf dem Marktplaß ab- und zugehenden Volkes ergözte den Alten. Jezt erschien bey der Fischer-Bude eine Magd, ein Knäbchen im Arm, um Fische einzukaufen. Da sich beym Zudrang der Käufer der Handel verzog, setzte sie das Knäblein in einen auf dem Platz stehenden Fischer-Zuber. Das muntere Kind zog, burch Jauchzen und fröhliche Geberden, aller Augen auf sich. Jezt erblickte es der alte Meyer, und wollte wissen, wem wohl der bildschöne Junge gehöre, der da im Zuber sich so munter herumtummle; „der Knabe, sagte er, habe eine Lebendigkeit, die er noch selten an einem Kinde gesehen." Freunde bedeuteten dem Alten, „Es sey sein eignes Enkelchen Gerold, und schon seit längerer Zeit seiner Lebhaftigkeit wegen ein Fingerzeig der Stadt. Er sehe nun selbst, wie das Volk den schönen Buben angaffe, und an ihm Freude habe. "Dem Greisen schossen Thränen in die Augen. Auf der Stelle ließ er die Magd mit dem Knäbchen in den Saal rufen, nahm es in die Arme, herzte und küßte es. Der junge Gerold schüttelte den Kopf; sah dem Alten aber frisch in's Gesicht, und griff ihm nach dem Langen Bart. Jetzt war des Greisen Herz weich wie Wachs. In Gegenwart aller Anwesenden sprach er: „Kind! Dein Vater hat mich zwar mäch

[ocr errors]
[ocr errors]

*) Zu vrgl. „Anna Reinharb“ von Salomon Heß, Zürich 1820.

« ZurückWeiter »