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Berlinische Nachrichten Bon Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlage der Haudes und Spenerschen Buchhandlung.

No. 20. Donnerstag, den 15ten Februar 1816.

Beriin, vom 15. Februar.

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Selne Majestät der König haben dem General Lieute nant v. 3ieten zu Königsberg in Preußen, dem Kd nigl. Schwedischen General Lieutenant v. Bope den rothen Adler Orden erster Classe; dem Kaiserl. Rusftschen Generals Major v. Moffoloff, den rothen Aclers Orden weiter Claffe; dem General Lieutenant von Brauchitsch den rothen Adler Orden dritter Classe; den Obersten v. Sepelin und v. d. Marwig den Milis tair Berdienst. Orden, und den beiden Bombardieren Dinsing und Morig von der dreizehnten provisorts schen Brandenburgschen Artillerie- Compagnie das eiferne Kreuz zweiter Claffe zu verleihen geruhet.

Gestern wurde auf Sr. Königl. Majeftåt Allerhöchs ften Befehl die Weihe der Fabnen des Stettinet, des Breslauer und des Königsbergschen Garde Landwehr-Bataillons vollzogen. Es waren zu dem Ende, von jedem dieser Bataillons, Vormittags um 11 Uhr, Deputationen nach dem Königl. Palais beorbert, woselbst Se. Majeftac der König, nebst sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, die Ce remonie des Nagel: Einschlagens vernahmen und sodann Die Fahnen den Abgeordneten der Bataillone übergaben. Diese verfügten sich nun nach dem Lustgarten, wos felbft die Bataidone in offenem Quarree zum Got tesdienst aufmarschirt ftanden. Der Brigades Prediger Mann hielt eine bem Anlaß gemäße kurze Rebe, und gab diefen rühmlicht erworbenen Panieren die Wethe.

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Die Prinzen des Königl. Hauses und die hohe Genes ralitat wohnten dieser Feierlichkeit bet, nach deren Beens bigung Se. Majefifit, unter Bezeigung Allerhöchstihrer Zufriedenheit, obengenannte drei Garde Landwehr Bas caillone (unb fo auch das schon früher mit einer Fahne bes gabte Berliner Landwehr Garde Bataillon) en parade bei fich vorbei marschteren ließen. Das lehtere ward von des Kronprinzen Königl. Hoheit, das Stettiner von des Prinzen Wilhelm (Sohn Sr. Majestät) Königl.

Hoheit geführt. Bei dem Kontasbergschen Garder Landwehr Bataillon paradirten Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht, das Breslauer Garde, Lands wehr Bataillou war durch die Unpåßlichkeit des Prins zen Karl Königl. Hoheit, eines gleichen Vorzuges be raubt.

Der Generalmajor von Lobenthal ist von Pores dam hier angekommen.

Die Reserve Eskadron des Kurassier Regiments Große fürst Constantin, unter Anführung des Rittmelfters von Gottberg, ist von Driesen hier augekommen.

Bekanntmachung.

In Bezug auf die Bekanntmachung vom aten August v. J. wire das publ:fum hierdurch noch besonders benachrichtigt, daß 1) sett bei 15ten Januar d. J. in dem, von mehreren der angesehensten Handlungshäuser in Berlin, errichteten Con toir mit Genehmigung u. Garantie des Staats, sämmtliche Preusische Tresor und Tealerscheine nunmehr al pari realiitt werben, und das diese Realifirung bier in Berlin chne alle Unterbrechung fortdauern wird, so lange noch dergleichen Tresor- und Thalerscheine im Umlauf sind.

2) Daß dasselbe Comtoir auch settdem, mit meiner Genebmigung, Trefor und Thalerscheise, jedoch nur in Eummen von 25 Thir. und darüber, gegen ein Aufgeld von Einem Procent verkauft, damit jeder seinen Bedarf an Tresorschetnen erhalten kann, ohne einer übermäßigen Agiotage ausge feht zu seyn.

3) Daß die gesehlichen Vorschriften vom 7ten September 1814 und 1ften März 1815, wonach alle öffentliche Abgaben in Tresorscheinen bezahlt werden können, gewiffe Arten deeselben aber entweber ganz oder zum Theil nicht anders als in dieser Geldforte berichtigt werden dürfen, in ihrer vollen Birtung bleiben, und beren genaue Befolgung den Behörden Neuerlicht noch befonders zur Pflicht gemachs is.

Eben so versteht es sich

4) von selbst, daß die frübere gefeßliche Bestimmung, we nach famtliche Königl. Kaffen und Geld-Institute des Staats verpflichtet sind, bei allen in Silber-Courant zu leistenden

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Dem Publikum wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Ziehung der 35ften Königl. Heinen Geld - Lotterie am Diene tag, den 27ften Februar d. I, Morgens um 8 Uhr, in dem gewöhnlichen Ziehungs- Lokale an der Jäger- und Charlottendraßen- Ece, ihren Anfang nehmen wird. Berlin, den 12ten Februar 1816:

Königl. Preuß. Generak- Lotterie- Direction.
Scherzer Bornemann. Heynich.

Rom Main, vom 9. Februar..

Auch im Baierfchem Franken übersandten mehrere Städte dem Könige Adressen; der König hat ihnen das für sein Wohlgefallen über die ihm bewiesene Ergeben heit in einem Schreiben unter dem 20sten Januar zu erkennen gegeben, und versichert: daß er auch in der ges genwärtigen. National Angelegenheit kein anderes Ges sez vor Augen behalten werde, als das allgemeine Wohl feiner Unterthanen.

Noch hört mair nicht, daß die Baierschen Truppen vom linken Rheinufer abziehen..

Einer in Parts abgeschloffener Konvention zufolge, werden die Öffiziere der Beseßungs- Armee, so wie auch die dazu gehörigen Individuen, die ihrem Grade nach den Offisteren gleich gefeßt find, vom aften Februar an die Rationen von Lebensmitteln nicht mehr in natura. erhalten. Die Rationen von Lebensmitteln werden von dieser Zeit an durch eine Entschädigung erseßt, deren Betrag in Mase jeden Monat von dem königl. Schat bezahlt, und durch die Oberkommandanten unter dle Offiziere vertheilt wird. Dieser Geld-Ersah begreift die Lichtel, die ihnen zu liefern sind, so, daß sie nichts. mehr zu begehren haben, als das Holz, das ihnen die Lieferanten verabreichen werden.

Die von den Frankfurter Bürgern erwählten 56 Bürs ger haben den Patrizier Freiherrn von Leonhardt, zu thr rem Präsidenten erwählt. Die Beibehaltung des Patri ziats (Stadt-Adels ) ift_von_einem Mitgliede desselben, Herrn v. Frchard, den Frankfurtern sehr ans Herz gelegt, und selbst auf die Kongreß Akte gefstüßt worden. Allein der Pattister hat an dem Doctor Diez einer sehr starken Gegner gefunden.

Nachrichten aus dem nördlichen Tyrol zufolge liegt Im hohen Gebürge außerordentlich viel Schnee, so daß die Ferien-Geyer, aus Mangel an Nahrung, in das Mits telgebürge kommen, und die Hasen und Hunde roährend des Jagens wegfangen und davon tragen. Auch in dem füblichen Tyrol ist eine so große Menge Schnee gefallen daß sich die ältesten Leute einer åhulichen Masse nicht zu erinnern wifen.

Der Kanton Aargau hat, nach offiziellen Berichten, selt seinem 10jährigen Bestande fast alle grundherrliche Rechte, deren Loskauf unter Beruscher Regierung un tersagt war, auch die Rechte, Pfarren zu vergeben, nicht eingezogen, sondern sie abgelöset; er hat mehr als 50 neue Landschulen, eine Erziehungsanstalt für Mädchen, Bils bungsanstalten für gelehrte und gewöhnliche Schulen,

und Stipendien für Studirende gestiftet; hat eine Straße über den Jura und 13 Brücken erbaut, das Armenmes fen trefflich bestellt, die Bürger in den offen geübt, die Auflagen vermindert, und dennoch im Jahre 1647 einen Ueberschuß von 52,000 Francs behalten.

Genf hat von Sr. Majestät dem Kaiser von Defters reich, zur Entschädigung für den Verlust, den diese Ne pubue an Kanonen und Munition erlitt, die Kanonen und 3000 Stück Flinten verehrt erhalten.

Wien, vom 2. Februar.

Ueber die Angelegenheiten init Baiern schweben wir noch immer im Dunkeln. Seit fürzer Zeit ist der Vers bei uns eingestellt,

fauf der Artiller Knechte mehre
und, Traiu Presen

auch werden keine K

Gestern eilte der Graf Paar, General und erster Flüs gel Adjutant des Feldmarschalls Schwarzenberg, von Mats land hter durch nach Petersburg als Courier: Se. Mas jestät der Russische Kaiser, dem er während seiner Ans wesenheit beim Cougresse zum Gesellschafts Cavalier beis gegeben war, hat ihn die Zeit seines Hierseyns stets ganz besonders ausgezeichnet.

Ungeachtet der alle Tage überhand nehmenden Theurung aller Lebensbedürfuiffe, und der noch nie so häufig gewes fenen Klagen der Verdienstloßigkeit, läßt sich doch unser Fasching so an, als ob Niemanden Noth drücke. Es waren noch nie so viele öffentliche Tanzfäle in der Stadt errichtet, als gegenwärtig und jeder wetteifert mit dem andern an Pracht und Eleganz in der Einrichtung, fo wie in der Vortrefflichkeit der Speisen und Getränke. Sonst waren in der Stadt nur 3 Tanzsåle mit ihren verschiedenen Speisezimmern und andern Appartements, jekt sind deren 9, wovon 3 oder 4 erst diesen Winter eröffnet worden. Betrachtet man die Gäste, aber nur auf den ersten Blick, so glaubt man unter den vornehm sten Personen zu seyn; bet dem genauerm Anschauen ́ers kennt man aber nur Leute aus den niedern Klassen und größtenthells folche Handwerker, die mit der Theurung der Bedürfnisse zugleich ihr Einkommen steigern.

Das Eintreffen von 16 Geldwagen in Wien, welche über 800,000 . geladen haben sollen, hat einen günsti gen Eindruck gemacht.

Dem Vernehmen nach wird unser Kaiser Mitte Fe bruars nach Fiorenz, seiner Baterstadt, abreisen, und sidy dort 4 bis 5. Wochen aufhalten. Der König von Near pel und der heilige Vater werdem Sr. Majestät daselbst, wote es heißt, einen Besuch abstatten.

Brüssel, vom 3. Februar:

Mehrere in hiesiger Stadt befindliche und in dem Am nestiegeses begriffene Franzosen, treffen Anstalten, nach Rußland abzureisen. Herr Merlin, Sohn, franz: Mare chall de Camp, hat seinen Reisepaß nach Riga visiren laffen.

In einer statistischen Notiz der Niederlande lieft man, baß die südlichen Provinzen derselben 3,400,000 und die nördlichen 1,800,000 Einwohner zählen..

In Gent haben verschiedene Fabrikarbeiter alle auss ländischen Waaren, die sie besaßen, verbrannt, und sich. untereinander feierlich verbunden, auf alle andere als in dem Vaterlande verfertigte Stoffe gänzlich Verzicht zu leisten.

Paris, vom 2. Februar.

Die Kammer der Deputirten wird mit vielen, zuweilerr sehr albernen Bittschriften geplagt, z. B. ein Herr Saus

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vage verlangt,jeden Journalisten für jede unrichtige Nach richt, die er mittheile, mit einer Geldstrafe von eintausend Franks zu belegen." Beherzigenswerther ware wohl eine andere,,wegen Verminderung der gar zu häufig ges mißbrauchten Eide.

Der Chevallier Hennet, erster Finanz Kommis, berechs net unsre Gesammtschuld auf 2193 Mill. Francs, wovon 845 Mill. früher gemacht, die übrigen durch den Frieden übernommen worden. Er schlägt vor, sie durch Aniethen Untethen und einen Tilgungsfond, abzutragen.

Der Herzog von Reggio hat wieder 4 Mitglieder der Nationalgarde entlassen; einer war Offizier und harte für Geld Leute vom Dienst freigesprochen, die übrigen hatten aufrührerische Reden geführt.

Als der Kontg neulich die Wittwe des in der Vendee gebliebenen Generals Grafen Suzanet erblickte, redete er fie freundlich an, und smarte ihre unmündige Tochter mit den Worten:,,Arme Kleine! Gott seegne Dich, wie ich Dich seegne. Ich will Vaterstelle bet Dir vertreten. Herr Lafayette ut auf felne Güter zurückgekehrt, um Im Schooße seiner Familie, entfernt von Geschäften, einer Ruhe zu genießen, die hoffentlich keine Umwälzung mehr storen wird. Gregoire gehört nicht zu den Königsmör dern, und wandert auch nicht aus.

Herr Mobreuil ist von der Anklage, die Kleinodien der ehemaligen Königin von Westphalen mit gewaffneter Hand geraubt zu haben, freigesprochen, jedoch wegen vers wirkten Zutrauens, an die Zuchtpolizei gewiesen worden. Das Journal de Paris bemerkt, daß die Decke des Saales, in welchem der Prevotalhof zu Parts setne Sibungen hielt, mit einem alten Gemälde, vorstellend bas jüngste Gericht, versehen set.

Ein bejahrter Mann spielte neulich in einem öffentlichen Hause mit Glück und legte seinen Gewinn in den Hut, welchen er unter dem linken Arm hielt. Sein junger Nach bar benutte die Aufmerksamkeit des Alten auf das Spiel, sich ein Goldstück nach dem andern von dem Gewins zusus etgnen, bis ein dritter den ersteren darauf aufmerksam machte. Wundern Sie Sich darüber nicht, versehte der Ehrenmann, wir spielen gemeinschaftlich. Dann aber nahm er den jungen Herrn bei Selte: Ich habe eben Ihre Ehre gerettet, sehen Sie selbige ja nicht wieder aufs Spiel!!

Einkommen zu schaffen, und noch 6 Millionen für die Pfarrgehülfen, die noch nicht 500 Francs erhalten. Die 550,000 Francs für die Boursen (Freitische), sollen um eine Million vermehrt werden. Ferner foll in jeder Ges meine für ein Pfarrhaus gesorgt werden. Geistliche, die fich verheirathet, oder dem Stande entfagt haben, gehen der Pensionen verlustig.

Gestern war greße Musterung der neuen Sarde, etwa

4000 Mannerie, 2000 Manu Kavallerie und

24 Kanonen. Monsieur führte die Grenadiere, the Hers joge e von Angouleme und von Berry die Kavallerie vor Sr. Majestät vorbei. Von der Kavallerie war 1 Dra goner Regiment und mehrere Eskadrons Husaren und Lanzenreuter schon vollständig, und alle Truvren neu und schön gekleidet. Die Husaren des Herzogs von Ar gouleme waren mit bei der Musterung.

Dle Curassiere des aften Regiments der königl. Garde haben ihrem Obersten vter threr Kameraden anges flagt, nlche sich aufrührerische Reden gegen die Regres rung erlaubt hatten, und zugleich darauf angetragen, daß man dieselben aus dem Regimente ausstoßen möge, well fie keine Soldaten unter sich dulden könnten, deren Ges Ennungen den ihrigen geradezu entgegen gefeßt wären. Die 4 Schuldigen wurden der Gensd'armerie übergeben, welche sie vor ein Kriegsgericht gekellt hat. 99

Die verwittwete Herzogin von Orleans hat der 11ten Legion der Nationalgarde, aus welcher gewöhnlich die Wache der Herzogin besteht, 1000 Fr. zustellen lassen; vorzüglich zur Ausbesserung und mehrerer Bequemlichkeit der Wachthäuser dieses Corps.

Die Nationalgarde der Departementer du Nord und Pas de Calais haben wegen der dem Könige im vorigen Jahre bewiesenen guten Gesinnung die Begünstigung erhalten, dem Könige und den Prinzessinnen als Ehrens wache zu dienen, wenn dieselben in jene Gegend kommen. Ferner sollen fie die Lilie an einem besondern Bande tra gen, weiße: Fahnen mit dem Wapen Frankreichs, und Schårpen, von der Herzogin von Angouleme überreicht, erhalten; und wenn Mitglieder dieser Nationalgarde das Kreuz der Ehrenlegion verdienen, es aus den Händen Monfieurs empfangen.

Alle Låden und Buden auf den Straßen, in denen manum eine Kleinigkeit die Zeitungen und Flugschriften lesen Das Journal des Buchhandels kündigt ein neues konnte, sind auf Befehl des Poltzet- Präfekten geschlös; Werk der Gräfin von Genlis an unter dem Titel: Jo fen worden, und können nur mit dessen ausdrücklicher Hanne von Frankreich, eine historische Novelle. Johanne Erlaubniß wieder geöffnet werden. Alle die beunruhi von Frankreich, die Tochter Ludwigs XI., war die Gegenden und falschen Gerüchte von Besorgnissen über mahlin Ludwigs XII. Sie war bucklig, lahm und sehr häßlich. Der König trennte sich von ihr, und sie zog fich nach Bourges zurück, wo sie ein Kloster stiftete. Frau von Genlis hat in diesem Werke die moralische Schönheit der körperlichen gegenüber stellen wollen.

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die öffentlich: Rahe und Sicherheit in Paris, und sogar von einem Angriffe auf die Tuillerten, waren falsch oder doch wenigstens außerordentlich übertrieben. Mehrere Offiziere und andere Personen hielten in einem Hause in der Leiters gaffe, nicht weit von jenem in der Straße St. Honoré, in welchem sich täglich der bekannte Clubb versammelt,

nächtliche Zusammenkünfte, und machten sich verdächtig, irgend einen Anschlag gegen die Königl. Famile auszus brüten; sie sind aber sämmtlich eingezogen worden.

So oft ehemals Bonaparte das Schauspiel besuchte, so überschickte der Polizeiminister dem Maire des Arrous diffements, in welchem das Schauspielhaus lag, eme gewiffe Summe Geldes, um dafür Eintrittsbillette zu kaus fen, welche unter solche Menschen ausgethetit wurden,

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digen weiß. Zu eben diesen Gesinnungen fühle Sc Mich auch wegen Berettwilligkeit verpflichtet, die Meine Truppen von Seiten der Behörde, an deren Spize Sle stehen, erfahren, und Ich bitte Ele, Mein Herr, als Beweis davon den rothen Adlerorden dritter Klaffe, den Ich Ihnen ertheile, anzunehmen. Berlin, den 5ten December 1815. Friedrich Wilhelm."

Der berühmte Piccini, Kapellmeister des Königs von Schweden, hat so eden eine von ihm verfertigte Hymne bekannt gemacht, mit der Ueberschrift: Das Feldge schrei, und diese Komposition der ersten Kompagnie der Nationalgarde ju Pferde von Paris gewidmet. Kenner und Liebhaber finden sowohl die Musik als die Worte dieser Hymne ganz vortrefflich.

Am zten, des Nachmittags, ist an dem Mörder Mas gloire, unter einem ungeheuern Zusammenströmen des Volks, das Todesurtheil auf dem Greveplas vollzogen worden. Er blieb bis zu seinem lehten Augenblicke ver stockt und unverschämt. Als er bei dem Schaffot ans fam, betrachtete er die Guillotine mit faltem Blute, gieng hastig die Stufen hinauf und grüßte, während man ihn an das Brett band, die Umstehenden rechts und links mit Kopfuicken, dann sagte er zu dem Nachs richter:wir wollen eilen!

Die öftreichische Besaßung in der sardinischen Festung Alessandria wird noch immer durch kleine Detaschements verstärkt, und soll sich schon auf 16000 Mann belaufen.

Dem Diario Romano zufolge ist folgenden Prälaten ihre bevorstehende Promotion zur Cardinalswürde noti ficirt worden: Mgrt. Pelagallo, Cacciapiatti, Zauli, de Gregorio, Bardary, Guardoqui, della Genga, Mor rosio, Malvasia, Arezzo, Naro, Riganti, Lante (Aless sandro), Ruscout, Vidont, Cavalchint und Fontana.

Su Rom arbeiten die Congregationen der auswärtigen Missionen mit dem größten Eifer daran, ihre Verbins dungen mit den andern Welttheilen wieder berzustellen. 12 Jesuiten sollen wieder nach China gehn, dessen Regent das alte Duldungsgesetz wieder erneuert und mit seinem rothen Pinsel (dessen er sich bedient, wenn eine Verordnung unwandelbar gelten foll) folgendermaßen uns terzeichnet habe:,,Es giebt nur Einen Gott, und dieser Gott wird nicht durch die verschiedenen Namen, die man ihm beilegt, beleidigt."

Der Pabst hat die Erbauung ekier neuen Gallerie im Vatikan aufgegeben, und die aus Frankreich zurückkeh renden, zum Thett schen unversehrt angekommenen Kunsts werke, werden ihren alten Plas im Museum wieder eins nehmen.

Die Aufträge die Canova in London für den Pring Regenten und mehrere vornehme Engländer übernommen hat, werden ihn volle 15 Jahre beschäftigen. Sein bes rühmter dänischer Nebenbuhler in der Kunst, der Jslán der,,Thorwaldsen, ist nach Copenhagen berufen, wo er für die dortige Hauptkirche einen Christus und te zwif Apostel in Marmor bilden soll. Er miro aber nach Rom zurückkehren, and allda diese Arbeit ausführen.

St. Petersburg, vom 30. Januar.

Berwichenen Mittwoch, den 24ften dieses, ward die Vermählung Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Ekaterina Paolomona mit Sr. Königlichen Hoheit

dem Kronprinzen von Würtemberg Friedrich Wt helm vollzogen. Um 11 Uhr versammelten sich im Wins terpalais die angesehene Gelftlichkeit, besgleichen die Hof chargen und die anderen vornehmen Standespersonen beiderlet Geschlechts. Die Mitglieder des Reichsraths and die ausländischen Minister wurden vorläufig in die Kirche geführt, um der Trauung beizuwchnen. Sodann begaben sich Se. Majestät ber Kalfer, bte Kaiserinnen, die Großfürstin Ekaterina Pawlowna mit dem verlobten Bräutigam, die Großfürstinnen und die Großfärsten, so auch die ausländischen Prinzen aus den innern Zims mern in die Hofkirche unter dem Vortritt der Hofchar gen. Die Großfürstin Ekaterina Pawlowna trug eine Eleine Krone und einen karmefinrothen samenenen, mit Hermelin unterschlagenen Mantel. Die Schleppe des felben trugen vier Kammerherren, und das äußerste Ende desselben der Stallmeister Fürst J. A. Gagarin. Beim Eintritt in die Kirche wurden Ihre Majestäten von der angesehenen Geistlichkeit mit dem Kreuze und dem heil. Weihwaffer empfangen. Bet Anstimmung des Gesangs: Herr Deiner Stärke erfreut sich der Könts, geruhete die Kaiserin Maria Feodorowna die Verlobten auf den mitten in der Kirche bereiteten Plaß zu führen, wonach die Trauung, nach dem Kirchengebrauche der Griechisch Russan Kirche, ihren Anfang nahm. Die Hochzeitskränze) hielten über die Großfürstin Ekaterina Pawlowna der Großfürst Nikolat, und über den Kron prinzen von Würtemberg der Großfärst Michael. Nach beendigter Trauung statteten die Neuvermählten Shren Majeftaten ihren Dank ab. Hiernach wurden bei Ans ftimmung des Herr Gott Dich loben wir von der St. Petersburgischen Festung 101 Kauonenschüsse abges feuert. Nachdem die angesehene Geistlichkeit den Neus vermählten ihren Glückwunsch dargebracht hatte, ges ruheten der Kaiser mit der Allerdurchlauchtigsten Familie und dem ganzen Hofe sich in der vorigen Ordnung aus der Kirche in die weiße Gallerie zu begeben, wo die Trauung des Kronprinzen von Würtemberg nun auch nach den Gebräuchen der protestantischen Kirche vollzogen ward. An diesem Tage war bet Hofe glänzende Mits Eagstafel, an welcher die MitgHeder der Allerhöchsten

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*) Die Trauung, wird in der russisch-griechischen Kirche, Die Trauung, wird in auch die eheliche Krönung genannt, weil die Braut und Brautigams Begleiter (gewöhnlich ein Brduti gamsführer Wosprijemnick und eine Brautführerin Wos prijemnitza), wodbrend der Gebete Kronen über dem Brautpaar halten. Nach dem Gevet uimmt der Geistche dieselbe, frint uerf den Bräutigam mit den Worten: dieser Knecht Gottes wird gefront für die Magd Gottes darauf eben so die Braut. Die Kronen werden entweder gar nicht aufgefeßt, oder doch bald wieder abgenommen. Ehemals waren diese Kronen nichts anders als Krenze von Blumen oder jungen Zweigen; iezt sind es meistens ordentliche Kronen, gemeiniglich von Silber oder

einem andern Metall, und in je corhanden.

Ja man hat mehrere Sorten derselben Verschieden heit des Standes. An einigen Orten wird diese Krönung bei der 2ten Ehe fertgelaffen, u. ftatt ber Krone ein Heili gen Bild über dem neuen Paar gehalten. Beigewöhnli then Trauungen wenigfens giebt der Getfiliche dem naneuen Paar auch aus einem Becher rothea Wein 3mal ju trinken, zum Andenken an die Hochzeit von Kana.

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Ratferlichen Familie zu speifen geruheten, und zu wel cher ble Personen der ersten dret Klaffen beiderfel Ge schlechts gezogen waren. fchlechts gezogen waren. Abends war glänzender Ball. An diesem Tage wurden in allen Kirchen Dankgebete gehalten, den ganzen Tag über die Glocken geläuter, und Abends war die Stadt illuminirt.

Am Donnerstage wurde der Geburtstag der regleren den Kaiferin gefeiert, und am Freitage nahmen die Neur vermählten die Glückwünsche an.

Die Besiber von Tachfabriken und Handlungen find aufgefordert worden, anzuzeigen: welche Tuchvorräthe fie zur Bekleidung der Armee bis zum Jahr 1819 ger gen prompte Bezahlung liefern können und wollen. (Durch den Krieg, namentlich durch den Brand von Moskau, scheinen die Tuchmanufakturen Rußlands ges fitten zu haben.)

Schreiben aus Warschau, vom 1. Februar.

Sufolge eines Decrets des Vicekönigs, Generals 3as jouczek, ist das Königreich Pohlen in 8 Woywodschaften getheilt worden, Cracau, Sandomir, Kalisch, Lublin, Plosk, Masovten, Podlachien und Augustow. Hauptstadt der Boywodschaft Cracau ist die Stadt Miechom; (weil die Freis stadt Cracau mit ihrem Bezirk ausgeschlossen ist) die von Sandemir, Radom; von Kalisch, Kaltsch; von Lublin, Lublin; von Plosk, Plozk; von Masovien, Warschau; von Podlachten, Sledice, und von Augustow, Surat, In jenen Hauptstädten der Boywodschaften werden die Commissionen (anstatt der ehemaligen Präfekturen) thren Sih haben. Das Königreich Pohlen besteht nach der jetzigen Organisation aus 39 Bezirken, die 77 Distrikte enthalten, indem mit jedem Bezirk mehrere Distrikte vereis nigt wurden.

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Die Miethsleute im hießigen sächsischen Palais, müssen daffelbe für den Generalstas der pohlnischen Armee und den Plas Commandanten räumen. Das Lyceum wird auch aus demselben fortgeschafft, sobald das ehemalige Cadetten-Corps. Palais für dasselbe inStand gesezt worden, Vermischte Nachrichten.

In Schlesien werden schon öffentliche Beiträge zu einem Denkmal für Blücher gesammelt. Der Landrath von Prittweiß macht bekannt, daß in seinem Kreise bereits 500 Thlr. dazu eingekommen find.

An der Nordwist Küste Jütlands ist ein dreimaftiges, mit Stäben und Brettern beladenes chiff, vermuthlich der Neptun aus Stettin, ohne alle Mannschaft angetrieben.

Der König der Niederlande hat den Handel nach Su rinam bloß seinen Unterthanen vorbehalten, die Insel Kurasao aber Schiffen aller Nationen geöffnet.

Nach englischen Zeitungen sollen die beiden Familien, die neulich zu Nismes zur katholischen Kirche übergins gen, den Schritt aus Armuth und für Geld gethan haben.

Die Manufakturisten von Manchester haben beschisss sen, dem Lcd Clancarty, der sich jest zu Frankfurt bes findet, ein Gesuch zustellen zu lassen, wodurch derselbe angewiesen werde, das Interesse Englands in Obacht zu nehmen und dahin zu arbeiten, daß die Aufkage nener Zölle auf engl. Manufakturen verhindert und die mögr lichste Freiheit des brittischen Handels mit den verschles denen deutschen Staaten gesichert werde.

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