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reiste, wie er im 47ten Capitel fagt, nicht deshalb

nach Paris: um das Palais royal, die Luxemburg und die Façade des Louvre, oder fchöne Ge

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mählde, Statuen und Kirchen zu fehen, fondern feine Aufmerksamkeit war allein auf die Menfchen und deren Herzen gerichtet.,, Jede Schö,,ne, fährt er im genannten Capitel fort, betrachte ich, wie einen Tempel und wünschte die

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"

von meiner Heimath nach Frankreich geführt,

und wird mich von hieraus auch nach Italien ,, führen. Es ift eine ruhige Reife des Herzens

"

zur Aufspürung der Natur und folcher Gefühle,

die aus ihr entstehen, welche machen, dafs wir

,, uns einander und die Welt mehr lieben, als » gewöhnlich gefchiehet."

Sein

VORREDE.

VII

Sein Weg geht vom Landungsplatze Calais aus über Montrevil, Nampont und Amiens nach Paris, die gewöhnliche Strafse. Von Paris geht er nach Versailles, aber blos um sich einen Pass zu hohlen, den er aus Eilfertigkeit in London vergeffen hatte. Nachdem er sich einige Zeit in der Hauptstadt aufgehalten hat, reift er durch Moulins, Bourbonnois, Lyon und Savoyen nach Turin. Der letzte Ort feines Aufenthalts, von dem er uns in feiner Reife Nachricht giebt, ift in Savoyen. Den übrigen Theil derfelben hat er bekanntlich nicht gefchrieben, da er darüber ftarb, Ob er ihn auf alle Fälle auch hinzugefügt haben würde, ift noch immer eine Frage. Der erfte Theil fchliefst fich zwar fo, dafs man noch einen zweyten erwartet und mehrere noch, wenn wir auf das Vergnügen fehn, was der erste gewährt, allein er ift doch immer als ein Ganzes zu betrach

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ten, da er die ganze Reife durch Frankreich

enthält,

Die Ueberfchriften der Capitel find fo befonders, und fo wenig verfprechend eingerichtet, dafs man nicht anders vermuthen kann, als Yorick habe fie mit allem Fleisse so abgefasst. Wer trauet fich in einem Capitel, das überschrie, ben ift: Die Remifenthür, der todte Efel, der Degen, der Pafs u. f. w. wohl fo etwas Vortrefliches zu fuchen, als man wirks lich darin findet? Yorick fcheint dabey vor Au gen gehabt zu haben: dafs ein Vergnügen defto grösser fey, je kleiner man fich es anfänglich vorftellt, oder er war auch hierin originell,

Die Beobachtungen, die er auf der Reife machte, follten ihm Stoff zu anatomifchen Zeich nungen des menfchlichen Herzens liefern, die er so glücklich in diefem Buche ausgeführt hat. E

ift

ift daher ein Buch geworden, das zwar das aufse re Anfehn einer Reifebeschreibung hat, dem Inhalte nach aber mehr in die Claffe der philofophifchen Schriften gehört. Daher hat der Verfaffer der Uebersetzung, wovon der erfte Theil in Braunschweig 1769. erschienen ift, ganz richtig den Titel fo abgefafs: Yoricks empfindfame Reifen durch Frankreich und Italien, oder: Verfuch über die menfchliche Natur. Es ift ein Buch, wie gewifs wenig gefchrieben wer den. Nutzen und Vergnügen find darin aufs genaueste mit einander vereinigt.

Die Schwierigkeit nun liegt theils in der Kürze des Ausdrucks, der mehr denken läft, als er fagt, theils in den Bildern und Anspielungen von mancherley Art, theils in den Uebergängen von einer Sache zur ändern, wo die Verbindung häu

fig weggelaffen ift, und endlich auch in der Ord

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nung der Sachen, wo öfters die Bemerkung dem

jenigen, woraus fie gezogen ist, vorangeht, ftatt dafs fie ihm folgen follte. Dies letztere macht es vorzüglich, dafs man den Anfang vieler Capitel als etwas Paradoxes betrachtet, und ihn nicht eher versteht, als bis man das Folgende gelefen hat, woraus das Erftere deutlich wird.

Etwas Ungewöhnliches in Rücksicht auf Sprache, d. h. feltene oder ganz eigenthümliche Wörter und Rédensarten, ferner verwickelte Con

truktionen finden fich zwar hier häufiger als in andern Büchern der Art, aber im Ganzen genommen doch immer nur felten. Deshalb hielt ich es für gut ein kleines Wortregifter anzuhängen, wohin fich fo etwas beffer fchickt, als in die Noten. Hier habe ich alles, was Bedeutung von Wörtern und Redensarten betrift und auf den Sinn einer Stelle nicht unmittelbaren Einflufs hat, fo

dafs

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