August Schleicher: Skizze

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B.G. Teubner, 1870 - 104 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 48 - Sprache allein; nicht die freie Geistesthätigkeit (die Geschichte), sondern die von der Natur gegebene, unabänderlichen Bildungsgesetzen unterworfene Sprache, deren Beschaffenheit eben so sehr außerhalb der Willensbestimmung des Einzelnen liegt, als es z. B. der Nachtigall unmöglich ist ihren Gesang zu ändern, dh das Object der Glottik ist ein Naturorganismus.
Seite 12 - Mensch ist und bleibt doch der Microcosmus — zu sich kam in der Geschichte, ist's aus mit seiner Fruchtbarkeit im bewusstlosen Erzeugen seines concreten Bildes, der Sprache. Seitdem wird auch sie nur reproducirt, aber in den Sprachgenerationeu zeigt sich eine immer mehr um sich greifende Entartung.
Seite 11 - Natiirlich, denn das System ist die Darstellung des Seienden, die Geschichte des Werdenden, das Sein aber setzt das Werden voraus; .... Keine Periode im geschichtlichen Werden wird durch das folgende vernichtet, die folgende bringt nur etwas Neues zu dem schon Bestehenden hinzu, wodurch...
Seite 65 - Subjectives deuteln, haltloses etymologisieren, vage vermuthungen ins blaue hinein, kurz alles, wodurch die sprachlichen studien ihrer wissenschaftlichen strenge beraubt und in den augen einsichtiger leute herabgesetzt, ja sogar lächerlich gemacht werden, wird demjenigen gründlich verleidet, der sich auf den oben angedeuteten standpunkt nüchterner beobachtung zu stellen gelernt hat.
Seite 14 - Landmann, der mit ein Paar Rossen ein fruchtbares und reiches Feld bestellt; ihm genügt, wenn er practisch mit seinen Rossen gut umzugehen weiss, mit ihren Eigenthümlichkeiten muss er daher völlig vertraut sein. Der Linguist dagegen gleicht dem Zoologen, der...
Seite 57 - Das folgende Werk umfasst nur zwei Seiten, welche die Sprache der wissenschaftlichen Betrachtung bietet, die Laute und die Formen. Die Funktion und den Satzbau des Indogermanischen sind wir zur Zeit noch ausser stande in der Art wissenschaftlich zu behandeln, wie wir es bei den mehr âusserlichen und leichter erfassbaren Seiten der Sprache, bei den Lauten und Formen vermôgen».
Seite 45 - ... nicht mehr nothwendig ist. 3. Die deutsche Sprache. Von August Schleicher. Stuttgart JG Cotta. 1860. VIII. 340 S. 8. Das vorliegende Werk hat, wie der gelehrte Verfasser im Vorworte sagt, nur einen nationalen Zweck , der zwiefacher Natur ist. Es „ soll das Verfahren und die Ergebnisse der Sprachwissenschaft jedem Gebildeten zugänglich machen und zugleich das Wesen unserer deutschen Muttersprache in seinen Hauptzügen darlegen.
Seite 13 - In historischen Zeiten, das wissen wir aus Erfahrung, geht es mit den Sprachen als solchen abwärts, auch sehen wir nie eine neue enstehen. 2. f.} ausgesprochene Ansicht, dass die Sprache desshalb zu der geistigen Sphäre des Menschen gehöre , weil sie eine Geschichte habe, Geschichte aber nur innerhalb dieser Sphäre sich finde.
Seite 65 - Bei den Naturforschern kann man einsehen lernen, dass für die Wissenschaft nur die durch, sichere, streng objective Beobachtung festgestellte Thatsache und der auf diese gebaute richtige Schluss Geltung hat ; eine Erkenntniss, die manchem meiner Collegen von Nutzen wäre. Subjectives Deuteln...
Seite 69 - die Entstehung der Arten durch allmähliche Differenzierung und die Erhaltung der höher entwickelten Organismen im Kampf ums Dasein". Er spricht im Jargon des Biologen vom Entstehen, Wachsen und Absterben der Sprachen, und unter Mißachtung der dialektischen Sprünge in jeder materiellen Entwicklung vertritt er die evolutionäre Ansicht , Neues entstehe in kleinen Schritten über Varietät zur neuen Art. Mit kritischen Augen müssen...

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