Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

und der Haltung des regierenden Grafen war ja auch garnicht daran zu denken, daß ein lutherischer Prediger auch nur vorübergehend ungestört hätte wirken können. Und doch fehlte es nicht an sicheren Anzeichen, welche auf eine allmähliche Auflösung der altkirchlichen Zustände unverkennbar hindeuteten: das wird durch einen Blick auf die klösterlichen Verhältnisse bestätigt. Die Klostereinkünfte gingen schlecht ein, gab es schon vor 1525 widerspenstige Zensiten, so nicht minder nach 1525. Um den sich immer mehr und mehr vermindernden Klosterinsassen einen notdürftigen Unterhalt zu gewähren, mußten nicht selten Klostergüter veräußert werden, so verkaufte Kloster Göllingen z. B. 1526 einen großzen Holzacker u. a.m. Die Ausgaben wurden auf das Notwendigste beschränkt, und dennoch wiesen die Klosterrechnungen fortgesezt erstaunliche Defizits auf. Der Betrag an freiwilligen Gaben, an Opfergeld war gegen früher ganz merklich zurückgegangen. Häufiger denn je wird jezt die Hülfe des „Richters" in Anspruch genommen, um gegen säumige Schuldner der Klöster einzuschreiten (Stift Jechaburg).') Man vergleiche folgende urkundlichen Notizen: Das reiche Frankenhäuser Stift weist in einer Rechnung nach dem Bauernkriege folgenden Rechnungsabschluß auf:

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small]

Das Kloster Kapelle bei Frankenhausen 1526/27 (Er Joh. Fronrodt):
S. Geld-Einn. 276 sch. 12 gr. 1 Pf. 1 obl.

[ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Eine Opfergeldeinnahme ist überhaupt nicht vorhanden, der Kaplan, der um 8 sch. Jahresfold angenommen ist, erhält nur 5 sch. 24 gr. ausgezahlt und bittet troßdem, man möchte ihn förder behalten. Die Retardata-Zinseinnahme beträgt

[blocks in formation]

Nach der Klosterrechnung von 1504/05 (Schwarzb. Urfdn. Vol. IV. p. 765) betrug das Opfergeld

1) in der Stadt Kelbra 60 sch. 34 gr.

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

1) cf. auch Urfehd.-Buch 1518 ff. p. 81b: Die Dumherren zu Gichenburg“ sind in Irrung mit Herdan von Dachreden wegen bestimmter Forderungen der ersteren (1530), es handelt sich um 22 Martscheffel Kornschuld.

2) Nach Schönau a. a. D. schließt die Klosterrechnung von 1529 mit einem Defizit von 22 sch. 48 gr. 9 Pf.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

62 101/2 3 Heimezen! 351/2"

Die Rechnung von 1526 verzeichnet hinter zahlreichen Zinsorten ein „Nihil".

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Die Ausgabeposten für Präsenzien nehmen sichtbar ab; man vergleiche

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Von dem Verfall des Ansehens der alten Kirche zeugt es ferner, daß auch angesehene auswärtige Stifte ihren Güterbesiß auf bestimmte Zeit an weltliche Herren abtraten (cf. z. B. Sondersh. Land.-Arch. Reg. 3301: Stift Walken= ried überläßt die Güter zu Kelbra, die es von der Grafschaft Kirchberg und vom Erzstift Mainz gekauft hatte, wiederkäuflich auf 18 Jahre an Wilhelm von Reifenstein um 1400 Rtl. 1526 Donnerstag nach St. Agnetis). Bezeichnend ist auch das Abkommen vom Freitag nach Sonntag Okuli ao. 1527 zwischen Graf Botho von Stolberg und Graf Günther XL., „Die geistliche guetter in der gulden aue belangend". Der Vertrag lautet: „Wir Bot graf zu Stolberg und Wernigerod und wir Gunther der junger ver uns und von wegen der wolpornen hern Heinrichs des mittlern und hern Heinrichs des jungern, unser freuntliche lieben bruder alle graven zu Schwartzburg hern zu Arnstad und Sundersh. bekennen vor uns, unsern erben und erbnemern offentlich, nachdem itzd so in der heiligen cristlichen kirchen und glauben mancherlei neuickkeit und andrung gesucht, und sunderlich die geistlichen guther durch mancherlei form und weisse angegriffen, verandert und vereussert werden,

dieweil aber in beiden unsern amptern zu Heringen und Kelbra auch vil geistlich guter gelegen, dormit nue unsern herschaften zu nachteil nichts furgenommen, das denselben beschwerlich auch verweisslich (einen Verweis begründend) sein mochte, haben wir uns mit einander vereinigt und beschlossen, das wir hinfurder niemanden kein geistlich guter in berurten unsern ampten zu Heringen und Kelbra zu verandern, zu vereussern, zu versezen, zu verpfenden, zu keufen oder zu verkeufen gestaten sallen nach wollen, sundern wir unser erben und nachkomen sallen und wollen desfalls vor einem man stehen und keiner hinder dem andern vber salch geistlich guter etwas verwilligen ader nachlassen, was aber dorüber in einer jdern oberkeit in sunderheit gelegen, das solle hirinne nit gezogen sein und dormit ein jder herrschaft nach irem gefallen zu handeln haben, ane arg und geverde" c. (Arnst. H.-B. 1456-1542 Fol. 206 b).1)

Welche Schwierigkeiten Graf Günther hatte, um katholische Prediger für sein Gebiet zu bekommen, beweist seine Verhandlung mit dem Guardian Boller zu Salza. Der Graf wünschte den Klosterbruder Paul als Prediger nach Frankenhausen, daraufhin versprach der Guardian, es ermöglichen zu wollen, daß wenigstens von Zeit zu Zeit dort ein katholischer Pfarrer predigte (1531, Sond. Land.-Arch.).”) Über den Stand des sittlichen Lebens in der Zeit von 1526-1531 möge folgende Strafenstatistik orientieren:

1. Amt Arnstadt.

1525/26: 69 Straffälle, bestraft mit 82 sch. 11 gr. 5 Pf. (fast alle Fälle wegen Schlägerei, Rauferei, dies Strafverzeichnis spiegelt so recht die verwilderten Zustände nach dem Bauernkrieg wider. Der gräfliche Amtmann greift beim Bestrafen scharf zu. Allein acht Rockhäuser werden bestraft). 1526/27: 46 Straffälle, bestraft mit 44 sch. 11 gr. 6 Pf. (31 Fälle wegen Rauferei, Schlägerei, Scheltens, Werfens u. s. w.; 7 Fälle wegen Hurerei, Notzucht, Entführung. Die übrigen Fälle betreffen verschiedene andere Vergehen).

1528/29 44 Straffälle, bestraft mit 31 sch. 11/2 gr.

(27 Fälle wegen Rauferei, Schlagens, Stechens, Scheltens, Werfens;

"

4 weil im gemein haus begriffen" und wegen sonstiger Unzucht; 3 wegen Wegelagerei;

"

1) Bezgl. evangelischer Prediger in den schwarzb.-stolberg. Gemeinschaftsämtern Heringen und Kelbra cf. 1) Berga: Tilemann Kirchner, von 1509 (19) an, war der lezte katholische und erste lutherische Prediger; 2) Windehausen: Joh. Luder, der Prior der Dominikaner zu Nordhausen, wurde 1525 von den Bauern vertrieben, worauf er der erste lutherische Prediger zu Groß-Furra und dann dasselbe 1527 in Windehausen wurde (Leopold, Gesch. des Amtes). 2) Es studierten aus der Unterherrschaft 1) in Erfurt 1527: Struber ex Greussen; 1528: Scharffenberg, Fischer und Volgmar Breitenbach aus Frankenhausen; 1529: Casp. Scharffenberg, Siboldi und Gisse aus Frankenhausen und Coci de Sundershausen; 1530 Scholl de Frankenhausen. 2) Leipzig S.-S. 1531: Fabianus a Greussen 3) in Wittenberg S. 1530: 2 Frankenhäuser: Henricus Sigilbach und Harthongus Fischer (10. Juli).

7 Fälle wegen Übertretung obrigkeitlicher Gebote [Friedegebot, m. g. h. Gebot];

2 nächtlich Forderung ins Haus.

"

Die übrigen Fälle betreffen verschiedenes, z. B. einmal Unterschlagung von Geschoßeinnahmen 2c.)

1529/30: 46 Straffälle, bestraft mit 51 sch. 91⁄2 gr.

(35 Fälle wegen Raufens und Stechens;

[blocks in formation]

1525/26: 20 Straffälle1) (8 Fälle wegen Rauferei; „blutrünstig schlagen"; 3 Fälle wegen Versäumnis [1 Tag] „beim fronen“; 1 Fall wegen Friedensbruchs; 6 Fälle wegen „Austretens“, 2 Fälle verschiedenes).

1526/27: 17 Straffälle (darunter 8 Fälle wegen Körperverletzung, Rauferei; 1 Fall wegen Scheltens; 1 Fall wegen Umreißens eines Marksteines; 1 Fall wegen Übertretung des Friedegebotes; die übrigen 3 Fälle betreffen verschiedenes).

1527/28: 8 Straffälle (6 Fälle Rauferei und Verlegung; 1 Fall Drohung u. s. w.)

[ocr errors]

1528/29: 4 Straffälle (alle 4 Fälle wegen blutrustig machen“). 1529/30: 11 Straffälle (9 Fälle wegen Schlägerei u. s. w.; 1 Fall Diebstahl; 1 Fall Friedegebots-Übertretung).

1530/31: 20 Straffälle (10 Fälle wegen Körperverlegung u. s. w; 1 Fall wegen Scheltens über den Pfarrer von Eschdorf; 1 Fall Diebstahl; 1 Fall Verleumdung; 4 Fälle Übertretung des Friedegebots; 1 Fall wegen Scheltens über den Ortsschulzen; 1 Fall wegen Aufnahme eines Hausgenossen ohne Erlaubnis des Amtmannes; die übrigen betreffen Viehbeschädigung des Nächsten).

3. Amt Blankenburg.

1527/28: 4 Straffälle, bestraft mit 5 sch. 6 gr. (nur Schlägereien).

4. Amt Clingen-Greußen.

1528/29: 13 Straffälle, einschl. der Hälfte der Stadtbuße von Elingen und Greußen bestraft mit 33 sch. 1 gr. (zumeist Verwundungen, Beleidigungen u. s. w.; 1 Fall weil einer auf der Straße gewaltigt hat"; 1 Fall wegen Übertretung des Amtmanns Gebots). Die Stöcke und die Türme sind voll von Gefangenen.

1529/30: 14 Straffälle inkl. Stadtbuße: 49 sch. 35 gr. (8 Fälle wegen Stechens, Scheltens; 2 Fälle, weil man sich heimlich vertragen und nicht geklagt hat; 1 Fall wegen Verkaufs von Hammeln nach Erfurt; 1 Fall wegen unrechter Beschuldigung des Amtmanns vor dem Grafen; 1 Fall wegen tätlichen Angriffs auf eine geistliche Person).

1) Immer außer den Städten Rudolstadt und Teichel.

[ocr errors][ocr errors]

1530/31: 18 Straffälle, inkl. Stadtbuße: 56 sch. 28 gr. (7 Fälle Hauen und Stechen; 2 Fälle Kind machen"; 3 Fälle Diebstahl; 1 Fall Strafentziehung durch Flucht u. s. w.)

5. Amt Frankenhausen.

1526/27: 5 Straffälle von der Stadt 8 sch. 42 gr.

[ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Meist Raufereien und

Körperverlegungen.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

(darunter 19 Straffälle, weil man über

1531: 27

[ocr errors]
[blocks in formation]

1525/26: 39 Straffälle 13 sch. 7 gr. (darunter 25 Fälle wegen Rauferei, Echeltens u. s. w.)

9. Stadt Rudolstadt.

1529/30: 10 Straffälle 5 sch. 18 gr. (6 Fälle wegen Schlägerei 2c.; 2 Fälle Feldschaden; 1 Fall verbotenes Spiel; 1 Fall Ratsverbot übertreten).

10. Stadtilm.

1525/26: 5 Straffälle (Raufereien im Rathaus) 3 sch. 4 gr.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

1528/29: 11 Straffälle, 6 Fälle Rauferei im Rathaus;

1 Fall „Die Bäcker haben das Brot
zu klein gemacht";

1, „Die Fleischer haben kein Fleisch“;

3 Fälle Ratsgebote verlegt

7 sch.

47 gr.

1529/30: 15 Straffälle (10 wegen Raufens und Spielens im Rathaus;

3 Fälle Bestrafung von Bäckern; sonst: Ratsgebote übertreten) 9 sch. 52 gr. 1530/31: 13 Straffälle (Raufen, unzüchtig halten und mit Worten übel

behandeln) 91⁄2 sch.

11. Stadt Greußen.

1528/29: 17 Straffälle 9 sch. 11 gr. (eigentl. das Doppelte, denn die Hälfte 1529,30: 15

"

"

"

5 58 I der Strafgelder fällt andie Amtskasse) 12. Stadt Blankenburg.

1528/29: 41 Straffälle 19 sch. 8 gr.

1529/30: 17

[merged small][merged small][ocr errors]
« ZurückWeiter »