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uns nicht an diesem Trödel! Wenn das der Bischof gesehn hätte hu!... hahaha! Wart' ich will noch essen!

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den Knien vor Dir... Was man nicht Alles lernt !... Schön bist Du !... Meine Mutter hab' ich nie gekannt!

BALTHILDA. Nie gekannt?

TEJA. Hab' auch nie eine Schwester gehabt... Niemanden... Hab' auch nie gespielt in meinem Leben... das lern' ich nun noch zuguterletzt...

BALTHILDA. Warum zuguterletzt!

TEJA. Nicht fragen nein? Ach Du -- Du! Hahaha! Bitte iss! Beiss ab von meinem ja? Folgsam! Du weisst, was der Bischof gesagt hat?

BALTHILDA (beisst ab, dann aufspringend). Aber willst Du nicht auch zu trinken ?

TEJA. Ah ja! Bring mir nur den Milchtopf! Bring Du nur den Milchtopf... Du weisst ja, von dem uns Ildibad erzählte.

BALTHILDA (die hinübergegangen ist). Ist er das? TEJA (aufstehend). Das wird er wol sein. aber auch antrinken.

BALTHILDA. Gehört sich das so ?

TEJA. Ich weiss nicht. Es wird wol !

Du musst nun

BALTHILDA. Ja dann. (Sie trinkt und schüttelt sich lachend.) Hu, das schmeckt aber nicht!

TEJA. Gib her! (Er trinkt in gierigem Zuge.) Doch! (Er trinkt nochmals.) So !... Also solch ein Kostverächter bist Du?... Ja, wer bist Du denn überhaupt? Und wie kommst

Du hierher? Und was willst Du eigentlich von mir ?

BALTHILDA.

TEJA. Du
Du

Liebhaben will ich Dich!

mein Weib! Du... (Sie fliegen einander in

die Arme. Leise.) Und küssen magst Du mich nicht?

BALTHILDA (schüttelt verschämt den Kopf).

TEJA. Warum nicht?

BALTHILDA (schüttelt wieder den Kopf).

TEJA. Sag doch, warum nicht?

BALTHILDA. Ich werd's Dir ins Ohr sagen.

TEJA. Nun ?

BALTHILDA. Du hast einen Milchbart.

TEJA (wischt sich erschrocken über den Mund, dann in geheucheltem Zorne). Was hab' ich? Weisst Du nicht, wer ich bin ?... Wie darfst Du zu Deinem König sagen, er noch einmal! Ich will doch mal sehn !

sag' es

BALTHILDA (über den Tisch weg lachend). Ei-nen-Milch bart!

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ILDIBAD. Herr, riefst (er steht starr vor Staunen und will sich dann schweigend zurückziehn).

TEJA (hat jäh innegehalten. Er scheint aus einem Traum zu erwachen. Seine Mienen, seine Haltung kehren zu der finsteren Energie zurück, die ihn vordem beherrschte). Halt! Bleibe! Was geschieht draussen ?

ILDIBAD. Die Krieger kehren aus der Wagenburg zurück, Herr, und die Weiber zumeist begleiten sie.

TEJA. Sind die Führer versammelt ?

ILDIBAD. Ja, Herr.

TEJA. Sie mögen sich noch einen Augenblick gedulden. ILDIBAD. Ja, Herr.

TEJA. Denn, ich hab' auch ein Weib.

ILDIBAD (lächelnd). Jawol, Herr.

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BALTHILDA. Teja, Lieber, was geht mit Dir vor?

(Ab.)

TEJA (bleibt vor ihr stehn und nimmt ihren Kopf in seine Hände). Mir ist, als hätten wir in dieser Stunde eine ganze Welt von Freud' und Leid durchwandert Hand in Hand. Das versinkt Alles versinkt. Ich bin wieder, der ich war nein, der bin ich nicht. Du aber sei hoch über all den Weibern die Königin... Willst Du ?

BALTHILDA. Herr, was forderst Du von mir ?

TEJA. Du wirst nicht bitten und wirst nicht schreien ?
NO. XI. (VOL. IV.)

15

BALTHILDA. Nein, Herr.

TEJA. Der Tag naht.

Dicht vor uns steht der Tod.

BALTHILDA. Herr, ich versteh' Dich nicht. Niemand kann uns angreifen, und bis die Schiffe kommen

TEJA. Die Schiffe kommen nie mehr.

BALTHILDA (streicht sich über die Wangen und steht dann regungslos).

TEJA. Wir Männer aber gehn hinaus auf's Feld und kämpfen.

BALTHILDA. Das könnt Ihr ja nicht... das ist ja möglich!

un

TEJA. Wir müssen. Du bist die Königin und siehst nicht ein, dass wir müssen?

BALTHILDA. Ja ich seh es ein.

TEJA. Der König kämpft in der ersten Reihe und wir werden uns lebend nicht mehr sehn... Weisst Du das? BALTHILDA. Ja, das weiss ich !...

(Schweigen. Sie sehen sich an.)

TEJA. Deinen Segen will ich auf den Weg. (Er sinkt vor ihr in die Knie; sie legt ihm die Hände auf den Scheitel, neigt sich zitternd zu ihm nieder und küsst ihn auf die Stirn. Er springt auf und reisst den Vorhang zurück.) Herein, wer da

wartet!

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VIERZEHNTE SCENE.

DIE VORIGEN. AMALABERGA. EURICH. AGILA. ATHANARICH.
THEODEMIR und andere Führer.

AMALABERGA. König, ich habe Dir mein Kind geschickt...

Ich höre, ihr Männer habt zu tun.... Gib es mir wieder.

TEJA.

Hier hast Du Dein Kind!

(Amalaberga und Balthilda ab.)

FÜNFZEHNTE SCENE.

DIE VORIGEN. Ohne AMALABERGA und BALTHILDA.

TEJA (der ihnen nachstarrt, rafft sich zusammen und gewahrt den Bischof). Bischof, ich habe Dich heut' Abend schnöde behandelt. Vergib mir und hab Dank, denn nun weiss auch ich, wofür der Gothe den Tod liebt... (Ergreift sein Schwert.) Nun, seid Ihr bereit? Ist der Abschied erledigt?

THEODEMIR. Herr, wir haben Deinem Befehl zuwidergehandelt... Wer von unsern Weibern es erriet und wer von uns es sagte, das lässt sich nicht bestimmen. Genug, sie wissen es Alle.

TEJA. Und da haben sie Ach und Wehe geschrien ?

THEODEMIR. Herr, sie haben uns den Segen des Todes schweigend auf die Stirn geküsst.

TEJA (stutzt, halb für sich). Sie auch! (Laut.) Wahrlich wir sind ein Volk von Königen. Es ist schad' um uns. Kommt !

Er schreitet dem Hintergrund zu. Die Andern folgen. Unter dem dumpfen Brausen des den König begrüssenden Volkes fällt der Vorhang.

HERMANN SUDERMANN.

GAIUS CORNELIUS GALLUS.

DIE Nilinsel Philæ, den Altertumsforschern wie den Touristen wolbekannt, hat in den letzten Jahren auch insofern die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als die von der englischen Verwaltung Aegyptens ins Auge gefassten grossen Wasserbauten zur Regulirung der Nilüberschwemmungen den ägyptischen Ackerbau ebenso zu fördern geeignet scheinen, wie sie die dortigen Altertümer mit Schädigung und vielleicht mit Zerstörung bedrohen. Vorläufig hat der Mahdi und der Dongolakrieg mit seinen Kosten bewirkt, dass das Heil wie das Unheil wenigstens vertagt worden sind; indess ist in Vorbereitung dieser Unternehmungen, unter der umsichtigen Leitung des englischen Kapitäns Lyons, eine Aufräumung der auf der Insel aufgehäuften Schuttmassen in Angriff genommen, welche manches Interessante ans Licht gebracht hat. Dazu gehört die in ihrer Art einzige dreisprachige Inschrift aus den frühen Jahren des Kaisers Augustus, gesetzt von dem ersten römischen Statthalter Aegyptens, Gaius Cornelius Gallus; sie hat die Gelehrten der vier Nationen vielfach beschäftigt und ist namentlich, nach der sachkundigen Aufnahme des Herrn Borchardt, kürzlich in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie genau veröffentlicht worden. Sie nimmt indess auch über den engeren Forscherkreis hinaus das Interesse in Anspruch.

Unmittelbar am Thor der Stadt Philæ, so dass der Blick des Eintretenden zuerst hierauf fällt, ist dem Kaiser Augustus im achtzehnten Jahr seines ägyptischen Regiments--vor Christus 12-von den Bewohnern der Insel und der Nachbarschaft ein Tempel erbaut und vor diesem, wie es scheint, ein Altar errichtet worden. In dem Steinfundament, auf dem

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