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in eine bestimmte verwandelt worden ist, trägt nicht wenig zur Bestätigung unserer in der Einleitung XXII entwickelten Ansicht bei.

The age is grown so picked,] 'So picked' erklärt Sir T. Hanmer durch so smart, so sharp'; Malone durch so spruce, SO quaint, so affected.' Steevens bezieht es fälschlich auf die geschnäbelten Schuhe, die überdies zu Shakespeare's Zeit längst wieder abgekommen waren. Nares s. Picked. Douce II, 263. Schlegel: Das Zeitalter wird so spitzfindig.

The toe of the peasant &c.] Vgl. Walter Scott Guy Mannering XXI, p. 283: But now, sir, the clouted shoe of the peasant galls the kibe of the courtier.

The heel of the courtier] So QA und QB folgg. Fs: the heels of our courtier.

Of all the days the year] QB folgg. lassen 'all' aus.

Why was he sent into England? &c.] MC hat die Stelle von dem Grunde, wesshalb Hamlet nach England geschickt sei, wie die Angabe über die Zeit, während welcher der Todtengräber sein Amt versehen hat, gestrichen. Collier Notes and Emendations 430.

I have been sexton here,] QB folgg. FA: I have been sixteen here.

Many pocky corses now-a- days,] 'Now-a-days' fehlt in QB folgg.

Three and twenty years.] QA hat: this dozen yeare. Wenn Hamlet nach der Angabe des Todtengräbers gerade dreissig Jahre alt, und Yorick schon drei und zwanzig Jahre todt ist, so müsste Hamlets Erinnerung aus seiner frühesten Kindheit stammen; spricht aber von ihm, als hätte er ihn auch später, als Jüngling, in Gesellschaft und bei Tafel gekannt.

This same scull, sir,] FA verdoppelt diese Worte.

er

Yorick's scull] Douce II, 264 bemerkt, dass Shakespeare vermuthlich durch die in Saxo Gr. oft wiederkehrenden dänischen Namen Rörik, Erik u. a. auf den (später durch Sterne so berühmt gewordenen) Namen Yorick gebracht worden sei.

The king's jester.] Über die ursprünglichen 'Gestours' vgl.
Warton H. E. P. II, 369. Nach Brand Pop. Ant. I, 263 war
der Jester' identisch mit dem 'Fool'.
Wegen des Nominativs

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'Jester's. Wagner Engl. Sprachl. §. 314.

Let me see. e.] In QB folgg. fehlen diese Worte; sie finden sich jedoch übereinstimmend in QA und den Fs.

How abhorred in my imagination it is!] QB folgg. Fs: how abhorred my imagination is.

My gorge rises at it] Vgl. Dekker Satiro - Mastix (Hawkins The Origin of the Engl. Drama, Oxford, 1773, III, 119): My stomach rises at this scurvy leather captain.

Your own grinning?] Die Fs haben: your own jeering.

To my lady's chamber] So lesen QA und Fs. QB folgg. to
my lady's table.
Nach Douce II, 264 soll Shakespeare diesen
Gedanken von einem alten Bilde entlehnt haben, welches eine
Dame an ihrem Putztische darstellt, der ein alter Mann einen
Schädel im Spiegel zeigt.

Puts down the Scull.] Collier. Pope, Theobald und Warbur- 211 ton: Smelling to the Scull. Woher? In StR steht keins von

beiden.

As thus;] Fehlt in QB folgg., steht jedoch in QA und FA. Imperious Cæsar,] So lesen QA und FA; QB folgg.: Imperial Cæsar. Beide Wörter wurden zu Shakespeare's Zeit untermischt gebraucht. MC bezeichnet diese Stelle durch UnterCollier Notes and Emendatt. 430.

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streichen als eine entlehnte.
Texpel the winter's flaw!] So die Fs. QB folgg. the wa-
ter's flaw.

But soft! but soft awhile!] 'awhile'.

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Statt

Enter Priests, &c. in Procession; &c.] Woher rührt diese Fassung, die mit den 'verstümmelten Gebräuchen' sehr wenig im Einklang steht? QA hat Enter King and Queene, Leartes and other Lordes, with a Priest after the coffin. StR: Enter King, Queen, Laertes and the corse. Wie lesen QB und FA? des Priesters haben QB folgg. einen 'Doctor'. Der Umstand, dass Horatio noch nicht von dem Tode der Ophelia unterrichtet ist, erklärt sich daraus, dass er gleich, nachdem er Hamlets Brief erhalten hat, diesem entgegen gereist und eben erst mit ihm zurückgekehrt ist.

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Fordo its own life:] Vgl. K. Lear V, 3: That she fordid herself. To fordo to undo, to destroy.

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'T was of some estate.] QB folgg. Fs: 't was some estate. Shards, flints, and pebbles,] In QB folgg. fehlt: shards. Vgl. Nares s. Shards.

Her virgin crants, ] So lesen QB QF. QG und Fs: her virgin rites. Warburton: chants. Crants, Kranz, kommt nir

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gends weiter vor, und es ist noch unerklärt, wie Shakespeare zu diesem deutschen Worte gekommen ist, das als solches gerechtes Bedenken erregt. Für einen heimischen, volksthümlichen Gebrauch erwartet man auch einen heimischen Namen; oder, wenn beide der Fremde entlehnt sind, so pflegen sie doch äusserlich der heimischen Sitte und Sprache angepasst zu werden. Das ist bei 'Crants' nicht geschehen; es macht vielmehr ganz und gar den Eindruck eines Fremdwortes, und wir halten es desshalb für eine Verderbniss, vermuthlich aus 'chants'. Nares s. Crants. Brand Pop. Antiqu. II, 304. Drake 118.

Her maiden strewments,] Es war eine alte Sitte, die sich auf dem Lande theilweise bis jetzt erhalten hat, Gräber und Särge mit Blumen zu bestreuen; bei dem Begräbniss einer Jungfrau wurde überdies ein Kranz (regelmässig 'garland' genannt) vor dem Sarge hergetragen und nach der Beerdigung in der Kirche aufgehängt. Vgl. Twelfth Night II, 4. Cymbeline IV, 2. Brand Pop. Ant. II, 302-314. Drake 110.

Of bell and burial] 'Burial here signifies interment in consecrated ground.' Warburton. S. zu §. 201.

To sing a requiem,] QB folgg. Fs: to sing sage requiem;
MC: to sing sad requiem.

O! treble woe] QB folgg. und MC. Fs: O terrible wooer.
Like wonder-wounded hearers?] Hamlet will den Laertes an
Emphase überbieten und bildet daher das Wort 'wonder-wounded'
statt des gewöhnlichen 'wonder-struck'.
For though I am not splenetive]

I am &.

Delius.

Die Fs lesen: Sir, though

Yet have I in me something dangerous]
Yet have I something in me dangerous.
Which let thy wisdom fear.] QB folgg.
Hold off thy hand.] QA und QB folgg.

So QB folgg. Fs:

Fs: thy wiseness.
Fs: Away thy hand.

All. Gentlemen, &c.] Die Fs machen die Anrede 'Gentlemen' zur Personenbezeichnung und legen diesen redend eingeführten Hofherren die folgg. Worte Horatio's in den Mund.

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Forty thousand brothers] S. die Anm. zu §. 77: Sometimes he walks four hours together. QA: as deere as twenty brothers could. 'Twenty' bedeutet gleichfalls öfters eine unbestimmte Menge. Zu den bei §. 77. gegebenen Beweisstellen fügen wir hier noch ein paar andere hinzu. Hawkins The Origin of the Engl. Drama (Oxford 1773) I, 94: he stale forty pounde of myne

in monaye.

Ebenda III, 144: There stood above forty dishes before me to-day. Sogar 'eighty' (= zweimal vierzig) kommt in diesem Sinne, vielleicht mit verstärkter Bedeutung, vor. Hawkins III, 233: Hark thou, sir; you shall have eighty thanks. Die Fs: Come; eine Censuränderung.

'S wounds! Woul't fast?] Fehlt in den Fs. In QA fehlt dagegen: Woul't weep. MC hat Woul't storm' für 'Woul't fast' hinzugefügt.

:

Woul't drink up Nilus?] QA: Wilt drinke up vessels; QB folgg. Esill (als Eigenname cursiv gedruckt); Fs: Woo't drink up Esile? Sir T. Hanmer: Wilt drink up Nile? or eat &c. Theobald und Warburton haben 'eisel' geschrieben, was bei Shakespeare selbst in der Bedeutung 'Essig' vorkommt (Sonnets CXI; vgl. The Voiage and Travaile of Sir John Maundeville ed. Halliwell p. 9: the Jewes yaven our Lord Eyselle and Galle, in the Cros). Theobald erklärt die Stelle: Wilt thou swallow down large draughts of vinegar? eine so undichterische und hölzerne Erklärung, dass man sie diesem geistreichen und geschmackvollen Kritiker kaum zutraut. Bisweilen schlummert freilich auch der gute Homer!

Obgleich ausser den genannten Herausgg. auch Malone ein grosser Verfechter des Essigs ist, so muss doch diese Erklärung entschieden verworfen werden. Hamlet will den Laertes an Bombast überbieten; sie wetteifern in Ungeheuerlichkeiten. Wollte er von ihm verlangen, dass er einen Trunk Essig hinunterschlucke, so wäre das in einer so hochtragischen Scene eine abgeschmackte Lächerlichkeit; zudem heisst 'to drink up' offenbar austrinken. Das Vorkommen des Wortes im CXI Sonnette beweist für unsere Stelle gar nichts, indem das Essigtrinken dort als ein Heilmittel gegen Ansteckung erwähnt ist. Es bleibt uns danach nur übrig, uns auf die Seite derjenigen Erklärer zu stellen, welche in 'Esill' den Namen eines Flusses gesucht haben, auf die Seite von Steevens, welcher Weisel (= Weichsel) vermuthet hat, von Nares (s. Eisel) u. A. Wir sind, um es mit Einem Worte zu sagen, fest überzeugt, dass Shakespeare 'Nilus' geschrieben hat, wofür schon die Nähe des Krokodiles spricht. Der Nil war zu Elisabeths Zeit für die Engländer die Heimath und der Inbegriff alles Wunderbaren und Ungeheuern, wovon mehrere Stellen bei Shakespeare selbst Zeugniss ablegen. Merkwürdigkeiten vom Nil müssen ihnen häufig vorgeführt worden sein, denn ein Raritätenmann, der etwas Neues empfehlen will, sagt (bei Drake 190): We show no monstrous Crocodile, Nor any prodigy of Nile. Namentlich galt aber der Nil für einen ausserordentlich grossen, wenn nicht für den grössten Strom; Titus Andronicus III, 1:

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And now, like Nilus, it disdaineth bounds. Den grenzenlosen Nil austrinken das ist eine Hyperbel, wie sie nicht besser in Hamlets Mund passen kann; er will offenbar damit die baare Unmöglichkeit bezeichnen. Bedürfte es noch einer Parallelstelle, SO könnte man K. Richard II, II, 2 vergleichen: The task he undertakes, Is numb'ring sands, and drinking oceans dry. Wie ist nun aber aus dem so geläufigen Worte 'Nilus' das Unding 'Esile' entstanden? Auch das lässt sich unschwer erklären. Irgend ein sich klug dünkender Schreiber oder Setzer nahm an 'Nile' Anstoss, da er es für einen Verstoss gegen die Scenerie des Stückes hielt; er hatte von der holländischen 'Yssel' oder der dänischen 'Oesil' gehört und glaubte den Dichter oder doch seinen Abschreiber zu verbessern, indem er einen nordischen Fluss an die Stelle des afrikanischen setzte. Geht doch sogar Steevens von dieser Idee aus, während es heutigen Tages keiner Erläuterung mehr bedarf, dass Shakespeare nirgends Kostüm und Scenerie so streng beobachtet, dass er nicht englische Sitten, Ausdrücke und Anspielungen ebensowohl in Dänemark wie in Italien anbrächte.— Ein Krokodil zu verzehren, ist seiner undurchdringlichen Schuppen wegen unmöglich.

I'll do 't.] MC verdoppelt diese Worte, wodurch er den Vers fünffüssig gemacht hat. Mommsen P.-S. 367 findet dem MC zu Liebe gerade diese Verdoppelung sehr passend.

Against the burning zone] Warburton: the burning sun.

This is mere madness; &c.] QB folgg. geben diese Worte nebst den folgg. Versen bis 'will sit drooping' der Königin, die Fs dagegen dem Könige; MC lässt die ersten anderthalb Verse bis 'will work on him' vom Könige gesprochen werden, während er das Uebrige der Königin in den Mund legt. Eine solche Zerreissung dieser Rede ist jedoch durchaus gegen Sinn und Zusammenhang. QA theilt zwar die ganze Rede gleichfalls dem Könige zu, allein dafür fehlen in dieser Ausgabe die im vorigen §. vom Könige gesprochenen Worte: O! he is mad, Laertes, welche, gleich dem Ausrufe der Königin: For love of God, forbear him, in QA mit der gegenwärtigen Rede verschmolzen sind. Wir folgen daher unbedingt der QB. Die Worte können schon ihrem Inhalte und ihrer Fassung nach nur von der vermittelnden und besänftigenden Königin gesprochen werden, die sich bereits §. 160. in ganz ähnlicher, echt mütterlicher Weise ausgesprochen hat. Der König ist während dessen offenbar bei Seite getreten. Mommsen P.-S. 23. 37. 350.

When that her golden couplets are disclosed,] Warburton hat

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