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bedeuten; die Stelle ist allem Anschein nach verderbt, und vielleicht giebt uns QA einen Fingerzeig zu ihrer Verbesserung. 'Das Gesetz, heisst es in QA, wenn wir recht verstehen, hat es verkündet, dass diese (nämlich die Schauspieler des Globus- und des Blackfriars-Theaters) die einzigen Schauspieler sind (nachdem nämlich durch das bei §. 86 erwähnte Verbot die übrigen aus der Stadt vertrieben sind). Ihnen darf also weder Seneca zu schwer, noch Plautus zu leicht sein, sie müssen jetzt alle Arten von Stücken spielen'. Ist das die richtige Erklärung, so muss die Stelle eine spätere Einfügung des Dichters oder der Schauspieler sein, da nach p. XXIV die in QA enthaltene Bearbeitung älter ist, als das gegen die nicht-privilegirten Schauspieler gerichtete Verbot.

O Jephthah, Judge of Israel,] Die alte Ballade dieses Namens, 91 aus welcher Hamlet die folgg. Brocken citirt, steht in Percy's Reliques p. 48 (ed. Bohn, 1845); nach Warton H. E. P. III, 350, m war sie von William Petowe verfasst. Wahrscheinlich ist es dieselbe, welche im Jahre 1567 unter dem Titel: 'A ballet intituled the Songe of Jephthah's Doughter' in die Verzeichnisse der Buchhändlergilde eingetragen wurde; eine spätere, ebendaselbst im J. 1624 verzeichnete, führte den Titel: 'Jeffa Judge of Israel'. Auch zu Schauspielen wurde dieser Stoff verarbeitet, zuerst von John Christopherson 1546 in lateinischer und griechischer Sprache; dann (englisch?) im Jahre 1554, und endlich von Henry Chettle, welchem wenigstens nach Henslowe's Tagebuche im Mai 1602 Honorar für ein Trauerspiel 'Jefftha' bezahlt wurde. Warton H. E. P. II, 524. Collier zu d. St.

If you call me Jephthah fehlen in QF.

that followes not.] Diese Worte

The pious chanson] QA: the first verse of the godly Ballet will tell you all; StR: pious. Die F's und auch einige (welche?) Qs haben: pons chanson oder 'pans chanson', woraus Pope ein Brückenlied gemacht hat, weil Balladen besonders auf Brücken gesungen würden. Die alte Ballade war jedenfalls ein Weihnachtslied, wie auch das eben erwähnte Stück von Christopherson für die Feierlichkeiten der Weihnachtszeit bestimmt war. Drake 96. Marriot, Coll. of E. Miracle- Plays p. XXX sq. Nares s. Chanson. N. Rowe hat statt 'pious chanson' geschrieben: rubrick, worin ihm Pope, Theobald und Warburton gefolgt sind. MC: pious. Der erste Vers lautet bei Percy folgendermassen:

Have you not heard these many years ago,

Jeptha was judge of Israel?

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[blocks in formation]

It so came to pass,

As Gods will was,

That great wars there should be,

And none should be chosen chief but he.

Where my abridgment comes.] Pope, Theobald und Warburton lesen abridgments. Nach Nares s. Abridgement und Steevens bedeutet abridgment' eine theatralische Unterhaltung, Vorstellung. Midsummer Night's Dream V, 1: What abridgment have you for this evening? Nach Johnson und Schlegel: Die Abkürzer meines Gesprächs. Wird es nicht besser ganz allgemein als: Zeitvertreib aufgefasst?

Enter the Players.] So hat StR. QA: Enter players. Die Herausgeber (woher?): Enter Four or Five Players. Über den Empfang der Schauspieler vgl. die ganz ähnliche Stelle in The Taming of the Shrew, Induction, Sc. 1.

Thy face is valanced] So lesen sämmtliche Qs. Fs: is valiant. 'The valance is the fringes or drapery hanging round the tester of a bed', sagt Malone. Die Ableitung des Wortes ist zweifelhaft: entweder von Valencia, wo dieser Stoff zuerst verfertigt worden sein soll (wie 'arras' von der Stadt Arras und 'bilboes' von Bilboa), oder vom ital. vallare, vallanza, oder nach Webster vom franz. avalant, norm. valaunt. Nares s. Valance.

Com'st thou to beard me]

'To beard' ist nach Nares to oppose face to face, in a daring and hostile manner; to threaten even to his beard. Vielleicht heisst es vielmehr: den Bart zausen, nach der Analogie von Hamlet 100: Plucks off my beard. Henry IV, 1 P., IV, 1. Henry VI, 1 P., I, 3.

By the altitude of a chopine.] Chopines (chioppine, chopeene, cioppino, chapiney, chapin) waren Untersätze, halb Stelze, halb Schuh, welche vorzüglich von den Venetianischen Damen getragen wurden und auch in Spanien üblich gewesen sein sollen. Sie waren von Holz, mit Leder überzogen, bisweilen eine halbe Elle hoch, und wurden unter die Schuhe gebunden, ähnlich den von den englischen Frauen noch heutigen Tages getragenen 'pattens'. Die Venetianerinnen wurden dadurch so am Gehen behindert, dass sie sich von ihren Dienerinnen führen lassen mussten, ein Umstand, der ganz geeignet ist, uns den Ursprung dieser Sitte klar zu machen. Wahrscheinlich wurde sie von den in Vielweiberei leben

den Morgenländern erfunden, um ihre Weiber am Ausgehen zu hindern und kam aus dem Orient nach Venedig. Denselben Grund hat gewiss die Verstümmelung der Füsse bei den Chinesinnen. Dazu stimmt, dass in Venedig den Curtisanen das Tragen solcher Stelzschuhe verboten war. Einen Vorwand für die Einführung dieser Sitte in Venedig musste vielleicht der morastige Boden geben. Von Italien aus wurden die Stelzschuhe auch in England eingeführt, wo sie zu Elisabeth's Zeit eine ganz allgemeine Mode waren. Douce II, 231 folgg. Drake 394. Nares s. Chioppine. Vgl. W. Scott Kenilworth III, 4 (Edinb. 1821): 'without raising himself nearer to heaven even by the altitude of a chopin'.

Be not cracked within the ring.] Auf den ältern Münzen war der Kopf von einem Ringe umgeben; hatte nun eine Münze einen bis in diesen Ring hineinreichenden Riss, was bei ihrer grossen Dünne (namentlich bei den Goldstücken, angels') gewiss oft genug vorkam, so war sie ungültig. B. Jonson Every Man in his Humour II, 1: He values me at a crack'd threefarthings. Noch heute werden zu leichte Goldstücke in England dadurch ungültig gemacht, dass man sie bis etwa zur Mitte einschneidet (to clip). Da nun ein Stück gesprungenes oder eingerissenes Metall seinen Klang verliert, so wird dies Bild häufig auf die menschliche Stimme übertragen und, wie hier, namentlich auf den Stimmwechsel bezogen. Cymbeline IV, 2: our voices have got the mannish crack. W. Scott, Kenilworth I, 242 (Edinb. 1821): they heard the screams of a cracked female voice. Ich wünsche zu Gott, meint Hamlet, dass du noch nicht durch den Stimmwechsel für Frauenrollen verdorben bist. Douce. Nares s. Ring.

We'll e'en to 't, like French falconers &c.] So lesen QA und Fs; QB folgg: like friendly falconers. Die Worte enthalten einen Tadel der französischen Falkoniere, die, wie Sonntagsjäger auf alle Thiere ohne Unterschied schiessen möchten, ihre Falken auf alles Federwild ohne Unterschied stossen liessen, während nach den strengen, vorzugsweise in England ausgebildeten Regeln der Falknerei jede besondere Falkenart nur sen durfte; thus the Faulcon gentle or mallard; the Gerfaulcon will fly at the crane or bittern &c.' Drake 130.

auf bestimmte Vögel stoswill fly at the partridge the heron; the Saker at Nach einer von Collier zu

d. St. mitgetheilten Bemerkung verstehen die Franzosen noch jetzt unter 'chasse' im engern Sinne: the pursuit of trifling birds.

A taste of your quality;] S. die Anm. zu 87.

I heard thee speak me a speech once] Diese Art Tautologie 93 ist der englischen Sprache sehr geläufig. Midsummer Night's

Dream I, 1: to die the death; Macbeth II, 2: I have done the deed (W. Scott, Ivanhoe II, 224, 226. III, 54, 261); W. Irving Sketchbook 307 (Tauchn. Ed.): to dream dreams; 1 Sam. 15, 4: to gather together; W. Scott, Guy Mannering Chap. VI, p. 63 (Edinb. 1819): Gasp thy gasp, and groan thy groan Day is near the breaking; K. Lear IV, 6: go your gait; N. Hawthorne, Twice Told Tales II, 58 (Stand. Am. Auth. Vol. XI): knolling the homely knell of the Past; Leigh Hunt, Stories in Verse p. 165 (Lond. 1855): now light the light; W. Scott, Ivanhoe III, 129: to tell a tale (vgl. tale-teller und tell-tale, Henry IV, 2a Part, IV, 1); W. Scott, Ivanhoe III, 101: I have said my say; ebenda II, 38: sin the sin; N. Hawthorne, Twice Told Tales II, 111: I sing merry songs; W. Irving, Book of the Hudson p. 35 (N. York 1849): to sow the seed; Troilus and Cressida V, 7: strike not a stroke; W. Scott, Ivanhoe III, 239: Ivanhoe, who had other web to weave. Diese Beispiele lassen sich ohne Schwierigkeit vermehren. Ähnlich ist eine zweite Reihe von Redensarten, in denen nicht wie in den obigen beide Wörter, sondern nur das Eine dem germanischen, das andere (das Hauptwort) aber dem romanischen Sprachtheil entnommen ist: to ask questions, to fight a battle, to preach a sermon, to teach a lesson, to ring the bell u. A.

'T was caviary to the general:] 'Caviary' lesen QA und StR; Fletcher, The Nice Valour V, 1 reimt das Wort auf 'vary'; andere Schreibungen sind: Caviare, caveare und caviar. Der Kaviar, den vermuthlich die Venezianer vom Schwarzen Meere nach Westeuropa gebracht haben, war zu Shakespeare's Zeiten ein Leckerbissen der vornehmen Engländer, den jedoch das Volk verabscheute und den sogar Ärzte als schädlich verdammten. Diese Abneigung erklärt sich aus dem bekannten Abscheu der Engländer vor ungekochten Fleischspeisen. Douce II, 236 sq. Nares s. Caviare. 'The general' erklärt Nares (s. General) the people Troilus

=

at large. Measure for Measure II, 4; Jul. Cæs. II, 1. and Cressida I, 3; Haml. 189: the general gender. In demselben Sinne kommt auch 'generality' vor. W. Scott, Ivanhoe I, 130 (Edinb. 1820): His fate was but very imperfectly known to the generality of his subjects.

There was no salt in the lines] QA: there was no sallets; QB folgg. und Fs: there were no sallets in the 1.; MC: there was no salt in the 1. Die letztere Verbesserung hat bereits Pope gemacht, und Theobald und Warburton sind ihm gefolgt. liche Lesart war vielleicht: there were no salts nicht Salzarten, sondern Salzkörner, woraus sich

=

Die ursprüng

Salze, d. h.

die Entstehung

des unverständlichen und offenbar verderbten 'sallets' um so eher erklären liesse, als die Mehrheit 'salts' gewiss selten und vielleicht ein damaliger Modeausdruck war.

Nor no matter in the phrase &c.] Diese Worte bis 'affection' fehlen in QA, wo die ganze Stelle viel einfacher und verständlicher folgendermassen lautet: One said there was no sallets in the lines to make them sauory, But called it an honest methode, wholesome as sweete.

as

Indict the author of affection,] 'To indict' ist gleich 'to convict'; 'affection', wie die Qs lesen (Fs: affectation) wurde zu Shakespeare's Zeit vielfach für 'affectation' gebraucht. Nares s. Affection. But called it &c.] Johnson hat conjicirt: But I called it.

As wholesome

than fine.] Diese Worte fehlen in den Fs.

One speech in it &c.] Fs: One chief speech in it &c. hat 'chief' gestrichen.

MC

'T was Aeneas' tale to Dido;] So lesen QA und Fs; QB folgg: Aeneas' talke. Es gab zu Sh's Zeit mehrere Stücke über die Geschichte der Dido: ein Interlude in den Chester - Plays; ein lateinisches Trauerspiel, aufgeführt zu Oxford 1583; ein englisches (von John Rightwise, nach Collier H. E. Dr. P. I, 113 war es lateinisch), dessen Aufführung um 1520 Kardinal Wolsey, und im J. 1564 Elisabeth in Cambridge beiwohnte; und endlich Marlowe's Tragedy of Dido, vollendet und herausgegeben von seinem Freunde Thom. Nashe, 1594. Warton H. E. P. II, 527. III, 351 sq., r. Das Stück von Marlowe und Nash zeigt sich nicht nur in Anlage und Ton, sondern ganz besonders in der Schilderung des Todes des Priamus als das Vorbild unserer Stelle; ja wenn wir einer glänzenden Emendation von Steevens und Collier folgen dürfen, findet sich der Eine Vers fast wörtlich wieder. Bei Marlowe und Nash heisst es:

Which he (sc. Pyrrhus) disdaining, whisk'd his sword about, And with the wound thereof the king fell down:

Then from the navel to the throat at once

He ripp'd old Priam &c.

In Übereinstimmung mit dem im nächsten §. folgenden Verse: But with the whiff and wind of his fell sword

The unnerv'd father falls &c.

hat Collier statt 'wound' gleichfalls 'wind' geschrieben. (Derselbe Ausdruck kehrt übrigens in Troilus and Cressida V, 3 wieder: When many times the captive Grecians fall Even in the fan and wind of your fair sword &c.) Collier H. E. Dr. P. III, 221 — 229. Über die Bedeutung und Absicht dieses eingelegten Bruchstücks

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