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gen reich, so dises glaubens wolten sein, nit strafen; und herwider- März 29 umb, do ezliche unter disen stenden, die jener religion weren oder würden, das dise stend dieselben auch deswegen nit sollten strafen; und gaben ein exempel, wo wir wider auf jene religion fielen, das dan Pfalz, Würtemberg und die andern uns derwegen nicht anfechten solten."

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,,Darauf Granvel cum protestatione das er auch frei mocht reden gesagt, es were war, der abschied zu Speier were gemacht nach gelegenheit der gewesenen zeit und leuft, an Kai. M. wer kein mangel gewest, dem nachzukomen; was Kai. M. zu frid und ruhe hette thun können, darzu were sie alwege geneigt; wer aber dawider gehandelt, das wüst man auch wol."

Das Colloquium habe die Einigkeit und den Frieden befördern sollen, Nationalconcile habe man wohl oft wegen gemeiner Gebrechen gehabt, nicht wegen der Substanz des Glaubens;,,hie aber vil irrung im glauben, und mancherlei glauben, auch zwispalt des sacraments. Solt man von glaubenssachen schliessen, dazu gehört das ganz corpus der christenheit, als Italia, Hispania, Gallia etc.

Und fil darnach dahin, es were mit disen theologen nichts auszurichten, sy weren selzame leute, weren unter sich selbst irrig, schreiben lange dinge, man solt nemen darzu churfursten, fursten und andere personen und mittelarticul machen."

Sagt darbei, das man in stetten und landen die, so unsers glaubens nit weren, umb gelt und mit dem kerker strafte.

Und dieweil der kaiser nichts mer begert, dan frid und ein leib zu sein mit der Teutschen nacion, so wisten doch I. M. nichts einzureumen das wider Got were; dan wan dem gemainen man alle ding solten frei sein, so wurde sich die oberkait selbst vor inen zu befaren haben."

Landgraf:

,Wir thuen wol dörlich, das wir von disen hochen dingen reden, darin wir weder bevelch noch macht von den andern unsern mitverwandten oder genugsamen verstand haben. Dieweil aber ein ungeferlichs handeln sein soll, so wollen wir frei reden." Wohl mag an dem Kaiser des Speirer Friedens Erhaltung nicht mangeln, aber auch die andern Stände haben sich im Abschied darauf verpflichtet. Daran ist festzuhalten, mag Concil, Nationalversammlung oder ein anderes Colloquium erfolgen. Vom Regensburger Colloquium 1541 liess sich etwas hoffen, von dem jetzigen aber aus den angegebenen Gründen nicht.

Auf das gegen die Nationalversammlung Gesagte erwidert er, dass die Augsburger Confession-Verwandten keinen neuen oder andern Glauben haben, sondern die wahre Lehre Christi und der Apostel; sie glauben was im symbolo apostolorum, concilio Niceno und symbolo Athanasii steht.

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Ihre Lehrer seien unter sich und mit den alten Lehrern Augustinus, Ambrosius, Tertullian u. A. einig. „Das vom sacrament geret, wer wol ein dissension gewesen," aber diese habe mehr in Worten als in der Sache gelegen, jetzt habe man sich verglichen, seines Wissens glaubten alle, dass man im Sakrament Leib und Blut wahrhaftig empfange.

März 29

Wiedertäufer, Davidler und andere Sekten straften auch sie; thäten dieselben die Herzen auf, und ergäben sich der Wahrheit, so würden sie dieselben gern haben. Mittelartikel zu machen, wäre gut, wenn man treffen könnte, was dem göttlichen Worte gemäss; aber wollte man die Theologen nicht zuziehen, so würde dies sehr schwer sein und die Theologen vielleicht später sagen, das Vereinbarte sei wider Gott, und so die Sache nur ärger werden.

,,Wir wolten wol vor uns sagen, wo jener teil wolt die albereit verglichun artikul in iren landen zulassen und das evangelium rein predigen lassen, auch das sacrament unter beder gestalt, woa solchs vor vil hundert jaren also gehalten wer, und die priesterehe zulassen, wie Paphnutius solich, sovil die priesterehe betrifft, im concilio erhalten etc., das dan ein teil den andern in den ubrigen artikeln wolte dulden, bis Gott weiter gnad verlihe zu fernerer vergleichung.

Sovil belangt das wir, diese stend, solten jemands in stetten und landen mit gewalt dringen zu unserm glauben, solichs wisten wir nirgent, da es beschehe. Das kont man aber nit leiden das zwo ungleichformige leer in einer stat oder ort weren, wir hetten [sic] aber niemand, todeten derhalben niemants, nemen ime auch seine guter nicht und sonderten uns auch nit von niemand ab, ob der schon unserer religion nit were. Und fur uns mochten wir leiden, doch wisten wir nicht was andern gelegen, wan in euren landen leut weren, die diser religion weren und ir liesset denselbigen ir eigne kirchen und ir straftet und verfolgtet sie unserer religion halber nicht, das wir herwider, wo unter uns leut weren die euer religion anhengig, denselbigen auch ire aigne kirchen lassen und sie nit verfolgen wolten."

Da sie aber besorgen, es würde darauf nicht eingegangen werden, so wäre es nur eine Ungleichheit, wenn sie zwei Religionen duldeten, die Gegner aber nicht. Sie verlangen Nichts was wider Gott ist, sondern vielmehr die alte Lehre Christi und der Apostel. Zum Schluss betonte er die Nothwendigkeit, den Frieden unter allen Umständen zu wahren, ohne dass derselbe durch eine Nationaloder sonstige Versammlung beeinträchtigt werden dürfe.

Granvella:

Der Kaiser 9 würde wegen des Papstes von dem rechten Wege dem Amte eines christlichen Fürsten nicht ein Haar breit abweichen, ,,dan wer jemants der religion gewogen, so wer's die Kai, M. Ir Maj. hette dem Speirischen abschiede alweg gelebt, darüber I. Maj. allerlei von jener partei gelitten, der bapst hett I. M. derwegen geschrieben, er und Naves hetten von jenen stenden und auch diesen derwegen verweis gehoret.

Betreffend das nacionalconcilium sagt er: Er kont nit wissen, wer da richter oder part sein solt.

Darauf sagt Massenpach: Gottes wort müst richter sein.'

Fing Granvell an: 'Man verstünde Gottes wort nit gleich, und solten die nation richter sein, die wurden wir auch nicht gern haben.

a 'wo' hat hier keinesfalls lokale Bedeutung.

Dieweil dan das mit dem colloquio auch nit der weg sein März 29 wurde, so müst man auf ander weg denken, wie man zu mittel keme. Dan obwol etzliche artikel im coloquio verglichen, so weren doch etzliche unvorglichen bliben, und die verglichene artikul wolten weiter vom Bucero verstanden werden, dan die vergleichung mitbringe.

Desa fleischessens kan man sich vergleichen, das man es für kein todsünd hielt; der priesterehe halben, kont man auch so tun. So man sich aber nit vergleiche, kont man wol erachten, was etliche unter den reichsstenden daraus folgen wurde."

Landgraf:

Er höre gern, dass der Kaiser nicht auf den Papst sieht, noch nützlicher wäre, wenn der Kaiser und Granvella fleissig im evangelio låsen, wie besonders den Königen im alten Testament geboten sei; ,,und das kossen der bücher, so die grosten hern aufs evangelium theten, keme one zweifel daher, das die ersten kaiser und konig bei der kirchen das evangelium so hoch geachtet und gelesen.

Und wir wolten das Gott I. M. die gnade gebe, das I. M. den papst dahin brecht wie er anfenglichs gewesen ist, dan Petrus sei nicht ein solcher pabst gewesen wie die jezigen; anfangs haben die pabst dem kaiser mussen eid thun, jetzt aber mussen die kaiser den pabsten eid thun."

Der Speirer Abschied muss gehalten werden; jene Stände haben gesagt, sie wollten den Abschied dulden. Sie haben darauf hin dem Kaiser Hülfe geleistet. ,,Belangend die nationalversammlung, da sei niemands besser richter dan Gottes wort, es sei auch da dunkl nit, wan allein die herzen der menschen recht aufthun wellen; dan Got erfordert uns zur buss, das ist zu erkantnus unser sünd, der abzustehn, und besserung unsers lebens; helt uns für den glauben in Gott und seinen eingebornen Sohn Jesum, das der gnueg getan habe vor unsere sunde, das wir Gott allein durch Christum anrufen und ihn bitten sollen umb den heiligen geist; so werc auch noch allwege der rechte glaube bliben in der kirchen, als symbolum apostolorum, das vater unser, recht wahrhaft geseng als, exempli gratia: Wer uns das Kindlein nicht geboren, so weren wir alle verloren, und andere geseng."

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Bei der Frage nach der Beschneidung der Heiden irrte die Mehrzahl der Apostel, nur Petrus, Paulus, Jakobus und Barnabas ausgenommen; dennoch folgte ihnen die Mehrzahl nach; nicht auf die Vielheit, sondern auf das was wahr ist kommt es an.

Sie wollen den andern Nationen nicht vorschreiben, dass sie beitreten sollen, sondern nur, dass die Deutsche Nation sich miteinander vereinige;,,wolten sie aber auch herzukomen, sich mit uns vergleichen und die gottliche warheit annemen, so wolten wir sie gern annemen.'

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Mittel der Vergleichung will er persönlich gern besprochen sehen, aber der Speirer Abschied ist dabei festzuhalten. Nicht auf Nachgeben des Einen hier, des Andern dort kommt es an, man kann nicht sagen: Nimm du den Acker, so nehme ich die Wiese,

a Am Rande unter Hinweis auf den Text von: 'Des wurde die Notiz: 'Nota! dies redt Naves als für sich.'

März 29 du das Haus, ich den Weingarten, sondern darauf was man vor Gott verantworten könne. Er bat noch, Pfalz möge sich äussern. Pfalz:

Der Kaiser wolle Frieden, er sei hier bei dem Kaiser gewesen und habe demselben sein Bedenken angezeigt; hätte man das wohl angefangene Regensburger Gespräch nicht so ungestüm umgestossen, so hätte man sich wohl weiter verglichen. Er empfehle dessen Wiederaufnahme ,,wiewol numehr neue personen darzu komen, das er nit wiss wie es nun stehe" mit Belassung der bereits verglichenen Artikel; der eine Theil müsse an dem andern die Punkte, über die man sich nicht einigen könne, dulden.

Granvella:

Der Kaiser wolle dringend Vergleichung in der Religion, da sonst allerlei zu besorgen sei.,,Kei. M. hett weder heller noch pfening vom reich, und in dem friden und rhue zu pflanzen; so sehe S. M. irer person ungelegenheit nit an, were unangesehen ires leibs schwachheit herauf gezogen und hette mit Frankreich noch sonst niemants zu schaffen; ziehe auch nit berauf einig hilf von den ständen zu begern;" trotz der Stellung zu Frankreich und England, die rüsten, der dringenden Geschäfte in Spanien, ziehe derselbe zum Reichstag. Wie, wenn die Fürsten ausbleiben? Mit den Botschaftern kann man nichts ausrichten und wer nichts dan das man schrei: Hilf, hilf! und wolten doch nit aigner person komen. Der Kurfürst von der Pfalz und der Landgraf möchten deshalb ihr persönliches Erscheinen zusagen.

Landgraf:

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Wenn der Kaiser auch nicht viel vom Reich habe, so habe dasselbe doch den Kaiser ausgiebig gegen Türken und Franzosen unterstützt, ein grosser Vortheil sei es auch für den Kaiser, stets Kriegsvolk ungehindert aus Deutschland haben zu können, was andern Potentaten nicht so frei stehe.

Hilf, hilf! schreie jener Theil mehr; sie dagegen hätten den Speirer Abschied bewilligt, und wohl leiden mögen, dass man die zu Regensburg verglichenen Artikel in den Abschied gesetzt hätte, auch sich wegen des Colloquiums durchaus billig geäussert; die Gegner hätten alles das nicht gewollt, sogar zu Worms gegen das Colloquium protestirt.

Er selbst könne nicht zum Reichstag kommen; die Kosten seien zu gross, mindestens 30,000 Gulden, die Reichstage und andere Tage zu zahlreich, jetzt seien mehr in Einem Jahre, wie sonst in zehn;,,so müsten wir dannost dermassen darziehen, itzigen leuften nach und der unsicherheit, das einer seinem stand und notturft gemess da were.

Item, mit Kei. M. (dienern) wer es ein ander ding, ir M. diener etc. hetten ire ordinari unterhaltung hie, aber bei uns andern fürsten ist's ein ander meinung der zerung halben." In einer Irrung zwischen den beiden Sächsischen Fürsten sei er zudem Unterhändler. 10

,,Und über das, so seint die sachen welche zu Regenspurg furlaufen werden so gross und wichtig, das wir uns denen nit gnugsam verstendig achten und Kai. M. mocht vermeinen, wir

kondten vil in den sachen handeln und erlangen; so wir nun das März 29 mit gutem gewissen nit thun konten oder auch bei den andern des kein folg hetten, so erlangten wir darmit bei I. M. ungnad und bei andern verweis, wie dan von ezlichen sonder personen der Regenspurgischen handlung halben uns aufgelegt, als wolten wir vom glauben abweichen.

Wir wellen aber unsere ret dahin schicken mit allem bevelch alles zu befurdern was zu fried und ruhe dient, so vil immer mit Gott und gutem gewissen geschehen mog. Doch ob man sich dan nit kundt vergleichen, das sie anhalten sollen, das der Speirisch abschied, so vill frid und recht betrifft, gehalten bleib, und zu würklicher volziehung bracht werd.

Nota! Haben wir, der landgraf, wol herausgestrichen, wie gross abgotterei mit den pildern hin und wider getriben, dieselbige fur diese und jene krankheit angerufen und das die weihbischof solichs bestettiget und sigl auf die bild gedruckt, welche man anbeten solte.

Nota! Granvella hat uns gesagt, es wer jetz ein schone comoditet das wir gen Regensburg kemen, es wer darzu nie kein solche comoditet gewesen."

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C. 29. Martii:

Naves kam in ihre Herberge, meldete, die heutige Handlung habe dem Kaiser wohl gefallen. Der Kaiser wünsche dringend Frieden, habe mit seinem Gegner bisweilen unter eigenem Nachtheil Frieden gemacht, lasse sich des Pfalzgrafen Bedenken, sowie das seinige [des Landgrafen] wohl gefallen. Die Verhandlung der Theologen zu Regensburg möge in Beisein der Kur- und Fürsten und Stände wieder aufgenommen werden; dringend sei des Kurfürsten und Landgrafen Anwesenheit erforderlich. Ob diese den Kaiser heute nochmals zu sprechen wünschten ?

Landgraf:

Er halte Vollziehung des Speirer Abschieds für das beste. ,,Und wie wir heute vor uns selbt unverbuntlich geredt haben, das die verglichen punct der religion vor verglichen gehalten und angenommen wurden und das die andern stände zuliessen, solchs in iren landen zu predigen, auch die sacrament unter beiderlei gegestalt in iren landen zu administriren, die priesterehe zuliessen und die offentliche abgotterei abstellten und in den unverglichnen artikuln ein teil das ander, wie heut vermelt, geduldete bis zu weiterer vergleichung, sollichs wolten wir wol vor uns leiden, wisten aber nit ob's der andern stende gemuet also sei, derwegen konten wir auch uns in dem von inen nit absondern."

Vielleicht ist von einem Gespräch gutherziger Personen, des Jacob Sturmb, Jorg Besserer, des Sächsischen Vicekanzlers Franz Burkardi und Massenbach, wenn von jenem Theil auch etliche Weltliche mitreden, etwas Gutes zu erwarten, doch unvorgreiflich dem Speirer Abschied, was Fried und Recht betrifft.

Die Gelehrten aber wieder nach Regensburg zu berufen, räth er nicht; der Kaiser würde nicht auf eine gebürliche Antwort rechnen können, dies nicht zum Frieden beitragen.

Eigner Person zu erscheinen, hindern viele Gründe: der schwere

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