Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

det sich aus dieser letzteren, wahrscheinlich nur dem Indigroth ihre Färbung verdankenden Flüssigkeit eine in Wasser unlösliche Substanz aus, und das in Wasser mit brauner Farbe Lösliche wird durch Säure als flockiger brauner Niederschlag gefällt; ähnlich verhält sich auch die von der Reduction des Indigs herstammende Flüssigkeit, welche jedoch schon ihrer Abstammung zufolge noch andere Substanzen aufgelöst enthalten muss.

Es bleibt nun noch zu untersuchen übrig, in was für Producte der Traubenzucker sich bei der Reduction des Indigblaues umwandelt, und ob sich bei der Anwendung von Alkohol ebenfalls Ameisensäure bildet, wie es nach LIEBIG bei der Anwendung von Wasser Statt findet. Jedenfalls ist die Wirkung des Traubenzuckers bei heissen, sowohl wässrigen als alkoholischen Flüssigkeiten energisch und momentan, und es kann daher unter diesen Bedingungen nicht die Rede sein von einem Gährungsprocesse, wie man noch hier und da angeführt findet.

Man erhält beim Zusammenbringen von Indigo, Traubenzucker, Natronlösung und heissem Wasser augenblicklich eine sogenannte Küpe, welche F. nach dem Absetzen von dem Ungelösten, durch einen Heber abzog, und durch Schütteln an der Luft sich oxydiren liess. Nachdem alles Indigblau ausgeschieden war, wurde filtrirt, und dadurch eine äusserst langsam durchlaufende Flüssigkeit von braungrüner Farbe erhalten, welche folgende Eigenschaften zeigte: Säuren brachten darin einen bedeutenden, bläulich graugrünen Niederschlag hervor, welcher nach dem Auswaschen und Trocknen diese Farbe unverändert beibehielt, und zum grossen Theile wenigstens in Alkohol mit rothbrauner Farbe löslich war. Aus der von dem Niederschlage abgelaufenen Flüssigkeit schied sich beim Verdampfen eine harzartige Substanz von brauner Farbe aus, welche etwas weniges löslich in Wasser, und vollkommen löslich in Alkohol war.

Die fragliche Flüssigkeit gab ferner beim Vermischen mit Kalkwasser einen bläulichgrauen Niederschlag (die Verbindung von Indigbraun mit Kalkerde?), und aus der davon abfiltrirten Flüssigkeit fällte Säure einen grünlichen, flockigen Körper, während die Flüssigkeit auch hier wieder beim Abdampfen einen harzähnlichen Körper absetzte. Alles dies scheint darauf hinzudeuten, dass dieser Weg wahrscheinlich in Verbindung mit der Untersuchung der alkoholischen, von der Reduction des Indigs resultirenden Flüssigkeit geeignet seyn möchte, weitere Aufschlüsse über das derselben noch sehr bedürfende Indigbraun zu geben.

Auch das auf diese letztere Weise erhaltene Indigblau, dessen Auswaschen übrigens eine sehr lange Zeit in Anspruch nimmt, giebt beim Behandeln mit einer alkoholischen Natronlösung einen bedeutenden Gehalt an Indigroth zu erkennen. Die Eigenschaft des Indigroths, von Alkali bei Gegenwart von Alkohol leicht aufgelöst zu werden, giebt endlich noch ein Mittel an die Hand, das auf die alte Weise aus der Vitriolküpe dargestellte Indigblau von dem Indigroth zu reinigen. (Bullet. de la Cl. phys, mathém. de l'Ac. de St. Pétersb. I. p. 97-103.)

Bemerkungen über Chrysanil und Anilia, und einige ihrer Zersetzungsproducte, von J. FRITZSCHE.

Chrysanil. Die leichte Zersetzbarkeit der Chrysanilsäure ist es hauptsächlich, welche der Erforschung ihrer Zusammensetzung hindernd entgegentritt, in sofern sie nämlich die Darstellung reiner Salze derselben zu einer sehr schwierigen Aufgabe macht. Die verschiedenen Resultate, welche bei der Analyse der unter scheinbar gleichen Bedingungen zu verschiedenen Malen dargestellten Blei- und Zinksalze auch neuerdings wieder erhalten wurden, sind wahrscheinlich durch diese Zersetzbarkeit bedingt.

Ganz kürzlich ist es endlich gelungen, das Ammoniaksalz der Säure in einer, wie es scheint, nichts zu wünschen übrig lassenden Reinheit darzustellen, und zwar indem man sich des Alkohols als Lösungsmittel bediente, aus welchem das Salz unter gehörigen Vorsichtsmaassregeln, namentlich bei Ausschluss des Sauerstoffes der Luft, in feinen nadelförmigen orangegelben Krystallen anschiesst.

Bringt man Chrysanilsäure mit wässrigem Ammoniak zusammen, so nimmt die anfangs schön goldgelbe Flüssigkeit, sobald sie durch den Geruch einen Ueberschuss von Ammoniak zu erkennen giebt, eine grünliche Farbe an, und diess beruht auf einer Zersetzung, über welche man durch Anwendung frisch gefällter, noch feuchter Säure und concentrirter Ammoniakflüssigkeit weitere Aufschlüsse erhält. Unter diesen Umständen nämlich entsteht ein krystallinisches Product von grüngelber Farbe, welches kein Ammoniak als solches enthält, weil es beim Behandeln mit kalter Aetzkalilauge keine Spur von Ammoniak erkennen lässt. Eine Auflösung dieses Körpers in Wasser oder Alkohol giebt mit Salzsäure versetzt beim freiwilligen Verdampfen eine in nadelförmigen Krystallen von gelbgrüner Farbe anschiessende Substanz, deren Auftreten jedoch durch geringfügige Umstände, wie Erhitzen der Flüssigkeit oder längeres Stehen an der Luft, durch gleichzeitiges Auftreten eines in blauen Flocken sich aussondernden Körpers ganz oder theilweise verhindert wird. Mit salpetersaurem Silber giebt die Auflösung des obigen Körpers einen in schwarzblauen, mannigfach gekrümmten und in einander gefilzten, langen mikroskopischen Fäden sich ausscheidenden Niederschlag, dessen Erscheinen jedoch nicht selten von gleichzeitiger Ausscheidung metallischen Silbers begleitet ist.

Salpetersaures Silber zu einer, Chrysanilsäure aufgelöst enthaltenden Flüssigkeit gebracht, bewirkt sehr schnell eine Zersetzung derselben; im ersten Augenblicke scheidet sich zwar ein orangerother flockiger Niederschlag aus, welcher wahrscheinlich chrysanilsaures Silberoxyd ist, allein schon nach wenigen Augenblicken geht die Farbe desselben in cin dunkles Braunroth über, und setzt man nun etwas Salpetersäure zu, so bildet sich daraus ein schwerer, grauer, sehr viel Silber enthaltender Niederschlag, während an der Flüssigkeit ein noch zu untersuchendes, durch Neutralisiren mit Ammoniak in fleischfarbenen Flocken fällbares Silbersalz gelöst bleibt. Der Niederschlag besteht aus einem Gemenge von wenigstens zwei Substanzen; kochender

Alkohol löst daraus dieselbe Substanz auf, deren F. bereits am Schlusse seiner früheren Abhandlung als eines durch Stehen einer Auflösung von Chrysanilsäure an der Luft sich bildenden Zersetzungsproductes erwähnt hat. Sowohl auf dem dort angegebenen als auch auf obigem Wege dargestellt, besitzt diese Substanz eine mehr oder weniger dunkle grüne Farbe, welche jedoch nur auf einer Verunreinigung mit einer blauen Substanz beruht; Salpetersäure nämlich verwandelt beim Erhitzen, ohne die Substanz selbst erheblich anzugreifen, ihre grüne Farbe in eine rein citrongelbe, und giebt somit ein vortreffliches Mittel zu ihrer Darstellung in reinem Zustande an die Hand.

Ausführlich hat F. bereits früher der interessanten Zersetzung erwähnt, welche die Chrysanilsäure beim Kochen mit verdünnten Mineralsäuren erleidet, und hat dabei auch angegeben, dass sich die da bei entstehende schwarzblaue krystallinische Substanz verschieden verhält, je nachdem sie noch feucht oder schon getrocknet und einige Zeit aufbewahrt ist. Uebergiesst man sie in trocknem Zustande mit kaltem Alkohol, so erhält man eine schön rothe Lösung, auf dem Filtrum aber bleibt ein indigblauer Körper zurück, welcher zum grössten Theile wenigstens aus einer neuen Substanz besteht. Es hat dieser neue Körper mit dem Indigblau nur die blaue Farbe in formlosem Zustande gemein, er unterscheidet sich davon aber auf das entschiedenste durch sein Verhalten gegen Aether und Alkohol, womit er schon in der Kälte veilchenblaue Auflösungen giebt. Kochender Alkohol löst etwas mehr davon auf, und setzt ihn beim Erkalten in kleinen, schuppigen, schwarzblauen Krystallen wieder ab, welche sich von denen des Indigblau, schon dem äussern Ansehen nach, durch den Mangel des bekannten Kupferglanzes unterscheiden.

Kocht man Chrysanilsäure mit Alkohol, dem einige Tropfen Schwefelsäure zugesetzt sind, so tritt die mit Wasser niemals ausbleibende Zersetzung nicht ein; man erhält dagegen eine rothbraune Auflösung, welche entweder schon beim Erkalten, oder doch beim gelinden Verdampfen des Alkohol ein rothbraunes, krystallinisches, allem Anscheine nach aus einer Verbindung der beiden Säuren bestehendes Product absetzt. Ein ähnliches Resultat erhält man mit Salzsäure, und zwar schiesst die Verbindung mit derselben in langen, sehr feinen nadelförmigen Krystallen von rother, nur wenig ins Braune stechender Farbe an, wenn man eine heisse, alkoholische Lösung von chrysanilsaurem Ammoniak mit überschüssiger Salzsäure versetzt langsam erkalten lässt.

Anilin. Bei der Beschreibung des Anilins hat F. schon erwähnt, dass dasselbe Jod in grosser Menge auflöst, und damit zu einem breiartigen Gemenge kleiner Krystalle mit einer ölartigen Flüssigkeit erstarrt; diese Krystalle nun sind nichts anderes als jodwasserstoffsaures Anilin, und es hat demnach eine Zersetzung eines Theiles Anilin Statt gefunden, welches den Wasserstoff zur Bildung der Jodwasserstoffsäure geliefert hat, während an seine Stelle Jod getreten, und so noch eine neue, tief braungefärbte, flüssige, jodhaltige Verbindung entstanden ist. Ein sehr leichtes Mittel, diesen Körper von dem

Anilinsalze zu trennen, ist die Behandlung mit Aether, welcher den flüssigen Körper auflöst, das in grosser Menge vorhandene jodwasserstoffsaure Anilin aber ungelöst lässt; dieses löst man dann in Wasser und erhält beim freiwilligen Verdampfen desselben das Salz in schönen und grossen Krystallen.

Das interessante Verhalten der Chromsäure, und unter gewissen Umständen auch der Salpetersäure gegen das Anilin führte darauf, auch die Einwirkung der Sauerstoffverbindungen des Chlors auf das Anilin zu untersuchen, und dies hat auch in der That der Beachtung werthe Resultate geliefert. Bringt man nämlich zu einer mit gleichen Theilen Alkohol vermischten Lösung eines Anilinsalzes eine mit Salzsäure versetzte Auflösung von chlorsaurem Kali, so entsteht nach einiger Zeit, je langsamer desto sicherer, ein schön indigblauer, flockiger Niederschlag, und zwar bei einigermaassen concentrirter Lösung in so grosser Menge, dass die Flüssigkeit dadurch eine dickliche Beschaffenheit bekommt. Filtrirt man nun und wäscht mit Alkohol aus, so geht die blaue Farbe des Niederschlages, je nachdem die freie Säure verschwindet, in eine grüne über, und nach dem Trocknen hat man einen dunkelgrünen, sehr zusammengeschrumpften Körper; dieser enthält gegen 16 pCt. Chlor, und seine Zusammensetzung scheint durch die empirische Formel C24 H2o N, Cl2O ausgedrückt werden zu können, wornach von 2 Atomen Anilin 8 Atome Wasserstoff mit 4 Atomen des Sauerstoffs der Chlorsäure sich zu Wasser verbunden hätten, die übrigbleibenden Atome des einen und der anderen aber zu dem neuen Körper zusammengetreten wären.

20 4

2

Wenn jedoch auch die Bildung des neuen chlorhaltigen Körpers (analoge Verbindungen liefert Anilin bei der Behandlung mit bromsaurem oder jodsaurem Kali und Schwefelsäure) wirklich auf so einfache Weise Statt gefunden hat, so ist doch ein Theil des Anilin noch auf andere Weise zersetzt worden. Die von dem blauen Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit enthält einen sie bräunlichroth färbenden, harzartigen Körper gelöst, und giebt bei weiterer Behandlung mit chlorsaurem Kali und Salzsäure zu einer interessanten Reaction Veranlassung. Erhitzt man nämlich diese Flüssigkeit zum Kochen und setzt nun in kleinen Mengen Salzsäure und chlorsaures Kali zu, so findet eine lebhafte Entwickelung von chloriger Säure statt, die Flüssigkeit nimmt eine hellgelbe Farbe an, und bleibt anfangs vollkommen klar, fängt jedoch bald an sich durch Ausscheidung sehr feiner Krystallblättchen zu trüben; einmal begonnen, nimmt diese Ausscheidung sehr schnell so lange zu, bis entweder kein anilinartiger Körper, oder keine chlorige Säure mehr in der Flüssigkeit vorhanden ist, und lässt man nun erkalten, so sondert sich auch dabei noch eine kleine Menge dieses Körpers aus, welchen man durch Filtriren und Auswaschen mit Wasser in fast vollkommen reinem Zustande erhält. Der so gebildete Körper besitzt alle Eigenschaften des von ERDMANN auf anderem Wege aus dem Indigo erhaltenen Chloranil, und ist auch in der That nichts anderes.

Vergebens hat sich F. bisher bemüht, die Zusammensetzung des

grünen Körpers auszumitteln, welcher durch Einwirkung von Chromsäure auf das Anilin entsteht, und ein so charakteristisches Kennzeichen desselben ist. Abgesehen davon, dass die Producte schon dem äusseren Ansehen nach verschieden ausfallen, je nachdem man mehr oder weniger Chromsäure, und einen grösseren oder geringeren Ueberschuss einer anderen Säure anwendet, geben auch scheinbar gleichartige Producte ganz verschiedene Resultate bei der Analyse, zu denen der Schlüssel noch fehlt. Es wird genügen, anzuführen, dass F. einmal 2,12 pCt. und ein anderes Mal 31,00 pCt. Chromoxyd, und ebenso 62,66 pCt. und 33,93 pCt. Kohlenstoff erhielt. (Bullet. de la Cl. phys, math. de l'Ac. de St. Pétersb. I. p. 103-108).

Ueber Coca und Matico, von Dr. MARTIUS.

Vor wenig Wochen erhielt ich eine kleine Probe der berühmten Coca oder Ypadu der Brasilier. Es sind dies die Blätter von Erythroxylon Coca Lam., von denen ich eine kurze Nachricht in meinem Grundriss S. 168 gegeben habe. Dieses Kraut scheint in Peru eben so sehr geschätzt zu sein, wie der Mate in Paraguay, und ich theile zur näheren Kenntniss Nachfolgendes mit.

Die Coca ist das Blatt eines Strauches, der besonders in Bolivia, jenseits der Anden wächst. Die Indianer kauen das Blatt, fast wie bei uns der Tabak gebraucht wird; sie nehmen soviel, als sie mit dem Daumen und den nächsten zwei Fingern bequem fassen können, feuchten es gehörig mit Speichel, thun dann ein wenig ungelöschten Kalk in Pulver darauf, und machen die Masse zu einer Kugel, die sie in den Mund nehmen, und wovon sie sich zuweilen Tage lang erhalten, indem sie ab und an die Ration erneuern. Auf Botenreisen, die oft 10-12 Tage dauern, und wo der Indier sich nicht zum Schlaf legt, sondern nur zuweilen 1/2 Stunde gegen einen Baum oder Fels lehnt, hat der Indier nur seine Coca, und geniesst ausserdem täglich 1 oder 2 mal etwa einen Löffel voll Mehl von geröstetem Mais, mit Wasser angerührt, so ist z. B. mir aus guter Quelle eine Reise berichtet, 130 deutsche Meilen in 175 Stunden successive. In den Minen arbeiten die Indianer paarweise, 24 Stunden zusammen, und einer ruht, wenn der andere arbeitet. Die Arbeit ist schwer; mit dem 20 bis 24. schweren Hammer und einem Meissel von 2 bis 3 %. werden die Stücke Erz vom Fels losgeschlagen; in der ganzen Zeit hat der Indier nur seine Coca mit Kalk, und das Maismehl; und nach 24 Stunden Arbeitszeit ebensoviel Rast. Bei den wilden Indiern ist das Kauen der frischen Coca zum Lastergenuss geworden, wie beim Chinesen das Opiumrauchen; es macht den Menschen stumpfsinnig, treibt ihn hinaus in die Wälder, dass er erst nicht unter Dach bleiben kann, und zuletzt im freien Walde, nackt wie das Thier, in wilder Raserei stirbt,

Bei dieser Zusendung erhielt ich auch noch ein Muster eines an

« ZurückWeiter »