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Eine reiche Ausbeute an Erfahrungen, welche Heßler von dieser Reise mitgebracht hatte, legte er in dem Jahrbuche für 1841 nieder, in welchem man überhaupt zahlreiche Beobachtungen findet, die zum größten Theil von der sorgfältigen Wiederholung fremder, wichtiger Versuche herstammen. Ohne diese selbständig weiter zu verarbeiten und zu verfolgen, hat er es vorgezogen, sie meist nur in der Form von Anmerkungen mitzutheilen. Viele nützliche Anregungen verdankt Böhmens Industrie der encyklopädischen Zeitschrift und den von Heßler seit 1840 gehaltenen populären Vorträgen über Mechanik und industrielle Physik.

Dieser praktischen Richtung war es wohl auch zuzuschreiben, daß Heßler 1844 über Antrag der Studien-Hofcommission zum Professor der Physik an dem Wiener Polytechnicum,

ernannt wurde.

Die Redaction der encyklopädischen Zeitschrift des Gewerbewesens hat er nicht nur bis zu diesem Zeitpunkte, sondern noch etwas darüber hinaus fortgeführt. Er wurde 1845 Mitglied des Beurtheilungs-Ausschusses der allgemeinen Industrie-Ausstellung in Wien. Ferner supplirte er von 1845 angefangen, während mehrerer Jahre die Lehrkanzel der Physik an der Universität. Er blieb aber immer seiner praktischen Richtung getreu und war stets bemüht der Vermittler zwischen der Wissenschaft und dem Gewerbsmanne zu sein.

Im Jahre 1849 begann er wie früher in Prag, so nun auch in Wien, populäre Vorträge zu halten. Diesen gesellte er später Curse für ein gemischtes Publicum bei, zu dem auch Damen Zutritt hatten, und welche mit großem Interesse besucht wurden.

Daß Heßler bei seiner durchaus praktischen Richtung die Bedeutung der Weltausstellungen für die Wissenschaft und das sociale Leben richtig erkannte, zeigt die lebhafte Theilnahme, die er derselben widmete. Die erste Londoner Weltausstellung

(1851) besuchte er im Auftrage der Regierung, die zweite (1862) im Auftrage des nieder-österreichischen Landesausschusses. Bei der Pariser Ausstellung (1855) war er Jurymitglied. Die hiebei gesammelten Erfahrungen wusste er bei seinen Vorträgen vielfach zu verwerthen.

Auch gemeinnützigen Instituten wendete er seine Aufmerksamkeit zu. So war er Mitgründer der Versicherungsgesellschaft „Austria“ und wurde schon im Jahre 1861 in den Gemeinderath gewählt, dessen in mehreren Richtungen thätiges Mitglied er bis zu seinem Tode blieb. Insbesonders betheiligte er sich an den Arbeiten der Schulsection und an der Commission für die Wasserversorgung Wiens. In der Prüfungscommission für Lehramtscandidaten der Realschulen vertrat er seit deren Einsetzung die Physik und übernahm nach dem Ableben Zippe's im Jahre 1863 an dessen Stelle das Directorat dieser Commission. Von seinem Lehrbuche der Physik, welches er nach seiner Ernennung zum Professor am Wiener Polytechnicum verfaßt hat, sind bereits zwei Auflagen vergriffen und von einer dritten, den Fortschritten der Wissenschaft gemäß erweiterten, war die Hälfte, als er starb, bereits gedruckt. Professor Pisko ist gegenwärtig mit der Beendigung dieses Werkes beschäftigt.

Die rastlose Thätigkeit Heßler's und sein Bestreben, das vorhandene reiche wissenschaftliche Material für den Unterricht und die Praxis zu verwerthen, fanden vielfache Anerkennung.

Die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften und die naturforschende Gesellschaft zu Halle wählten ihn 1838 zu ihrem Mitgliede. Der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gehörte er als correspondirendes Mitglied seit 1. Februar 1848 an. 1850 wurde er zum wirklichen Mitgliede des philosophischen Doctoren-Collegiums der Wiener Universität erwählt; 1856 ward er Ehrenmitglied des physikalischen Vereines zu Frankfurt

a. M. und erst noch kürzlich 1864 correspondirendes Mitglied der, Academia scientifico-litteraria dei concordi" in Rovigo.

Erwägt man die nach so verschiedenen Seiten hin gerichtete Thätigkeit Heßler's als Professor, in Angelegenheiten der Commune, verschiedenartiger Vereine und technischer Commissionen, und daß er auch noch aus finanziellen Rücksichten genöthigt war, seine Vorträge in beiden Abtheilungen, also jährlich doppelt selbst zu halten, so darf man sich nicht wundern, daß sich schon im Jahre 1864 die Symptome eines Gehirnleidens bei ihm zeigten, das eine zeitweise auftretende tiefe Melancholie zur Folge hatte. Diese steigerte sich, eine rasch zunehmende Schwäche seines Gedächtnisses trat hinzu und machte ihn und seine Freunde sehr besorgt; doch war er nicht zu bewegen, sich die so nöthige und so wohlverdiente Ruhe zu gönnen.

Am 11. October 1865 erlag er zur großen Bestürzung Aller die ihm näher standen, seinem Leiden.

Er war ein aufopfernder Freund, seinen Schülern ein theilnehmender Führer, seiner Familie ein zärtlicher Gatte und Vater!

BEZIEHUNGEN ÖSTERREICH'S

ZU RUSSLAND

IN DEN JAHREN 1584-1598.

VORTRAG

FÜR DIE FEIERLICHE SITZUNG DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

AM XXX. MAI MDCCCLXVI

VON

JOSEPH FIEDLER,

WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.

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