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den Oberbefehl über die Truppen von Valencia und näherte
sich mit einem Heere von 30,000 Mann Murviedro in dem
Augenblicke, als am 24. October Süchet diefe Stadt aufs
Aeußerste gebracht hatte. Blakes Armee bestand dies Mal nicht
aus undisciplinirten Leuten, aus Milizen und Landvolk, wie
alle die spanischen Heere, von denen die Franzosen mit so vie=
ler Verachtung reden, Soldaten und Offiziere hatten zum Theil
in den alten spanischen Heeren gedient und ein Theil derselben
hatte bei Albuera gegen Soult tapfer gestritten. Mit dieser
Armee griff Blake am 25. October Süchet bei Puzol nahe
bei Murviedro an, und lieferte ihm ein Treffen, welches die
Franzosen die Schlacht bei Murviedro oder auch bei Sagunt
nennen. Auch dies Mal siegten die Franzosen, doch ward
ihnen der Sieg nicht so leicht wie gewöhnlich, auch wurde das
spanische Heer nicht wie sonst gänzlich vernichtet. Die Spanier
waren anfangs sogar im Vortheil, aber Blake war kein Feld-
herr; er machte einen Fehler, den Süchet benußte, weil er die
Talente besaß, die seinem Gegner mangelten. Blake hatte die
Mitte seiner Schlachtordnung zu sehr geschwächt, Süchet durch-
brach sie, dann mußten sich auch die Flügel zurückziehen. Diese
Flügel und die zersprengten Truppen der Mitte sammelten sich
jedoch wieder und kamen glücklich über den Guadalaviar. Mur-
viedro mußte nach Süchets Siege capituliren; aber Blake hatte
am Ausflusse des Guadalaviar beim Dorfe Quarte ein festes
Lager bezogen, wo ihn Süchet nicht eher anzugreifen wagte,
bis die bedeutenden Verstärkungen, die er erwartete, ganz in .
der Nähe seien.

Reille, der diese Verstärkung herbeiführte, war durch Se= verolis italienische Division verstärkt worden und stand nur noch einen Tagemarsch mit seinen 15,000 Mann von Süchet entfernt, als dieser über den Guadalaviar ging und am 25. December Blakes befestigtes Lager bei Quarte stürmte. Das Lager, das Gepäck, die Artillerie wurde eine Beute der Franzosen; ein Theil der Armee rettete sich nach Murcia, mit dem übrigen Theile warf sich Blake in die mit furchtbaren Werken umgebene Stadt Valencia; doch versuchte er drei Tage hernach an der Spiße von 10,000 Mann sich einen Weg durch die

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feindliche Armee zu bahnen. Als dieser Versuch am 28. Dec. mißlungen war, zeigte es sich, daß das Colossale der Befesti= gungen der Stadt ihre Vertheidigung erschwere. Diese Befestigungen hatten zwei Jahre hindurch mehrere tausend Menschen beschäftigt, sie hatten, wie man behauptet 12 Millionen Realen gekostet, umfaßten einen Naum von 6000 Ruthen und waren mit 100 Stück schwerem Geschüß versehen. Am 1. Jan. 1812 ließ Süchet die Laufgräben eröffnen und Blake wagte nicht die ausgedehnten Schanzen vor der Stadt zu vertheidigen, obgleich man die Zahl seiner Truppen auf 20,000 Mann_an= gab. Schon am 4. zog sich Blake in den Raum der eigent= lichen Stadt zurück, welche hernach drei Tage lang bombardirt wurde. Die Belagerten erwiederten zwar das Feuer der Belagerer sehr lebhaft, denn Süchet fand hernach 374 Stück Geschüß in der Stadt, sobald er aber Anstalten zum Sturm machte, capitulirte Blake. Er scheute sich durch Süchets grausames Verfahren in andern Orten geschreckt, eine Stadt von 150,000 Einwohnern dem Schicksal von Tarragona und anderer_catalo= nischer Städte auszusehen. Die Capitulation ward am 9. ab= geschlossen. Die Bomben hatten schon großen Schaden in der Stadt angerichtet, die nicht, wie Saragossa, Festungen ähn= liche Häuser, feste Gewölbe und Keller besaß. 18,000 Mann reguläres Fußvolk, 2000 Reiter wurden gefangen, 390 Kanonen, 40,000 Flinten, 18,000 Centner Pulver erbeutet. Do= mänen von 200 Millionen Franken fährlich Ertrags wurden vom Kaiser zur Dotation der catalonischen Armee bestimmt. Süchet ward Herzog von Abufera und erhielt die fürstliche Befizung, welche diesen Namen trug. Dabei nahm Napoleon gar keine Rücksicht darauf, daß er vorher in Bayonne dem Friedensfürsten diese Domäne, welche ihm hernach von den Insurgenten entrissen ward, feierlich und urkundlich zugesichert hatte, es hätte ihm der Befit also, sobald sie wieder an Frankreich kam, bleiben sollen.

Nicht blos die Franzosen, sondern auch die Engländer, d. h. Napier, rühmen die verständige Verwaltung, welche Süchet in dem reichen Valencia einrichtete, und behaupten, die Bewohner der Provinzen, die er verwaltet habe, hätten ihn ge=

achtet und ihm gern gehorcht. Seine grausame Strenge sei heilsam gewesen. Das ist freilich ebenso leicht gesagt, als es schwer zu widerlegen ist. Napoleon benußte den Vorwand, daß früher in Valencia viele Franzosen ermordet worden waren, um eine Contribution zu fordern, welche selbst nach Süchets Urtheil unerschwinglich war; sie wurde gleichwohl entrichtet, weil der Kaiser darauf bestand; doch gab er ein Jahr Frist. Süchet wollte auch noch Alicante nehmen und Marmont mußte 15,000 Mann seiner Armee unter dem General Montbrün zu dieser Expedition abgeben, welche gleichwohl ganz mißglückte. Nachdem der Zug gegen Alicante ohne Erfolg gewesen war, und nur bewirkt hatte, daß man die Stadt besser befestigte und mit allem Nöthigen versah, zog Montbrün mit seinem Heer, welches hernach die Armee der Mitte (armée du centre) genannt wurde, zu König Joseph nach Madrid. Glücklicher als gegen Alicante war Süchet in seinem Unternehmen gegen Pensacola; denn diese gut befestigte, mit allen Vorräthen und 90 Kanonen ver= sehene Stadt ward ihm am 4. Februar vom Gouverneur Na= varro schändlich verkauft. Vom Mai 1812 an mußte sich Süchet ruhig halten und konnte nicht einmal gegen Murcia ziehen, weil Napoleon über 40,000 Mann für den Zug nach Rußland aus Spanien zog und Süchet mit 15,000 Mann nichts Bedeutendes unternehmen konnte.

Wir haben oben bemerkt, daß Marmont und Soult zwar die Engländer unter Wellington nöthigten, die Belagerung von Badajoz aufzugeben, aber doch sich nicht getrauten ihn zum Treffen zu zwingen, obgleich ihre vereinigte Armee gegen 70,000 Mann stark war. Sie trennten sich wieder, weil es unmöglich war, eine große Armee wie die ihrige in einer Provinz wie Estremadura zu ernähren; Marmont eilte zurück, um Ciudad Rodrigo zu decken: Wellington marschirte in gleicher Richtung mit ihm, um diese Stadt anzugreifen, und ließ den General Hill mit einer kleinen Heerabtheilung an den Gränzen von Alentejo zurück. Wellington lagerte sich am 10. Aug. 1811 bei Fuente Guinaldo auf eine solche Weise, daß er alle Zufuhr nach Ciudad Rodrigo hemmen konnte; Marmont zog in die Gegend von Salamanca, erschien aber im folgenden Monat Sloffer, Gesch). b. 18, u. 19. Jahrh. VIII. Bd. 4, Aufl.

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wieder, nachdem er die von Dorsenne commandirte Heerabtheilung mit sich vereinigt hatte, um Ciudad Rodrigo mit dem zu versehen, was der Festung mangelte. Er warf am 24. September bedeutende Verstärkungen, Lebensmittel, Munition in die Stadt und man erwartete, daß er die Engländer in ihrer Stellung bei Fuente Guinaldo angreifen würde. Dies geschah am 26. und 27.; es kam aber zu keiner allgemeinen Schlacht, sondern nur zu einzelnen unentscheidenden Gefechten; Welling= ton fand sich indessen bewogen eine andere Stellung zu nehmen. Marmont hatte seinen Zweck, die Festung zu versorgen, erreicht; als er nach Salamanca zurückging, verwandelte Wellington die Einschließung von Ciudad Rodrigo in eine förmliche Belage= rung. Die Stadt liegt auf dem spanischen Ufer des Flusses Agueda, die Brücke über den Fluß lag im Bereich des Ge= schüßes der Festung, eine andere zu errichten war sehr schwierig und alle Hülfsmittel der ganzen Armee waren erschöpft; Wel= lington mußte daher zur Versorgung seines Heeres großartige Einrichtungen machen. Der obere Duero galt für unfahrbar und es gab keine Schiffe in der Gegend; er ließ Schiffe bauen, den Duero kühn befahren, Lebensmittel und was er sonst brauchte an der Mündung der Agueda in den Duero auf Kähne laden und auf der Agueda an Ort und Stelle bringen.

Hill in Estremadura nahm indessen eine Gelegenheit wahr, um eine Division von Soults Heer, welche General Giraud anführte zu überfallen. Dieser General zog nämlich an der Spize der Division im Lande umher und trieb Contributionen ein, ohne einen Feind zu ahnden. Die Spanier gaben dem General Hill von allen seinen Bewegungen Kunde und er ward, ehe er es vermuthete überrascht. Giraud selbst und 1500 Mann entkamen mit genauer Noth, die Kanonen und die ganze mit der erhobenen Contribution gefüllte Kriegskasse wurde genommen, die Division theils niedergehauen theils gefangen. Wel= lington beschloß um diese Zeit (Januar 1812), als Napoleon Anstalten zum Zuge nach Rußland machte, in Verbindung mit den neu errichteten spanischen Armeen etwas Entscheidendes in Spanien zu versuchen. Dazu bedurfte er der beiden Festungen.

Ciudad Rodrigo und Badajoz; er beschloß daher, sich um jeden Preis derselben zu bemächtigen. Vor Ciudad Rodrigo ließ er am 15. Jan. die zweite Parallele eröffnen und am 19. stürmen; als er auf den Wällen stand capitulirten die Franzosen. Marmont war damals sehr geschwächt; er hatte die Garden nach Frankreich zurückschicken müssen, er war mit König Joseph im Streit, er mußte eine ganze Division an Süchet abgeben; gleichwohl vereinigte er endlich alle seine Truppen und eilté zum Entsaz von Ciudad Rodrigo herbei, erfuhr aber, als er am 20. bei Fuente el Famo ankam, daß die Stadt am vori= gen Lage capitulirt habe. Er kehrte sogleich um und ließ Salamanca befestigen und mit Forts umgeben.

Schon ehe noch Ciudad Rodrigo erobert war, hatte Wel= lington ganz insgeheim, damit nicht Soult aus Andalusien herbei eile und die Einnahme von Badajoz zum dritten Male ver= eitelt werde, alle Vorbereitungen zur Belagerung dieser Stadt machen laffen. Man erdichtete eine Unternehmung, welche von Lissabon aus gemacht werden solle, schiffte das schwere Geschüß in dieser Stadt ein, landete es hernach bet Alcacer del Sol, von wo aus es ohne Aufsehen an die Guadiana gebracht werden konnte. Man gab vor, daß Elvas besser befestigt werden folle, um dort Alles verfertigen zu lassen, was man vor Badajoz nöthig hatte. Sobald darauf die durch die Belagerung zerstörten Werke von Ciudad Rodrigo einigermaßen hergestellt waren, legte Wellington Spanier in die Stadt, ließ an der Agueda eine Abtheilung seines Heeres zurück, um Marmont zu beobachten, marschirte nach Elvas und erschien, nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, am 16. März ganz unerwar= tet vor Badajoz. Die Witterung war lange den Belagerungsanstalten ungünstig, erst am 24. konnte man einen Sturm auf das Fort Pecurino unternehmen. Das Fort ward mit einer großen Aufopferung von Menschen erstürmt, die ganze Befaßung bis auf 200 Mann mit den Bayonetten niedergestoßen, die Stadt feste nichts destoweniger ihre Vertheidigung fort. Die Engländer verloren viele Leute durch das mörderische Feuer der Belagerten, und wenn sie Bresche geschoffen hatten wurden diese søgleich durch Pfähle mit eisernen Spigen (chevaux de frise)

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