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März 29 Bischof von Wirzburg, vgl. Neudecker Akt. 530, unterstützt worden, und sieht in dieser Nachricht mit Recht eine Bestätigung dessen, was ihm der Cardinal von Trient erzählt hatte. Nach allem, was wir wissen, war diese Angabe über die Rheinischen Bischöfe sachlich unbegründet, und wenn wir später in Massarelli's Tagebuch erzählt finden, dass der Cardinal Madruzzo offen die Ansicht aussprach, der Bischof la Cava habe bei anderer Gelegenheit von den Legaten den Auftrag erhalten, seine [des Cardinals] Gesinnung auszuhorchen, so liegt der Gedanke nahe, dass alle jene Reden nur den Zweck hatten, dem Römischen Hofe die Nothwendigkeit einer Unterstützung des Kaisers gegenüber den Protestanten klar zu machen, und die bisher in den Verhandlungen in Rom hervorgetretene Sprödigkeit zu verscheuchen, so dass also la Cava wie Massarelli dem kaiserlich gesinnten Cardinal bloss als Sprachrohr dienten.

5 Auf die Schmalkaldischen Fürsten musste noch ein anderer Umstand beruhigend wirken. Durch den Englischen Gesandten wurde ihnen die Nachricht zu Theil, dass die aus Mailand nach den Niederlanden geschickten Waffen, von denen sie geglaubt, dass sie von dem Papste geschickt seien und die sie deshalb in St. Goar wie in Göppingen mit Beschlag belegt hatten, wirklich für den König von England bestimmt gewesen waren. Neudecker Akt. 534.

Wie die Schmalkaldischen Fürsten, so wurde Frankreich über die Politik des Kaisers völlig getäuscht, vorausgesetzt dass es unserm Gewährsmann St. Mauris gelungenist die wirklichen Ansichten der Franzosen zu erfahren. Er schreibt: Dize el dicho cardenal [du Bellay] a la dicha señora reyna, que por los avisos que el rey de Francia tenia de Alemaña él pensava que el emperador negociaria muy bien sus negocios, y que por lo menos su Mad no vernia en division con los principes de Alemaña, aunque le habian avido esperança del contrario, porque dezian que su Mad querria tomar armas contra los Luteranos. Paris Arch. K. 1486 B 5. Brief ohne Datum.

6 Der Landgraf erzählte dem Engländer Mount, er habe England mit Absicht nicht erwähnt. Stp. 87.

Jakob Sturm schrieb dem Landgrafen Mai 8: 'den weg, so der Granvella in Speir E. F. G. vorgeschlagen, das man die theologen nit zu der handlung gebrauchen solt, fur hand zu nemen, war ein ungetreulich werk, mocht auch kain bestand haben, us ursach die E. F. G. selbst bedenken können.' In dieser Stelle habe ich mit durch 'nit' ersetzt, weil mir dies allein einen vernünftigen Sinn zu geben scheint. Neudecker Aktenst. S. 742. Der Landgraf war auf des Granvella Vorschlag halb und halb eingegangen.

8 Das Protokoll gibt nicht an, dass vorher von dem Sakramente die Rede gewesen war; es ist also auch hier eine Lücke in dem Bericht mit Sicherheit festzustellen. Was die Sache selbst angeht, so drückt sich der Landgraf mit grosser Vorsicht und nicht ohne Zweideutigkeit aus: 'Seines wissens! Man muss die Briefe der Reformatoren ansehen, um die Bedeutung der landgräflichen Bemerkung, dass die Dissension mehr in Worten gelegen, zu würdigen. Der Streit mit den Schweizern war ein sehr bitterer; vgl. Luther Briefe V, 728, 740, 748. und das Gutachten der Wittenberger, C. Ref. Nr. 3168, welches falsch datirt ist, denn es wurde geschrieben nach der Gefangennahme des Herzogs von Braunschweig und kennt den Tod mehrer Fürsten des katholischen Bundes, d. h. wohl des Cardinals Albrecht von Mainz und Ludwigs von Baiern. Brück klagte 1545 April 24 über die tiefe Niedergeschlagenheit, welche Melanchthon wegen der unversöhnlichen Haltung Luthers in der Abendmahlsfrage empfand. Vgl. Crucigers Brief an Veit Dietrich 1544 Sept. 4. Der Streit mit den Strassburgern bei Neudecker Akt. 400 erwähnt. Ueber die Davidler vgl. Nippold in der Zeitschrift für historische Theologie 1863 und C. Ref. V, 748.

9 Die Bemerkung Granvellas würde nur dann erklärlich sein, wenn März 29 eine Aeusserung des Landgrafen über des Kaisers Devotion gegen den Papst vorhergegangen wäre. Vielleicht darf hier auf den Bericht Mounts hingewiesen werden. Vgl. Anm. 1. In Rom verstimmte die Begegnung des Kaisers mit Philipp in hohem Grade.

10 Diese Verhandlung zur Beilegung der zwischen Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Moritz obwaltenden Schwierigkeiten wurde noch lange verschoben. Herzog Moritz schrieb dem Landgrafen Mai 27 von Regensburg aus, es habe damit Zeit bis zu seiner Rückkehr vom Reichstage. Neudecker Aktenst. 771.

11 Die Hessischen Räthe zu Frankfurt warnten durch Mount den König von England vor etwaiger Verhandlung über Bestallung von 6 Söldnerführern, deren Namen Mount übersandte. Der Englische Herausgeber bemerkt 'a list of six names is enclosed, but they are unimportant. Glücklicherweise hat man keinen Grund, ihm dafür zu zürnen, dass er uns lieber statt der kurzen Namenreihe jene kritische Bemerkung darbietet, da aus dem Erlass des Landgrafen an die Räthe vom Jan. 10, Neudecker Akten 645, zu ersehen ist, dass es sich um die Genossen des Braunschweigers handelte, um den Grafen Rittberg, Adrian von Steinberg, Christof von Wrisberg, Herbrot von Langen, über deren Rüstungen damals der Landgraf in lebhafter Sorge war. Es liefen die widersprechendsten Gerüchte um: während nach Schärtlins Berichten Wrisberg und Langen damals in Antwerpen erwartet wurden, meldet der in Frankfurt anwesende Christof von Carlowitz dem Herzog Moritz von Sachsen, dieselben seien nach Frankreich gezogen und hätten bei dem Französischen König des Herzogs nicht zum Besten gedacht. Langenn Carlowitz 124 Nach Neudecker Akten 645 wollte der Landgraf auch den König Franz durch den Französischen Gesandten vor jenen Männern gewarnt wissen. Die Klagen, welche Christof von Carlowitz dem Kaiser in des Herzogs Moritz Namen vorzutragen hatte, scheinen mit denen des Landgrafen übereingestimmt zu haben. Langenn Carlowitz 126. Die Rolle, welche Moritz in der Braunschweigischen Angelegenheit spielte, bedarf noch sehr der Aufklärung. Die Redereien Langenns in seinen drei Werken beweisen so viel, dass hier ein nicht aufgehellter dunkler Punkt liegt: Hortleder genügt durchaus nicht.

12 Unter den zahlreichen Liedern, welche Liliencron verzeichnet, findet sich keines, welches den Landgrafen und Moritz so, wie hier angedeutet ist, bekämpft. Nr. 513b, dessen Erklärung übrigens noch mancherlei Schwierigkeiten darbietet, kann nicht gemeint sein, das Lied Nr 537 aber, welches die Braunschweigischen Vorgänge in der hier von dem Landgrafen bezeichneten Weise bespricht, ist jünger. Indessen scheint mir nicht ausgeschlossen, dass dieses Lied aus mehren Theilen zusammengesetzt sein könnte, besonders da der Abdruck nicht nach dem in Coburg noch vorhandenen Original, sondern nach einer Hamburger Abschrift, die allerdings veteri codici entnommen sein soll, besorgt ist. Jedoch kann man mit Bestimmtheit keinen Theil ausscheiden, der zur Zeit des Speirer Gesprächs bereits geschrieben sein könnte; man muss sich daher mit der Bemerkung begnügen, dass der in jenem Liede herrschenden Auffassung von dem Benehmen des Landgrafen von Hessen schon damals in einem anderen Liede in gleicher Weise Ausdruck gegegeben war, mag dieses letztere nun wirklich jenem zur Vorlage gedient haben, oder nicht. Vgl. des Carlowitz Brief Juli [sic] 3 Langenn II, 264.

Jan. 9

78.

1547.

Landtag zu Landshut1.

Die Berufung erfolgte zu München am 24. Nov. 1546 auf Jan. 9. Am 10. wurden alle die erschienenen Landleute durch Wigileus Zenger zum Adlmanstein, den Verwalter des Landmarschallamts Reutamts Landshut, und Jakob Rosenbusch, den Kanzler gemeiner Landschaft auf den 11. Jan. beschieden. Der Herzog übergab mit einigen Worten folgenden schriftlichen Vortrag:

2

Als er zum Regensburger Reichstag gegangen war, erhoben sich Kriegsrüstungen; ,,und wiewol wir uns nit versehen, das wir oder unser land und leut in solche kriegshandlung wachsen oder angesucht werden solten, so haben sich doch die gedachten gewerb und angriff in und neben unserm fürstentumb gleichwol unversehenlich erhebt," weshalb er zur Berathung über den Schutz des Fürstenthums auf 5. Aug. den Landtag nach Ingolstadt berief. Wegen des Anzugs der Schmalkaldner und des Einfalls in die Grafschaft Tirol musste er jenen Tag abbestellen, und in der Eile seine Gränzorte an Donau und Lech zu besetzen, Einmarsch, Schaden und Spott zu verhüten trachten. Zudem beschied der Kaiser ihn persönlich und mit höchstem Aufgebot zu Ross und Fuss auf 16. August, zu welcher Zeit Sr. Maj. im Feld sein wolle, zur Bestrafung der Ungehorsamen bei Verlust der Regalien,,,welchs wir gleichwol in ansehung der obliegenden not unsers furstentumbs auf verer und leudenlicher weg und handlung einzestellen bei I. Kai. M. untertenigst ersuchten, und verhoffen nochmals bei I. Kai. M. dises ervordern halb gnedige milterung zu erhalten. Dieweil wir dann zum theil durch gute kundschaft in gewisse erfarung kumen sein, das vil der Schmalkaldischen stånd genaigt und darauf gedrungen haben uns und unser furstentum anzugreifen, gar zu erobern oder zum wenigisten zu blindern, durch andern vedlichen angriff zu beschedigen, welches durch die gnad des almechtigen und gute warnung furkomen ist, das auch dieser beschwerlich krieg auf konftigen angeenden frieling nit geringer sonder noch verderblicher zu besorgen ist, damit wir dann euch, unser land und leut und uns selbs vor dergleich uberzug und verderben verhüten und zeitliche fursehung thun mugen, so ist unser gnedigs begeren, darzu unser und euer aller selbs hochste und unvermeidenliche notturft, jetz auf disem tag zu beratschlagen und zu beschlies

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sen, welcher gestalt wir unser land und inwoner beschützen, ob wir Jan 11 auch durch die Kai. M. ervordert, oder auch der vorangezeigten ervorderung halb angesprochen wurden, wie wir uns darinnen halten solten."

Er wünscht,,dan die zeit des angeenden frielings und wetter an der hand und so kurz, das kein tag noch stund zu verlieren" und Rüstung zur Gegenwehr erforderlich ist, Abordnung einer kleinen Anzahl zu gemeinsamer Berathung mit den Räthen; Jeder wird seine Pflicht thun ,,wir wellen euch auch hiemit der pflicht, allain und so vil disen unsern furtrag betrifft, begeben haben."

Nach Entfernung des Herzogs schlug Zenger vor, jeder Stand möge zusammen treten um altem Gebrauch nach einen Ausschuss von 64 Personen zu erwählen. Dies geschah; man wählte,,nach dem gebrauch des niderlands, das ain jeder stand aus im selbs gewelet hat," 16 Prälaten, 32 von Ritterschaft und Adel, - 8 aus jedem Rentamt, dann 16 von Städten und Märkten.

Weil bei früheren Landtagen, besonders jüngst zu München, ,,eins ausschuss und etlicher sonder personen getreue beratschlagung, anzaigen und gutbedunken in weiterung kumen, daraus denselben grosse ungnad, gefar, nachteil und schaden entstanden," beschloss man, dass alle, Zenger und Rosenbusch eingeschlossen, den Eid der Geheimhaltung leisten sollten, wie auch geschah.

Nach gehaltener Umfrage über den fürstlichen Vortrag vertagte man sich. Die Antwort der Verordneten lehnte die früher Jan. 12 schon öfter angeregte Abordnung einiger Personen zu den Räthen ab, da dies nur aufhalten würde, Niemand sich gern werde dazu verwenden lassen; der Herzog möge die Sachen gleich an den Ausschuss gelangen lassen.

Diese Schrift wurde von 4 Gesandten, nebst Marschall und Kanzler, dem Herzog übergeben.

Graf Hug von Montfort Landhofmeister, Wolf v. Schellenberg Marschall, Herr Lienhart v. Eck und Dr. Jörg Stockhammer kamen darauf zum Ausschuss.

„Und hat Dr. Eck ein vast lange red getan, welchermassen sich etlich landsassen, ambt- und dienstleut in jungstem aufbot mit irer rüstung und in etlich weg über und wider furstlichen bevelch ungehorsamlich erzaigt und gehalten haben sollen, welchs denjenen so es betrifft zu verantworten gebüret."

Derselbe übergab ferner folgende fürstliche Schrift: 'Er hätte erwartet, man werde auf eine Unterredung Etlicher aus dem Ausschuss mit den Räthen eingehen; lasse dies beruhen. In seinem Vortrag waren 2 Hauptpunkte:

1. Erforderung des Kaisers betreffend:

Er muss sich wegen der vergangenen und künftiger Erforde-
rung vergleichen, kann sich als Fürst des Reichs dem Gehorsam
nicht entziehen.

2. Die Kriegsgefahr betreffend:

Er braucht zum Schutz des Landes und dem Kaiser zu Gehor-
sam 2000 Pferde, 10,000 Knechte nebst Feldgeschütz. Er
denkt dies aufzubringen durch einen gemeinen Anschlag im
ganzen Fürstenthum, jeder Adelige von hundert Gulden

Jan. 12

Jan. 13

Jan. 14

Jan. 15

Einkommen müsste ein wohlgerüstetes Pferd halten, zur Unterhaltung des Geschützes und Fussvolks aber ein Anschlag gemacht und eingezogen werden.

Wissen die Verordneten einen andern Weg? Der Herzog will sich gern mit der Landschaft vergleichen.

Der Ausschuss berieth, der Adel sonderte sich wegen der ihn allein betreffenden Frage ab unter Zustimmung der beiden andern Stände; dann kam man wieder zusammen und beschloss einen kleinen Ausschuss zu machen, 16 Personen; derselbe berathschlagte und beauftragte Rosenbusch mit der schriftlichen Abfassung seines Gutachtens. Der von diesem verfasste Entwurf wurde dann berathen, gebessert und zuerst dem grossen Ausschuss, dann der Landschaft vorgelegt und von beiden gebilligt:

Der Herzog wird sich gegen den Kaiser gewiss,,selbs und ausser unsers als der sachen unverstendigen rat" pflichtgemäss zu verhalten wissen.

Die vom Herzog geforderte Rüstung übersteigt ihre Kräfte, widerspricht der Landesfreiheit, altem Gebrauch und Herkommen; bei jüngstem Landtag zu München ist noch verhandelt worden, wie die gemeine Landschaft dem Herzog im Falle der Noth auf fürstliche Unterhaltung zuziehen, dabei alle Ungleichheit abgestellt werden solle. Diesem Erbieten gemäss glauben sie sich mit Aufopferung von Leib und Gut ehrlich gehalten zu haben, sind zu gleichem Handeln auch fürder im Fall der Noth bereit.

Der Herzog möge sie, da sie sich, Geistliche wie Weltliche, bisher so oft angegriffen, verschonen; bietet der Herzog zum Zuzug so auf vermöge der alten Landesfreiheit, werden sich alle, auf des Herzogs Unterhaltung hin, wie sich gebürt, wacker benehmen.

Für den Fall einer Bedrohung durch den Türken oder wen sonst halten sie die Ansammlung eines Vorraths für erwünscht.

Der Herzog möge ihre Verordneten, denen sie die Erwirkung der kaiserlichen Confirmation für ihre Landesfreiheiten befohlen haben, zur Erreichung des Ziels fördern; in ihre mannichfachen Beschwerungen, besonders die Belästigung durch reisige Knechte ,,und der gebaurschaft underhalb" (Klagen) ein Einsehen haben. Alsdann wollen sie von Beschaffung des Vorraths auf möglichst wenig drückende Art reden.

Diese Antwort wurde durch 8 Abgesandte nebst Marschall und Kanzler dem Herzog zugestellt. Die 4 herzoglichen Räthe übergaben darauf dem grossen Ausschuss folgende Schrift:

Herzog Wilhelms Antwort:,,Des Kaisers Aufforderung betrifft nicht des Herzogs Person, sondern das ganze Fürstenthum Baiern, um dessentwillen des Herzogs Person dem Kaiser und Reich verpflichtet ist. Die geforderte Kriegsrüstung kann und will er ohne die Landschaft nicht unternehmen. Einige der Landschaft haben sich jüngst zu Ingolstadt geweigert, sich neben dem Kaiser gegen den gemeinen Feind brauchen zu lassen; etliche aus dem Ausschuss wissen, dass einige sich schriftlich beschwert und behauptet haben, ohne Bewilligung der Landschaft seien sie nicht verpflichtet, sich gegen die Feinde einzulassen; „was aber S. F. G. und gemeiner diser landschaft nachred und spot daraus ervolgt, hat sich ein aus

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