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wird, der, mit zuchten zu melden, in unzüchtigem leben ligt und März 28 darzue in der leer nit geschickt, warumb soll man den nit absetzen?

Item mag auch E. M. mit warheit sagen, das in vilen bistumben vil pfarren ledig sein, da das volk ganz rohe ist und hungert wie ein vieh'.

Nota! hierauf redet I. M. nix weiters.

'Das er der thumbherrn güter halben mandat solt haben lassen ausgehen, etwas davon zu haben, kondten E. M. erachten das der bischof ein merkliche summa verlegt auf den Türkenzug und wider Frankreich. Nun ist im reich preuchlich, wan sich solche fell zutragen, das die kurfürsten und fürsten sollichs auf die undersassen legen; ob es nun S. L. mit auf der thumbherrn güter gelegt, das wer je nit unbillich; das aber sein gegenteil sagt, er thue es der religion halber, solchs ist nit, dan das volk verkert im also alle ding zum ergsten.

Nota! Hie hat Naves geredt, doch pefelchs des kaisers nit, wan der bischof von Coln still stundt und kein weitere neuerung anfing, so wer's ein ding.

Beschliesslich sagt ich, wo Kai. M. wolt haben, das ich mit dem Granvella mich solt in handlung der religion einlassen, $0 wolt ichs thun, doch unvorgreiflich und unverbuntlich, wie obgemelt, und das ich mich der andern meiner mitverwandten stend halben nit wüste zu mächtigen, noch mich in dem von inen zu sondern."

B. Verhandlung des Landgrafen Philipp und des Kur- März 29 fürsten von der Pfalz mit Granvella und Naves. Colloquium, Speirer Abschied, Religionsverhandlung ohne Theologen, andere Mittel der Annäherung, Besuch des bevorstehenden Reichstags.

,,Auf Montag den 29. Marzo sein wir landgrave Phillips komen ins pfalzgraven-kurfürsten herberge alhie zu Speyr, und mit uns genomen den Wirtembergischen geschickten Wilhalm von Massenbach, bald danach ist der herr Granvelt sambt dem Naves komen, hat uns der pfalzgrave in ein stub gefürt, bei sich seinen marschalk und canzler, auch Ruprechten den secretarien behalten, und ist bei uns bliben obbemelter Massenbach, desgleichen doctor Gunderodt unser canzler, und doctor Walter.

Als wir nun, nemlich der pfalzgrave, Granvel, Naves, wir und Massenbach bei ein gesessen, haben wir ein weil gesessen, und ist nichts geredt worden."

Schliesslich wies Naves auf das gestrige Gespräch hin, wiederholte zum Theil dessen Inhalt, das heutige solle niemanden binden; ,,item, wie Kai. M. vor gut angesehen, das Pfalz mita solt bei der handlung sein, das wir uns dan also hetten auch lassen gefallen.

a Im Texte: nit.

März 29

Er betonte darauf, wie er nur unverbindlich reden könne, der Kurfürst von der Pfalz sei älter, in Reichssachen mehr bewandert, dieser möge die Verhandlung eröffnen.

Dieser lehnt ab mit guter Geschicklichkeit.

Naves: Der Kaiser wünsche Beilegung des Zwiespalts; das deshalb vorgenommene Colloquium sei durch Fortreiten der Colloquenten aufgelöst worden. Er: Dies sei ihm nicht angezeigt, wohl aber hätten die Colloquenten seiner Partei ihm und dem Kurfürsten von Sachsen geschrieben, dass die Andern keine Notarien zulassen, noch Copien geben wollten, dass man verlangte den Obrigkeiten solle nichts mitgetheilt werden; die Mönche wären giftig, lästerten ihre Lehre, wollten die Regensburger Artikel umstossen, hielten sich in Leben und Wandel so übel, dass keine Hoffnung auf Erfolg gehegt werden könne. Möglich, dass die Colloquenten deshalb ohne ihren Befehl abzuwarten fortgezogen.

Granvella: Der Kaiser wünsche dringend Beilegung des Zwiespalts in der Religion.

Der Kaiser wollte, nachdem ein Colloquium beschlossen, dem nachkommen; unnöthige Disputationen zu meiden, sollten nur die Conclusionen aufgeschrieben werden, aber ein Verbot, den Obrigkeiten zu berichten, bestand nicht.

Wenn ihre Colloquenten gebrechlich am Leben seien, so finde man das auch bei der andern Partei.

Nicht jeder sollte ein Buch über das Colloquium machen, das sei Sache der Obrigkeiten, derlei zu veröffentlichen ;,,und was sonderlich über den Bucerum deshalb zuunfriden."

,,Darauf sagen wir, es wer gewiss, sie hetten wollen haben, die colloquenten und auditorn solten iren herren vom colloquio, was darin geredt wurde, nichts schreiben, sie haben auch die verglichnen artikul wider zuruck zihen wellen und weren wider dise religion so giftig. Wir verantworten auch Bucerum und sagten, er hette in dem vorigen colloquio ergangenen handlungen nichts widerwertiges geschriben, wie solichs aus den actis zu Regensburg zu sehen sei.

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Uns deucht aber, es wer von disen dingen nit lenger zu disputirn, sondern das man von dem redt, darumb man itzo da wer. Der beste Weg sei, den Speirer Abschied, soviel Fried und Recht belangt, auszuführen; zur Vergleichung der Religion eigne sich am meisten ein Nationalconcil; wenig Hoffnung sei, sich mit den von ihnen so weit entfernten Spaniern, Galliern, Italienern u. A. auf einem Generalconcil zu vergleichen.

Doch müsse der Speierer Friede bestehen bleiben, auch für den Fall, dass der eine oder andere Weg nicht zu einer Vergleichung führe.

Hunderttausende müsste man umbringen, wenn man die Religionssache dämpfen wollte, so viele Stände, auch viele einzelne Personen in den nicht zu ihnen gehörigen Landen, hätten sich angeschlossen. Zur Freude der Türken und anderer Nationen würde dadurch die deutsche Nation, des Kaisers Stärke, geschwächt werden.

„Darum wer kein besser weg, dan das Kai. M., wie der Speirisch abschid vermog, die kurfürsten, fürsten und stende im heili

gen reich, so dises glaubens wolten sein, nit strafen; und herwider- März 29 umb, do ezliche unter disen stenden, die jener religion weren oder würden, das dise stend dieselben auch deswegen nit sollten strafen; und gaben ein exempel, wo wir wider auf jene religion fielen, das dan Pfalz, Würtemberg und die andern uns derwegen nicht anfechten solten."

,,Darauf Granvel

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cum protestatione das er auch frei mocht reden gesagt, es were war, der abschied zu Speier were gemacht nach gelegenheit der gewesenen zeit und leuft, an Kai. M. wer kein mangel gewest, dem nachzukomen; was Kai. M. zu frid und ruhe hette thun können, darzu were sie alwege geneigt; wer aber dawider gehandelt, das wüst man auch wol."

Das Colloquium habe die Einigkeit und den Frieden befördern sollen, Nationalconcile habe man wohl oft wegen gemeiner Gebrechen gehabt, nicht wegen der Substanz des Glaubens;,,hie aber vil irrung im glauben, und mancherlei glauben, auch zwispalt des sacraments. Solt man von glaubenssachen schliessen, dazu gehört das ganz corpus der christenheit, als Italia, Hispania, Gallia etc.

Und fil darnach dahin, es were mit disen theologen nichts auszurichten, sy weren selzame leute, weren unter sich selbst irrig, schreiben lange dinge, man solt nemen darzu churfursten, fursten und andere personen und mittelarticul machen."

Sagt darbei, das man in stetten und landen die, so unsers glaubens nit weren, umb gelt und mit dem kerker strafte.

Und dieweil der kaiser nichts mer begert, dan frid und ein leib zu sein mit der Teutschen nacion, so wisten doch I. M. nichts cinzureumen das wider Got were; dan wan dem gemainen man alle ding solten frei sein, so wurde sich die oberkait selbst vor inen zu befaren haben."

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Landgraf:

,Wir thuen wol dörlich, das wir von disen hochen dingen reden, darin wir weder bevelch noch macht von den andern unsern mitverwandten oder genugsamen verstand haben. Dieweil aber ein ungeferlichs handeln sein soll, so wollen wir frei reden." Wohl mag an dem Kaiser des Speirer Friedens Erhaltung nicht mangeln, aber auch die andern Stände haben sich im Abschied darauf verpflichtet. Daran ist festzuhalten, mag Concil, Nationalversammlung oder ein anderes Colloquium erfolgen. Vom Regensburger Colloquium 1541 liess sich etwas hoffen, von dem jetzigen aber aus den angegebenen Gründen nicht.

Auf das gegen die Nationalversammlung Gesagte erwidert er, dass die Augsburger Confession-Verwandten keinen neuen oder andern Glauben haben, sondern die wahre Lehre Christi und der Apostel; sie glauben was im symbolo apostolorum, concilio Niceno und symbolo Athanasii steht.

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Ihre Lehrer seien unter sich und mit den alten Lehrern Augustinus, Ambrosius, Tertullian u. A. einig. „Das vom sacrament geret, wer wol ein dissension gewesen," aber diese habe mehr in Worten als in der Sache gelegen, jetzt habe man sich verglichen, seines Wissens glaubten alle, dass man im Sakrament Leib und Blut wahrhaftig empfange.

März 29

Wiedertäufer, Davidler und andere Sekten straften auch sie; thäten dieselben die Herzen auf, und ergäben sich der Wahrheit, so würden sie dieselben gern haben. Mittelartikel zu machen, wäre gut, wenn man treffen könnte, was dem göttlichen Worte gemäss; aber wollte man die Theologen nicht zuziehen, so würde dies sehr schwer sein und die Theologen vielleicht später sagen, das Vereinbarte sei wider Gott, und so die Sache nur ärger werden.

,Wir wolten wol vor uns sagen, wo jener teil wolt die albereit verglichun artikul in iren landen zulassen und das evangelium rein predigen lassen, auch das sacrament unter beder gestalt, woa solchs vor vil hundert jaren also gehalten wer, und die priesterehe zulassen, wie Paphnutius solich, sovil die priesterehe betrifft, im concilio erhalten etc., das dan ein teil den andern in den ubrigen artikeln wolte dulden, bis Gott weiter gnad verlihe zu fernerer vergleichung.

Sovil belangt das wir, diese stend, solten jemands in stetten und landen mit gewalt dringen zu unserm glauben, solichs wisten wir nirgent, da es beschehe. Das kont man aber nit leiden das zwo ungleichformige leer in einer stat oder ort weren, wir hetten [sic] aber niemand, todeten derhalben niemants, nemen ime auch seine guter nicht und sonderten uns auch nit von niemand ab, ob der schon unserer religion nit were. Und fur uns mochten wir leiden, doch wisten wir nicht was andern gelegen, wan in euren landen leut weren, die diser religion weren und ir liesset denselbigen ir eigne kirchen und ir straftet und verfolgtet sie unserer religion halber nicht, das wir herwider, wo unter uns leut weren die euer religion anhengig, denselbigen auch ire aigne kirchen lassen und sie nit verfolgen wolten."

Da sie aber besorgen, es würde darauf nicht eingegangen werden, so wäre es nur eine Ungleichheit, wenn sie zwei Religionen duldeten, die Gegner aber nicht. Sie verlangen Nichts was wider Gott ist, sondern vielmehr die alte Lehre Christi und der Apostel. Zum Schluss betonte er die Nothwendigkeit, den Frieden unter allen Umständen zu wahren, ohne dass derselbe durch eine Nationaloder sonstige Versammlung beeinträchtigt werden dürfe.

Granvella:

Der Kaiser würde wegen des Papstes von dem rechten Wege dem Amte eines christlichen Fürsten nicht ein Haar breit abweichen, ,,dan wer jemants der religion gewogen, so wer's die Kai. M. Ir Maj. hette dem Speirischen abschiede alweg gelebt, darüber I. Maj. allerlei von jener partei gelitten, der bapst hett I. M. derwegen geschrieben, er und Naves hetten von jenen stenden und auch diesen derwegen verweis gehoret.

Betreffend das nacionalconcilium sagt er: 'Er kont nit wissen, wer da richter oder part sein solt."

Darauf sagt Massenpach: Gottes wort müst richter sein.'

Fing Granvell an: 'Man verstünde Gottes wort nit gleich, und solten die nation richter sein, die wurden wir auch nicht gern haben.

a 'wo' hat hier keinesfalls lokale Bedeutung.

Dieweil dan das mit dem colloquio auch nit der weg sein März 29 wurde, so must man auf ander weg denken, wie man zu mittel keme. Dan obwol etzliche artikel im coloquio verglichen, so weren doch etzliche unvorglichen bliben, und die verglichene artikul wolten weiter vom Bucero verstanden werden, dan die vergleichung mitbringe.

Des a fleischessens kan man sich vergleichen, das man es für kein todsünd hielt; der priesterehe halben, kont man auch so tun. So man sich aber nit vergleiche, kont man wol erachten, was etliche unter den reichsstenden daraus folgen wurde."

Landgraf:

Er höre gern, dass der Kaiser nicht auf den Papst sieht, noch nützlicher wäre, wenn der Kaiser und Granvella fleissig im evangelio låsen, wie besonders den Königen im alten Testament geboten sei; ,,und das kossen der bücher, so die grosten hern aufs evangelium theten, keme one zweifel daher, das die ersten kaiser und konig bei der kirchen das evangelium so hoch geachtet und gelesen.

Und wir wolten das Gott I. M. die gnade gebe, das I. M. den papst dahin brecht wie er anfenglichs gewesen ist, dan Petrus sei nicht ein solcher pabst gewesen wie die jezigen; anfangs haben die pabst dem kaiser mussen eid thun, jetzt aber mussen die kaiser den pabsten eid thun."

Der Speirer Abschied muss gehalten werden; jene Stände haben gesagt, sie wollten den Abschied dulden. Sie haben darauf hin dem Kaiser Hülfe geleistet. ,,Belangend die nationalversammlung, da sei niemands besser richter dan Gottes wort, es sei auch da dunkl nit, wan allein die herzen der menschen recht aufthun wellen; dan Got erfordert uns zur buss, das ist zu erkantnus unser sünd, der abzustehn, und besserung unsers lebens; helt uns für den glauben in Gott und seinen eingebornen Sohn Jesum, das der gnueg getan habe vor unsere sunde, das wir Gott allein durch Christum anrufen und ihn bitten sollen umb den heiligen geist; so were auch noch allwege der rechte glaube bliben in der kirchen, als symbolum apostolorum, das vater unser, recht wahrhaft geseng als, exempli gratia: 'Wer uns das Kindlein nicht geboren, so weren wir alle verloren, und andere geseng."

Bei der Frage nach der Beschneidung der Heiden irrte die Mehrzahl der Apostel, nur Petrus, Paulus, Jakobus und Barnabas ausgenommen; dennoch folgte ihnen die Mehrzahl nach; nicht auf die Vielheit, sondern auf das was wahr ist kommt es an.

Sie wollen den andern Nationen nicht vorschreiben, dass sie beitreten sollen, sondern nur, dass die Deutsche Nation sich miteinander vereinige;,,wolten sie aber auch herzukomen, sich mit uns vergleichen und die gottliche warheit annemen, so wolten wir sie gern annemen.'

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Mittel der Vergleichung will er persönlich gern besprochen sehen, aber der Speirer Abschied ist dabei festzuhalten. Nicht auf Nachgeben des Einen hier, des Andern dort kommt es an, man kann nicht sagen: Nimm du den Acker, so nehme ich die Wiese,

a Am Rande unter Hinweis auf den Text von: 'Des wurde die Notiz: 'Nota! dies redt Naves als für sich.'

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