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A LLGE ΜΕΙΝ

LITERATUR ZEITUNG

Montags, den 2ten Julius 1787.

GOTTESGELAHRTHEIT.

LIIPZIG, bey Crufius: Lexici in interpretes graecas V. T. maxime Jeriptores apocryphos Spicilegium poft Bielium conget et edidit Joh. Friedr. Schleufsner, Theol. P. P. Goettingenfis. Specimen fecundum, 1786. 8. S. 201. (4 gr.)

Das

as erfte Stück von diefer Nachlefe zu Biels Thefaurus ift fchon 1784 herausgekommen und mit verdientem Beyfall aufgenommen worden. Denn da man fchon lange die griechifchen Ueberfetzungen des A. T. und hauptfachlich die apokryphischen Bücher als eine fehr ergiebige und noch wenig benutzte Erfindungsquelle neuer und befferer Erklärungen über das N. T. zu fchätzen ange. fangen hat; Biels Thefaurus aber, als das brauchbarte Handbuch bey jener Lectüre, noch sehr unvollständig ist und in vielen Stellen einer fehr grofsen Verbefferung bedarf, indem keine von den feit 40 Jahren über die griechifchen Ueberfetzungen des A. T. angeftellten kritischen Unterfuchurgen vom Biel benutzt worden war: fo verdiente Hr. S. fchon

darum allgemeinen Dank, dafs er diefen Mängeln abzuhelfen fich entfchlofs, und eine fo mühevolle Arbeit, nicht nur die vom Biel vergeffenen Wörter zu Tammeln, sondern auch viele von ihm nicht bemerkte Bedeutungen derfelben nachzuholen, und noch mehrere zu berichtigen, übernahm. Und nun haben wir schon hier den zweyten Beytrag, der, fo wie der erfte, zum Gebrauch des Bielifchen The faurus ganz unentbehrlich ist, und eine Menge neuer und fcharffinniger Erklärungen enthält, die fich

gröfstentheils durch ihre lichtvolle Deutlichkeit eben fo fehr empfehlen, als fie von der gründlichen und gefchmackvollen Gelehrfamkeit des Hn. S. einen neuen Beweis geben. Statt vieler Beyspiele, womit diefes Urtheil beflätigt werden könnte, ftehen hier einige Bemerkungen, welche von der Unparteylichkeit des Rec. zeugen, und vielleicht auch einige Aufmerksamkeit des Hn. S. verdienen wer. den. Bey den Wörtern upoμay and endinequa fcheint Hr. S. feinem Gewährsmann zu viel getrauet, und fich gegen feine eigene Vorfichts- Regel (Spicil. I. p. XVII. praef.) in Anfehung der Vergleichung griechischer Wörter mit hebräifchen etwas übereilt zu haben. Symmachus foll das Wort αpoor, A.L.Z. 1787. Dritter Band.

fo fagt Hr.. S., für das hebr fervari gebraucht haberteil Hr. Adler im Repert, für Bibl. u. Morgent. Literatur Th. XIV. S. 187. verfichert, dafs in einer griechisch vatikanischen Handfchrift der Pfalmen, da, wo die Breitingerische Ausgabe Pf 36, 28. Exdincovra habe, am Rande ftehe: S. Eαpdovтay. Allein weder das eine, noch das andere Wort ift Ueberfetzung von 1, fondern Quλaxdycovтay. Hätte nur Hr. Adler die Römifche Ausgabe, von welcher er felber fagt, dafs einige Zufätze zu Montfaucons Hexaplen darinn ftünden, vergleichen wollen; fo würde er diefelben nicht nur sehr haben abkürzen, fondern fich auch gewifs Die hier und da bestimmter ausdrücken können. Römische Ausgabe hat die Lesarten bey diefer Stelle fo angegeben: „auwμos ending Nooray. fic κάμωμοι ἐκδικηθήσονται. quoque eft in Aethiop. P/alt. In caet. libr. of de avoμοι ἐκδιωχθήσονται. S. ἐξαρθησονται. In Hebr. autem ea verba non funt." Allo war hier wenigftens an eine Vergleichung des griechifchen Worts mit dem hebräifchen (1) gar nicht zu denken; es müfste denn feyn, dafs Sym. mit' ¿§apdyoovTOY fc. dvouo, die hebräifchen Worte 1 (S. Kennicott,) habe ausdrücken wollen, welche von andern άνομοι ἐκδιωχθήσονται, und σπερμα GeẞWY GOOD ENOεra überfetzt worden find. ἀσεβων ἐξολοθρευθήσεται Da man aber hierauf diefe beiden Uebersetzungen als Gloffen mit einander verbunden hatte, und aus

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voor die Lesart duwo entstanden war: fo mufste freylich auch aus endincovry gemacht werden

door. Eben fo wird auch wohl Hr. S. bey dichuw, finio, folgende Anmerkung zurücknehmen. Syrus hic ufus eft vocabulo 192, quod vocabalum ignorat quidem Caftelli Lexicon, fed tamen, fi linguam arabicam et aethiopicam confulas, fine dubio amputandi, refecandi, abfcindendi notionem habet, cum qua alterafiniendi arctiffime cohaeret. Da diefes fyr. Wort fo oft im A. und N. T. vorkommt: fo befremdete es den Rec., dafs es Caftelli nicht haben follte, er fand aber bald, dafs Hr. S. diefe Form untern gefucht habe, wohin fie nun freylich nicht gehörte. Nicht weniger verdient die Erklärung von doλos, de eo, qui non eft vera et infucata in deum pietate, geändert zu werden. Eben diefe fprachwidrige Bedeutung des

A

Wor

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Wortes infucatus kommt auch bey soc vor. Bey Hεvodoğa verwirft Hr. S. B- der W. XIV, 14. die gewöhnliche vom Biel angegebene Bedeutung, vanae gloriae cupiditas, und fetzt dafür, error, vana opinio. Und warum? weil der Verfaffer des Buchs den Ursprung des Götzendientes befchreibe, welcher in der verkehrten und falfchen Vorstellung von dem göttlichen Wefen feinen Grund habe. Allein eben diefes gilt auch von der Abgötterey. Beides, Abgötterey und Götzendienst, fetzt unrichtige Begriffe von der Gottheit (yrs) voraus; ift aber nicht immer, heyfarmen anzutreffen und kann verfchiedene Veranlaffungen haben. Eine folche Veranlaffling Getzendient befchreibt nun der Verfaffer des Bder . XIV, 14 zwar fo, dafs fich dabey an keine andere Bedeutung denken läfst, als an eitle Ehrbegierde. Пposoxn will Hr. S. B. der W. XII, 20. überfetzt haben, indulgentia, lenitas. Er fagt zwar felbft, dass man fonft nirgends eine Spur von diefer Bedeutung finde, meynt aber doch, dass fie in diefer Stelle Statt finden könne, weil poosxe cavere heifse. Wie will denn aber Hr. S. das damit verbundene xay demoews übersetzen? ,,Gott hat die Feinde feines Volks, die den Tod verdient hatten, geltraft μετα τοσαυτης προσ oxys a dancew;" Doch nicht etwa, wie Halle mit Anfichhaltung, Schonung und Herabtafung? Die fchicklichfte unter allen vom Biel angegebenen Bedeutungen diefes Worts (deno) würde noch afflictio feyn, wenn man die Figur & dia dvor zu Hülfe nehmen und fagen wollte, es heifse: lenitas afflictionis. Allein in diefem Falle müfste doch immer die Bedeutung beider Wörter erft bewiesen worden feyn. Hr. S. fagt freylich, (Spic. I. praef. XIV.) die Apokryphifchen Schriftfteller brauchten oft ein Wort in einer ganz ungewöhnlichen Bedeutung, und man dürfe diefe deshalb keinesweges verwerfen, wenn fie der Zu Jammenhang verlange. Allein, hat denn Hr. S. bewiefen, oder, kann man es noch zur Zeit als bewiefen annehmen, dafs alle apokryphifche Bücher urfprünglich griechisch gefchrieben find? und wenn fie es nicht find: haben wohl die griechisch-judifche Ueberfetzer bey ihrer Ueberfetzung überall nach Zufammenhang gefragt, und nicht vielmehr oft ohne Sinn und Verstand überfetzt, oder fich wenigstens bey den zu überfetzenden Worten einen Sinn dabey denken können? Hier ift gleich ein Beyspiel. und Zufammenhang gedacht, den wir uns nicht Bey didnw (chreibt Hr. S.:,,hebraico dominari in reliquiis verfionis quintae refpondet Pf. LXVII, 28. fecundum Hexapla Montefalconii, in quibus legitur 11. E. didconwv.. Sed falja haec eft lectio, debet reponi παιδεύων, et illud διδασκων eft Eufebii explicatio." Wenn Taidevwv Ueberfetzung von 1, und didacnwv nur Erklärung von Taidevar ift: warum hat denn Hr. S. dem Tadeuw die hebräische Bedeutung zu geben Bedenken getragen? Beides heifst einerley; aber nur nicht das, was der bebräifche Ausdruck bedeutet. Der griechische

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Ueberfetzer dachte hier nicht an die hebräische, fondern an die chaldäifche Bedeutung diefes Wortes, caftigavit, erudivit. Bey rahavrov παντα δια TαλÄYTWY λαλε 3. Efth. III, 22. ruft Hr. S, felbft aus: mira eft, et inufitata formula! und vermuthet nach feinem geübten Gefühl, dafs diefe Redensart, weil von einer Wirkung des Weins die Rede, und λαντον μεγισον μερος χρυσις και άργυρις ift, fo viel heifse, als omnia libere loqui, quicquid in buccam venit. Sonft fagen die Griechen wohl: dia TRELOVEY fc. ῥηματων ἐιπειν τι. In wie fern follte wohl aber ftatt ῥήματα, un hyperboli(ch zu reden, ταλαντα gefezt worden feyn? War es der jüdischen Denkungsart gemmals, die Schwatzhaftigkeit durch diefe Figur auszudrucken? Man findet bey den Rabbinen, dafs fie den Worten, einen Sekel, und der Verschwiegenheit zwey Sekel Werths beylegen. Wie konnten fie alfo der Schwatzhaftigkeit einen Werth von 3000 Sekeln, oder gar in der mehrern Zahl, von Talenten beylegen? Will man allo ja hier in der Ueberfetzung denn dies ift doch un ftreitig der griechische Text - keine Verwechfelung plurima annehmen: fo würden wohl die griechider beiden Wörter D talenta, und fchen Worte übersetzt werden müffen: omnia ad tru tinam loqui. Der Wein hängt den Worten gleichfam Centuergewichte an, fo dafs man von einem, kann, was Perfius einen alten Kriegsmann von tief der zu viel davon genoffen hat, eben das fagen finnigen Philofophen fagen läfst: exporrecto trutinantur verba labello. Ahλorpios vergleicht Hr. S. mit alienus, welches Wort Cicero amiciffimo und conjunctiffimo entgegen fetze. Die Stelle, worauf gezielt wird, ift vermuthlich Ep. ad fam. III, 6. wo aber alienus eine ganz andere Bedeutung hat, als Hr. S. dem horpioç Sir. VIII, 21. gegeben haben will. Hier ist es ein Menfch, dem man kein Geheimnifs anvertrauen foll; und dort ist es, nach is, qui fugit congreffum alterius. Richtiger würde der dabey stehenden Erklärung des Cicero felbft, Hr. S. hieher ziehen können Cic. pro Rofc. Am. multo apertiora videant neceffe eft. Auch diefes c. 40. tecti effe ad alienos poffumus; intimi verdient noch bemerkt zu werden; in diefem zweyten Stuck find einige fechzig Wörter, die fchon in dem erften Stück ftehen, ohne dafs es überall angedafs Hr. S. es eben fo auch mit denjenigen Wörtern zeigt worden ist, mit Zufätzen oder Berichtigungen wiederholt worden. Rec. hätte gewünscht, gemacht hätte, gegen deren Erklärung ihm allerley Erinnerungen gemacht worden waren. Es ift aber nur bey aπiva gefchehen. Ferner find auch die hinter dem erften Stück angehängt gewefene Zufätze hier in dem zweyten Stück am gehörigen Orte oft nur mit einerley Worten, zu weilen aber auch noch mehr berichtigt, oder verbeffert eingerückt worden. Bey einigen derfelben haben jedoch Setzer und Corrector ihr Amt fchlecht verfehen; z, B. bey droλavors wird im ersten Stück, eine Stelle aus dem

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Origenes zum Beweis angeführt, dafs Aquila, diefes Wort ftatt des hebr. yy PL 119, 148. in der Bedentung oblectatio gebraucht habe. Hier in dem zweyten Stück find nun in diefer wiederholten Stelle gerade die nöthigften und zum Beweis dienen den Worte weggelaffen worden, nemlich: ErερTOV έτερπον με. ὁ δε Ακύλας έτω, θλιμμος και συνοχη ξυρον με, αι έντολαι σε Bey apxnyos fehlt die Hinweifung auf Suiceri thef. eccl. und ftatt Act, II. mufs Act. III. gelefen werden: eben diefe Aenderung mufs auch im Index gemacht werden, in welchem überhaupt viele Fehler anzutreffen find. Auch bey dida ift die Stelle aus Deut. XIII, 1. mangelhaft angeführt worden, fo dafs wieder gerade die nöthigsten Worte: προφητης ἢ ἐνυπνιαζόμενος τὸ ἐνυπνιον και δῳ

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fehlen. Das Wort inɛria ift aus dem ersten Stück wiederholt, und das, was darüber gefagt worden war, fo verändert worden, dafs Recenfent wenigftens nicht einsehen kann, warum es der geringen Veränderung wegen wiederholt worden ist. Dafs das Wort insole im Biel fehle, ift überdiefs noch hier im zweyten Stück weggelaffen worden. Und gleichwohl fehlt es wirklich im Biel. Biel erwähnt zwar bey &x80:09 einer Conjectur des Grabe, der Prov. XXVII, 7. ftatt éneσa gelefen haben will · ἱκεσια. Aber er felbft hat es doch nicht als ein von den griechischen Ueberfetzern gebrauchtes Wort angeführt. Da Herr S. die beften Hülfsmittel zur Vervollkommnung des Bielifchen Thefaurus befizt: fo werden alleFreunde der biblifchen Literatur ihn bitten mit diesen Beyträgen eifrig fortzufahren, weil wir alsdann auch ein defto zuverlässigeres und vollständigeres Lexicon über das N. T., wozu er bereits in diefen Beyträgen fo fchöne Winke gegeben hat,

von ihm erwarten können.

ARZENETGELAHRHEIT

WIEN, bey Hörling: D. Heinrich Callifen's, Königl. Dänischer Juftitzrath, Profeffor der Anatomie und Chirurgie zu Kopenhagen,-GrundJätze der heutigen Chirurgie. Zum akademifchen Gebrauch verfafst. Aus dem Latein. übersetzt. Erster Theil. Zwote ganz umgearbeitete rechtmässige Auflage. 1786. 8. 276 Seiten. (16 gr.)

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Es ist dies der erfte Verfuch eines Unterofficiers, wie aus der Dedication erhellt; aber der Mann exercirt vermuthlich beffer, als er fchreibt. Wenn zu einem alltäglich romanhaften Plan auch noch ein matter und fchleppender Dialog kömmt, fo hat ein Schaufpiel für den Lefer nicht einmal die Kraft einzufchläfern, denn man wirft es eher aus der Hand; als es dazu kömmt. Fräulein Karoline, die den bürgerlichen Werner liebt, foll von ihrem Vater gezwungen werden, den adelichen Drontheim zu heyrathen, der aber bey feiner Ankunft ihr Werners Schwefter vorzieht. Weil aller guten Dinge drey find, fo giebt es auch noch eine dritte Liebe zwifchen Karolinens Bruder und Drontheims Schwester. Karolinens Vater ift eben im Begriff, feinen Eigenfinn durchzufetzen, als ein General, und bald darauf ein Pfarrer dazukömmt, der aber fogleich vermittelft eines Ringes, wie bey Erkennungen hergeDer Vf. diefer Ueberfetzung tadelt einen andern bracht ift, beweift, er fey nur der Pflegvater (der Ueperfetzer des nemlichen Werkes, Hn. Richter, Vf, fagt: Ziehvater) und Wernern und feine Schwe der die Ordnung des Vf. abgeändert und verfchie- fter dem General als dem rechten Vater übergiebt, dene, befonders literarifche, zum Theil nützliche worauf dann die drey Hochzeiten weiter keinen AnZufätze gemacht hatte, mit Bitterkeit und zeigt ftand finden. Bedientenfcenen von der niedrigften durch Beyspiele, dafs Hn. R. Ueberfetzung in man- Art helfen auch das Stück etwas verlängern. Die chen Stellen fehlerhaft ist, macht aber, indem er Perfonen des Verfaffers fprechen, wie gewöhnliche feinem Mitbuhler Fehler vorwirft, felbft mehrere, Romanschreiber zu erzählen pflegen; alle etwas z. B. er tadelt Richtern, dafs er caufa occafionalis ftarke Situationen oder Empfindungen auszudrücken, durch gelegentliche Urfache gegeben habe. Von ift feine Feder zu fchwach, z. B. S. 25. den Wahn Leiner Arbeit (pricht er mit vieler Selbftgenügfam- finn des Liebhabers. Folgendes S. 69 ift ganz unkeit und Zutrauen. Wir haben diefe Ueberfetzung verständlich:,,Du reifseft dein hinterlaffenes Geaber bey weitem nicht so gut gefunden, dafs wir fie,,wühle, welches fich allmählig schliefsen will, vor der Richterfchen fehr empfehlen könnten: ja in,,defto grösseren Schmerzen wieder auf."

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VER

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