Dramaturgische Blätter: Nebst einem Anhange noch ungedruckter Aufsätze über das deutsche Theater und Berichten über die englische Bühne, geschrieben auf einer Reise im Jahre 1817, Band 1

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J. Max, 1826 - 277 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 83 - Denn nur der große Gegenstand vermag Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen; Im engen Kreis verengert sich der Sinn, Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.
Seite 83 - Und jetzt an des Jahrhunderts ernstem Ende, Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird, Wo wir den Kampf gewaltiger Naturen Um ein bedeutend Ziel vor Augen sehn Und um der Menschheit große Gegenstände, Um Herrschaft und um Freiheit wird gerungen, Jetzt darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne Auch höhern Flug versuchen, ja sie muß, Soll nicht des Lebens Bühne sie beschämen.
Seite 58 - Gegenstand sich erklärt, und >Egmont<, wie >Götz< sind glänzende Beispiele von dieser Weise. Selbst die Dichter, die durch ihre Kraft die hohe Wahrheit ganz in Manier verwandeln, wie einige Engländer und Deutsche, können noch ihre großen Verdienste haben. Wenn Schiller damals den Entschluß hätte fassen können, oder wenn sein Enthusiasmus ihm den Mut gegeben hätte, uns, statt des >Wallenstein<, in verschiedenen Stücken den unglückseligen Krieg jener furchtbaren dreißig Jahre hinzumalen,...
Seite 60 - ... da ist. Doch Schiller hat es vorgezogen, den Untergang des Wallenstein abgesondert herauszuheben. Wie sehr er die ganze Zeit kannte, welche Studien er gemacht hat, beweist das Stück selbst und außerdem sein Dreißigjähriger Krieg. Ich glaube aber, das Schauspiel zeigt auch zugleich, wie er es fühlte, daß diese abgetrennte Begebenheit kaum verständlich oder interessant und noch weniger groß und tragisch genug sei, um sich der Dichtkunst als eine vollständige zu bieten. Man sieht wenigstens...
Seite 61 - Akte der jetzigen ausmacht, wahrscheinlich in den Reden gedehnter. Aber der Einschnitt war besser als jetzt, wo das erste Schauspiel mit der Erklärung des Max Piccolomini gegen seinen Vater endigt, daß er seinen Feldherrn selbst befragen wolle. Zwischen diesem und dem folgenden liegt wenig Zeit ; die Tragödie hebt nicht mit neuen Empfindungen an, sondern knüpft sich an die vorigen. Hätte der Aufenthalt in Eger mehr Handlung und Begebenheit, so bildete dieser wohl am schicklichsten den zweiten...
Seite 57 - Ein großer Moment in der Geschichte ist eine Erscheinung die sich nur dem Seherblicke erschließt. Hingerissen, befeuert wird auch das schwächere Gemüt von einer großen Begebenheit : um sich diese anzueignen, wird es aber bald eine einseitige Vorliebe, einen unbilligen Haß müssen wirken lassen. Ganz von dieser Hitze ist jener Enthusiasmus verschieden, der im Kleinen wie im Großen das ewige Gesetz wahrnimmt, sieht, wie eins das andere erzeugt, wie die Klugheit scheitert und eine höhere Weisheit...
Seite 78 - Erde !" ist wieder wie bittere Reflexion aus fremdem Munde. Daß das Schicksal hier, noch mehr aber das Schöne selbst personifiziert worden, gibt der Stelle einen leisen komischen Anhauch, weshalb sie sich auch schon so oft zu Parodien hat hergeben müssen. Daß Schiller die Liebe ernst und feierlich nimmt, stürmisch und enthusiastisch, niemals im Rausch die edlere Sinnlichkeit, die Grundbasis der Leidenschaft und alles Schönen, anklingen läßt, das ist es allerdings, wodurch er keusch und sittlich...
Seite 11 - Als den Helden des Stücks ein Kriegsgericht nach einem Siege, wegen Mangel an Subordination, zum Tode verdammt hat, bittet er, zerstört und vernichtet, um sein Leben...
Seite 82 - ... einzigen Worte lag? Schiller selbst sagt uns weder, daß er erschüttert oder vernichtet oder blaß usw. zurückkehrt (wie manche Dichter nicht Beischriften der Art genug erfinden können), er hatte aber damals in Flecks Person für einen so schöpferischen Genius gearbeitet, daß er ihm in dieser Szene gern die ganze Poesie überlassen durfte, die er ja hier mit Worten doch niemals schaffen konnte. Glückliche Zeiten, wenn Genien sich so begegnen! Iffland gab damals den Piccolomini vortrefflich,...
Seite 251 - Gefühl für seine Schwäche haben. Er spottet bei sich über jede uneingeschränkte Bewunderung, und nur das Lob desjenigen kitzelt ihn, von dem er weiß, daß er auch das Herz hat, ihn zu tadeln,

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