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herrliche Familien und Reichsstädte, so wie ein Theil des Elsaffes traten der neuen Kirche bei. Die von Graf Eberhard im Bart im 3. 1477 gegründete Universität Tübingen wurde eine der vornehmsten Pflanzstätten der protestantischen GeLehrsamkeit.

§. 480. Die Wiedertäufer in Münster (1533-1535). Während des Bauernkriegs waren die sächsischen Wiedertäufer, die ihre Leidenschaften für göttliche Eingebung gehalten, größtentheils vernichtet worden (§. 461); aber ihre durch Flüchtlinge insgeheim fortgepflanzten schwärmerischen Lehren tauchten hie und da wieder auf, so sehr sie auch von jeder gefeßmäßigen Obrigkeit ausgestoßen und von deutschen und helvetischen Reformatoren bekämpft wurden. In Westfalen hatte in mehreren Städten, wie Soest, Paderborn u. a., die von dem Bürgerstand geforderte, vom Adel und Klerus bekämpfte Reformation etwas gewaltsam gesiegt, und in Münster war der Bischof mit den Domherren und einigen dem alten Glauben ergebenen Stadträthen vertrieben und nur gegen das Versprechen, die freie Predigt des Evangeliums fürder nicht hindern zu wollen, wieder zugelassen worden. Bald aber zeigte es sich, daß der einflußreichste Prediger der Stadt, Rottmann, wiedertäuferische Ansichten hege (§. 456). Umsonst widerstrebten ihm die Gemäßigtern im Rath und in der Bürgerschaft; sein Talent und einnehmendes Wesen erwarben ihm Anhänger, und als von den Niederlanden her, wo die wiedertäuferischen Lehren in dem zahlreichen Gewerbstand einen fruchtbaren Boden gefunden, der wandernde Prophet Ian Matthiesen (ein Bäcker aus Leiden) mit seinem Landsmann und Jünger, dem Schneider Johann Bockold (genannt Johann von Leiden) in Münster einzog, erlangte ihre Partei bald so sehr das Uebergewicht, daß sie die städtische Verwaltung stürzten, den Rath und alle Aemter mit ihren Glaubensgenossen beseßten und endlich, von Fanatismus und Habsucht getrieben, ihre die Wiedertaufe verwerfenden Mitbürger mitten im Winter hülflos aus der Stadt jagten und deren Habe unter sich theilten. Nun errichteten sie ein religiöses Gemeinwesen, worin Matthiesen unumschränkte Gewalt besaß, Gütergemeinschaft einführte, Propheten aussandte und die Vertheidigung der mit Kriegs- und Mundvorrath reichlich versehenen Stadt gegen das Belagerungsheer des von Köln und Hessen unterstüßten Bischofs ordnete und leitete. Am höchsten stieg die Schwärmerei, als Matthiesen bei einem Ausfall getödtet ward und Bockold an die Spiße des Gemeinwesens trat. In Folge göttlicher Eingebung, der angeblichen Quelle aller seiner Gebote und Verordnungen, übertrug dieser zuerst das Regiment der Stadt den aus den ärgsten Schwärmern ausgewählten zwölf Aeltesten, unter denen Knipperdolling als Bürgermeister und Henker die wichtigste Rolle spielte. Dann führte er Vielweiberei ein und ließ die über diese Verhöhnung christlicher Sitte empörten Widersacher unbarmherzig hinrichten. Als der fanatische Wahnsinn den höchsten Grad erreichte, nahm der Prophet auf den Vorschlag eines seiner Anhänger, gleich ihm vom Geiste Gottes getrieben, den Titel eines Königs des neuen Israel an. Angethan mit den Insignien der Herrschaft

(der Krone und einer an goldener Kette hangenden Weltkugel) und gekleidet in Pracht und Herrlichkeit hielt nunmehr der „Schneiderkönig“ Gerichtssißungen auf dem Markte zu Münster, wo der „Stuhl Davids" aufgerichtet stand, und führte ein fanatisch-tyrannisches Regiment ein, in dem geistlicher Hochmuth und fleischliche Sinnenlust, fromme Hingebung und Selbstaufopferung mit blutdürftiger Rohheit und niedriger Genußsucht aufs Widerlichste gepaart waren.

§. 481. Lange widerstanden die Wiedertäufer mit Glück und Muth den schlechtgerüsteten Truppen der Belagerer. Dies hatte zur Folge, daß sich in den Städten am Rhein und in verschiedenen Gegenden Niederdeutschlands wiedertäuferische Regungen kund gaben, die dem König von Münster die Herrschaft der Welt zuerkannten und von seinen Siegen die Befreiung von dem Regimente der „Pfaffen und Herren“ erwarteten. Darüber geriethen die Fürsten und Obrigkeiten in Besorgniß und bewirkten, daß das Belagerungsheer von Reichswegen verstärkt wurde. Bald entstand nun in der aller Zufuhr beraubten Stadt die schrecklichste Hungersnoth, aber die Schwärmer verzagten nicht und beharrten (im Vertrauen auf die Hülfe, die ihnen die ausgesandten Propheten zuführen würden) bei der Vertheidigung. Selbst als die Feinde schon innerhalb der Mauern waren, wehrten sie sich noch mit dem Muthe der Verzweiflung und ergaben sich nur gegen Vertrag, der aber von den ergrimmten Landsknechten nicht gehalten wurde. Rottmann fiel im Kampfe; Johann von Leiden, Knipperdolling und Krechting wurden gefangen, zu Tode gemartert und in eisernen Käfigen an einen Thurm gehängt; was von den Uebrigen nicht bei der Erstürmung gefallen war, wurde verjagt oder hingerichtet. Die Vertriebenen kehrten zurück, die städtischen Freiheiten und Rechte wurden vernichtet, die Herrschaft der Hierarchie und des Adels hergestellt und der Katholicismus in aller Form und Strenge wieder eingeführt.

Durch diesen Ausgang verloren die Wiedertäufer das Vertrauen auf eigne Unfehlbarkeit und auf die Errichtung eines irdischen Reichs, worin sie die,,Auserwähl= ten“ sein würden. Niedergebeugt und gespalten zerstreuten sie sich in verschiedene Länder Europa's, bis sie in den Niederlanden und Norddeutschland durch die fromme Betriebsamkeit eines ehemaligen Priesters Menno (1561) in kleine Gemeinden versammelt wurden (Mennoniten, Taufgesinnte). Strenge Kirchenzucht, Einfachheit in Tracht und Lebensweise, Verwerfung des Priesterstandes, der Kindertaufe, des Eids, der Kriegsdienste, Processe u. A. m. zeichnet sie noch jetzt aus, aber die sitten- und staatsgefährlichen Grundsätze der ersten Zeit haben sie aufgegeben. Sie führen ein stilles Leben als Pächter und Landbauern. Die Secten der Baptisten und Quäfer (Freunde, §. 602) in England und Nordamerika (Pennsylvanien) befolgen ähnliche Grundsäße. — Die Niederlage der Wiedertäufer in Münster war zugleich ein Sieg der Aristokratie in den norddeutschen Städten über die zur Herrschaft ge= langte Demokratie der Zünfte. In Lübeck wurde der kühne Bürgermeister Jürgen Bullenweber, der an der Spize der Demokraten und Unzufriedenen dem Hansabund die Herrschaft über die Ostsee, über Dänemark und den Sund verschaffen wollte, und schon im Besiz von Kopenhagen war, als,,neuerungssüchtiger Bösewicht" seines Amtes entsetzt und gefangen nach Wolfenbüttel geführt, wo er unter Martern den Todesstreich empfing, wie schon vor ihm sein Gefährte und Gesinnungsgenosse Mary 24.vl.

Beber, Geschichte. II. 9. Aufl.

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Mejer; beide unternehmende Männer von vaterländischem Streben, deren größter
Fehler war, daß sie ein entartetes Geschlecht nach der eigenen Kraft maßen."

§. 482. Erweiterung des schmalkaldischen Bundes. Troß der wiedertäuferischen Auswüchse nahm der wahre, schriftgemäße Protestantismus an Stärke nach Innen und Ausdehnung nach Außen zu. Um die lutherische Lehre gegen zerstörende Grundsätze sicher zu stellen, bereitete man die auf die augsburgische Confession und die ältesten Concilienbeschlüsse gegründeten symbolischen Bücher vor, und als Papst Paul III. mit der Einberufung einer allgemeinen Kirchenversammlung Ernst zu machen schien, wurden in den von Luther entworfenen schmalkaldischen 1537. Artikeln die Bedingungen aufgestellt, unter denen allein eine Vereinigung möglich sei, daher hier der Gegensatz gegen die römische Kirche aufs schärfste ausgesprochen ist. Wie konnte man aber eine Versöhnung erwarten, da der Papst die Ausrottung der lutherischen Keßerei als die Aufgabe dieses Concils bezeichnete? Die äußere Erweiterung des schmalkaldischen Bundes hielt mit der Ausbildung der Lehre gleichen Schritt. Zwar gelang es dem kaiserlichen Vicekanzler Held, dem protestantischen 1538. Bunde einen in Nürnberg geschlossenen katholischen (dem die Herzöge von Bayern, die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, Georg von Sachsen und Heinrich von Braunschweig beitraten) entgegenzuseßen; da aber dem Kaiser durch auswärtige Kriege die Hände gebunden waren und er die Unterstützung der deutschen Fürsten nicht entbehren konnte, so untersagte er alle Feindseligkeiten und dehnte den in dem Nürnberger Frieden gewährten Aufschub aller Reichsprocesse auch auf die seit jener Zeit dem schmalkaldischen Bunde beigetretenen Mitglieder aus. Dieser „Anstand zu Frankfurt“ förderte die Sache der Protestanten in einem günstigen Augenblick. Denn um dieselbe Zeit starb Herzog Georg von Sachsen (Albertiner Linie), ein thatkräftiger, strenger Vertheidiger des alten Glaubens, ohne Nachkommen und katholische Verwandte. Sein jüngerer Bruder Heinrich, in allen Dingen der Gegensatz von Georg, führte sogleich die von dem sächsischen Volke längst ersehnte Reformation ein. Am Pfingstfeste predigte Luther in Leipzig, Meißen und Dresden folgten dem Impulse der Zeit; die halbverödeten Klöster wurden aufgehoben. Wie Georg war auch Kurfürst Joachim von Brandenburg (1499-1535) ein auf Hebung der Wissenschaften und Verbesserung der Rechtspflege bedachter Herr, der die Universität Frankfurt a. d. Oder gründete und die ,,Joachim'schen Constitutionen" anfertigen ließ, ein eifriger Verfechter der alten 1538. Kirche.,,Er brachte sein Weib zur Flucht, weil sie ihres Glaubens leben wollte, und nahm von seinen Söhnen einen Eid, festzuhalten am alten christlichen Glauben gegen die Neuerung." Aber von seinen beiden Söhnen trat zuerst Johann von der Neumark, ärgerlich über die Verschleppung des Concils, dem schmalkaldischen Bunde und der evangelischen Kirche bei, und im nächsten Jahre empfing Kurfürst Joachim III., ein friedliebender, heiterer Mann, in Spandau aus den Händen des Bischofs von Brandenburg das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Freudig folgte das ganze Land dem Beispiele des Herrn. Joachim behauptete jedoch eine unabhängige Stellung, indem er sich nicht dem schmalkaldischen Bunde anschloß und die Würde der Bischöfe, so wie mehrere Ceremonien aus der alten Kirche beibehielt. Der Uebertritt von Sachsen und Brandenburg war für ganz Norddeutschland ent= scheidend. Anhalt, Mecklenburg, die geistlichen Herrschaften schlossen sich der neuen Kirche an, selbst der Erzbischof von Mainz ließ in seinem Stifte Magde= burg und Halberstadt der Reformation freien Lauf, als die Stände seine 1541. Schulden übernahmen. Bald nachher kam das Bisthum Naumburg in Erledigung. Das Kapitel wählte den gelehrten und milden Domprobst Julius Pflug, aber der Kurfürst von Sachsen sette den Wittenberger Theologen Amsdorf mit dem

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Gebalte eines Pfarrers als Bischof ein, und übertrug die weltliche Verwaltung einem sächsischen Beamten.

§. 483. Jegt hielt sich nur noch Herzog Heinrich von Braunschweig-Wol= fenbüttel zur alten Kirche, weniger aus Ueberzeugung, als aus Haß gegen den Landgrafen von Hessen, seinen ehemaligen Jugendfreund. Heinrich war ein leidenschaftlicher, ruchloser und harter Mann, der die Städte Braunschweig und Goslar auf alle Weise drückte und die katholischen Fürsten fortwährend gegen die Glieder des schmalkaldischen Bundes aufreizte. Darüber kam es zuerst zu einem heftigen, alle Fürsten- und Menschenwürde verleßenden Schriftwechsel zwischen Heinrich und den beiden Bundeshauptleuten, denen sich auch Luther (,,wider Hans Worst") an= schloß. Von Schmähungen ging man zu Waffen über. Sächsische und hessische Truppen rückten vor Wolfenbüttel, nöthigten die Stadt zur Uebergabe und den Her= 1542. zog zur Flucht und unterstützten die von Bugenhagen (§. 466) geleitete Refor= mation des Landes. Heinrichs Versuch, nach dem Abzug der Feinde sich wieder in den Besiz seines Landes zu sehen, endigte mit seiner Niederlage und Gefangen 1545. nehmung durch den Landgrafen. — Auch im Süden und Westen des Reichs gewann die lutherische Lehre stets neue Bekenner. Die Herzöge von Bayern konnten nicht rerhindern, daß die Reichsstadt Regensburg dem Beispiele von Augsburg felgte und daß ihr eigner Vetter Otte Heinrich von der Oberpfalz (Neuburg, Sulzbach, Amberg) dem schmalkaldischen Bunde beitrat und durch den Prediger Osiander von Nürnberg den neuen Ritus in seinen Kirchen einführen ließ. In der Rheinpfalz wurde die unter dem Volke schon längst verbreitete evangelische Lehre durch den Kurfürsten Friedrich II. begründet, nachdem die in der heil. Geistfirche in Heidelberg zur Messe versammelte Gemeinde das Lied: „Es ist das Heil uns kommen her!" angestimmt. Am 3. Jan. 1546 wurde das Abendmahl zum erstenmal unter beiderlei Gestalt ausgetheilt. Auch Baden-Durlach trat dem evangelischen Bekenntnisse bei. Am meisten erschraf die altkirchliche Partei über die Neuerungsversuche des Kurfürsten von Köln, Hermann von Wied, der seinen Ständen einen von Bußer und Melanchthon bearbeiteten Reformationsentwurf ven etwas gemäßigter Form vorlegte, so wie er einige Zeit nachher in England zur 1543. Ausführung kam. Bald reichten in Bonn, Andernach u. a. D. verheirathete Geistliche das Abendmahl in beiderlei Gestalt, so sehr auch Universität, Kapitel und Magistrat von Köln gegen die Neuerung protestirten. Selbst unter dem österreichischen Adel zählten die lutherischen Ansichten viele Anhänger.

1546.

1541.

§. 484. Religionsgespräch in Regensburg und Luthers Tod. Bei solcher Stimmung war der nochmalige Versuch einer Ausgleichung ganz natürlich. Auf dem Reichstag zu Regensburg wurde auf die Grundlage Januar eines von dem Kanzler Granvella vorgelegten Vergleichs eine Besprechung zwischen Melanchthon, dem frommen und gemäßigten Legaten Contareni und einigen andern ähnlich gesinnten Männern (Jul. Pflug) angeordnet. Und wirklich kam man in den vier wichtigsten Artikeln des Glaubens einander näher als je, so daß die gemäßigten Ständeglieder auf eine Uebereinkunft drangen, bei der man das Verglichene zu Grunde legen, das Unverglichene einem Concil vorbehalten sollte. Aber sowohl der Papst, der in seines Legaten Nachgiebigkeit einen Verrath argwöhnte, als Luther und der Kurfürst, die in dem ganzen Plan nur einen Fallstrick erblickten, hintertrieben die Vereinigung. Nun gab Karl den Gedanken an eine friedliche Ausgleichung auf. Durch Verträge und Zugeständnisse suchte er die Ruhe in Deutschland zu erhalten, so

lange ihn auswärtige Kriege beschäftigten; nachdem er aber mit Frankreich Frieden geschlossen und mit den Osmanen einen Waffenstillstand eingegangen, that er ernste Schritte zur gewaltsamen Unterdrückung der kirchlichen Neuerung. 1544. Zuerst geschah dies in dem Erzstift Köln und in dem Herzogthum Cleve (mit Düsseldorf), von wo aus die evangelische Lehre leicht nach den Niederlanden. dringen konnte. Die protestantischen Fürsten sahen ruhig zu, wie der Herzog Wilhelm von Cleve (ein von Heresbach in der humanistischen Wissenschaft erzogener Fürst), der im Begriff stand, dem schmalkaldischen Bunde beizutreten, gezwungen ward, die begonnene Reformation seines Landes einzustellen, wie auf die Klage des Kölner Kapitels in Rom und Brüssel gegen den Erzbischof Hermann Processe eingeleitet wurden und wie man in den Niederlanden protestantische Prediger den Flammen übergab und ihre Anhänger mit schweren Strafen verfolgte. Mit großen Sorgen blickte Luther auf den Ausgang des herannahenden Kampfes. Sein gutes Geschick überhob ihn jedoch dem Kummer, das Werk seines Lebens so schrecklich bedroht und gefährdet zu sehen. Von körperlichen Leiden viel geprüft, starb er am 18. Februar 1546 in seiner Ge1546. burtsstadt Eisleben, wohin er zur schiedsrichterlichen Ausgleichung eines Streites zwischen den Grafen v. Mansfeld gerufen worden. Seine Leiche wurde unter großen Trauerfeierlichkeiten und unter dem Geleite des von allen Orten zuströmenden, Volkes nach Wittenberg gebracht.

1545.

c) Der schmalkaldische Krieg.

§. 485. Rüstungen und Bündnisse. Wenige Monate vor Luthers 13. Dec. Tod wurde von Paul III. ein allgemeines Concilium nach Trient in Throl ausgeschrieben. Aber die Protestanten, die voraussahen, daß auf einem solchen unter dem Einfluß des Papstes gebildeten und handelnden Concil ihre Grundfäße würden verdammt werden, verwarfen dasselbe als ein unfreies und parteiisches und forderten eine Kirchenversammlung deutscher Nation. Dies schlug die letzte Hoffnung des Kaisers auf eine friedliche Lösung der Streitigkeiten vollends nieder, zu einer Zeit, wo der schmalkaldische Bund durch die Verstimmung, Zwietracht und Lauheit einzelner Glieder loser war als je und wo in der Umgebung des Kaisers der Rath religiöser Eiferer großen Einfluß gewann. Durch ein Bündniß mit dem Papst erhielt Karl beträchtliche Hülfsgelder, womit er in Italien, Deutschland und den Niederlanden Werbungen und Kriegsrüstungen vornehmen ließ; der Herzog von Bayern wurde durch die Aussicht auf die Pfälzer Kurwürde gewonnen, die geistlichen Reichsfürsten hielten ohnedies zu dem Kaiser, der jezt auch noch einen der bedeutendsten protestantischen Fürsten den Herzog Morit von Sachsen auf seine Seite brachte. Dieser junge, kluge und kriegskundige Fürst, seit 1541 Nachfolger seines Vaters Heinrich im albertinischen Sachsen, hatte sich schon längst aus Feindschaft gegen seinen Vetter Johann Friedrich, mit dem er in stetem Hader lebte, von dem schmalkaldischen Bunde losgesagt und dem Kaiser angeschlossen, obschon Philipp von Hessen sein Schwiegervater war.

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