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Bonald

1840.

Maistre 1755

(,, mémoires d'outre-tombe") tragen in ihrer geschwäßigen Ruhmredigkeit die Spuren des Alters an sich. Chateaubriand,, bewegte sich fortwährend zwischen zwei Leben, die mit einander nichts zu thun haben", dem poetisch- träumenden und dem thätigen. Sein Freund und Gesinnungsgenosse war der Vicomte v. Bonald, 1760der schon als Emigrant zu Heidelberg während der Revolutionszeit das legitime Königthum in einer dunkeln metaphysischen Schrift anpries und nach der Restauration einer der thätigsten Vorkämpfer der absoluten Monarchie und des firchlichen Ultra= mentanismus war, und die verhaßte Volksherrschaft durch eine ,,Herrschaft Gottes", durch eine neue Theokratie mit hierarchischen Stüßen verdrängen wollte, bis die Julirevolution seiner Wirksamkeit ein Ziel seßte. Schon Bonald war ein Anhänger des Jesuitenordens und ein Verfechter der päpstlichen Unfehlbarkeit; aber noch eifriger und geschickter kämpfte für beide der Graf Jos. de Maistre aus Chambéry in Savoyen, seit 1803 längere Zeit sardinischer Gesandter in Petersburg. In seinen Schriften, über das Papstthum“; „über die gallicanische Kirche“ und in seinen Petersburger Abenden" sieht er nur in einem theofratischen, absoluten Königthum und in der unbedingten Herrschaft der Kirche auf dem ganzen geistigen Gebiete das Heil für die durch die Erbsünde verderbte Menschheit. Er bricht nicht nur über die ganze Philosophie des 18. Jahrhunderts und über die Reformatoren und ihr Werk den Stab, selbst die Verbreitung der heil. Schrift unter dem Volke ist ihm ein Gräuel;,, der Kirche allein gehört das lebendig fortgepflanzte abgewogene Wort; die Schrift,,,die Verfassungsurkunde der Reformation" ist das stumme Wort, ist ein falscher Gott." Ihm sind die Päpste,, die Ordner, Schüßer und Retter, die wahr= haft constituirenden Genien Europa's." Die Religion selbst dient ihm nur als Bollwerk für die Vertheidigung der socialen Zustände, nicht als Heiligung für die Seele. Frei von dieser religiösen Mystik aber ebenfalls dem bourbonischen König-= thum ergeben und darum von Napoleon viel verfolgt, war der als vielseitiger Gelehrter, Kritiker und Dichter bekannte Charles Nodier von Besançon, ein begeister ter Bewunderer der deutschen Dichtkunst und besonders der Leiden des jungen Werther", daher er auch durch die Verpflanzung deutscher Ideen einer der ersten Begründer der romantischen Schule in Frankreich wurde. Unter seinen romantisch angehauchten Novellen sind,,Stella“; „der Maler von Salzburg"; "Jean Sbogar“; „Therese Aubert" und seine Erzählungen und Balladen am bekanntesten. Chateaubriands christliche Poesie wurde lyrisch fortgeführt von Alphonse de Lamartine aus Macon. Ein Gegner der falten Lamartine Verstandesrichtung der alten Zeit stimmte Lamartine in seinen ersten Dichtungen ,,poetische Betrachtungen"; „neue poetische Betrachtungen“ und ,,religiöse und poetische Harmonien" den Ton an, der während der Restauration bei den Franzosen am meisten Anklang fand und ihn bald zum gefeierten Lieblingsdichter des Volks, besonders der Jugend und der Frauen, machte. Der schwärmerische elegische Ton seiner religiösen Lyrik, die heilige, sehnsuchtsvolle Gläubigkeit an Gott und Unsterblichkeit, die süße Melancholie seiner gefühlvollen Naturschilderungen, selbst sein rhetorischer Schwung hatten eine große Wirkung auf die jungen empfänglichen Gemüther.,, Ein ätherischer Hauch umfließt diese Gedichte, deren Farbentöne mit einer bezaubernden Milde und Lieblichkeit, wie die Wolken bei einem schönen Sonnenuntergang, in einander verschmelzen.“ Als Anhänger der Bourbons, unter denen er eine Zeit lang eine diplomatische Stelle in Italien bekleidete, besang er die Krönung Karls X. und trat später, verstimmt über die Julirevolution, begleitet von seiner englischen Gemahlin und seiner Tochter, eine Reise nach Syrien und Palästina an, die er nach seiner Rückkehr mit dichterischem Geiste und mit empfänglichem Sinn für die großartige Natur und das morgenländische Leben beschrieb. Seine beiden größern Dichtungen, das episch- lyrische 3dyll

Morier

1780

1844.

geb. 1792.

B. Hugo

,,Jocelyn", worin das praktische Christenthum, die Tugend und Entfagung einer reinen edlen Menschlichkeit aber mit idealer Steigerung geschildert ist, und der „Fall eines Engels", in welchem sich seine ungezügelte Phantasie in die vorfündfluthliche Welt unter Titanen und Riesen versteigt, sind, wenn auch als poetisches Ganze regellos und phantastisch, doch reich an reizenden Schilderungen und einzelnen Schönheiten. In den dreißiger Jahren zum Abgeordneten der zweiten Kammer gewählt, entsagte Lamartine allmählich seinen legitimistischen Ansichten und wurde der Vorkämpfer des humanitarischen Idealismus und des demokratischen Kosmopolitismus. Als schwungvoller Redner und Vorkämpfer aller freisinnigen Ideen und Vorschläge wurde er bald ein einflußreicher Führer der Opposition, der, erhaben über die dynastische wie über die republikanische Parteistellung, das Ziel der neuen Politik in einer organi schen Entfaltung der gesellschaftlichen Ordnung suchte. Ein Mann von so vorherrschend idealistischer und humanistischer Richtung wie Lamartine mußte sich besonders von den auch im Irrthum großen und edlen Gestalten der Girondisten ange zogen fühlen, daher er auch in der Geschichte dieser Ideal-Republikaner ein rhetorisch und poetisch ausgeschmücktes Bild von der aufgeregtesten und interessantesten Periode des Revolutionskampfes entwarf und sich dadurch in solchem Grade die Volksgunst erwarb, daß er in den stürmischen Tagen des Jahres 1848 vorzugsweise geeignet schien, den schäumenden Wogen der Revolution Einhalt zu gebieten. Seine spätere Muße, nach der politischen Umgestaltung Frankreichs, widmete er einer,,Geschichte der Restauration“ und der Abfassung von „Bekennti..ßen“, in denen sich seine Eigenliebe und Selbstgefälligkeit abspiegelt. Die politische Wirksamkeit und den mannichfachen Meinungswechsel theilte mit Chateaubriand und Lamartine auch das geb. 1802. dritte Haupt der romantischen Schule, Victor Hugo. Sohn eines bonapartisch gesinnten Militärs und einer bourbonisch gesinnten Mutter aus der Vendée, erhielt er schon in seiner frühesten, abwechselnd in Italien, Spanien und Frankreich verlebten Jugend verschiedenartige politische Eindrücke. Doch siegte anfangs der mütterliche Einfluß, daher er auch in seinen ersten lyrischen Gedichten (Oden und Balladen) als eifriger Royalist auftrat und sich dadurch die Gunst Ludwigs XVIII, und einen Jahrgehalt erwarb. In der Folge wurde er begeisterter Verehrer Napoleons, den er in einer seiner schönsten Oden verherrlichte, und auch unter Louis Philipp, wo er zum Pair und Mitglied der Akademie erhoben ward, wie in der spätern Republik, als Deputirter der Nationalversammlung, fand er seinen Plaz. Victor Hugo hat sich als Lyriker, als Dramatiker und als Romanschriftsteller einen Namen gemacht, doch ist er in der ersten Gattung am ausgezeichnetsten. „, Nachdem . er in seinen,,Oden" den rhetorischen Pomp jugendlicher Begeisterung entfaltet, in seinen Balladen" Anklänge mittelalterlicher Romantik wiedergetönt, in den ,,Orientalen" glanzvolle Schildereien von fremden Gegenden, Menschen und Vorfällen entworfen hatte, kehrte er in den,,Herbstblättern", den,,Dämmerungsgesängen", den inneren Stimmen", den,,Strahlen und Schatten" mehr bei sich selbst ein und vereinigte bald wunderbar innige, zarte und zärtliche, bald in unwiderstehlicher Begeisterung prachtvoll auftönende Accorde zu einer klangvollen Harmonie, die dem Wohllaut eines reichen Glockengeläutes glich." Kann man dem Lyriker Victor Hugo einen richtigen Blick in das Seelenleben der Menschen und eine gemüthvolle Empfänglichkeit für alle Empfindungen und Stimmungen des Herzens nicht absprechen, so erscheint er dagegen als Dramatiker unnatürlich, übertrieben und widerwärtig. Ueber dem Streben, die Fesseln der klassischen Schule zu sprengen und an die Stelle der glatten, formalen und conventionellen Poesie frü herer Zeit eine inhaltreichere, mehr durch die Ideen und den Stoff als durch äußere Vorzüge wirkende Dichtung zu setzen, verlegte er nicht selten die ewigen Geseße der Kunst, der Schönheit und des Geschmacks und gerieth ins Rohe, Uebertriebene und

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Abschreckende. Indem er die sog. drei Einheiten und andere willkürliche Regeln einer mißverstandenen Poetik vernichtete, stürzte er sich in den regellosen Gegensatz, wo Gräuel, Blutschuld, Unnatur und Entseßen walten und statt einer kunstmäßigen An= lage und Entwickelung irgend ein Deus ex machina die Lösung herbeiführt.,,In seinen Dramen begegnet uns fast immer ein personificirtes diabolisches Princip, herzlos, sarkastisch, finster wirkend, welches die Hauptpersonen ins Verderben hinabzieht, und dieses Hinabziehen geschieht meist in kindischer Weise durch diverse Maschinerie, Geheimtreppen, Fallthüren u. dergl., während man die echte Schicksalsidee, die ethische Nothwendigkeit, vermißt." Den Mangel einer tiefern inneren Welt sucht er durch die Malerei der Außendinge, besonders durch die Anwendung von Contrasten, zu erseßen und geräth dadurch ins Widerwärtige und Abstoßende. Nur wo der Dichter lyrisch wird, erkennt man sein reiches Talent. Die bekanntesten unter seinen Dramen sind ,,Cromwell";,,Hernani";,,der König amüsirt sich"; „Lucrèce Borgia"; "Marion Delorm" u. a.; sein letztes Stück,,die Burggrafen" ist das verkehrteste und mißlungenste unter allen seinen Dramen. Dasselbe Haschen nach dem Gezwungenen, Ungewöhnlichen, Effectvollen gibt sich auch in Victor Hugo's Romanen kund. Mit Ausnahme des vielbesprochenen Werkes „Notre-Dame de Paris", worin mittelalterliche Kunst und Volksleben anziehend und mit Talent dargestellt ist, sind seine übrigen Romane lauter Zerrbilder, voll der ausgesuchtesten Seelenleiden und Folterqualen, wie im lezten Tag eines Verurtheilten." Nach der Februarrevolution als eifriger Fürsprecher republikanischer Ideen in die Nationalversammlung gewählt, hat er sich. durch schwungreiche Reden für religiöse und politische Freiheit hervorgethan, bis er als heftiger Gegner des Präsidenten Louis Nas poleon durch seine Opposition gegen dessen Herrscherpläne nach dem Staatsstreich vom 2. December 1851 zur Flucht aus Frankreich genöthigt wurde. Um sich zu rächen, schleuderte er aus seinem Eril das schneidende Libell: Napoléon le Petit gegen den französischen Machthaber.

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Durch die genannten Dichter hat die von deutscher Literatur angeregte, dem christlichen Mittelalter, der Kunst und dem Katholicismus mit Vorliebe zugewandte romantische Poesie mit ihrer neuen Verskunst und metrischen Abwechselung ihre Geltung erlangt und die klassische Schule, die nur noch wenige Vertreter zählte, überwunden. Hiermit hatte sie aber auch ihren Höhepunkt und in Victor Hugo eine Spize erreicht, die schon stark ans krankhaft Manierirte streifte, weshalb auch Alfred Vigny de Vigny, neben den Genannten der bedeutendste Vertreter der romantischen Rich- geb. 1798, tung und der begabteste Uebersetzer der Shakespeare'schen Dramen, in seinen epischlyrischen Gedichten (,,Dolorida";,,Eloa";,,Moïse";,,der Schnee") wie in seinen Romanen (, Cinq - Mars"; ", Servitude et grandeur militaire"; „, Stello ou les diables bleus" u. a.) wieder mehr Natur und künstlerische Besonnenheit zurückführte. Victor Hugo ist das Vorbild einer Anzahl lyrisch - romantischer Dichter, unter denen Emil Deschamps, der Kritiker und Dichter Sainte-Beuve (geb. 1803) und der sprudelnde, formgewandte Alfred de Musset (geb. 1810) die bedeutendsten sind; wogegen der Bäcker Jean Reboul aus Nimes (geb. 1796) fich der weichen, sentimentalen Dichtung Lamartine's zuwandte. Dem Einen oder dem Andern folgten auch mehrere dichtende Frauen, wie Elise Mercoeur (1809-35), die ihren innern Gram in elegischen Gedichten aushauchte, Marceline Desbordes Valmore (geb. 1787), die schwermüthige Sängerin klagender Liebe; Amable Tastu von Met (geb. 1798) u. a. Eine eigenthümliche Stellung nimmt Edgar Quinet ein,,, welcher in seinem dramatisirten Gedicht,, Ahasver", das er ein Quinet Mystère nannte, die deutsche Romantik, freilich in sehr confuser Manier, in Frankreich einzubürgern suchte, in seinem Prometheus" Hellenenthum und Christen= thum zu verschmelzen unternahm und in seinem,, Napoleon" den Helden des Jahr

geb. 1803.

court

Soulié

Maitre 1761

1852.

Arlins hunderts mit romantischem Brillantfeuer beleuchtete." Auch mehrere Romangeb. 1789. schriftsteller, wie der Vicomte d'Arlincourt, Fred. Soulié u. A. m. hielten an geb. 1800. der phantastischen Uebertreibung und Unnatur der Romantiker fest, wogegen Graf Xavier de Maistre, einer der elegantesten Novellenschriftsteller, wieder zu der Einfachheit Bernardins de St. Pierre zurückkehrte. Seine,,Reise um mein Zimmer" ist der Ausdruck einer heitern und gutmüthigen Lebensansicht;,,der Aussäßige in Aosta“ schildert mit lebhaften Farben die stille Verzweiflung eines Unglücklichen, der durch die schrecklichste der Krankheiten zur Einsamkeit verdammt ist.,,Das Mädchen aus Sibirien" ist eine einfache und rührende Geschichte kindlicher Hingebung. Eben 1799 so beurkundet auch der Genfer Rod. Töpffer, zugleich Maler und Schriftsteller, in 1846. feinen humoristischen Novellen und Reisebildern Sinn für Einfachheit, Natur und

Töpffer

sche Rich=

Frau

1746

Delille

1813.

Wahrheit.

Die klaffi= Die romantische Schule war zu einseitig, als daß sie nicht vielfachen Wider= tung. spruch und erfolgreiche Gegner gefunden hätte. Die klassische Richtung, wenn gleich veraltet und scheinbar überwunden, führte einen heftigen Kampf gegen die neuromantische Dichtkunst, der nur darum nachtheilig für jene ausfiel, weil die Kräfte der Vorkämpfer zu ungleich waren. Die klassische Poesie mit ihren glatten Alexandrinern, ihrer gefeilten Sprache, ihrem rhetorischen Pathos ist zu sehr mit Frankreichs Geschichte und ruhmvoller Vergangenheit verwachsen und entspricht zu sehr dem nationalen Charakter, als daß sie je ganz beseitigt würde. Freilich waren die mittelmäßigen Talente, die an der gewohnten klassischen Form festhielten, wie der charakterlose Dichter, Kritiker und Literarhistoriker Laharpe (1739-1803), die Dramatiker Arnault (1766-1834), Jouy (,, Belisar"), Gabr. Legouvé, Ray nouard (,, die Templer"), der gelehrte Erforscher der provençalischen Sprache und Dichtkunst (1761-1836), nicht im Stande, die den Zeitideen entsprechende und von den talentvollsten Dichtern ins Leben gerufene neuromantische Poesie zu verdrängen, und auch die dem Hause Orleans innig befreundete Madame de Genv. Gentis lis, die fruchtbare und seichte Verfasserin vieler Romane, Erzählungen und Erzie= 1830. hungsschriften im alten Stil, sowie die beschreibenden Lehrdichtungen und Naturschilderungen des in seiner Art ausgezeichneten Idyllen- und Landschaftsdichters und 1738 Uebersezers des Virgil, Jacq. Delille, konnten nicht mit den Werken einer Staël und eines Chateaubriand concurriren. Als aber zuerst Nep. Lemercier in seinen 1773 zahlreichen historischen Tragödien (Agamemnon; Clovis; Pinto u. a.) und in seinen Lustspielen (,, Dame Censure") sich der klassischen Formen und Geseße mit Freiheit bediente und, ohne sie zu beseitigen, sich einige Abweichungen gestattete; als Casi1794 mir Delavigne, ein klarer und volksthümlicher (,, Messéniennes"; „le retour de l'Empereur"), wenn auch minder tiefer Dichter, in seinen historischen Dramen (,, les vêpres siciliennes"; ", les enfants d'Edouard“; „ Don Juan d'Autriche" u. a.) und in seinen Lustspielen (,, l'école des vieillards") die romantischen Ideen mit der klassischen Form geschickt zu verbinden wußte, ein Streben, das auch der Dramatiker Alex. Soumet (geb. 1788) theilte; als die talentvolle Schauspielerin Rachel die von den Romantikern herabgesetzten Tragödien Corneille's und Racine's durch ihr kunstreiches Spiel wieder anziehend machte, da gewann allmählich, wenig stens in der Bühnendichtung, die klassische Poesie wieder einen festern Boden, zumal da die bedeutendsten Vertreter der romantischen Richtung, Victor Hugo und der als Dumas Dichter, Reisebeschreiber und Romanschriftsteller bekannte Alex. Dumas, in seinen historischen Dramen (,, Henri III."; „Monaldeschi“; „, la tour de Nesle"; " Caligula“ u. a.) auf der einseitigen Bahn der Uebertreibung verharrten. Einen talentvollen Dramatiker erhielt die klassische Richtung in dem jungen Dichter Bon sard, dessen,,Lucrèce“ als der Anfang einer neuen Zeit begrüßt ward, aber in seinem Drama,,Ulysse“ erscheint die,,homerische Simplicität“ etwas allzu stark aufgetragen.

Lemercier

1840.

1846.

geb. 1803.

Scribe

Die geschichtlichen Dramen L. Vitets und die zahlreichen Theaterstücke des fruchtbaren, bühnengewandten Lustspieldichters Aug. Eug. Scribe, des französischen geb. 1791 Kozebue, find troß einzelner Schönheiten bei dem erstern, und geschickter Anlage und Technik bei dem lettern, ohne höhern dichterischen Werth.

mus.

my 1716

Die romantische Poesie war nur eine Seite der revolutionären Bestrebungen, bellenis auf dem Gebiete der Literatur das Alte und Herkömmliche eben so zu vernichten, wie es im Staat und in den socialen Verhältnissen durch die Nationalversammlung geschehen war; eine andere Seite war die Wiederbelebung des hellenischen Kunstfinnes, das neuerweckte Interesse für altgriechische Literatur, Geschmack und Bildung. Beide Richtungen hatten anfangs dasselbe Ziel - Vernichtung der den Römern nachgebildeten einförmigen Classicität durch Erweiterung des Inhalts und durch Veredlung und Vervielfältigung der Formen. Wie daher die Neu-Romantiker auf das mittelalterliche Frankreich zurückgingen, so der neue Hellenismus auf die füdfranzösische Urzeit, als von Marseille aus griechische Bildung in der Provence und in Languedoc herrschend war; und wie jene die christlichen Volksballaden erneu= ten, so führte der neuerweckte Sinn für das Griechenthum auf tiefere Studien und Forschungen über die Sprachidiome Frankreichs. Dieser Gräcismus wurde zunächst angeregt von dem Dichter André Chénier, von Jean-Jacques Barthélemy's Barthéle bekannter,,Reise des jungen Anacharsis", von Paul Louis Courier, dem 1795. geistvollen Hellenisten und Ueberseßer des Herodot und anderer griechischen Schriften, und besonders durch die in der Revolution herrschende Begeisterung für griechische Einfachheit und Natürlichkeit, für altrepublikanisches Wesen, für antiken Kriegsmuth und Freiheitssinn, eine Begeisterung, die sich auch gleichzeitig in den Bildern des revolutionsschwärmenden Malers David kund giebt. Bald gingen jedoch die beiden Richtungen aus einander; und während die von der Restauration gehegte und ge= förderte Romantik auf die Bahn kirchlicher und politischer Reaction getrieben ward und dem Grundsatz,,Thron und Altar" als Stüße diente, erwuchs auf dem Boden des republikanischen Hellenismus eine mächtige Opposition gegen diese reactionären Bestrebungen. Derselbe Paul Louis Courier, der sich im Lager und im Lärm 1772des Kriegs fortgebildet hatte, wendete sich, nachdem er den Kriegsdienst aufgegeben 1825 und sich in der Nähe von Tours dem Landleben gewidmet, der politisch-satirischen Literatur zu. Durch seine Flugschriften,,,in denen uns überall ein männlicher Geist und fittlicher Ernst nebst glänzendem Wiß und heiterer Ironie in der gebildetsten Sprache entgegentreten," wirkte er im Sinne des Fortschritts, der Freiheit und AufHlärung auf die Richtung der Zeit. Bitter und satirisch von Natur, wie hätte er, der sich aus den Griechen den sarkastischen Ton ganz eigen gemacht hatte, nicht aus seinen Pamphlets Dolche machen sollen?" Der Eitelkeit unzugänglich und weder von dem Glanze des Kaiserthums noch von der legitimen Königsmacht geblendet, war er ein furchtbarer Gegner der Reaction, bis seine plötzliche Ermordung in der Nähe seiner Wohnung seiner Wirksamkeit ein Ziel seßte.

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Noch einflußreicher als Courier war der freisinnige Liederdichter Pierre Jean Béranger. Bekannt mit den Gefühlen und Stimmungen des Volkes, aus dessen Reihen er hervorgegangen, dem er mit unwandelbarer Treue ergeben blieb, und dessen „unabhängiger Sprecher und Tröster" er war, traf er in seinen Gedichten den natürlichen, einfachen Ton, der zu Herzen ging, weil er von Herzen kam. Ohne Ehrgeiz und von wenigen Bedürfnissen, wurde er ebensowenig durch die lockende Ausficht auf Aemter und Ehrenstellen von seiner Bahn abgelenkt, als er sich durch Stra= fen und gerichtliche Verfolgungen einschüchtern ließ. Béranger ist der vollkommenste Ausdruck des französischen Nationalcharakters in seiner edlern Erscheinung; heiter, lebensfroh und leichten Sinnes, dabei liebenswürdig, gutartig und beseelt ven Liebe zu Freiheit und Vaterland. Dieses letztere Gefühl regte sich um so mächtiger, je

Courier

Liberale

Drvosiz tion.

ranger

17801857.

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