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formen und ein milderes System ein. Die Staatsregierung ernennt den Generalgouverneur und den obersten Kriegsbefehlshaber. Die übrigen Verwaltungsbeamten werden von den 12 Directoren der ostindischen Compagnie ernannt und von dem Generalgouverneur bestätigt. Die Compagnie besißt das Recht eigener Verwaltung unter der Controle königlicher Commissarien in wichtigen Angelegenheiten. Durch Einführung des Christenthums vermittelst Missionaren sucht man das Volk der europäischen Cultur zu nähern und mit dem alten Cultus die geistige Knechtschaft und die unmenschlichen und unsittlichen Gebräuche zu verbannen.

5. Griechenlands Freiheitskampf.

Januar §. 796. Ypsilanti's heilige Schaar. Auf dem Congreß von Lay1821. bach erhielten die Menarchen und Minister die erste Kunde von der Erhebung der

Griechen. Dieser Umstand gab dem Fürsten von Metternich Veranlassung, das Ereigniß in eine Linie mit den gleichzeitigen Vorgängen in Spanien, Neapel und Sicilien zu stellen und den Kaiser von Rußland von jeder Unterstüßung abzuhalten.

Seit mehreren Jahren bestand in Griechenland ein weitverzweigter Bund, Hetäria, dessen geheimer Zweck Losreißung von der Türkei war. Gründer desselben war Capodistria, ein in russischen Kriegsdiensten stehender Grieche von Korfu, der durch Tapferkeit bis zum Rang eines Obersten gestiegen, sich auf dem Wiener Congreß in der Umgebung des Kaisers Alexander befunden und für Griechenlands Befreiung zu wirken gesucht hatte. Hoffnung auf russische Unterstüßung, die ihm im Stillen zugesichert worden, und die sichtbare Ohnmacht der Pforte (die weder den Pascha von Sanina, der sich unabhängig gemacht, noch den Ali Pascha von Aegyp ten, der eine selbständige Haltung angenommen, zum Gehorsam zwingen konnte) be schleunigte den Aufstand. Alexander Ypsilanti, ein gleich Capodistria in russischen Kriegsdiensten stehender moldauischer Edelmann, Sohn des im Jahre 1805 von den Türken hingerichteten Hospodars der Walachei, trat in seinem Vaterland als Befreier und Hersteller der griechischen Nation auf und erließ, mit Hinweisung auf russischen Schutz, an die Hellenen einen Aufruf, das türkische Joch abzuschütteln. În Kurzem Mar standen Morea (Peloponnes), Livadien (Hellas), Thessalien und die griechischen Inseln unter den Waffen. Die Türken schäumten vor Wuth und nahmen blutige Rache. Der Patriarch von Konstantinopel, das Oberhaupt der griechischen Kirche, wurde am Ostertag durch die christenfeindlichen Mohammedaner vom Hochaltar gerissen und mit seinen Bischöfen an dem Hauptthore seiner Kirche aufgehängt; die meisten griechischen Familien (Phanarioten) der Hauptstadt starben eines gewaltsamen Tedes over mußten als Bettler in die Verbannung wandern. Die heilige Schaar der Griechen unter Ypsilanti's Führung erlag der türkischen Uebermacht in der Wa 19. Juni lachei und wurde in dem Verzweiflungskampfe bei Dragaschan, wo sie mit dem Heldenmuth eines Leonidas fochten, gänzlich aufgerieben. Ypsilanti flüchtete nach Desterreich, mußte aber Jahre lang in einer ungarischen Festung schmachten. Der Fall der hochherzigen Streiter bewies, daß sie von einem andern Geiste beseelt seien als die spanischen und italienischen Freiheitskämpfer, wenn auch ihr Führer Alexander Ypsilanti durch Eitelkeit und Charakterschwäche der hohen Aufgabe eines Befreiers des Vaterlandes nicht gewachsen war.

1821.

1821.

§. 797. Griechenlands Ringen bis zum Fall von Missolonghi Ausrottung der griechischen Bevölkerung war jetzt die Losung der rachedürftenden Demanen. Schaudererregende Gräuel wurden ersonnen und ausgeführt. Morea waren die wilden, streitbaren Mainotten des Taygetos und des alten Sparta aufgestanden unter der Anführung Mauro michali's und Kolofotro

- 3n

October 1821.

ni's; die übrigen Bewohner folgten bald ihrem Beispiele und trieben, von Deme= trios Ypsilanti, Alexanders Bruder, zu einer planmäßigen Kriegführung angehalten, die Türken siegreich vor sich her; Navarino und Tripolizza fielen in ihre Gewalt. Zugleich stritten die Griechen in Livadien und auf den Inseln mit Ruhm und Erfolg; ihre Tapferkeit erinnerte an die Thaten der Vorfahren, so wenig hellenisches Blut auch in den Adern der Neugriechen fließen mag. Theilnehmend und erstaunt blickten die europäischen Völker auf den Riesenkampf im Osten und eilten, durch Philhellenen-Vereine Geldmittel und Streitkräfte zu sammeln, um den Muth der Kämpfer, die sich im Anfange des Jahres 1822 unter Ypsilanti und Maurotorda to zu einer geordneten republikanischen Staatsform vereinigt, aufrecht zu erhalten. Galt es doch Cultur und Christenthum gegen rohe Barbaren zu schüßen! Die abendländischen Völker zeigten durch die That, daß die Lehren der Menschenliebe und christlichen Humanität tiefe Wurzeln in ihnen geschlagen und ihre Herzen auch für die Leiden fremder Nationen geöffnet. Während die Fürsten, die den heiligen Bund geschlossen, aber aus Liebe zur Ruhe und aus Scheu vor jeder gewaltsamen Lösung der bestehenden Zustände ein christliches Volk den Streichen ungläubiger Mordbanden blosstellten, während der religiös empfindsame Kaiser Alexander, in Metternichs Ideenkreis gebannt, seine Hülfe den Bedrängten vorenthielt, zogen Schaaren fremder Philhellenen, unter der Führung des würtembergischen Generals Normann (den jedoch schon im nächsten Jahr das Klima dahinraffte) in die alte Heimath europäischer Gesittung. Der berühmte englische Dichter Lord Byron widmete sein Talent, sein Vermögen und seine Thatkraft der Sache Griechenlands, wo Klima und Anstrengung ihm bald den Tod gaben, und der reiche Genfer 19. Avril Eynard förderte den hellenischen Freiheitskampf mit großen Geldsummen. Trotz der Zwietracht und Selbstsucht der Führer war bis zum Jahr 1825 der Sieg größtentheils auf Seiten der Griechen, und es schien, als ob auf den blutgetränkten und verwüsteten Stätten ein christliches Reich mit geordnetem Staatswesen sich in Freiheit und Selbständigkeit erheben würde. Da erlangte die Pforte eine mächtige Stütze an Mehmet Ali, der auf den Trümmern der Mamluken Herrschaft in Aegypten eine Staatsverwaltung und Kriegsmacht nach europäischem Fuße gebildet und jetzt, einer Aufforderung des Sultans zufolge, seinen Sohn Ibrahim mit einem beträchtlichen, vielgemischten Heer nach dem Peloponnes schickte. Die kleinen, zwieträchtigen Griechenschaaren hielten nicht Stand vor der wohlgerüsteten Armee des fieggewohnten Aegypters; eine Stadt um die andere fiel in seine Hände; über Blut, Leichen und Brandstätten ging der Zug 3brahims und seiner entmenschten Truppen. Von dem festen Tripolizza aus, das sie sich zum Stützpunkt gewählt, wurde der Peloponnes und Livadiens Küste zwei Jahre lang grausenhaft verwüstet. Städte und Dörfer sanken in Asche; die Leichen und Gliedmaßen der Gemordeten lagen unbeerdigt umher, ein Raub der Hunde und wilden Thiere; die Kirchen wurden zerstört, die Priester einem martervollen Tod überliefert. Da schreckte der Fall von 22. Avril Missolonghi die europäischen Kabinette, die bisher nur auf diplomatischem Wege wenig beachtete Vorstellungen gemacht hatten, aus ihrer Unthätigkeit auf. Als nämlich das schwerbedrängte Missolonghi unhaltbar war, wagten die heldenmüthigen Belagerten mit Weibern und Kindern einen Ausfall auf die ringsum anstürmenden Feinde; der dritte Theil wurde erschlagen, die Stadt selbst ging in Flammen auf und alle Zurückgebliebenen fanden unter den Trümmern ihren Tod.

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1824.

1826.

1825.

§. 798. Ausgang. Kurz zuvor war Kaiser Alexander zu Taganrog am 1. Dec. Asowschen Meer schnell und unerwartet ins Grab gestiegen und sein zweiter Bruder (19 Nov.) Nicolaus führte, da der ältere, Constantin, schon früher dem Thron entsagt hatte, das russische Scepter, nach der blutigen Unterdrückung einer Militärverschwörung, deren Zweck war, durch Uebertragung der Krone an Constantin den unbe

17. Juni

1827.

schränkten Kaiserthron mit einer constitutionellen Staatsordnung zu umgeben. In England war das Staatsruder den geschickten Händen des hochsinnigen Canning anvertraut, der auf der Höhe des Lebens seine Jugendträume und die Begeisterung für Griechenlands Befreiung nicht vergessen; und in Frankreich glaubte die Regierung der lauten Stimme der philhellenischen Opposition einigermaßen nachgeben zu müssen, zumal als um dieselbe Zeit die blutige Vernichtung der trosigen 1826. Janitscharenmacht, wobei 15,000 Moslemin eines gewaltsamen Todes starben, das civilisirte Europa mit Entseßen über die Unmenschlichkeit der Türken erfüllte. Auf Cannings Antrag schlossen daher die drei Mächte einen Vertrag, daß sie durch gemeinschaftliche Maßregeln die Pforte zu einer beschränkten Freilassung der Griechen bewegen wollten. Eine vereinte Bundesflotte erschien nunmehr in den Gewässern Morea's und verlangte von Ibrahim die Räumung der Halbinsel; als diese zurück20. Det gewiesen ward, erfolgte die Seeschlacht von Navarin, wo die türkisch-ägyptische Flotte von der europäischen Seemacht vernichtet wurde. Diese Entscheidung kam so rasch, daß die verbündeten Regierungen über das,,unerwartete Ereigniß“ in Bestürzung geriethen. Darum blieb auch die Schlacht von Navarin ohne Folgen, die öffentliche Stimme in dem für seinen Handel besorgten England war so sehr gegen einen offenen Krieg mit der Pforte, daß nach Cannings Tod das englische Kabinet sich dem türkischen Interesse wieder günstiger zeigte und von weitern Feindseligkeiten abstand. Dadurch ermuthigt beharrte der standhafte, grimmige Sultan Mahmud auf seinem Vorsatz, Griechenland nicht frei zu geben, und benahm sich den Russen gegenüber so treßig, daß diese ihm den Krieg erklärten. Dies hob die Hoffnungen der Griechen. Während die Macht der Osmanen aus Livadien in die Donauländer ziehen müßte, wurde Ibrahim endlich durch die französische Flotte zur Räumung Morea's gebracht, worauf Capodistria aus Corfu zum Präsidenten des griechischen Staats eingesetzt ward. Die kühnen Kriegsthaten der Russen, die unter Diebietsch (Sabalkanski) den Balkan überstiegen und erobernd bis nach Adrianopel vordrangen, nöthigten endlich die Pforte, die Vermittelungsvorschläge der 142 andern Mächte anzunehmen und im Frieden von Adrianopel den Russen die Schifffahrt auf der Donau und in den Dardanellen und das Protectorat über Serbien, Walachei und Moldau zu gewähren, und die Unabhängigkeit der Griechen anzuerkennen. Aber lange konnte man sich über die Grenzen nicht vereinigen und es drohte eine neue Schilderhebung (wobei der Admiral Miaulis die griechische Flotte 13. Aus in die Luft sprengte, um sie nicht in fremde Hände kommen zu lassen). Dies bewog endlich die Londoner Conferenz, die Grenzen zu erweitern und aus den für unabhängig erklärten Territorien (Morea, Livadien, einem Theil von Thessalien, Euböa und den Cycladen), ein constitutionelles Königreich zu bilden, über welches (da mittlerweile der eigennützige Capodistria von den Brüdern Mauromichali er7. Mai mordet worden) Otto I.. aus dem bayerischen Fürstenhaus als König eingesezt ward. Die abendländischen Völker, die in ihrer Begeisterung für Griechenlands Wiederbelebung die Verdrängung der christenfeindlichen Osmanen aus Europa erwartet hatten, fühlten sich über diesen ungenügenden Ausgang getäuscht. Selbst 1834. Samos kam wieder in die Hände der Türken.

1828.

20.-22. Juli

1829

1831.

1832.

6. Die belgische Revolution und Polens Erhebung.

§. 799. Niederlande. Mühsam hatte die heilige Allianz 15 Jahre lang den auf dem Wiener Congreß geschaffenen Zustand aufrecht erhalten. Da erregte die Kunde von der Pariser Julirevolution in den Herzen aller Unzufriedenen und Gedrückten das Verlangen und die Hoffnung einer Aenderung. Zuerst fand Frankreichs Beispiel Nachahmung in dem benachbarten, sprachverwandten Belgien,

das ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit der Natur, der Religion, der Sprache und der Interessen mit den holländischen Provinzen zu einem Königreich der Niederlande vereinigt worden war.

Da sich die Holländer als das herrschende Volk betrachteten und die Belgier nicht nur zur Theilnahme an der großen holländischen Nationalschuld und dem dadurch bewirkten Steuerdruck zwangen, sondern auch ihre Sprache und Gesetze ihnen aufzudrängen suchten und den Unterricht des katholischen Volks unter die Aufsicht protestantischer Staatsbehörden stellten so hatten sich in den brabantischen und flandrischen Provinzen Parteien von Unzufriedenen gebildet, und die Presse einen feindseligen Charakter gegen Holland angenommen. Der charakterfeste, etwas starrfinnige König Wilhelm I. hoffte durch Strenge gegen die Presse und Bestrafung der Zeitungsredactoren mit Geldbußen, Kerker und Berbannung den Geist des Widerstandes zu bändigen, vermehrte aber nur die Zahl seiner Gegner. Die franzö sisch-liberale Partei, welche Abstellung des Preßzwangs und der holländischen Beamtenmacht, Einführung der Schwurgerichte und ein freies Staatsleben verlangte und mit den Häuptern der Pariser Opposition in Verbindung stand, schloß mit der fatholisch-ultramontanen Partei (die nach Freiheit des Unterrichts von der Beaufsichtigung des Staats strebte, um die Velksbildung gänzlich in die Hände der Geistlichkeit zu bringen) ein unnatürliches Bündniß zur Bildung einer National opposition; die Mißstimmung des Volks über den Steuerdruck und die Handelssperre verschaffte der unheimlichen Coalition, deren Gebahren der König in einer Thronrede als ,,infam" bezeichnete, einen kräftigen Rückhalt.

1830.

Die Verstimmung und Unzufriedenheit hatte bereits den höchsten Grad erreicht, als die Nachricht von den Julivorgängen in Brüssel eintraf und das ganze Land in Flammen sette. Am Abend des 25. August, nach Aufführung der Oper:,,die Stumme von Portici", zerstörten Volkshausen die Druckerei einer im holländischen Sinne geführten Zeitung, den Palast des verhaßten Justizministers und die Wohnung des Polizeidirectors; am nächsten Tag traf ihre Wuth mehrere Fabrikgebäude. Um den weiteren Verwüstungen des Pöbels Einhalt zu thun, bildete sich eine Bürgergarde; ein Bürgerausschuß übernahm die Regierungsgewalt; in wenigen Tagen wehte in ganz Belgien die brabantische Fahne. Aber diese von dem angesehenen Theile des Volks getroffenen Einrichtungen befriedigten die Stimmführer der bemokratisch-republikanischen und der ultramontanen Partei keineswegs; mit Hülfe des Böbels bemächtigten sie sich selbst der höchsten Macht und übergaben einem aus Radicalen und Papisten gemischten Centralausschuß die Leitung der Dinge. Da machten die Holländer, im Vertrauen auf die Hülfe der angesehenen Bürger, einen bewaffneten Angriff auf Brüssel, wurden aber nach einem hartnäckigen, von Blutvergießen und Verwüstung begleiteten Kampfe zum Rückzug nach Antwerpen genöthigt. Umsonst suchte der Prinz von Oranien die Belgier durch die Verheißung einer unabhängigen Verwaltung unter seiner Regentschaft zur Niederlegung ber Waffen zu bewegen; die Erbitterung gegen Holland und das Selbstvertrauen der fiegestrunkenen Hauptstadt war zu groß, als daß versöhnende Worte Eingang gefunden hätten. Gänzliche Trennung von Holland war das Ziel der Belgier, die jest auf Antwerpen losrückten, um auch diese Stadt dem verhaßten Nachbar zu entreißen. Da zog sich der entschlossene holländische General Chassé nach der festen Citabelle zurück und beschoß aus 300 Kanonenschlünden sieben Stunden lang die unglüdliche Stadt, die durch Verbrennung großer Waarenvorräthe einen Verlust von vielen Millionen zu erleiden hatte. Dadurch wurde eine ausgleichende Versöhnung unmöglich und es war eine natürliche Folge der erbitterten Stimmung, daß der unter Potter Leitung gebildete Nationalcongreß die Unabhängigkeit Bel- Novbr. giens und die 2 usschließung des Hauses Oranien von dem belgischen Throne

aussprach. Da man aber an der constitutionellen Monarchie festhielt, so entsagte Better, der nach einer republikanischen Verfassung gestrebt, allen Würden und begab sich nach Paris. Nun traten die fünf Hauptmächte in London zu einer Conferenz zusammen, wo nach langen diplomatischen Verhandlungen, an denen der alte Talleyrand im Interesse der französischen Juliregierung Antheil nahm, die Unabhängigkeit Belgiens anerkannt und die Grenzen gegen Holland regulirt wurden. König Wilhelm hatte sich durch sein abstoßendes Betragen und durch die sophistische Auslegung, daß der Wiener Conferenzbeschluß, wornach der Rhein bis zum Meer (jusqu'à la mer) frei sein solle, die Anlegung eines Zolles an der Mündung dieses Flusses nicht verwehre, unter den europäischen Fürsten viele Gegner gemacht. Um so weniger war die Londoner Conferenz geneigt, durch längere Zurückhaltung ihrer Anerkennung des belgischen Staats die in Europa herrschende Aufregung zu 1831. vermehren. Es wurde daher beschlossen, daß der dem englischen Königshaus verwandte und bald darauf mit einer französischen Prinzessin in zweiter Ehe vermählte Leopold von Sachsen-Koburg die belgische Krone tragen und die Liberalen durch Verleihung einer freisinnigen Repräsentativverfassung, die katholische Geistlichkeit durch völlige Unabhängigkeit der Kirche vom Staat versöhnen solle. Umsonst versuchten jetzt abermals die Holländer mit Kriegsmacht die Abgefallenen zur Unterwerfung zu zwingen. Trotz der Tapferkeit des Landheers und des Muthe der Seemannschaft (van Spyk) sahen sie sich zum Rückzug genöthigt, als eine englische Flotte die holländische Küste bedrohte und ein französisches Heer unter General Gérard den Belgiern zu Hülfe kam und die Citadelle von Antwerpen dem muthi1832. gen Chassé entriß. Aber noch lange stritt man sich über die Grenzen, bis endlich auch hierüber eine Ausgleichung vermittelt wurde.

26. Juni

24. Dec.

§. 800. Polen. (Vgl. §. 775.) Der glückliche Ausgang der französischen und belgischen Revolution ermunterte die Polen zum Aufstand. Das Andenken an den alten Bund mit Frankreich und an die gemeinschaftlichen Kriegsthaten und Kriegsleiden unter Napoleons Adlern war so wenig erloschen als die Erinnerung an die frühere Größe der Republik: und wenn die lettere das Nationalgefühl und die Sehnsucht nach einer Wiedergeburt des Vaterlands wach hielt, so nährte jene die Hoffnung auf den Beistand der mitfühlenden Franzosen. Zwar war Polen unter der russischen Herrschaft zu einer höhern Blüthe gelangt als unter der alten Anarchie, namentlich so lange es unter dem milden Scepter des großmüthigen Kaisers Alexander stand, dessen freisinnige Grundsätze in der polnischen Reichsverfassung, die er aus eigenem Antrieb und zum Verdruß von Oesterreich und Preußen dem neugeschaffenen Königreiche verliehen, ihren vollkommensten Ausdruck gefunden hatten. Die Constitution mit Reichstagen, mit einer umsichtigen Verwaltung und unparteiischen Rechtspflege, mit einem geregelten Staatshaushalt und einer Nationalbewaffnung gewährte dem Volke eine geordnete Freiheit, die Industrie fam in Aufschwung, die Literatur hob sich, gangbare Heerstraßen erleichterten den Verkehr, Handel und Fabriken verbreiteten Wohlstand, Wissenschaften und Künste wurden mit Eifer gepflegt; in den Städten bildete sich ein achtbarer und wohlhabender Mittelstand; zwischen Edelmann und Bauer stellte sich ein besseres, auf persönliche Freiheit gegründetes Verhältniß fest. Dennoch fand die russische Herrschaft viele Widersacher unter den höheren Ständen, bei Beamten und Militär, es entstand eine starke Opposition, die sich zuerst 1819. in der Presse und im Reichstag vernehmen ließ, und dann, als die Regierung die 1825. Censur einführte und die Oeffentlichkeit der Verhandlungen untersagte, in geheimen Verbindungen, wie sie damals in den südlichen Ländern Europa's, in Spanien, Stalien, Griechenland und anderwärts bestanden, sich erhielt und fortpflanzte. Ein weitverzweigter patriotischer Geheimbund suchte den Nationalsinn zu stärken, die Gemüther für die Herstellung Polens in seinen frühern Grenzen zu begeistern und

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