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1831.

blieb dem in London Weilenben nichts übrig als ohnmächtige Protestation. Auch in Mecklenburg, wo der Bauernstand noch leibeigen war und die Bürgerschaft ohne Bedeutung, blieb die landständische Vertretung aus aristokratischen Elementen zusammengesezt und ohne gesetzgebende Macht. Im Königreich Sachsen regierte bis zum Jahr 1827 der vielgeprüfte Friedrich August milde und gerecht mit Zuziehung der alten Stände des Reichs. Sein hochbetagter Bruder Anton, der ihm nachfolgte, war ein bieberer, wohlgesinnter Herr; aber seine Anhänglichkeit an die katholische Kirche verstimmte zum Theil das lutherische Volk; Uebergriffe der Polizei und allzu große Bevormundung des Bolks von Seiten der Regierung steigerten den Unmuth und riefen in Leipzig, Dresden u. a. Städten Aufstände hervor, die erst beruhigt wurden, als der König seinen volksbeliebten Neffen Friedrich August zu seinem Mitregenten und Nachfolger ernannte und dieser dem Königreich ein neues im Verein mit den Ständen entworfenes Land- Septbr. grundgeset verlieh. König Anton starb im J. 1836. In Kurhessen erhielten die Soldaten von dem zurückgekehrten Kurfürften die Zöpfe und das Land die aus dem Mittelalter stammende Stände verfassung wieder; alle Beförderungen, die seit 1807 in Amt und Heer eingetreten, wurden rückgängig gemacht und die Käufer der unter der französischen Regierung veräußerten Kammergüter, wozu auch die eingezogenen Besitzungen. der Deutschherren in Marburg u. a. Orten gerechnet wurden, zur Rückerstattung des erworbenen Eigenthums ohne Entschädigung gezwungen; die alte Gemeindeordnung, das Feudalwesen, die früheren Rechte und Titel wurden hergestellt und im Großen und Kleinen Alles auf den alten Fuß gesetzt; die sieben Jahre seit den Tagen von Jena und Auerstädt sollten ausgestrichen werden. Auf Wilhelm I., den reichen Diener des Mammons, folgte sein Sohn Wilhelm II., unter dem die Willkürmaßregeln der Regierung, die drückende Polizei und die Verdrängung der allgemein beliebten Kurfürstin durch die Gräfin von Reichenbach (Lessonit) das durch Steuern schwer gedrückte Volk so lange reizten, bis in Kaffel ein Aufruhr entstand, in Folge dessen der Kurfürst sich genöthigt sah, dem Laude eine freisinnige Verfassung zu verleihen. Der Haß, den das Volk bald nachher gegen die Gräfin Lessoniß an den Tag legte, beleidigte aber den Kurfürsten dermaßen, daß, er seinen Sohn, den Kurprinzen, zum Mitregenten erhob und sich mit der Gräfin und seinen Schätzen aus Hessen entfernte. Er lebte bald in Baden, bald in Frankfurt, an welchem letzteren Orte er am 20. Nov. 1847 starb. Die sächsischen Herzogthümer und die meisten kleinern Staaten Deutschlands erhielten ständische Vertretungen entweder durch Wiederbelebung und Verbesserung des alten Ständewesens, oder durch Einführung neuer Berfassungen.

4. Großbritannien.

1821.

1831.

§. 794. Englische Zustände. England war aus dem zwanzigjährigen Kampfe mächtig und siegreich hervorgegangen. Es hatte die Flotten der Spanier, Franzosen, Holländer und anderer mit Frankreich verbundener Völker in mehreren glorreichen Seeschlachten vernichtet und seine eigene Marine in solchen Stand geseßt, daß ihm die Herrschaft zur See von Niemand streitig gemacht werden konnte; es hatte seine Besitzungen in Westindien vergrößert, hatte Canada in die Höhe gebracht, hatte im Westen und Süden Afrika's Niederlassungen begründet, und hatte in Ost= indien ein Reich geschaffen, das an Größe und Volkszahl das Mutterland weit übertraf; ferne Inseln, durch kühne Seefahrer wie Cook u. A. der staunenden Welt erschlossen, beugten sich unter das Scepter des meerbeherrschenden Insellandes. Auch der wechselvolle Krieg zu Land und Wasser, den die Briten zur Zeit des russischen Feldzugs und während der Befreiungstämpfe gegen Napoleon mit den Vereinigten Staaten Nordamerika's führten, als diese, verstimmt, daß die Engländer den über- 1812–14. seeischen Handel drückten, von ihrer Ueberlegenheit zur See auf Kosten der freien

Schifffahrt der Amerikaner einen rücksichtslosen Gebrauch machten und von Canada aus die Indianer zu feindseligen Angriffen auf das Unions - Gebiet reizten, den Krieg erklärten, um sich den Belästigungen ihrer Kreuzer (Matrosenpresse) zu entzie hen, vermehrte den Ruhm und die Größe des Inselreichs. Umsonst hofften die Amerikaner, ihr Bundesgebiet, das sie kurz zuvor durch die Erwerbung von Florida erweitert, auch über Canada auszudehnen; wenn sie auch zur See nicht unrühmlich kämpften, so standen doch ihre Landtruppen an Kriegskunst und Uebung den briti schen weit nach. Nachdem der englische General Roß die Bundesstadt Washington erobert und die öffentlichen Gebäude daselbst zerstört hatte, kam unter russischer Ber24. mittelung der Friede von Gent zu Stande, worin Alles in dem Zustand verblieb, 1814. wie es vor dem Krieg gewesen, und die Amerikaner ihre Mitwirkung zur Abstellung

Verar

mung.

des Negerhandels versprachen. Der Besit von Gibraltar und Malta, das Protectorat über die ionischen Inseln, die freie Durchfahrt durch die Dardanellen sicherten dem britischen Reiche nach dem Pariser Frieden die Herrschaft des Mittelmeers und den Verkehr mit der Levante. Vortheilhafte Handelsverträge mit den meisten Staaten Europa's und Amerika's gewährten der britischen Industrie, die unter dem Schuße eines freien Staatslebens einen nie gesehenen Aufschwung nahm, einen gro ßen Markt. Durch seine festbegründete Verfassung mit Druck- und Redefreiheit und genauer Begrenzung der Volks- und Königsrechte und durch die lebendige Achtung vor dem anerkannten Gefeß erregte England den Neid der andern Nationen. Aber bei dieser hohen Macht und Blüthe nach Außen litt der Staat an unheilbaren Wunden:

1. Während ein kleiner Theil des Volks unermeßliche Reichthümer aufhäufte, sank die große Masse zur drückendsten Armuth herab. Die kostspieligen Land- und Seekriege und die Hülfsgelder, die den Regierungen des Festlandes gewährt wurden, steigerten die Nationalschuld auf beinahe 900 Millionen Pfd. St., so daß die Jahreszinsen gegen 34 Mill. Pfd. betrugen. Diese enorme Schuldenlast, verbunden mit einer verschwenderischen Hofhaltung, trieb die Staatsausgaben zu solcher Höhe, daß nur durch eine stets zunehmende Besteue rung der Handelsartikel, Lebensmittel, Einkünfte (Einkommensteuer), Häuser und Grundbesitzungen die nöthigen Summen aufgebracht werden konnten. Dies hatte die Berarmung des kleinen Landeigenthümers und der Gewerbsleute von geringem Capital zur Folge; der Grundbesig kam in die Hände begüterter Edelleute, die durch gesteigerten Pachtzins und durch Erwirkung von Korngefeßen gegen jede Einfuhr fremden Getreides ihre Einkünfte zu mehren wußten; die Industrie fiel den reichen Fabrikherren anheim, die durch Ausdehnung des Geschäfts die weniger Bemittelten überflügelten; so verschwand allmählich der Handwerkerstand; der bürgerliche Mittelstand, der Kern jeder Nation, nahm ab, während die Zahl der Fabrikarbeiter, die von der Hand zum Munde leben, auf bedenkliche Weise sich mehrte. Schwere den Gemeinden auferlegte Armensteuern und zeitweise Zuschüsse der Regierung vermochten dem Elende nicht zu wehren; zumal da das Festland, das während der Continentalsperre seine eigenen Kräfte gebrauchen gelernt, sich eine eigene Industrie schuf und den englischen Waaren einen weniger günstigen Markt bot als sonst. Von Noth und Mangel getrieben versuchten die Proletarier wie derholt durch Aufstände sich eine bessere Lage zu erkämpfen, aber ihr ungefeßliches Beginnen schlug jedesmal zu ihrem Schaden aus. Leicht wurde der wehrlose Haufen von der Militärmacht zu Paaren getrieben; allein die blutige Züchtigung der 1819. Insurgenten in Manchester hat der Regierung harten Ladel zugezogen. Die Suspension der Habeas Corpus Acte (§. 622), ein Mittel, zu dem schon Pitt wiederholt schreiten mußte, wurde mehrmals zur Dämpfung drohender Aufregung angewendet.

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2. 3rland ist bis auf den heutigen Tag der wunde Fleck im englischen Irland. Staatsförper. Die Mißhandlungen früherer Geschlechter haben zwischen England und Irland eine Kluft erzeugt, welche die Vereinigung der beiden durch Natur, Religion und Einrichtung verschiedener Völker nie vollkommen werden ließ. Die durch geheime Einverständnisse mit Frankreich genährte Unzufriedenheit der Irländer drohte wiederholt in Empörung überzugehen, was die Engländer nöthigte, auf ihrer Hut zu sein, und da sie die Forderungen der Nachbarn nicht gewähren wollten und ihre Zugeständnisse jene nicht zufrieden stellten, so blieb ihnen nichts übrig, als den gährenden Geist durch Strenge niederzuhalten. Zwei Dinge, durch ein altes Unrecht erzeugt, erregten besonders den Haß des inischen Volks, die harte Behandlung des armen Landvolks durch ihre Grundherren, die einst aus England in der eroberten Nachbarinsel angesiedelt und mit eingezogenen Gütern beschenkt worden waren, und die unnatürlichen Zustände der Kirche, da eine unbeschäftigte (englisch-protestantische) Geistlichkeit im Besiß alles irischen Kirchenvermögens ist, indeß das katholische, in Armuth lebende Volk seine unbezahlten Priester von seiner Nothdurft erhalten muß. Für den erstern Mißstand wurde unter dem Aristokraten-Regiment der Tories, die für des Volkes Leiden fein Herz hatten, wenig Abhülfe getroffen, und was auch Pitt zur Besserung der kirchlichen Zustände Irlands thun mochte, bei der religiösen Engherzigkeit des Königs war keine gründliche Heilung möglich. Erst unter der folgenden Regierung wurde durch die Emancipations - Acte, die den katholischen Irländern den Zutritt in das englische Parlament gewährte, ein großer Schritt zur Berföhnung gethan.

1829.

Hof und

Regie

rung.

1821.

1822.

3. Nach den schweren Kämpfen gegen Napoleon trat in England ein Zustand der Erschlaffung ein; es schien, als ob sich die Engländer des errungenen Vorrangs freiwillig begeben wollten. Der in Lüsten und Genüssen versunkene König Georg IV., der in seiner Jugend mit der Opposition gegangen, schenkte sein Vertrauen den falten, in Pitts Staatsweisheit ergrauten Tories und wendete Augen und Herz von seinem Bolle ab. Dieses lohnte ihm mit Abneigung und Haßz, befenders als er das erste Jahr seiner selbständigen Regierung durch einen ärgerlichen Ehefcheidungspro= zeß vor dem Oberhause gegen seine in unfreiwilliger Trennung von ihm lebende Gemahlin Karoline von Braunschweig denkwürdig machte. Als die Königin im nächsten Jahre starb, folgte ihr die Theilnahme und das Mitleid der Nation ins Grab, so wenig auch ihre Sitten und Lebensweise zu loben waren. Castlereagh, der langjährige Genosse Georgs und der Träger einer falschen, treulosen Politik, gab sich in einem Anfall von Schwermuth selbst den Tod. Ties erschütterte den 12. Aug. König, auf dem so manche Jugendsünde lastete, im höchsten Grade und machte ihn menschenschen. In düsterer Zurückgezegenheit verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens, während deren der große Staatsmann Canning, welcher den Grundsätzen der lange vom Staatsruder ferngehaltenen Whigs sich näherte, dem englischen Inselreiche wieder seinen frühern Vorrang verschaffte. Da Georgs IV. einzige Tochter, die geistreiche und liebenswürdige, an Leopold von Koburg (seit 1831 König der Belgier) vermählte Prinzessin Charlotte, jung und ohne Kinder gestorben war, bestieg nach des Königs Tod sein Bruder Wilhelm IV., ein schlichter, gerader 26. Junt Mann, den Thron. Unter ihm kam endlich die Sklavenemancipation zu Stande, woran Wilberforce, Buxton und andere Philanthropen viele Jahre gearbeitet. Mit großen Entschädigungskosten für die Pflanzer setzte England in seinen Colonien die Sklaven in Freiheit und suchte seitdem aus allen Kräften auch andere Nationen zu einem ähnlichen Schritte zu bewegen und den Sklaven= handel gänzlich zu unterdrücken. Nach Wilhelm IV. erlangte seine Nichte 20. Junt Victoria, seit dem 10. Februar 1840 mit Prinz Albert von Koburg vermählt, die Krone Englands.

Beber, Geschichte. II. 9. Aufl.

34

1830.

1837.

§. 795. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien. In Ostindien traten die Handelsherren der ostindischen Compagnie als Eroberer auf und erweiterten ihre Niederlassungen allmählich zu einem Reich, an Umfang und Bevölkerung dem Mutterlande weit überlegen. Sie erschienen hier in doppelter Gestalt, als Herrscher und Kaufleute. Während sie mit den Franzosen um den Besiß der vorderindischen Küstenländer und ihrer reichen Handelsstädte rangen, richteten sie zugleich ihre Blicke auf die Gangesländer, besonders das reiche Bengalen, wo die Compagnie schon seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Niederlassung und eine eigene Waffenmacht besaß. 1698 wurde Calcutta zu einer Präsidentschaft erhoben, durch Anlegung von Fort William befestigt und durch Eroberungen im Dekan dessen Gebiet erweitert. Als im 18. Jahrhundert das große Mogulreich durch die blutigen Kämpfe mit den Mahratten und durch den Einfall des wilden Nadirschahs von Persien, welcher 1737 Delhi verwüstete, zu sinken begann, machten sich die Statthalter (Subahs und Nabobs) unabhängig und die unterjochten Völker fingen an, ihre Ketten abzuschütteln. Dies kam der englischen Compagnie zu Statten, indem sie die Statthalter unter einander entzweite und zum Krieg reizte, und diejenigen unter ihnen, die dem britischen Vortheil am besten dienen konnten, durch Verträge an sich knüpfte. Zwar eroberte (1756) der Nabob von Bengalen, der unmenschliche Serats cha Daula, Fort William und ließ die Gefangenen in der schwarzen Höhle verschmachten; aber diese empörende Frevelthat, wodurch in einer einzigen Schreckensnacht 146 Menschen theils des schmerzvollsten Todes starben, theils aus Angst und Verzweiflung wahnsinnig wurden, beschleunigte den Fall der indischen Stammfürften. Der unternehmende Gouverneur der Compagnie, Clive, eilte aus Madras herbei, schlug den Nabob zurück und beseßte Calcutta wieder. Nach einem neunjährigen heftigen Kampfe zwischen der britischen Gesellschaft und den eingebornen Fürsten erlangte jene durch einen Vertrag mit dem Großmogul gegen eine Jahresrente von einer Million Pfund Sterling die Hoheitsrechte über Bengalen und übte von dem an die Herrschaft über das große, reiche Land. Allein bei der Gewinnsucht der Compagnie und ihrer Statthalter und Beamten wurde das Regiment der briti schen Handelsherren ein drückendes und für das Land verderbliches. Das Volk verarmte durch die schweren Erpressungen der herzlosen Kaufleute, die zur Erhöhung des Zinses den Erbpacht in einen jährlichen Pacht umwandelten, sich den Alleinverkauf (Monopol) von Salz, Opium und andern nöthigen Lebensbedürfnissen sicherten und jährlich unermeßliche Summen aus dem Lande schafften. Eine so drückende Herrschaft konnte nur durch Waffengewalt behauptet und erweitert werden; da es aber unmöglich war, eine hinreichende Kriegsmacht aus Europa zu erhalten, so schritt man zu dem bedenklichen Mittel, Armeen aus Inländern zu bilden, ein Plan, der bisher über Erwarten geglücht ist. Nachdem die Compagnie den König von Oude zur Abtretung der Provinz Benares gebracht und die Verwaltung des von vier Gouverneuren unter der Oberhoheit der Directoren der Gesellschaft regierten Landes besser regulirt hatte (durch Erhebung 1773. des Gouverneurs, von Bengalen zum Generalgouverneur aller britischen Besißungen mit höchster Civil- und Militärmacht und durch Beiordnung eines höchsten Rathes), begann sie einen Krieg mit dem tapfern und klugen Hyder-Ali, Sultan von Mysore, der jedoch bald durch einen Frieden, worin Zurückgabe der Eroberungen und freier Handel bedungen ward, beendigt wurde. Zu der Zeit, als England in den nordamerikas nischen Krieg verwickelt war und der harte Warren Hastings, ein Mann von großs artiger Energie, als Generalgouverneur die indischen Besitzungen mit methodischem Drud aussog (wie einst Verres Sicilien), fing die ostindische Compagnie einen ungerechten Eroberungskrieg mit den zwieträchtigen Mahrattenstaaten an. Hyder Ali, von den Franzosen aufgemuntert und unterstützt, schloß sich den Mahratten an und machte einen furchtbaren Einfall in Carnatik. Bald stand ganz Indien in Aufruhr, indem die Compagnie die großen Kriegs- und Verwaltungskosten nur durch die furchtbarsten Expressun

1765.

gen aufbringen konnte. Da wankte die britische Herrschaft in Indien. Aber der englischen Klugheit gelang es, die Verbündeten zu trennen und die Mahratten zu einem Frieden und Handelsvertrag zu bringen, zu derselben Zeit, wo Hyder-Ali starb und sein gleichgesinnter und gleich befähigter Sohn Tippo-Sahib das Reich und den Krieg erbte. Dieser, seit dem Frieden von Versailles von den Franzosen verlassen, sah sich endlich gleichfalls genöthigt, im Frieden von Mangalore den Engländern freien Handel zu gewähren und durch Zurückgabe aller Eroberungen die Herrschaft der Kaufherren sicher zu stellen. Trotz aller Bedrückungen Warren Hastings (der deshalb bei seiner Rückkehr in England einen berühmten Staatsprozeß von 1787 — 1795 vor dem britischen Oberhaus zu bestehen hatte, in dem er zwar von den Klagepunkten freigesprochen, aber zu den hohen Brozeßkosten verurtheilt wurde) hatte dieser Krieg nicht nur den Gewinn der Gesellschaft verschlungen, sondern dieselbe in solche Schulden gestürzt, daß sie ihren Verpflichtungen gegen die Regierung nicht mehr nachkommen konnte und in ein Abhängigkeitsverhältniß von derselben treten mußte. Durch Pitts Ostindische Bill wurde die Direction der Gesellschaft in Beziehung auf die ganze Territorial-Verwaltung in allen politischen, militärischen und Finanzjachen einer Regierungscommission untergeordnet, bei Besehung der höchsten Verwaltungsstellen der Regierung das Ernennungsrecht eingeräumt und das Land in drei gleichorganisirte Präsidentschaften, Calcutta, Madras und Bombay, eingetheilt und dem Generalgouverneur untergeordnet; der Handel dagegen verblieb allein der Compagnie. Im Jahre 1790 brach abermals zwischen

1782.

1784.

1784.

Tippo-Sahib und den Engländern ein Krieg aus, der durch die Geschicklichkeit und Tapferfeit Cornwallis' und Abercrombie's dergestalt zum Vortheil Englands geführt ward, daß jener in die Abtretung der Hälfte seines Reichs und in die Entrichtung 1792. einer hohen Entschädigungssumme willigen mußte. Die Uebermacht der Franzosen während der Revolutionszeit erfüllte den indischen Sultan mit der Hoffnung, mit Frankreichs Hülfe das verlorne Gebiet wieder zu erlangen. Er trat mit Persien in Verbindung und ergriff das Schwert in demselben Augenblick, als Bonaparte in Aegypten landete. Nie schwebte die britische Herrschaft in größerer Gefahr. Aber die Energie und Raschheit der Engländer verwandelte die Gefahr in einen Triumph. Der unglückliche Tippo - Sahib verlor in dem blutigen Kriege Thron und Leben. Mit der Eroberung seiner Hauptstadt, Seringa patam, unter deren Trümmern er sich begrub, fielen ungeheure Reichthümer in die 1799. Hände der Engländer, die nun den größten Theil des eroberten Reichs ihrem Gebiete beifügten und über den Rest einen zinspflichtigen Rajah einsetzten. Während des Krieges mit Napoleon vergrößerten die Briten ihr indisches Reich durch Eroberung der französischen und holländischen Besitzungen und durch gänzliche Unterwerfung der bisher als Bundesgenossen betrachteten und geschonten Nabobs, so daß endlich die Mahrattenfürften die einzigen mächtigen Gegner der Engländer waren. Mit diesen, die noch den letzten Rest des von ihnen einst gestürzten Mogulreichs besaßen, wurden seit 1803 blutige Kriege geführt, wodurch allmählich ein Staat um den andern den Engländern als Beute anheim fiel. Delhi kam in ihre Gewalt und der Großmogul gerieth in gänzliche Abhängigkeit von ihnen. Ein beabsichtigter Bund aller Mahrattenstaaten zum Sturz des übermächtigen Britenreichs wurde durch die Raschheit der Engländer vereitelt und führte die gänzliche Unterwerfung der Mahratten herbei, so daß sich nunmehr die britische Macht in Ostindien vom Himalaya bis nach Ceylon und vom Indus bis zum Frawaddy erstreckt und ein Territorium von 140,000 Q.-Meilen mit mehr als 120 Millionen steuerbarer und 50 Millionen tributpflichtiger Einwohner umfaßt. Bei ihren weitern Eroberungen fanden die Engländer streitbare Gegner in dem freiheitliebenden Bergvolke der Siks (Sith), die ste erst nach langen Kämpfen zur Anerkennung ihrer Herrschaft bringen konnten (§. 832). Der indisch-europäische Handel wurde seitdem durch die Regierung allen Engländern erschlossen, aber der chinesische Handel blieb ein Monopol der ostindischen Gesellschaft. In Verwaltung, Rechtspflege und Steuererhebung traten zeitgemäße Re

1817.

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