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und Pfiffen vertrauten Fouché u. A. stand. Diese Verfolgungen nahmen zu, als 2. Dec. der kühne Korse Arena und der talentvolle Bildhauer Ceracchi mit einigen Gefährten den Entschluß faßten, den ersten Consul niederzustoßen, aber, von Fouché entdeckt, mit dem Leben büßten. Von dem an wurden alle Verschwörungen und Mordanschläge zum Verderben der demokratischen Republikaner benutt, auch wenn diese nicht im mindesten dabei betheiligt waren, so das verwegene Unternehmen, vermittelst der sog. Höllenmaschine, eines mit Pulver, Kugeln und Brennstoff künst 24. Dec. lich gefüllten Fasses, Bonaparte bei einer Fahrt nach dem Opernhaus in die Luft zu sprengen, ein Attentat, dem Napoleon nur durch die Schnelligkeit seines Kutschers entging, durch das aber mehrere Häuser zerstört und viele Menschen getödtet wurden. In Folge dieser Frevelthat wurden 130 als Terroristen und Septembermörder be zeichnete oder verdächtige Jacobiner zur Deportation verurtheilt und selbst dann nicht begnadigt, als sich herausstellte, daß der Anschlag von Royalisten aus der Um gebung des Grafen v. Artois (Cadoudal, Hyde de Neufville u. A.) ausgegangen sei. Gefährlicher und ausgedehnter wurden die Verschwörungen gegen Bonaparte, als 2. aus ihm durch Volksabstimmung das Consulat auf Lebenszeit übertragen und das Recht zugetheilt ward, seinen Nachfolger zu ernennen. Dadurch ward den Bourbonen die lezte Hoffnung abgeschnitten, weshalb die Emigranten, von dem englischen Ministerium und seinen Gesandten und Diplomaten in Deutschland mit Geld und andern Hülfsmitteln unterstüßt, Alles aufboten, um Napoleon zu verderben. Als Werkzeuge ließen sich abermals der verwegene George Cadoudal und der riesenstarke General Pichegrü, der schon früher mit Condé in Verbindung gestanden und sich seit seiner Flucht aus Südamerika (§. 734) in England aufhielt, gebrauchen. Sie begaben sich heimlich nach Frankreich), hielten mit Moreau, der Napoleons Herrenthum haßte, eine Zusammenkunft, wurden aber entdeckt und mit etwa 40 Mitverschworenen verhaftet. Nech ehe über ihr Loos entschieden war, ließ sich Napoleon, dem man vorgestellt hatte, daß der Herzog von Enghien, der ritterliche Enkel des Prinzen von Condé, die Seele aller royalistischen Verschwörungen sei, zu einer empörenden Handlung hinreißen. Auf seinen Befehl wurde der junge, talentvolle 15. März Edelmann in dem badenschen Städtchen Ettenheim durch eine Schaar Bewaffneter in der Nacht ergriffen, in größter Eile über Straßburg nach Paris geführt, durch ein hastiges Kriegsgericht zum Tode verurtheilt und trotz seiner hochherzigen Bertheidigung, worin er jeden Antheil an dem Complot entschieden zurückwies, in dem 21. März. Graben von Vincennes erschossen. Diese That, die Bonaparte in eine Reihe mit den rasenden Schreckensmännern vom Jahre 1793 stellte, empörte ganz Europa und machte das Lob seiner Bewunderer verstummen. Der romantische Dichter Chateaubriand, der Verfasser des berühmten Werkes,,Genius des Christenthums", das die Rückkehr des christlichen Cultus und den Abschluß des Concordats angebahnt hatte, entsagte dem Staatsamte, das ihm Bonaparte's Schwester Elisa verschafft, und begab sich nach der Schweiz. In Regensburg suchten Rußland, Schweden (für Pommern) und England (für Hannover) eine Erklärung zu erwirken, wie sie die Würde und Selbständigkeit des Reichs bei solcher Rechtsverletzung zu fordern schien, aber die Bevollmächtigten der deutschen Regierungen zögerten mit der Abgabe ihrer Stimmen so lange, bis die Reichstagsferien ihre schleunige Abreise gestatteten. So stark war die Furcht vor dem mächtigen Nachbar. Einige Monate später wurden 24. Det. auch der englische Geschäftsführer Rumbold aus derselben Ursache von dem Ham burger Gebiet gewaltsam weggeführt, aber auf Preußens Verwendung wieder frei gegeben. Bald nachher erfüllte sich das Schicksal der Verschwornen. Pichegrü war 25. Juni. bereits im Gefängniß eines gewaltsamen Todes gestorben, ob durch eigene Hand oder fremde, ist ungewiß; George Cadoudal bestieg mit elf Mitverschwornen die Guillotine und der schwache, von seiner Frau und Schwiegermutter geleitete Moreau

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willigte in eine freiwillige Verbannung nach Amerika, nachdem er durch ein höchst willkürliches Gerichtsverfahren zu zweijähriger Haft und Tragung der Gerichtskosten verurtheilt worden war. Die Uebrigen wurden theils eingekerkert, theils unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Furcht vor der geheimen Macht der Legitimität bewirkte, daß Napoleon fortwährend mit Unruhe und Besorgniß auf die emigrirte Königsfamilie blickte, und die Enthüllung seiner Versuche, im Anfang des Consulats mit dem in Warschau weilenden Ludwig XVIII. in Unterhandlungen zu treten, von Seiten des Getäuschten, reizte den Zorn des Machthabers gegen die Bourbonen. Sowohl die Ermordung Enghiens als die spätere Entthronung der Bourbonen in Neapel und Spanien gingen aus diesem Gefühl des Zorns und der Rache hervor.

II. Das französische Kaiserreich (1804–1814).

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§. 745. Das Kaiserthum. Diese Verschwörungen wurden von Bonaparte zur Ausführung seines langgehegten Planes der Errichtung einer Erbmonardie benut. Durch die Machinationen seiner blinden Anhänger wußte er es dahin zu bringen, daß die Uebertragung der erblichen Kaiserwürde mit dem Rechte einer entsprechenden willkürlichen Verfassungsänderung an den ersten Consul von dem Tribunat in Vorschlag gebracht, von dem Senat bestätigt und von dem 18. Mat. Gesammtvolke mittelst Listen mit Namensunterschriften gutgeheißen ward. Wäh= rend noch die Gemüther von den blutigen Hinrichtungen in angstvoller Aufregung befangen waren, wurde Napoleon I. als Kaiser der Franzosen ausgerufen und am Ende des Jahres von dem Papste in der Notre-Dame-Kirche feierlich gesalbt. Die 2. Dec. Krone jedoch setzte er sich und seiner vor ihm knieenden Gemahlin Josephine selbst aufs Haupt. Das glänzende Krönungsfest schien der Schluß der Revolution zu sein, da nun allmählich alles Alte, dessen Vertilgung Tausende von Menschenleben getestet, wiederkehrte. Der neue Kaiser umgab seinen Thron mit einem glänzenden Hofstaat, an dem die alten Titel, Orden und Rangstufen unter anderer Form wieder auflebten. Er selbst blieb zwar stets militärisch einfach, aber die Glieder seiner Fa= milie wurden zu Prinzen und Prinzessinnen mit reichen Dotationen erhoben; feine Generale, fast sämmtlich aus bürgerlichen Lebenskreisen und aus den Reihen gemeiner Soldaten emporgestiegen, wurden Marschälle; ergebene Diener und Förderer seiner Pläne wurden als Großwürdenträger der Krone oder als Senatoren mit großen Einkünften an den neuen Kaiserthron geknüpft. Die Ves gründung eines neuen Lehens- Adels mit den alten Titeln von Fürsten, Herzögen, Grafen, Baronen vollendete den neuen Prachtbau eines glänzenden Kaiserhofes. Heimgezogene Royalisten und Republikaner drängten sich um die Wette in den Kaiserpalast, der bald an Glanz nicht nur den ehemaligen Hof von Versailles, sondern alle Fürstenhöfe überstrahlte. Reichbefoldete Hosbeamte, Schmeichler und Ohrenbläser fanden sich wieder reichlich ein und das Volk vergaß abermals über den Festlichkeiten und dem Gepränge den Verlust seiner Freiheit. Nur Carnot und La fayette huldigten dem neuen Herrenthum nicht und trugen daher weder Würden nech Titel zum Lohne. Die republikanischen Einrichtungen gingen allmählich unter. Der alte Kalender wurde wieder eingeführt. Der neue Lehensadel durfte Majorate 1806. gründen, der Klerus und die Ordensgeistlichkeit griff wieder in die Erziehung ein, die Presse wurde strenge überwacht, die persönliche Freiheit mißzachtet, die poli tische Thätigkeit des Volkes und das Wahlrecht der Bürger immer mehr beschränkt. Jeder Widerspruch war dem Herrscher unerträglich; er bedurfte des einheitlichen Machtgebrauchs und konnte nicht wollen, daß ständische Körperschaften über die Mit

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tel der Macht verfügten. Darum verminderte er schon im Jahre 1802 die Zahl der Tribunen auf 50, verbot dann die allgemeinen Berathungen und hob zuleßt das ganze Institut des Tribunats auf. Fortan galt nur Gehorsam; und Frankreich stand unter einer Zwingherrschaft, die gewaltiger war als die des alten Königthums. Aber dieser Zwingherr war ein großer Mann, darum beugte man sich williger unter ihn und die Errungenschaft der Revolution. „In den Ideen und Thatsachen der französischen Umwälzung erwachsen, rein gehalten von ihren Verbrechen, begabt mit der Geistesstärke, ihre Wahrheiten wie ihre Verirrungen zu erkennen, war er in Zeiten innerer und äußerer Zerrüttung der Retter Frankreichs geworden und schien berufen, der Sammler der großen Ernte des Jahrhunderts, der Wohlthäter Europa's, der Begründer einer neuen Ordnung der Zukunft zu werden." Gleichheit vor dem Gesetze, gleiche Besteuerung und Eigenthumsrecht des Bauern an dem Grund und Boden machte den Druck erträglicher. Wohl war das Conscriptionsgeseß während der blutigen Kriege eine schwere Zuchtruthe und die directen und indirecten Steuern (Droits réunis) eine große Last, aber dennoch mehrte sich die Bevölkerung und der Wohlstand, weil der gemeine Mann ein Eigenthum besaß und das Gefühl persön licher Freiheit ihn zur Thätigkeit anspornte. Wohl war die drückende Continen talsperre, wodurch der englische Handel ruinirt werden sollte, eine harte Plage, die das unsittliche Gegengist eines großartigen Schleichhandels nothwendig machte aber im Innern des mächtigen Kaiserreichs blühte der Handel ohne hemmende Schranken und an Geld war Ueberfluß. Die Industrie schritt mit Riesenschritten voran, bürgerliche Künste nahmen einen gewaltigen Aufschwung, Gewerbschulen bildeten Handwerker, die bei dem allgemeinen Wohlstand prosperirten und wohlhabend wurden. Die praktischen Wissenschaften fanden Schuß und Beförderung und er reichten eine hohe Blüthe, und selbst Poesie und dramatische Kunst ermangelten nicht der Aufmunterung. Großartige Straßen, wie die über die Alpen, Kanäle, Brücken und Anlagen aller Art sind noch heut zu Tage sprechende Denkmale der raftlosen Thätigkeit dieses merkwürdigen Mannes. In Paris erhoben sich glänzende Paläste, majestätische Brücken und herrliche Straßen; im Louvre war Alles vereinigt, was die Kunst irgendwo Großes und Herrliches geschaffen hatte, die französische Hauptstadt prangte in nie gesehener Pracht. Der Ruhm, der von dem Kaiser der Nation verliehen wurde, machte dieser jedes Joch leicht; sie vergaß, daß unter dem Geräusche der Waffen und unter dem Schall der Trompeten die Sprache der Freiheit verhallte, und daß der hechtrabende Ton der Schlachtberichte (Bülletins) und die Prunkreden des Senats und des gesetzgebenden Körpers Wahrheit und Aufrichtigkeit vertilgten. ,,Die Zöglinge und Erben der Demokratie überboten sich in Schmeichelei und Weihrauch der Verehrung; der „großze“ Napoleon genügte nicht mehr, es ward ein „heiliger" Napoleon erfunden, in dessen Cultus zugleich die Wiederherstellung der Religion und die Geburt des Kaisers vereinigt war."

1. Der dritte Coalitionskrieg.

§. 746. Die neue Coalition. Während die Engländer den Wiederausbruch des Kriegs mit Frankreich benutzten, um holländische und französische Schiffe unerwartet wegzunehmen, ließ Bonaparte seine Truppen unter Mor tier an die Weser rücken, um das dem englischen Könige zugehörende Kur fürstenthum Hannover zu besetzen. Volk und Heer waren entschlossen, Gut und Blut an die Vertheidigung des Vaterlandes zu sehen, aber der selbstsüchtige Adel im Geheimerathscollegium und die feige Beamtenwelt zogen eine schmachvolle Capitulation, die das ganze Land bis an die Elbe den

3. Juni

Franzosen preisgab, einem ehrenvollen, möglicherweise mit Verlusten verbundenen Kampfe vor. Knirschend mußte sich die tapfere Armee unter Wallmodens Oberbefehl nach dem schmählichen Vertrag von Suhlingen zuerst 183. über die Elbe ins Lauenburgische zurückziehen und dann in die von der mattherzigen Regierung befohlene Auflösung willigen. Waffen, Kriegsvorräthe 5. Just. und treffliche Pferde kamen in die Hände der Franzosen, die nunmehr das Land mit ihren Truppen beseßten, mit schweren Einquartierungen heimsuchten und durch Kriegssteuern und Lieferungen aussogen. Um Mitte Juli gab es kein hannöverisches Heer mehr und das arme Volk war schußles der fremden Zwingherrschaft und Polizeiherrschaft preisgegeben. Viele von Muth und Ehrgefühl erfüllte und von Vaterlandsliebe beseelte Männer flüchteten sich nach England, wo sie in die Reihen der deutschen Legion" traten und die angestammte Tapferkeit in manchen Gefechten fern von der Heimath_bewährten. In dieser neuen Gestalt haben die braven Truppen im Kampfe gegen die Bonaparte'sche Zwingherrschaft die Scharte rühmlichst ausgewett, die nicht sie selber, sondern eine unfähige Regierung verschuldet hatte.“

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Man hat berechnet, daß die 26 Monate französischer Occupation dem Lande 26 Millionen Thaler gekostet haben, während man die jährlichen Einkünfte des Landes damals höchstens zu 5 Millionen anschlug. „Der Zustand war so mitleiderregend, daß die Nachbarn Hannovers, die Hanseftädte und selbst der Kurfürst von Hessen, unter der Form eines Anlehens der Lande, eine Beisteuer zusammenbrachten, die sich auf mehr als 2 Millionen Thaler belief, aber doch nur einen kleinen Theil des Bedürfnisses deckte. Es ist schwer zu sagen, welch größeren Druck man hätte fürchten müssen, wenn man sich den Franzosen gewaltsam widersetzte und als Ueberwundener nach der Strenge des Kriegsgesehes behandelt ward.“

Die drohende Haltung, die Napoleon von Hannover aus gegen den ganzen Nerden annahm, verbunden mit seinen gewaltthätigen Uebergriffen in 3talien, trugen dazu bei, das schon seit der Ermordung Enghiens erkaltete Bündniß zwischen dem französischen und russischen Kaiser vollends zu zerreißen. Als daher Pitt, durchtrungen von der Ansicht, daß für England und Europa keine Ruhe bestehen könne, so lange die alle historischen Rechte und alles Staatswesen gefährdenden Ideen der Revolution in Frankreich Geltung hätten und von einem despotischen, allezeit schlag= fertigen Soldatenkaiser aufrecht erhalten würden, den von Napoleon nach Errichtung des Kaiserreichs abermals angebotenen Frieden zurückwies und mit Rußland über den Abschluß einer neuen Coalition Unterhandlungen anknüpfte, fand er eine günstige Stimmung. Kaiser Alexander, besorgt und eifersüchtig über Napoleons wachsende Macht in Italien (wo er sich durch eine nach Paris berufene Consulta zum König von Italien erklären und in Mailand mit der eisernen Krone der Lombarden feierlich frönen ließ), in Deutschland (wo bei den Entschädigungsverhandlungen keine 17. März russischen Gesandten zugelassen wurden und die Huldigungen und Schmeicheleien, die Napoleon nach Errichtung des Kaiserreichs auf seinem Triumphzug durch die rhei- Sevt. nischen Städte in Aachen, Köln und Mainz von Fürsten und Volk entgegennahm, das wachsende Ansehen und die schiedsrichterliche Stellung des neuen Gebieters fund gaben), in Spanien (das durch einen neuen Vertrag sich zur Lieferung von Schiffen und zur Entrichtung jährlicher Subsidien an Frankreich verpflichtete) und in Holland (wo der wackere Schimmelpennink gegen seinen Willen zur Errichtung einer monarchischen Berfassung behülflich sein mußte (§. 747. 2), und gereizt durch man=

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cherlei Kränkungen, die der französische Kaiser in seiner Heftigkeit dem russischen Ge sandten in Paris zugefügt, schloß mit England ein Bündniß, um Europa vor Napoleons Herrschsucht und Ländergier sicher zu stellen und Frankreich in seine frühern Grenzen zurückzudrängen. Bald trat Desterreich und wenige Wochen später April Schweden bei, und auch Neapel wurde leicht zum Anschluß gebracht, als eine englisch-russische Flotte an der campanischen Küste erschien. England bezahlte mit Subsidiengeldern die Vortheile, die es durch die Coalition zu gewinnen hoffte. Preußen dagegen blieb neutral, so sehr auch die kriegerisch gesinnte Partei, die hochherzige, mit allen königlichen und bürgerlichen Tugenden geschmückte Königin Luise und den tapfern und lebensfrohen Prinzen Louis Ferdinand ander Spitze, den vaterländischen Sinn zu beleben und den friedliebenden, unentschlossenen König zum Anschluß an die Coalition zu bewegen bemüht war; dabei nahm es jedoch eine zweideutige, drohende Haltung an, die den französischen Machthaber beleidigte, ohne ihm zu schaden. Ein zwischen dem König und dem Staatsministerium stehendes kabinet, worin die französisch gesinnten, alles vaterländischen Gefühls ermangelnden Kabinetsräthe Haugwiß und Lombard und der eingebildete, be schränkte Beyme herrschten, besaßen des Königs Vertrauen und übten einen verderblichen Einfluß. Eine Denkschrift des Freiherrn von Stein, der damals die Stelle eines Ministers über Zoll-, Handels- und Banksachen bekleidete und den König durch eine „Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinets und der Nothwendigkeit der Bildung einer Ministerialconferenz“ zur Entlassung seiner Räthe und zur Aenderung seiner Politik zu bewegen suchte, blieb vorerst ohne Erfolg.

Prinz Louis. „Dem Prinzen Louis Ferdinand, dem Better des Königs,“ sagt Häusser, hatte die Natur die Talente verliehen, der ritterliche Held und Borkämpfer dieser rauhen, eisernen Zeit zu sein. Mit den reichsten fürstlichen Gaben ausgestattet, voll tapferen, verwegenen Muthes und frischer Lebensfreudigkeit, in allen ritterlichen Künsten Meister, geistreich, wißig, beredt, mit künstlerischen und geselligen Gaben verschwenderisch ausgerüstet, zugleich von einem freien Blick über die Weltlage und keineswegs befangen in dem blinden Aberglauben an die Vortrefflichkeit des alten Wesens, schien dieser Prinz der jetzt in der vollen Jugendkraft des Lebens stand, mehr als jeder Andere geboren, den altpreußischen Heldensinn und die geniale Eigenthümlichkeit der Zeiten des großen Königs in sich zu einem Bilde zu vereinigen. Es fehlte ihm leider nur die alte preußische Strenge und Zucht. Nicht als wenn eine solche Natur in den Genüffen, womit er sich betäubte, in Spiel, Ausgelassenheit, Liebesabenteuern und frivoler Gesellschaft so leicht hätte untergehen können, der edle Stoff in ihm hat sich in den entscheidenden Momenten nie verleugnet, aber es ward doch eine Kraft zersplittert und vergeudet, die den Beruf zum Größten in fich trug."

Italien. In Italien wurde nicht nur die italienische Republik in ein Königreich Italien umgewandelt und als Stellvertreter des Kaisers sein Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Vicefönig eingesetzt, sondern Napoleon vergrößerte dasselbe auch durch Beifügung von Parma (welches die andern Mächte dem König von Sardinien als Ersatz für Piemont geben wollten), verlich die zur engbegrenzten Aristokratie eingeschrumpfte 1805. Republik Lucca mit Piombino und einigen umliegenden Orten seiner als Gönnerin der Gelehrten und romantischen Dichter gepriesenen Schwester Elisa und ihrem korsischen Gemahl Bacciocchi als erbliches Fürstenthum, bis sie später, als auch Hetrurien 1809. (Toscana) mit Frankreich vereinigt ward, die Verwaltung dieses Landes erhielten. In Lucca blieb die Regierung Elisa's und ihres Gemahls in gutem Andenken. Sie war voll Thätigkeit und guten Willens. Der Code Napoleon wurde eingeführt, die Wohlthätigkeitsanstalten und Gefängnisse, das Erziehungswesen der höhern Stände wie die Elementarschulen für das Volk und namentlich die Landgemeinden, Ackerbau und Gewerbe

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