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Genua.

und fleideten die Armee auf Unkosten der Einwohner und schleppten die öffentlichen Kunstwerke als Trophäen nach Paris. Ja, als das Volk Anstalt machte, sich der aufgedrungenen Freiheit wieder zu entledigen, wurde der greise Papst Pius VI. nach Frankreich abgeführt und über die Cardinäle schwere Verfolgung verhängt.

Hernach folgten auf die blutigen und graufigen Scenen des Mordens und Plünderns republikanische Lustspiele. Die Cardinäle wurden gezwungen, ihre Würde niederzulegen und das Land zu verlassen; dann ward am 20. März unter dem gewöhnlichen Pomp und mit allen möglichen feierlichen Reden der Phrasenmacher, mit Prahlen, Singen, Spielen und Tanzen die neue Republik auf dem Capitolium ausgerufen und ihr Bund mit Frankreich theatralisch verkündet. Dallemagne entfaltete dabei mit seiner vom Blute der Römer noch triefenden Hand die Fahne ihrer Freiheit, und auf Berthier ward eine Medaille geschlagen, die ihn als den Wiederhersteller des alten Roms (Restitutor Urbis) und die Franzosen als Retter des Menschengeschlechts (Gallia salus generis humani) in unsern Medaillencabinetten verewigt." Pius VI. legte sein vom Alter gebeugtes Haupt zu Valence ins Grab (29. Aug. 1799), aber wenige Tage nach seinem Tode wurde die republikanische Regierung in Nom gestürzt und sein Nachfolger Pius VII. konnte wieder den vaticanischen Palast beziehen.

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Auch Genua erhielt eine demokratische Verfassung und stand als ligurische Republik unter Frankreichs Einfluß, bis es zulett (1805) ganz mit Lucca u. a. demselben vereinigt ward; Lucca büßte mit seiner aristokratischen Verfassung December. seinen reichen Schaß ein, und als auch der König von Sardinien die Entsa

1798.

Neapel.

gungsacte auf Piemont unterzeichnete und Neapel den siegreichen Waffen der französischen Armee erlag und als parthenopäische Republik den Weisungen des Directoriums folgte, stand Frankreich auf dem Punkte, die ganze schöne Halbinsel, das Thatenziel so vieler französischen Könige und das Grab so manches tapfern Kriegers, unter seine Herrschaft zu bringen.

In Neapel befaßte sich der feige König Ferdinand IV. (§. 638 b.) nur mit Jagd und Fischerei und lebte unter den Lazzaroni's seiner Hauptstadt, während seine stolze, leidenschaftliche Gemahlin Karolina, eine Tochter der Maria Theresia, die Staatsgeschäfte führte und sich ganz von dem britischen Gesandten und seiner Gemahlin, der berüchtigten Buhlerin Lady Hamilton, leiten ließ. Erfüllt von tödtlichem Hasse gegen Frankreich und die königsmörderischen Republikaner, vernahm sie mit der ungemessensten Freude die Kunde von einem neuen großen Bunde gegen Frankreich und zugleich das Schicksal der französischen Flotte, die bei Abukir an der ägyptischen Küste von dem englischen Admiral Nelson theils zerstört, theils ent= führt worden war. In ihrem Freudentaumel wartete Karoline die Zeit nicht ab, bis die alliirten Mächte den Krieg an Frankreich erklärt hatten, sondern bestimmte ihren Gemahl, ein allgemeines Aufgebot ergehen zu lassen und mit einem großen Heer ungeübter und vom untauglichen österreichischen General Mack befehligter Truppen in 23. Nov. den Kirchenstaat einzurücken. Rom wurde besetzt und von den neapolitanischen Soldaten eben so mißhandelt, wie früher von den französischen. Nach einigen Tagen rückten jedoch die zurückgedrängten republikanischen Truppen unter Championnet wieder vor, schlugen die Neapolitaner in die Flucht, bemächtigten sich Roms und drangen in das Gebiet ihrer Feinde ein. Bestürzt und rathlos flüchtete sich der neapolitanische 21. Decbr. Hof nach Sicilien, ließ seine eigene Kriegsflotte in Brand stecken und gab die Hauptstadt und das ganze Land den Siegern Preis. Mack und der königliche Statt

1798.

Januar

halter theilten die Rathlosigkeit ihrer Gebieter. Sie schlossen einen Vertrag, vermöge dessen sie die Festungen den Franzosen zu überliefern und zehn Millionen durch Kriegsumlagen herbeizuschaffen versprachen. Dies setzte das von dem Klerus geleitete Volk in der Stadt und auf dem Lande in Wuth. Schaaren zerlumpten Gesindels (Lazzaroni), mit Bauern und Galeerensklaven verbunden, bemächtigten sich Neapels und erzeugten solchen Schrecken, daß der königliche Statthalter sich nach Sicilien flüchtete und Mack Schutz bei den Franzosen suchte und als Kriegsgefangener nach Baris wanderte. Ueber Blut und Leichen bahnte sich alsdann Championnet einen 21.-23. Weg in die hartnädig vertheidigte Hauptstadt, nach deren Eroberung er im Einver= 1799. nehmen mit den einheimischen, den gebildeten Ständen angehörenden Republikanern 25. Jan. die parthenopäische Republik mit einer der französischen Directorial-Regierung ähnlichen Verfassung einrichtete. Alle angesehenen, gebildeten und von vaterländischem Gefühle durchglühten Neapolitaner schlossen sich, erfreut über die Erlösung von dem langjährigen Drucke des königlichen und priesterlichen Despotismus, den Fremdlingen an. Die kurze Frist, während welcher sie ihrem schönen Traum leben fennten, hinderte die edlen Schwärmer, ihrer Täuschung bewußt zu werden. - Championnet beleidigte die Directorial-Regierung, als er die neue Republik vor der Habsucht ihrer Abgesandten schüßen wollte; er mußte daher den Oberbefehl an Macdonald abtreten und wurde zurückgerufen und verhaftet.

In Schweiz.

Um dieselbe Zeit wurde auch die Verfassung der Schweiz geändert. diesem Lande war schon seit lange die Herrschaft der einzelnen Kantone in den Hänten einiger weniger Patrizierfamilien, die nicht nur ihren minder angesehenen Mitbürgern der Hauptstädte, sondern auch den Bewohnern des Landes allen Antheil an der Regierung versagten und sie als Unterthanen behandelten. Am drückendsten war dieses Verhältniß in Bern. Hier herrschten einige Rathsherren, die nur aus gewissen Familien gewählt wurden, nicht blos über den ganzen Kanton, sondern auch über bas seit 1536 unterworfene, an Sprache und Gesinnung den Franzosen verwandte Waadtland und über Aargau. Die nach Unabhängigkeit und Selbstregierung strebenden Waadtländer suchten sich mit Hülfe der Franzosen der fremden Herrschaft zu entziehen. Es entstanden demokratische Volksbewegungen, die, von Frankreich genährt, endlich in einen Aufstand gegen die Berner Aristokraten ausgingen.,,Es war ein demokratischer Gegenschlag des Volks gegen die entartete Aristokratie, der Unterthanlande gegen die Hauptstädte, des Nationalgeistes gegen die lockere Bundesverfassung." Von den Bernern bedroht, suchten die Waadtländer Schuß bei der fran= zösischen Regierung. Diese ergriff die Gelegenheit zu einer Intervention, wobei sie Februar die zu dem ägyptischen Zuge erforderlichen Geldsummen zu erbeuten hoffte. Unter bem Beistande einer französischen Armee machte sich Waadt nach einigen unbedeutenden Gefechten von der Berner Herrschaft frei. Da aber bei dieser Gelegenheit einige Franzosen getödtet wurden, so gab dies dem General Brune den gewünschten Vorwand, Bern zu besetzen, sich des reichen Schatzes und Zeughauses zu bemächtigen und durch Kriegssteuern und Plünderungen dem Lande, dem man ohnedies wegen Duldung der Emigranten grollte, große Summen abzupressen. Zwietracht und Parteihaß erzeugten auch in Basel und anderen Kantonen der Schweiz Volksbewegungen und brachten den Plan der Directorial-Regierung, in der Schweiz eine der franzöfischen nachgebildete Verfassung zu begründen, schnell zur Reife.

1798.

Die Bundesrepublik der Schweiz wurde für aufgelöst erklärt, um der einen und untheilbaren helvetischen Republik mit fünf Directoren 29. März. (darunter die Urheber der Umwälzung, Ochs von Basel und Laharpe von Waadt) und zwei gesetzgebenden, vom gesammten Volke in Urversammlungen gewählten Räthen Plaß zu machen. Genf wurde dem französischen Gebiete

Avril

Defter:

reich.

13. April

Mai

1798.

beigefügt, Zürich, Luzern u. a. D. durch Raub und Erpressung schwer heimgesucht. Umsonst lehnten sich die katholischen Kantone am Vierwaldstättersee, auf Anstiften ihrer Priester, gegen diese Bestimmung auf und griffen zu den Waffen; nach heftigem Widerstand und vielen blutigen Kämpfen wurden sie besiegt und gezwungen, dem Beschlusse der übrigen beizutreten.

§. 736. Der neue Coalitionskrieg (1798-1799). Das Glüd der französischen Waffen, verbunden mit dem Uebermuth der Republikaner, die in allen Ländern das Alte umzustürzen und neue Verfassungen zu gründen drohten, führte die meisten europäischen Mächte zu einem neuen großen Bunde.

Desterreich war wegen Italien in Sorge und stand schon lange mit dem Directorium in Spannung, welches zürnte, weil in Wien bei einem Volksfeste die Woh1798. nung des französischen Gesandten Bernadotte gestürmt und die dreifarbige Fahne, die er wie zum Troß ausgehängt hatte, abgerissen und verbrannt worden war, ohne England. daß die österreichische Regierung die verlangte Genugthuung gegeben. England fürchtete von der ägyptischen Unternehmung Gefahr für seine ausländischen Besitzungen und streute daher Geld mit vollen Händen aus, um Frankreich neue Feinde zu bereiten. Auch hatte es gegründete Ursache zum Zorn, da das Directorium in Paris die schon lange in Irland herrschende Gährung durch Zusage bewaffneter Unterstützung zur Empörung steigerte. 3m Vertrauen auf diese Hülfe griffen die durch die harte Verwaltung und das strenge Gerichtsverfahren der Engländer in Verzweif lung gesetzten Irländer zu den Waffen, konnten aber, troß der Hülfeleistung des tapfern Generals Humbert, der überlegenen Kriegsmacht Englands und der Kriegskunst des Feldherrn Cornwallis nicht widerstehen. Nach einem blutigen Bürgerkrieg wurde der Aufstand unterdrückt, Humbert, der nur eine geringe Mannschaft bei August. sich hatte, zur Capitulation genöthigt und dann das ganze Land unter strenges Kriegsrecht gestellt. Wolf Toun, ein geistvoller politischer Schriftsteller und Haupturheber des französischen Bündnisses, starb durch kriegsrichterlichen Spruch. Napper Tandy, sein Gesinnungsgenosse, entkam nach Hamburg, wurde aber später von dem dortigen Senat ausgeliefert. Die Vereinigung Irlands mit England in Verwaltung und Gesetzgebung war die letzte Maßregel zur Unterwerfung des unRusland. ruhigen Landes. In Rußland herrschte seit 1796 Katharina's einziger Schn, der menschenfeindliche, argwöhnische Paul, ein Fürst von etwas zerrüttetem Geiste, der gegen die das göttliche Recht der Selbstherrschaft gefährdenden Grundsäge der Revolution den größten Haß hegte und in seinem Eifer für das Alte so weit ging, daß er, gleich der Königin Karoline von Neapel, die neumodischen Trachten, als Erzeugnisse der Revolution, strenge verbot. Als großzer Verehrer des Malteseror= dens, zu dessen Großzmeister er sich ernennen ließ, obwohl er einer andern Kirche angehörte, sah er in der Wegnahme Malta's durch Napoleon einen hinreichenden Grund zum Krieg. Mit ritterlichem Sinn begann er den Kampf für die gestörte Legitimität und für die Wiederherstellung der alten Zustände und Ansichten. Selbst Türket. der Sultan schloß sich der Coalition an, als die fühnen Republikaner das türkische Reich von Aegypten und Syrien aus bedrohten. Nur Preußen, wo am 16. Nov. 1797 der mit allen häuslichen Tugenden und mit echter Frömmigkeit geschmückte Friedrich Wilhelm III. den Thron bestiegen, und mit seiner schönen und tugendhaften Gemahlin Luise ein gemüthliches Leben in Liebe und Eintracht und bürgerlicher Einfachheit führte, hielt sich neutral, wie sehr sich auch Rußland und England Mühe gaben, es zum Beitritt zu bewegen.

Juli 1800.

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Preußen beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelms III. Die beschränkte Erziehung seiner Jugend hatte dem von Natur gesunden Geiste des Königs nicht die volle Stärke verliehen und die angeborne Schüchternheit und Unsicherheit seines Wesens genährt, und eine aus unbedeutenden, am Kleinlichen und Herkömmlichen haftenden Männern beftebende Umgebung, wie General v. Köderiß und Cabinetsrath Beyme, hielt ihn von jedem fräftigen Handeln zurück. Die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten blieb nach wie vor Männern ohne Vaterlandsliebe, Ehrgefühl und Charakterstärke überlassen, dem sittenlosen Haugwiß und dem leichtfertigen, genußsüchtigen Lombard. General von Zastrow leitete das Kriegswesen nach altem Schlendrian. Nur Wöllner, der Urheber des hochkirchlichen Religionsedicts, der durch Ueberwachung, Gewissenszwang und theolo gische Censur die Hoforthodoxie im ganzen Lande zu verbreiten bemüht war, wurde in Ungnade entlassen. Aber die Wirkungen der Heuchelei und der zu gleicher Zeit genährten fitlichen Schlaffheit gaben sich bereits im Volke kund. „Das nüchterne, an Arbeit und Entbehrung gewöhnte, starkmüthige Geschlecht der alten Zeit war nicht mehr; Frivolität and Genußsucht waren namentlich in die Städte eingekehrt und wirkten um so entnervender auf den alten preußischen Geist, je weniger in den Männern der Regierung selber jener Geist lebendig war." Der Adel, dünkelhaft und selbstsüchtig, suchte weniger durch Tugend und vaterländische Hingebung dem Gemeinwohl zu dienen, als seine Privilegien, Begünstigungen und Vorrechte auszubeuten und zu mehren.

24. Jan.

1799.

Deutsch

land.

21., 25.

Die Wegnahme von Ehrenbreitstein, dessen tapfere Besaßung mitten im Frieden von den Franzosen durch Hunger zur Uebergabe gezwungen ward, eröffnete den neuen blutigen Krieg, der indessen bald eine für Frankreich ungünstige Wendung nahm. In Deutschland wurde Jourdan von Erzherzog Karl bei Osterach und Stockach geschlagen und zum Rückzug är über den Rhein genöthigt. Dies bewog die französischen Gesandten (Roberjot, Bonnier und Jean Debry), die bisher in Rastatt das Friedensgeschäft geleitet und durch Troß und Uebermuth sich allgemein verhaßt gemacht hatten, sich Pässe zur Rückreise geben zu lassen. Aber kaum hatten sie bei Anbruch 28. April. der Nacht die Stadt verlassen, als sie wider alles Völkerrecht von Szekler Husaren, die zu ihrer Ermordung ausgeschickt waren, angefallen, ihrer Papiere beraubt und so mißhandelt wurden, daß zwei sogleich starben und der schwer verwundete Jean Debrh sich nur dadurch rettete, daß er in einen Graben troch. Diese entsetzliche Blutthat, deren geheime Fäden sich in das Wiener Cabinet verliefen und deren offenkundige Urheber in Desterreich in Würden und Ehren blieben, erzeugte überall Abscheu und wurde von dem Directorium benutzt, um das Volk zur Rache zu entflammen. — Noch schlimmer ging es in Italien. Während der größte General mit 40,000 Mann der geüb- Italien. testen Kerntruppen in dem glühenden Sande Aegyptens stand, erlagen seine italienischen Schöpfungen unter den Streichen der abgehärteten, von dem ruhmgekrönten Suwareff geführten russischen Truppen. Ein fast siebenzigjähriger Veteran, jedoch von dem Feuer und der Kraft eines Jünglings, in den Formen geschmeidig wie ein russischer Höfling, aber in seinem Wesen 3äh, schroff und eigensinnig wie Wenige, ein geschulter Feldherr und doch wieder wilder, genialer Naturalist, in seinen Entwürfen kühn bis zur Verwegenheit, aber von beispielloser Ausdauer und Kaltblütigkeit in ihrer Durchführung, besaß Suwaroff eine Macht über den Soldaten, wie sie wenigen

5. April

Juni.

Feldherren gegeben war. Gleich seinem kaiserlichen Herrn ein heftiger Hasser der Revolution und voll Ungeduld für die stricte Wiederherstellung des Alten, verstand er es meisterhaft, nach russischer Weise den religiösen und nationalen Fanatismus der Masse aufzuregen und nach seinen militärischen Zielen hinzulenken. Er konnte dem Soldaten das Ungeheuerste zumuthen, denn der gemeine Mann war von dem Aberglauben beherrscht, daß der Sieg an seine Fahnen geknüpft sei." In wenigen Wochen eroberten die Russen und die von 1799. Krah geführten Desterreicher die cisalpinische Republik, nachdem der 27. April. Kriegsminister Scherer bei Magnano, südlich von Verona, der wieder an17.-19. gestellte Moreau bei Cassano und der aus dem Neapolitanischen herbeigerufene Macdonald an dem durch Hannibals Sieg berühmten Flusse Trebbia überwunden worden. Die blutige Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Novi, wo der von der mißtrauischen Directorial-Regierung als dermaleinstiger Rivale und Gegner Napoleons ausersehene juuge General Joubert den Heldentod starb, vollendete den Verlust Italiens. Die cisalpinische Republik gerieth in volle Auflösung; Alles, was an die neue Ordnung geknüpft war, ergriff die Flucht, der ganze Staat schien wie „eine im Frühjahr locker gewordene Eismasse in einzelnen Trümmern fortzuschwimmen." Frankreich war in schlimmer Lage, aber der Zwiespalt der Verbündeten bewahrte es vor dem Aeußersten.

15. Aug.

Reaction in Neapel.

Auch die parthenopäische Republik sank schnell zusammen, als nach dem Abzug der Franzosen der gräßliche Cardinal Ruffo mit Banden calabrischer 13. Junt. Bauern und wüthender Lazzaroni's die Stadt erstürmte und seinen Weg mit Leichen

und Brandstätten bezeichnete. Die hochsinnigen Republikaner widerstanden lange mit Heldenmuth und schlossen endlich unter fremder Vermittelung einen Vertrag, der ihnen Sicherheit und freien Abzug gewährte. Aber kaum war die königliche Familie unter Nelsons Beistand aus Sicilien zurückgekehrt, als in Folge des Grundsages, daß man Rebellen keine Treue schuldig sei, blutige Verfolgungen, nicht nur über die Urheber der Republik, sondern über alle Gebildeten und Wohlhabenden verhängt wurden. Der Sieger von Abukir, umstrickt von den Reizen der alternden Lady Hamilton, schändete seinen ruhmgekrönten Namen durch den Beistand, den er der rachsüchtigen Königin und ihrer Umgebung gewährte. Thaten, vor denen die Gräuelscenen der französischen Schreckenszeit in Schatten treten, wurden von der königlichen Regierung und der wüthenden Priesterschaft verübt. Nachdem das Rauben und Morden der Lazzaroni vorüber war, begann das Geschäft der Blutrichter, Henker und Kerkermeister. Alle Theilnehmer, Anhänger und Förderer der republikanischen Einrichtungen wurden mit blutiger Rache verfolgt. Ueber 4000 der gebildetsten und angesehensten Männer und Frauen (Pagano, Cirillo, Eleonore Caraffa, Fonseca u A.) starben auf dem Blutgerüste oder in gräßlichen Kerkern. Vaterlandsliebe, Freiheitsgefühl, Begeisterung für Menschenwürde und das Streben, das Volk aus seiner Versunkenheit und Verdumpfung zu erlösen, galten für todeswürdige Verbrechen; glücklich, wer als landesflüchtiger Bettler die Fremde erreichte! Der greife Fürst Caracciolo, Ferdinands früherer Vertrauter und Nelsons Freund, wurde an einer Segelstange aufgeknüpft und dann, mit einem Gewicht beschwert, den Wellen preisgegeben. Auch die schreckliche Lehre, welche die Gottheit dem gefühllosen König dadurch gab, daß sie den ins Meer geworfenen Leichnam dem Könige zum Schrecken aus der Tiefe wieder heraufführte, war an seiner steinharten Seele verschwendet.

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