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Bon 1795-1797 gingen die holländischen Besitzungen in Hindostan und auf dem
Tap an die Briten verloren; ferner Malacca, Ceylon, Amboina, Ternate und andere
Inseln; von den westlichen Niederlassungen erlangten die Engländer Demerary und Esse-
quibo; im Jan. 1799 Surinam; 1800 Curaçao und 1801 St. Eustach nebst Saba.

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Die batavische Republik theilte alle Schicksale der Franzosen; bis 1798 stand ein demofratischer Convent an der Spize; dann wurde die Souveränetät der einzelnen Provinzen aufgehoben, das Land in acht neubenannte Departemente getheilt und die eine und untheilbare Batavische Republik mit einem Staats-Bewind (Directorium) von fünf Em Personen als ausübender, und zwei Kammern als gesetzgebender Macht errichtet. Napoleon fellte die alte Provinzialeintheilung wieder her und änderte die Regierung und die gesetz- 1801. gebende Macht, aber ein neuer Vertrag, wornach ein französisches Besatzungsheer von 18,000 Franzosen auf Kosten des Landes unterhalten, ein eigenes Heer von 16,000 Mann aufgeftellt und fünf Linienschiffe und fünf Fregatten ausgerüstet werden mußten, drückte hart auf das Land. Der Handel nahm ab, die Colonien gingen verloren, das Land wurde verschuldet. Im Januar 1805 wurde Schimmelpennink als Raths-Pensionair an die Spize der ausübenden Macht gestellt und eine Landesrepräsentation mit der geseßgebenden Gewalt bekleidet. Aber schon im nächsten Jahr wurde Napoleons Bruder Ludwig Bonaparte zum König von Holland ernannt und die Repräsentanten auf 38 vermehrt. Bliefingen und andere Orte kamen an Frankreich, dagegen wurde Ostfriesland nebst der Herrschaft Jever mit Holland verbunden. Nach einigen Jahren entzweite sich Ludwig mit 1807. seinem Bruder und entsagte dem Thron, worauf die Vereinigung Hollands mit Frankreich erfolgte. Ein neues Gesetzbuch, die allgemeine Conscriptionspflichtigkeit, eine geheime Polizei und die Herabsehung des Zinses der Staatsschuld auf ein Drittel waren die Geschenke des neuen Machthabers Napoleon.

༢:༢༩༠༩ ༩༠

1806.

1810.

Rhein

18.-20.

1794.

5 rif

11. 17. Mat

1795.

§. 728. Eben so erfolgreich waren die französischen Waffen am Rhein. Die 3m October zogen sich die preußischen Truppen, nachdem sie unter Hohen gegenben. lehe zum drittenmal in der Nähe von Kaiserslautern rühmlich gestritten, vibr. über den deutschen Strom zurück und überließen das jenseitige Gebiet den Feinden. Bald darauf knüpfte die preußische Regierung, mit den Vorgängen in Polen beschäftigt (§. 701) und auf Desterreich eifersüchtig, durch Hardenberg mit Frankreich Unterhandlungen an, die den Frieden von Basel herbeiführten. In diesem wurde nicht nur das linke Rheinufer nebst Holland ben Feinden preisgegeben und der Rhein als natürliche Grenze" Frankreichs festgesetzt, sondern auch, durch Aufstellung einer bewaffneten Demarcationslinie, das nördliche, für neutral erklärte Deutschland von dem südlichen, wo der Krieg fortdauerte, getrennt, und somit die Einheit des Reichs thatfächlich aufgelöst. Spanien und die deutschen Reichsländer, die wie Hannover, Hessen, Braunschweig u. a. Preußens Hülfe und Vermittelung angerufen, traten dem Frieden bei. Toscana hatte sich schon früher mit der Republik vertragen. So war die Coalition gesprengt und der Grundsatz der solidarischen Interessen sämmtlicher monarchischer Staaten gegenüber die Revolution aufgegeben. „Der Bund von Königen, der einen Kreuzzug für Thron und Altar angekündigt, war frühe in einen selbstsüchtigen Kampf um Sonderintereffen umgeschlagen, und keiner von den Theilnehmern konnte vor dem andern fich rühmen, daß er größere Treue und Aufopferung für den Grundsay bewährt, um deffe twillen der Krieg unternommen war." — Die in Preußen

gehegte Hoffnung, der Baseler Frieden würde die Grundlage eines allgemeinen Weltfriedens werden, erwies sich als eitel. Nicht nur England beharrte bei dem Krieg, auch die Oesterreicher, durch englische Subsidien gewonnen, seßten den Kampf mit großer Anstrengung im Süden Deutschlands fort, das somit in zwei Lager getheilt war. Unter der Anführung des wackern Feldherrn Clerfait und Wurmser widerstanden sie mit Erfolg den französischen Heeren, die, im Vertrauen auf die Zwietracht der deutschen Fürsten und die Feigheit und Verrätherei vieler Beamten und Befehlshaber, den Rhein überschritten, sich der pfälzischen Stadt Düsseldorf bemächtigt hatten, und am Main und Neckar Eroberungen zu machen suchten. Erschreckt flüchteten sich wie drei Jahre früher die geistlichen und weltlichen Höfe am Rhein in das Innere des Reichs; alle Straßen waren mit Auswanderern und Fliehenden gefüllt. Aber bald führten die österreichischen Waffen eine Wendung herbei. 24. Sept. Nach Clerfaits Sieg bei Handschuchsheim über Pichegrü und nach

den glücklichen Gefechten an der Nidda mit Jourdan zogen sich die Franzosen über den Rhein zurück, ihre Flucht mit Raub, Verwüstung und thie29. Det. rischen Ausschweifungen bezeichnend. Der glorreiche Sieg bei Mainz ver

schaffte dem österreichischen Oberfeldherrn den Besitz des überrheinischen Landes 22. Novbr. und setzte ihn in Stand, den Franzosen Heidelberg wieder zu entreißen und nach einem furchtbaren mehrtägigen Bombardement die feste Hauptstadt Mannheim zu erobern, die der pfalzgräfliche Befehlshaber Oberndorf bei der ersten Aufforderung mit den reichen Vorräthen an Kriegsbedarf schmachvoll dem Feinde übergeben hatte. Ein Theil der Stadt lag in Trümmern, als die Deutschen wieder einzogen. Hunger und Kriegsnoth drückten mit schwerem Gewicht auf die gesegneten Fluren am Rhein, als der siegreiche Feldherr, verstimmt über die ränkevolle Regierung Thuguts und die Vorwürfe des Kriegsraths, zum allgemeinen Erstaunen seine Entlassung begehrte und erlangte. Sein Nachfolger wurde Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder, der bald glänzende Proben eines ausgezeichneten Feldherrntalents ablegte. Er widerstand mit Glück den beiden Heeren, die unter Jourdan an die Lahn und unter Moreau über den Schwarzwald nach Schwaben vorrückten, 15. uni schlug den erstern bei Weßlar und einige Monate später in dem hißigen Treffen 3. Sept. bei Würzburg und nöthigte ihn zum eiligen Rückzug an den Rhein. Die Bewohner des Frankenlandes, des Spessarts und Odenwalds, ergrimmt über die Bedrückungen und Brandschaßungen, die Plünderungen und Mißhandlungen der Fremdlinge, standen gegen die abziehenden Feinde auf und erschlugen sie, wo sie sich einzeln blicken ließen. Marceau, einer der tapfersten und ritterlichsten Führer des französischen Heeres, fiel auf dem Rückzug im 19. Sert. Westerwald durch eine österreichische Kugel. Glücklicher war Moreau, der zwar aus Bayern und Schwaben zurückgedrängt ward, aber durch einen meisterVom haften Rückzug über die Thäler des Schwarzwaldes ohne großen Verlust an den Rhein gelangte. Die deutschen Regierungen, weit entfernt die Erhebung des Volkes gegen die Reichsfeinde zu ermuntern, ahmten größtentheils das

1796.

19. Sept.

bis

24. Oct.

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Beispiel Preußens nach und suchten durch Verträge mit Frankreich sich von der Kriegslast zu befreien und Erweiterung ihres Gebiets und andere Vortheile zu erlangen. Schon im August hatten Würtemberg und Baden ihren Frieden mit der Republik geschlossen und sich gegen die abgetretenen überrheinischen Besigungen Entschädigungen in geistlichen Gütern versprechen lassen. Im September erkaufte die bayerische Regierung, in Abwesenheit des Kurfürsten, durch den Vertrag von Pfaffenhofen von Moreau um Geld und Naturallieferungen Schuß und Frieden, als dieser sich bereits zum Rückzug vor den Desterreichern anschickte.

8.729. Die Schredensregierung (Terrorismus). Ein volles Jahr (vom Juli 1793 bis Juli 1794) beugte sich Frankreich unter die furchtbare Tyrannei des Wohlfahrtsausschusses. An der Spiße der neun Mitglieder, die diesen Ausschuß bildeten, standen drei Männer, deren Namen lange der Schrecken des Landes waren der neidische, heimtückische und ehrgeizige Robespierre, der blutbürftige Couthon und der Schwärmer für republikanische Freiheit und Gleichheit St. Jüst. Diese politischen Fanatiker regierten mit unerhörter Despotie und bereiteten Allen, die sich nicht unter ihr Machtwort beugten, Tod und Verderben. Neben ihnen bewahrte bles der redliche Carnot eine selbständige Haltung; damit dieser aber dem blutigen Gebahren seiner Collegen, das er nimmermehr gebilligt ha= ben würde, nicht im Wege stehe, übertrugen ihm die Triumvirn die Leitung des Kriegswesens, um ihn vom Innern abzulenken. Die übrigen Mitglieder des Ausschusses waren größtentheils Creaturen Robespierre's (Barère, Billaud-Varennes, Cellot d'Herbois, Prieur, Lindet, Jean Bon de St. André). Die äußerst demokra= tische Verfassung, die man in der Eile entworfen und nach der Annahme durch das Boll am 10. August mit großer Feierlichkeit bekannt gemacht (wobei der bekannte Maler David, ein republikanischer Schwärmer, Festordner war), wurde einstweilen bei Seite gelegt und eine revolutionäre Regierung unter Aufsicht des Wohl= fahrtsausschusses begründet. Wie diese Regierung ihre Gewalt zur Vernichtung der Anhänger des Alten gebrauchte, mag der einzige Umstand lehren, daß in den Monaten Juni und Juli nicht weniger als 1285 Menschen auf der Guillotine starben. Das wirksamste Mittel, Alle zu verderben, die der herrschenden Partei im Wege standen, war das schreckliche Gesez gegen die Verdächtigen, das alle,,Feinde 17. Sert. des Vaterlandes", alle, die Anhänglichkeit an den frühern Zustand, oder an die Priesterschaft und den Adel an den Tag legten, mit dem Tode bedrohte. In Folge dieses und ähnlicher Geseze wurden alle Gefängnisse mit Tausenden von sogenannten Aristokraten gefüllt und jeden Tag durchschnittlich 29 Menschen zur Schlachtbank geschleppt. Alle anständigen Leute, die sich durch Rang, Vermögen, Bildung und Adel der Gesinnung von den herrschenden Demokraten unterschieden, schwebten in fteter Lebensgefahr. Die boshafte Verläumdung eines Feindes, die Denunciation eines Spähers, der Haß eines Sanscülotten war hinreichend, einen Unschuldigen in den Kerfer und vom Kerker aufs Schaffot zu bringen. Der Uebergang war so rasch, daß der Tod seine Schrecken verlor und die Gefängnisse Sammelplätze heiterer, fei= ner Gesellschaft und geistvoller Unterhaltung wurden. Unter den Schlachtopfern waren die edelsten und ausgezeichnetsten Männer Frankreichs, der frühere Minister Malesherbes, die Mitglieder der constituirenden Versammlung Bailly, Bar= nave, Linguet u. A., viele republikanische Abgeordnete von gemäßigter Gesinnung; Gelehrte und Schriftsteller, wie der Chemiker Lavoisier, die Dichter Andr. Chénier, Roucher u. A. m. Florian verfaßte seinen „Wilhelm Tell" kurz vor seinem Tode im Kerker; Alle, die dem alten Königthum angehörten und nicht durch die

1794.

1793.

Flucht sich gerettet hatten, starben unter dem Fallbeil. Unter ihnen war die schwer 16. Det. geprüfte Königin Marie Antoinette, die bei ihrem Verhör und ihrem Tod alle ihrer Geburt und ihrer Bildung würdige Standhaftigkeit und Seelenstärke bewies, so daß sie bei dem ewigen Einerlei des Mordens noch einige Aufmerksamkeit zu erregen vermochte. Ihr Sohn starb unter der harten Zucht eines Jacobiners, des Schusters Simon, ihre Tochter (Herzogin von Angouleme) trug einen finstern Geist und ein verbittertes Herz für ihr ganzes Leben davon. Nach der Königin starb Ludwigs XVI. 10. mai fromme Schwester Elisabeth auf dem Blutgerüste und wenige Wochen nach der Hin= 6. Norbr. richtung der Girondisten fiel auch das Haupt des ruchlofen Herzogs von Orleans, 1793. den selbst Dantons Gunst nicht gegen Robespierre's Neid zu schüßen vermochte. —

1794.

Jede Stadt hatte einen oder mehrere Terroristen, die Robespierre und die übrigen ,,großartigen Bösewichter“ nachahmten, mit der wandernden Guillotine umherzogen, und durch ihre bewaffneten Banden über Eigenthum und Leben aller Bürger nach Willkür schalteten. So Eulogius Schneider, ein verlaufener deutscher Gelehrter, in Straßburg, Maignet in Orange und Andere mehr. Conventscommissare zogen mit,,Revolutions heeren" in allen Provinzen umher, verhafteten oder tödteten alle,,Aristokraten“, „Egoisten“ und „Fanatiker“, schickten die geraubten Güter und Schätze, bestehend in Gold, Silbergeräth, Kirchenschmuck, Kleidungsstoffen u. dergl., an den Convent in Paris; der Raub wurde nach Millionen berechnet. So Dümont in der Picardie, Isoré in Flandern, Ruhl in der Champagne, Lacoste in Lothringen, Bassal und Lamarque im Süden des Reichs u. A. m. In den Departements Nievre und Allier forderte Fouché die Ablieferung alles Metallgeldes und aller Pretiofen, ließz Priester und „Aristokraten“ massenweise in Haft bringen und beraubte die Kirchen ihres Schmuckes.

Leiden und Tod der Königin. Bis Ende Juli 1793 befand sich Marie Antoinette mit ihren beiden Kindern im Temple. Da wurde vom Wohlfahrtsausschuß die Trennung der Mutter von ihrem Sohne verfügt. „Der Gemeinderath vollzog diesen Beschluß“, erzählt Sybel,,,mit jubelnder Grausamkeit. Seine Beamten erschienen inmitten der Nacht, um der aus dem Schlafe emporgerissenen Mutter den Befehl zu verkünden. Eine entsetzliche Scene erfolgte. Länger als eine Stunde leistete sie den Schergen verzweifelten Widerstand, warf sich über das Bett des Knaben und deckte ihn so mit ihrem Leibe gegen die Angreifer. Kein Zureden, keine Drohung half, sie wich und wankte nicht — bis plöglich einer der Menschen ihre Tochter ergriff: er werde das Mädchen niederstoßen, wenn sie nicht den Sohn überliefere. Da brach die Arme zusammen, und ließ sich ein Kind entreißen, um das andere zu erretten. Nach dieser grauenvollen Nacht gab es für sie kein Schlimmeres mehr; bei allen weiteren Qualen hatte sie nur noch stille Ergebung und fichere Lodeshoffnung." Die Verfolger ließen sie nicht lange darauf harren. Am 1. August verfügte der Wohlfahrtsausschuß durch den Convent die Abführung der Königin in die Conciergerie und ihre Ueberweisung an das Revolutionsgericht. Am 14. October wurde, nach einer von Mißhandlungen aller Art erfüllten achtwöchentlichen Haft in der Concier gerie, die Königin vor die Schranken des Revolutionsgerichtes geführt. „Sie erschien`in zerlumptem Kleide mit grau gewordenem Haare, aber in so ruhiger Würde und leuchtender Resignation, daß selbst das Publicum dieses Tribunals sich der Ehrfurcht und des Mitleidens nicht erwehrte. Ihren Höhepunkt erreichte diese Stimmung, als Hebert unter den Belastungszeugen auftrat. Er hatte den achtjährigen Sohn und die zwölfjährige Tochter der Angeklagten mit einem Verhöre gepeinigt, ob die Mutter mit jenem in unzüchtigem Verkehr gestanden; es war ihm gelungen, von dem Knaben, welchen sein Wärter, der Schuster Simon, bald mit Schlägen quälte, bald mit Branntwein berauschte, die Unterzeichnung eines mit solchem Inhalte besudelten Protokolles zu erschleichen; es hatte, das mit ja die ganze Partei sich mit dem Brandmal dieser Abscheulichkeit belaste, der Gemeinde

rath seine Bemühungen gebilligt, der Jacobinerclub seine Erzählung beklatscht. Jetzt fam er zu dem Gerichte, um die Königin vor der Hinrichtung noch mit der Anklage unnatürlicher Wolluft zu entehren. Sie aber schwieg zuerst, und dann zur Antwort aufgefordert, vernichtete sie ihn mit den halberstickten Worten: eine Mutter kann auf solche Dinge nichts entgegnen; ich rufe jede Mutter an, die etwa hier anwesend ist. Ein tiefes Murren ging durch den Saal, und die Richter wagten keine weitere Frage. Das Schlußurtheil verstand sich von selbst; am 16. October fiel das Haupt der Königin auf dem Blutgerüft.“

§. 730. Sturz der Dantonisten. Diese Wuth und Grausamkeit empörte zuletzt die Häupter der Cordeliers, Danton und Camille Desmoulins, die durch ihre Herrschaft über die Masse die Revolution bisher geleitet und die Republik gegründet hatten. Danton, mehr genußsüchtig als leidenschaftlich, und gemüthlicher Regungen fähig, war des Mordens müde und begab sich auf einige Monate in die Provinz, um mit einer jungen Gattin das Glück und den Reichthum zu genießen, die ihm die Revolution verschafft; Camille Desmoulins aber wendete in seinem geistreichen, vielgelesenen Blatte: der alte Cordelier, die Stellen, worin der römische Geschichtschreiber Tacitus die Tyrannei und Grausamkeit des Tiberius in den grellsten Farben schildert, so treffend auf seine Zeit an, daß die Beziehungen auf die drei Häupter des Wohlfahrtsausschusses und ihre Gesetze gegen die Verdächtigen nicht zu verkennen waren. Dies setzte die Jacobiner in Wuth, und da um dieselbe Zeit mehrere Freunde und Anhänger Dantons (der ehemalige Kapuziner Chabot und der niederträchtige Fabre d'Eglantine, sein Werkzeug ,,bei allen Geschäften, welche das Tageslicht scheuten", u. A.) sich bei Aufhebung der ostindischen Compagnie Betrügereien und Bestechlichkeit zu Schulden kommen ließen, und Andere durch ihre kirchenschänderischen Frevelthaten und gottlosen Umzüge Anstoß gaben, so benußte der Wohlfahrtsausschuß die Gelegenheit, um Dantons ganze Partei zu verderben. Seitdem nämlich der Convent den Kalender und die Benennung der Monate *) geändert, den Anfang des Jahrs und der neuen Zeit auf den 22. September 1792 verlegt, Sonn- und Feiertage abgeschafft und dafür die Decaden und Sanscülottenfeste eingeführt hatte, gaben mehrere Dantonisten, wie Hebert, Chaumette, Momoro, Cloots u. A., in ihrer Wuth gegen Christenthum und Priesterschaft viel Aergerniß. Sie entweihten und plünderten die Kirchen, trieben mit den Meßgewändern und kirchlichen Geräthschaften, die sie in gotteslästerlichen Aufzügen durch die Straßen führten, ihren Spott, ras'ten mit vandalischer Wuth gegen alle Denkmale des Christenthums, schändeten die Königsgräber in St. Denis, und setzten endlich im Convent den Beschluß durch, daß an die Stelle des katholischen Gottesdienstes der Cultus der Vernunft treten solle. Eine festliche Feier, wobei Momoro's schöne 1793. Frau die Göttin der Vernunft in Notre-Dame vorstellte, bezeichnete den Anfang dieser Ausgeburt einer vermessenen, zuchtlosen Geistesfreiheit. Die Kirchen wurden geschlossen, der Bischof von Paris (Gobel) und Andere entsagten dem Christenthum; selbst die christlichen Namen wollte man vertilgen. An

Beber, Geschichte. U. 9. Aufl.

26

19. Nov.

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