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Friedrich der allzugroßen Bedächtigkeit des umsichtigen, behutsamen Feldmarschalls Daun, dessen methodische Kriegführung dem raschen König häufig die nöthige Zeit zur Erholung gewährte. Glücklicher hatten indessen Friedrichs Verbündete unter Ferdinand von Braunschweig gegen die Franzosen 13. Avril gefochten. Zwar hatte der Herzog von Broglie in der Schlacht von 1759. Bergen bei Frankfurt a. M. die Oberhand erhalten, aber Ferdinands glän1. Aug. zender Sieg bei Minden trieb das französische Heer über den Rhein zurüc und rettete Westfalen und Hannover.

1760.

§. 667. Liegnit. Torgau (1760). Diese Unfälle hatten das preußische Heer so geschwächt, daß der König beim Wiederausbruch des Kriegs sich gegen seine Gewohnheit vertheidigungsweise verhalten mußte. Zwar führte Friedrichs Name und die Gewandtheit seiner Werber aus allen Gauen Schaaren von Rekruten zu den preußischen Fahnen; aber den Abgang waffenkundiger Offiziere und gedienter Soldaten konnten selbst Friedrichs hohe Feldherrngaben nicht ganz erseßen. Zur Bestreitung der Kriegskosten mußte er zu den drückendsten Auflagen und zur Prägung geringhaltiger Geldmünzen seine Zuflucht nehmen. Während er von Dauns Heer beobachtet in Sachsen weilte und umsonst Dresden wieder in seine Gewalt zu bringen suchte, ging Schlesien nach der, übrigens ehrenvollen Niederlage des tapfern, dem 5. Junt Könige sehr befreundeten Fouquet bei Landshut durch die viermal überlegene Streitmacht Laudons verloren. Da gab Friedrich Sachsen preis, um Schlesien wieder zu erwerben. Und obgleich zwei österreichische Heere sein Vorhaben zu vereiteln suchten, so erreichte er doch durch den glänzenden 15. Aug. Sieg bei Liegnitz an der Kazbach über Laudons Truppen seinen Zweck und verhinderte die Vereinigung der österreichischen und russischen Streit kräfte. Dagegen konnte er nicht verhüten, daß nicht österreichische und russische Truppen in die Mark einbrachen, Berlin beseßten und das Erbland des Königs mit Raub und Verwüstung heimsuchten, bis die Nachricht von Friedrichs Anrücken sie zu rascher Flucht trieb. Nun nahm Daun eine feste Stellung auf einer Anhöhe unweit der Elbe, um den Winter in Sachsen zuzubringen, indeß Soltikoff Miene machte, seine Russen ins Brandenburgische zu führen. Um Beides zu hintertreiben, wagte Friedrich den verwegenen Angriff auf Dauns Lager, obgleich vor den aufgestellten Feuerschlünden die tapfern Krieger schaarenweise hinstürzten. Durch den unter Ziethens Bei3. Novbr. stand schwer errungenen Sieg bei Torgau gewann der preußische König Sachsen wieder und konnte die Winterquartiere in Leipzig beziehen; aber 14,000 Streiter bedurften keiner Herberge mehr: Dauns Lagerstätte war ihre Grabstätte geworden.

§. 668. Friedrichs Bedrängniß (1761). Nun schien Friedrich den von allen Seiten auf ihn einstürmenden Mißgeschicken erliegen zu müssen. · Dresden und ein Theil von Sachsen war in Dauns Gewalt; durch den Besiz der Festung Glaß hatte Laudon einen Halt in Oberschlesien; Preußen war in den Händen der Russen; in Pommern lagen die Schweden und über

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1761.

den Rhein zogen zwei französische Armeen von mehr als 150,000 Mann. Diesen feindlichen Streitkräften hatte Friedrich nur kleine, aus ungeübten Neulingen bestehende Heere entgegenzustellen; und da Lord Bute, der Günstling des neuen Königs von England, Georgs III., dem preußischen Monarchen die Hülfsgelder entzog, so konnte dieser nur durch harten Druck und Erpressungen der ihm noch unterworfenen Landschaften, besonders Leipzigs, die Kosten zu einem neuen Feldzug aufbringen. Dazu vermehrte sich die Zahl seiner Gegner durch den Beitritt Spaniens, das, seit Karls III. Thronbesteigung mit Frankreich verbündet, bald nachher durch den von Choiseul geknüpften Familienbund der bourbonischen Höfe aufs engste mit 15. Aug. dessen Interessen verwuchs. Aber muthig und entschlossen ging Friedrich den Gefahren entgegen. Indeß Prinz Heinrich Sachsen mit Geschicklichkeit und Erfolg gegen Daun vertheidigte, Ferdinand von Braunschweig und sein Neffe gleichen Namens im westlichen Deutschland die von den zwieträchtigen Marschällen Broglie und Soubise angeführten und aller Kriegszucht entwöhnten Franzosen glücklich vom weitern Vordringen abhielt, suchte Friedrich selbst die Desterreicher aus Schlesien zu treiben und ihre Vereinigung mit den Russen zu verhindern. Das letztere mißlang ihm zwar, aber die Eifersucht des russischen Heerführers auf Laudons Kriegsruhm hemmte auch nach ihrer Verbindung jedes gemeinsame Unternehmen. Dagegen machte sich Laudon nach der Erstürmung der Festung Schweid- 1. Detbr. nig zum Meister von Oberschlesien, und die Russen eroberten Kolberg und einen Theil von Pommern. Friedrichs Hoffnungslosigkeit und Schwermuth gab sich in den Briefen an seine Freunde und in seinen Gedichten tund. Schlesien schien an Oesterreich, Preußen an Rußland fallen zu müssen.

1762.

1762.

§. 669. Umschwung und Friedensschlüsse (1762 und 1763). Als Friedrichs Noth am höchsten war, starb die Kaiserin Elisabeth und 5. Jan. ihr Neffe Peter III., der größte Verehrer des preußischen Monarchen, bestieg den Thron. Dieser Wechsel führte plötzlich einen Umschwung der Dinge herbei. Peter, ein gutmüthiger, aber unbesonnener, mit Uebereilung handelnder Fürst, der in seiner Bewunderung für Friedrich so weit ging, daß er preußische Uniform trug, seßte sogleich die Kriegsgefangenen in Freiheit, gab in dem rasch abgeschlossenen Frieden nicht nur alles Eroberte zurück, son- 15. Mai dern ging mit Friedrich ein Schuß- und Truzbündniß ein, in Folge dessen eine russische Armee sich mit den Preußen verband. Auch Schweden entjagte der Theilnahme an einem Kriege, der dem Lande weder Ehre noch Gewinn brachte. Zwar wurde Peter III. (der troß Friedrichs wohlmeinenden Warnungen durch die Umwandlung des russischen Militärwesens nach preußischer Weise, und durch unvorsichtige Neuerungen in Kirche und Staat die Russen gegen sich aufbrachte) nach sechsmonatlicher Regierung auf Anstiften oder doch mit Wissen seiner, wegen ihrer Sittenlosigkeit von Peter hart behandelten Gemahlin Katharina, einer Anhaltinischen Fürstentochter, von einigen russischen Vornehmen (Orloff) auf barbarische Weise ermordet, aber 11762

14. Jult

Katharina II., die sich jetzt der ihrem Sohne Paul gebührenden Herrschaft bemächtigte, bestätigte den abgeschlossenen Frieden. Dagegen löste sie das Bündniß mit Friedrich auf, und rief ihre Truppen zurück. Allein vor dem Abzug half der russische, dem preußischen Monarchen ergebene Feldherr diesem noch die Schlacht bei Burkersdorf gegen Daun gewinnen, worauf Friedrich mit großer Anstrengung Schweidniß und den größten Theil von Schlesien wieder eroberte, indeß Prinz Heinrich, Seydlig, Kleist u. A. Sachsen von den Reichstruppen säuberten und Prinz Ferdinand von Braunschweig nach der Einnahme von Kassel die Franzosen dem Rheine zudrängte. Das deutsche Volk, dessen Länder verwüstet, dessen Industrie in Stocken gerathen, dessen Ackerbau verfallen, dessen Wohlstand vernichtet war, forderte verzweiflungsvoll den Frieden. Als der Oberst Kleist Franken durchstreifte, Bamberg und Nürnberg brandschatte und Regensburg bedrohte, geriethen die deutschen Fürsten in Schrecken und traten großentheils vom Bunde' wider Friedrich ab. Aber auch Desterreich war durch den langen Krieg so erschöpft, daß es nur mit der größten Anstrengung und durch Aufhäufung einer beträchtlichen Staatsschuld Armeen und Kriegsbedarf aufbrachte. Maria Theresia widersetzte sich daher nicht länger dem von allen Seiten begehrten Frieden. Ein zwischen 6. Nov. Preußen, Frankreich und Desterreich abgeschlossener Waffenstillst and wurde zu Unterhandlungen benußt, die im Anfange des nächsten Jahrs den Pariser 1763. und wenige Tage später den Hubertsburger Frieden herbeiführten. In diesem Frieden wurde dem König von Preußen der Besitz von Schlesien für immer zugesichert, dagegen die Herausgabe aller übrigen Eroberungen ausbedungen. Von dem an nahm Preußen seinen Rang unter den fünf europäischen Großmächten ein.

21. Febr.

Juni

Mittlerweile wurde in Amerika und Europa zwischen England und Frankreich ein wechselvoller See- und Landkrieg geführt. Als die in dem Utrechter Frieden 1756. an England abgetretene Insel Minorka von dem Herzog von Richelieu erobert wurde und auch in Amerika die aus Hannoveranern und gekauften Hessen bestehenden Truppen der Engländer mit wenig Erfolg kämpften, gab die englische Nation ihren Unwillen so laut kund, daß das Ministerium das Volk durch ein Öpfer zu versöhnen beschloß. Es schob die Schuld des Verlustes von Minorka auf das feige und ungeschickte Benehmen des Admirals Byng, und ließ denselben durch ein Kriegsgericht verurtheilen und an dem Maste seines Schiffes erschießen. — Aber 1759. erst als William Pitt ins Ministerium trat, nahmen die Dinge eine andere Wendung. Englische Heerführer eroberten Quebec (wobei der siegreiche General Wolf den Heldentod starb) und beseßten Canada, englische Admirale schlugen die frans zösischen Flotten und hinderten die Ausfuhr nach Amerika. Als auch das seit dem Familienpakt von 1761 enge mit Frankreich verbundene Spanien an dem Kriege Theil nahm, gingen viele westindische Inseln an England verloren. Allein durch Lord Bute's Einfluß wurde Pitt verdrängt, worauf das englische Ministerium den Vertrag mit Preußen aufhob und dann mit Frankreich und Spanien in Unterhandlungen trat. In dem Pariser Frieden wurde England durch die Erwerbung 1763. von Canada und Florida (wofür Spanien von Frankreich Louisiana erhielt) und der Insel Grenada reichlich entschädigt; seine Seemacht war vergrößert, aber auch feine Schuldenlast vermehrt worden.

Viertes Buch.

Das Nevolutions-Zeitalter.

Beber, Geschichte. II. 9. Aufl.

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