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Innocenz

-1655.

VII. 1655

XI 1676

Innocenz

Clemens

XI.

Benedict

XIV.

XIII.

XIV.

dem Wohlstand, der Thätigkeit und der Freiheit der Einwohner schlug. In der Regel bestiegen nur Cardinäle den apostolischen Stuhl, die den großen Familien Italiens angehörten und, in den Staatsgeschäften der römischen Prälatur ergraut, nicht groß X. 1644 im Guten noch im Bösen waren." Innocenz X., der den westfälischen Frieden verwarf, vernichtete durch das Kornmonopol der päpstlichen Kammer den römischen Ackerbau und gab durch seine Abhängigkeit von den Rathschlägen der Donna Olym= pia Maldachini, Wittwe seines Bruders, den Gegnern Veranlassung zum Spott. Alexander Seine Nachfolger, besonders Alexander VII., der,,den unnügen Triumph hatte, 1667 die geistreiche Tochter Gustav Adolfs auf dem Capitol zu empfangen" (§. 586), und Innocenz sein dritter Nachfolger, der strenge Innocenz XI., hatten viele Kämpfe mit Lud1689 wig XIV. zu bestehen, der nicht nur in die Kirchen- und Hoheitsrechte des Papstes eigenmächtige Eingriffe machte, sondern den heiligen Vater in der ewigen Stadt selbst durch seine Gesandten und deren Gefolge bedrohte und vorübergehend die IT. 1691 päpstliche Stadt Avignon in Frankreich beseßte; erst Innocenz XII., einem -1700. wohlmeinenden Fürsten, der sich Kirchenzucht und Armenpflege angelegen sein ließ, gelang die Herstellung des Friedens mit Frankreich. Clemens XI. widersetzte sich 1700-21. umsonst dem Königstitel des Kurfürsten von Brandenburg; in einem Streit über die NII Kirchenhoheit in Sicilien unterlag er der weltlichen Macht. Benedict XIII. be1724-30. hielt auch auf dem päpstlichen Thron die Sitteneinfalt und Lebensweise eines DomiBenedict nicanermönchs bei; Benedict XIV., ein gelehrter, wohlwollender und scherzhafter 1740–58. Herr von einfacher, edler Sitte, suchte die Würde der Curie gegen die katholischen Glemens Fürsten durch verständiges Nachgeben aufrecht zu erhalten. Clemens XIII ver1758-69. mochte nicht, den Jesuitenorden gegen die Verfolgungen Pombals und der bourboGlemens nischen Höfe zu schüßen (§. 672); Clemens XIV., Ganganelli, ein freisinniger 1769-74. Mann,,voll Talent und schöner Menschlichkeit,“ machte seine Regierung denkwürdig Bius VI. durch Aufhebung des Jesuitenordens (1773). Sein Nachfolger Pius VI. suchte umsonst die Würde und Macht des Papstthums gegen eine unkirchliche Zeit zu vertheidigen. c) Unter-Stalien. Zwei Jahrhunderte stand das Königreich Neapel und 1504. Sicilien unter spanischer Herrschaft, seitdem Ferdinand der Katholische durch List und Gewalt sich des schönen Landes bemächtigt (§. 391). Es wurde von spanischen Vicekönigen regiert und theilte mit Spanien alle Leiden und Mißgeschicke. Die alte ständische Verfassung wurde allmählich beseitigt, die bürgerliche Freiheit ging unter, hohe Besteuerung vernichtete den Wohlstand des Landes. Denn außer den Ausgaben, die die eigene Staatsverwaltung, die Rechtspflege, das Kriegs- und Polizeiwesen u. s. w. erforderten, wanderten noch große Summen nach Madrid in die königliche Kasse und nach Rom in den Säckel des Papstes, der noch immer die alten lehnsherrlichen Rechte über Unteritalien geltend machte. Was aber mehr als alle Steuern das schöne Land allmählich zu Grunde richtete, war die Anhäufung des Grundbesizes in den Händen des Adels und des Klerus. Kein Amortisationsgeset steuerte dem Wachsthum ihrer Besizungen, und sowohl in Neapel als in Sicilien gehörten nach und nach wohl zwei Drittheile des ganzen Grundeigenthums zur todten Hand. Der Bürgerstand war arm, der Bauernstand unfrei und gedrückt; eine unwissende, träge und sittenlose Priesterschaft ließ das geistige Leben verkommen, indem sie durch Beförderung eines blinden finnlichen Aberglaubens, einer laxen Moral und einer erschlaffenden Werkheiligkeit das Volk in geistiger Verdumpfung und in Un1647. kenntniß über alle höhern Dinge hielt. Der Volksaufstand in Neapel unter Ma= faniello (§. 607) scheiterte an der Unfähigkeit der Führer und an der mangelhaf= 1707. ten Unterstüßung der Franzosen. Im spanischen Erbfolgekriege wurde Neapel von den Desterreichern erobert und besetzt (§. 634) und im Utrechter Frieden wurde diese Besißnahme gutgeheißen; und als einige Jahre später Desterreich auch die Insel Sicilien erhielt und dafür Sardinien an Piemont abtrat (§. 636), schien das

1774-99.

Königreich eine bleibende Bestzung des österreichischen Kaiserhauses zu werden. Aber schon nach 16 Jahren willigte Kaiser Karl VI., um die Anerkennung der ,,pragmati= schen Sanction" (§. 658) zu erlangen, ein, daß Neapel und Sicilien als eigenes Königreich dem spanisch-bourbonischen Königssohne Don Carlos übergeben wurde, bei dessen Nachkommen es mit einiger Unterbrechung bis in die neueste Zeit geblieben ist. Kraft eines Familiengesetzes sollte Unteritalien nie mit Spanien verbunden werden. Als Don Carlos unter dem Namen Karl III. zu dem spanischen Throne berufen wurde, übertrug er die Regierung seinem minderjährigen Sohne Ferdinand IV., dessen ereignißvolle Regierungszeit die französischen Revolutions-Stürme und die Restauration überdauerte. Er starb als Ferdinand I. König beider Sicilien im 3. 1825.

1735.

1759.

Georg I.

Georg II.

† 1820.

1715.

§. 639. 4) England. Unter den Regenten des Hauses Hannover (Georg L., Georg II., Georg III.) erlangten die freien Institutionen Englands solche 1714–27. Festigkeit, daß die persönlichen Eigenschaften der Könige wenig Einfluß auf den Gang 172760. der Begebenheiten übten. Sie wurden immer mehr abhängig von der Gewalt der Georg III. öffentlichen Meinung und den nationalen Interessen, und erschienen mehr und mehr als bloße,,Würdenträger eines von innern Kräften bewegten und im Gange erhaltenen Gemeinwesens." — Der weder mit geistigen noch sittlichen Vorzügen ausgerüstete Georg L. wendete sein Vertrauen wieder den Whigs zu und ließ die Toryminister (Bolingbroke, Ormond, Oxford) wegen Uebereilung des Utrechter Friedens und wegen Begünstigung des Prätendenten als Staatsverräther anklagen. Die Schuldigen flohen zu Jacob, der, von ihnen verleitet, den Versuch machte, mit Hülfe der unzufriedenen Tories (Jacobiten) die Krone Englands zu erwerben. Allein die Entschloffenheit des Ministers Rob. Walpole, der unter Georg I. und II. 21 Jahre lang an der Spiße der Staatsgeschäfte stand, und die Unfähigkeit der Jacobitischen Führer vereitelten das Unternehmen. Als Jacob in Schottland landete, war seine Partei bereits geschlagen. Er eilte nach Frankreich zurück; aber über seine Anhänger ergingen schwere Verfolgungen. Und um den Frieden im Innern sicherer zu begründen, wurde das Gesez siebenjähriger Parlamente eingeführt und die Mehrung der Landarmee beschlossen. Dies schreckte nicht nur die innern Feinde, sondern legte auch den Grund zu Englands Uebergewicht in Europa. Die Verschwö 1717. rung, die im nächsten Jahr der schwedische Graf Görz, der verschmitzte und ränkevolle Rathgeber Karls XII. (§. 648), mit Alberoni anlegte, um Englands Krone den Stuarts zurückzugeben, schlug ebenfalls fehl. Das Vorhaben wurde entdeckt und Görz verhaftet. Von nun an ward Georgs I. Regierung nicht weiter angefochten und die Nation hatte Muße, ihren Handel und ihre Betriebsamkeit zur Vollendung zu führen. Das gefährliche Beginnen der Südsee - Compagnie, die alle Staats- 1719. schulden an sich brachte und dann einen ähnlichen Speculationsschwindel wie Law in Frankreich erzeugte, blieb ohne nachtheilige Folgen für den Wohlstand. Die den Repräsentanten des Volks verantwortliche Regierung hatte nur die Wohlfahrt des Landes und die Größe der Nation im Auge. Die Mißbräuche, die am englischen Hofe unter den beiden ersten Georgen so gut wie in andern Ländern durch Günstlinge und Mätressen Eingang fanden, waren nicht vermögend, dieses Ziel im Großen zu verrücken. Merkwürdige Erfindungen auf dem Gebiete der Industrie bahnten die neue Zeit an. 3m Jahr 1769 construirte James Watt aus Greenock in Schottland, der sich in Glasgow zum Instrumentenmacher ausbildete, die Dampfmaschine, die durch die Anwendung auf Schiffe und Locomotiven eine neue Periode des Weltverkehrs schuf; und um dieselbe Zeit ersand nach jahrelangem Nachsinnen der Barbier Arkwright den Spinnstuhl, die Spinnmaschine und die Maschinenweberei für Wolle, Baumwolle und Flachs. Während er die Unordnung der Haare durch Kämmen, Schneiden und Bürsten überwand, seßte seine Phantasie die mannichfachen Räder und Ma

schinentheile zusammen, durch welche aus der rohen Baumwollmasse eine Reihe glat= ter Bänder und Fäden entleitet werden sollte." Unter Georg II., einem wenig beliebten und wenig befähigten König, machte Jacobs III. Sohn, der ritterliche, muthige, mit vielen körperlichen und geistigen Vorzügen ausgerüstete Stuart Karl Eduard abermals einen Versuch, die britische Krone zu gewinnen. Mit 2. August französischer Hülfe landete er in Schottland, wo er bei den tapfern Hochländern und 1745. der katholischen Bevölkerung zahlreichen Anhang fand. Der anfängliche Erfolg er=

1746.

1748.

muthigte ihn zu einem Einfall in England. Aber bald verließ das Glück seine Fahne. 27. Avril Die Schlacht von Culloden vernichtete für immer die Hoffnungen der Stuarts. Wie einst Karl II. wurde Karl Eduard, auf dessen Kopf die englische Regierung einen hohen Preis gesett, von Freunden und Anhängern seines Hauses auf eine wunderbare und romanhafte Weise gerettet. Der Friede von Aachen vertrieb ihn aus Frankreich; im Opernhaus wurde er verhaftet und gebunden weggeführt. Nur Schade! daß das nachherige Leben des Wollüstlings das Interesse verringerte, das seine Abenteuer, sein muthvolles Unternehmen und seine romantische Rettung einflößten. Gegen seine Anhänger wurde furchtbar gewüthet. Martialgerichte und bills of attainder (§. 595) wurden zu Hülfe gerufen, um die Schuldigen zu fällen. Der 80jährige Lord Lovat starb auf dem Blutgerüste; Hinrichtungen und Gütereinziehungen nahmen kein Ende. Von Edinburg bis London füllten sich die Gefängnisse mit Jacobiten. Als Karl Stuart lange nachher einst die rührende Melodie des Liedes (Lochaber no more) hörte, das seine zum Beil verurtheilten Gefährten im Ker= ker gesungen hatten, brach er in Thränen aus.

„Die Macht und der Reichthum Englands wuchs mit jedem Jahr; das Fabriksystem, die Gewerbe, Alles, was Geld gibt und mit Geld bewirkt wird, blühte; die Reisenden konnten nicht satt werden, zu loben und zu bewundern; sie sahen nur die Oberfläche, die mit Goldblech bedeckt war. Den Jammer der Millionen Frlands vergaß man über Prachtgebäuden, Gallerien, Bewirthung der wenigen Reichen; die Thränen der von speculirenden Pächtern vertriebenen Schotten flossen im Stillen; das Elend, die Qual und die Lafter der Tausende von Kindern und unglücklichen Arbeitern in den Fabriken bemerkte Niemand, denn die Paläste der Fabrikherren und die Ausfuhrlisten blendeten den gierigen Haufen. Unstreitig verbreitete fich damals mehr wie jetzt auch über den Mittelstand große Behaglichkeit und selbst Reichthum; aber dieser Mittelstand gewöhnte sich zugleich an eingebildete und künstliche conventionelle Bedürfnisse und ward Affe und Sklave der Reichen. Mit dem wachsenden Reichthum mehrten sich die Lasten, und die Erfinder aller Maschinen erfanden endlich eine Maschine der Besteuerung, die früher oder später in allen Ländern allen Besitz in die Hände weniger Reichen, Wucherer, Speculanten, der Regierung und ihrer Creaturen bringen wird.“ ,,Schottland ward inniger mit England vereinigt, die ödesten Gegenden wurden angebaut, große Capitalien angewendet, um nach neuem System, nach den Grundsäßen einer ganz neuen Wissenschaft zu benutzen, was bisher gar nicht oder nur nach alter Sitte unvollkommen bebaut war. Die Cultur Englands verbreitete sich über ganz Schottland, bequemes und behagliches Leben trat in ganzen Gegenden an die Stelle der Armseligkeit und des Mangels, welche fie vorher gedrückt hatte. Der Reisende bewunderte die umgeschaffenen Haiden und Moore; der Wohlstand, die Reinlichkeit und Nettigkeit entzückte ihn; er verkündigte bei seiner Rückkehr im Vaterlande die Blüthe der Manufacturen und Fabriken. Reichthum, Glanz, Gaftfreundschaft englischer Gutsbesitzer waren sprichwörtlich; ein reicher, großartiger Engländer Theatergott aller Romane; aber gerade über das, worüber die Reisenden und die Menge jauchzen, flagt der denkende und einsame Forscher, daß alle Poesie des Lebens dem Gelde gewichen sei. Die einst glücklichen, wenn gleich sehr armen Vasallen der Güterbefizer mußten nach wenigen Jahren den geliebten Boden neuen betriebsamen Pächtern überlassen; ste schieden im Jammer von den Gräbern der Väter und von der Erinnerung der Vorzeit, um in Amerika eine Frei

heit ohne Geschichte, ein Glüď ohne Poesie zu suchen. Mit dem Patriarchalischen und Wilden entwich der heroische Sinn, verschwand das Leben der Armuth und Natur; Geld ward überall einziges Ziel des Strebens, und jezt gilt von der Tiber bis zum äußersten Thule nur Geld allein, es herrscht nur Schmuß des Erwerbs." (Schlosser.)

2. Der Norden und Osten Europa's.

a) Der große nordische Krieg (1700–1718).

1697.

§. 640. Karl XII. und seine Gegner. Schweden stand bei dem Tode Karls XI. auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der staatskluge Despotismus des Königs hatte der Krone unumschränkte Gewalt verliehen, die vollständige Einziehung des entfremdeten Kronguts (§. 589), verbunden mit der Sparsamkeit des Monarchen, hatte die Staatskasse gefüllt und die Abtragung der Schulden und die treffliche Ausrüstung des Heeres und der Flotte möglich gemacht. Im Besiße der Küstenländer und der reichen Städte Wismar, Stralsund, Stettin, Riga und Reval beherrschte Schweden den Handel der Ostsee und deckte die Armuth des eigenen Landes durch einträgliche Zölle; befanden sich ja die Ausflüsse der Weser, Oder, Düna und Newa in seinem Gebiet! Ingermanland, Livland und Esthland waren Schwedens Kornkammern, und die Stelle, wo das heutige Petersburg steht, war eine mit einigen Fischerhütten bedeckte sumpfige Niederung auf schwedischem Grund und Boden. Die kriegerische Kraft des abgehärteten Bolks, das Feldherrntalent einiger waffenkundigen Könige und die Zwietracht der Nachbarstaaten hatten die kleine arme Nation in die Reihe der europäischen Großmächte gestellt. Mit neidischen Blicken betrachteten die benachbarten Fürsten dieses Uebergewicht der Schweden, und als nach Karls XI. Tode die Regierung an dessen sechzehnjährigen Sohn Karl XII. gelangte, und dieser 1697mit Hülfe des Staatsraths Piper die von dem Vater bestellte vormundschaftliche Regierung bei Seite schob und mit Einwilligung der Stände die unbeschränkte Königsgewalt in die eigene Hand nahm, schien der günstige Zeitpunkt gekommen, die schwedische Uebermacht für immer zu brechen. Denn wie sollte ein junger, unerfahrener und schlecht erzogener König im Stande sein, die drei mächtigen Beherrscher von Rußland, Polen und Dänemark, die jezt unter Vermittelung des mit der schwedischen Herrschaft unzufriedenen Lievländers Patkul einen engen Bund gegen Schweden schlossen, im Kriege zu bestehen? Der russische Zaar Peter der Große wünschte festen Fuß an der Ostsee zu fassen; der polnische Wahlkönig Friedrich Friedrich August II. (ber Starke), Kurfürst von Sachsen, trachtete nach dem Besize 1697von Livland, und der dänische König Friedrich IV., der um dieselbe Zeit Christian V. nachfolgte (§. 589), hoffte mit Hülfe dieser Bundesgenossen die durch den Frieden von Kopenhagen (§. 588) eingebüßten Landschaften wieder zu gewinnen und zugleich das dem Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp, einem Schwager Karls XII., zugehörige Schleswig, wonach schon längst die Dänen lüstern waren, zu erobern.

Karl XIL

1718.

1699.

August II.

1733.

Frieds

rich IV.

1699

1730.

1598

1605.

§. 641. Rußland unter dem Hause Romanow. Als mit Feodor (§. 410) das Ruriksche Regentenhaus erlosch, trat eine Zeit von Gefeßlofig= keit und Gewaltthat ein. Der von den russischen Großen (Bojaren) zum Zaar erhoBoris bene Boris war ein gerechter, auf Hebung des Handels und der Cultur bedachter Fürst; als aber ein entlaufener Mönch Gregorius fich für den (lange zuvor getödteten) Bruder Feodors Demetrius ausgab und mit Hülfe der Polen einen Theil von Rußland in seine Gewalt brachte, verlor Boris den Muth und tödtete sich durch Gift. Die Polen besetzten hierauf Moskau und den Kreml und waren ihrem Schüßlinge behülflich, die Zaarenwürde an sich zu reißen. Die Ermordung von Der fals Boris' Sohn war der Anfang der Regierung des falschen Demetrius. Aber metrius nur 13 Monate währte die Herrschaft des frechen Betrügers. Seine Vorliebe für 1605-6. Polen und für den römischen Katholicismus erzeugte Unzufriedenheit. Es entstand

sche De

Februar

Roma:

Michael

ein Aufruhr, der ihm das Leben kostete. Nun trat eine völlige Anarchie ein, während 1606. welcher noch drei falsche Demetrius die Nation äfften, die Großen zwieträch= tig haderten und die Polen und Schweden ihre Grenzen gegen Rußland erweiterten. Einmal hatte es den Anschein, als sollten die polnische und russische Krone auf Einem Haupte vereinigt werden, als ein Theil der russischen Großen den polnischen Prinzen Wladislav Wasa als Zaar ausrief aber der Uebermuth der in Moskau gebietenden Polen und die Verschiedenheit der Sitten und Religion _ver= eitelten den Plan.,,Verschwörungen, Verräthereien und Ermordungen füllten Moskau mit Mißtrauen und Blut." Müde der Verwirrung, ermannten fich endlich die russischen Großen, trieben die Polen aus dem Kreml und vereinigten sich zur Wahl 1613. des 17jährigen Michael Romanow, der ein Sohn des geachteten Metropolitanbischofs von Moskau und mütterlicherseits ein Abkömmling des alten Zaarenhauses war. Ein aus Adel, Klerus und Städte abgeordneten gebildeter Reichstag entwarf ein Staatsgrundgefeß, wornach Michael für sich und alle seine Nachkommen nowiches unumschränkte Zaarengewalt erhielt. Mit ihm beginnt das Romanowsche Regentenhaus, dem Rußland seine Größe und Ausbildung zur europäischen 1613-45. Großmacht verdankt. Michaels Mäßigung und Friedliebe war sehr geeignet, die innern Wunden zu heilen. Er ordnete die Grenzen durch Friedensschlüsse mit Polen und Schweden, und mußte auch manche Eroberung diesen mächtigen Nachbarn überlassen bleiben die Russen nahmen später Alles mit Wucher zurück. Schon Alerei Michaels Sohn Alexei Romanow erwarb durch den großen Polenkrieg (§. 587) Smolensk, Severien und andere Orte und brachte die streitbaren, wohlberittenen Kosaden zur Anerkennung der russischen Oberhoheit. Doch mußte er ihnen die freie Wahl ihres Hetmans und die militärisch - demokratische Verfassung bestätigen. Zugleich eröffnete Alexei Handelswege nach Persien und China über Sibirien und die Wolga herauf, hob die innere Betriebsamkeit und begünstigte europäische Cultur. Feodor Sein ältester Sohn Feodor that einen großen Schritt zur kaiserlichen Allgewalt durch Vernichtung der Geschlechtsregister (Rosrad), auf denen die Ansprüche der Adelsfamilien beruhten. Nach seinem Tod änderten die Strelißen durch einen Aufstand die von Feodor getroffene Thronfolgeordnung und übertrugen dem älteren, Haber schwachsinnigen Bruder Iwan die Herrschaft und seiner Schwester Sophie, 1689. welche den Aufstand veranlaßt hatte, die Mitregentschaft; als aber Peter, Alexei's jüngster Sohn, das 17. Lebensjahr erreicht hatte, riß er sein Recht wieder an sich, ließ seine Schwester ins Kloster bringen und führte dann mit starker Hand die Alleinherrschaft.

1645-76.

1676-82.

1682.

1682

Peter der Große 1689

1725

=

§. 642. Peter der Große. „Der junge Zaar Peter war ein außerordentlicher Mensch, von einer Schnellkraft, die nie gelähmt werden zu können schien, und von einem Wahrheitssinn, den kein religiöses oder politisches Vorurtheil täuschen konnte. Sein Ehrgeiz, so grenzenlos er war, verleitete ihn nie zur Eitelkeit, seine

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