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liebte es, mit ihm zu arbeiten. Daß er sich keinem einzelnen Fach zuwandte, verstattete ihm eine um so größere Theilnahme an allen. Bei einer Vorstellung der Akademie der Inschriften zeigte er eine ausgebreitete Kenntniß der Arbeiten auch der minderberühmten Mitglieder; die Präsentation wurde zum Gespräch. Er hat der großen Bibliothek eine würdigere Aufstellung gegeben und fie dem allgemeinen Studium eröffnet. Gern zog er Männer von literarischem Talent an sich: man kam bei ihm in dem Maße in Gnade, in welchem man seinen Geist unterhielt. Er selbst wußte sich mit eben so viel Anmuth wie Nachdruck auszusprechen. Auch bei den geschäftlichen Vorträgen zeigte er Verständniß und empfänglichen Sinn für das Materiellste sowie für das Geistigste. Den meisten Werth legte er selbst auf seine militärische Befähigung; und in der That schrieb ihm die öffent liche Meinung nicht allein Muth, sondern auch Feldherrngabe zu. Er hatte Handlungen ausgeführt, welche Andern unmöglich schienen; und noch viel mehr, so meinte man, würde er vollbracht haben, wenn er freie Hand gehabt hätte; er fühlte sich als ein würdiger Sprosse Heinrichs IV. Aber wie seine Mutter, eine bekannte Fabel auf ihn anwendend, sagt: allen den Gaben, die ihn schmückten, hatte eine vernachlässigte Fee den Fluch hinzugefügt, daß sie ihm nichts nüßen, sondern durch eben so große Laster verdunkelt werden sollten. In früher Jugend durch die Schuld seines Vaters in die schlechteste Gesellschaft gerathen, artete er dieser nach. Solche Naturen gibt es ja, für welche das, worin Andere Genuß suchen und ihre Ehre sehen, einen unwiderstehlichen Reiz hat, so daß sie ihm ihr eigenes befferes Gefühl aufopfern. Er ließ sich nicht allein zu Ausschweifungen fortreißen, sondern zu dem Ehrgeiz, wie in Studien und Künsten, so auch in wildem Genuß es allen Andern zuvorzuthun. Er rafte die ganzen Nächte, und wenn seine Kräfte erschöpft waren, meinte er sie durch starkes Trinken zu erneuen, so daß er sich vollends zerrüttete. Oft gerieth er in eine widerwärtige Abhängigkeit von den Gefährten oder den Werkzeugen seiner Ausschweisungen, welche dann zur Folge hatte, daß die Bedürfnisse seiner nächsten Angehörigen vernachlässigt wurden, nur etwa die Tochter, Herzogin von Berry, ausgenommen. Die Nachwelt nennt ihn nicht, ohne mit seinem Namen das Gedächtniß schamlofer Orgien zu verbinden. Auch bei Tafel kannte er kein Maß, und wenn er voll Weines war, so gab es nichts, was ihm Rücksicht eingeflößt und die wildesten Ausbrüche der Laune, der Wegwerfung und des Hafses oder auch offenbarer Gottlosigkeit zurückgehalten hätte. Denn auch als ein starker Geist wollte er glänzen; er legte Werth darauf, als ein Mensch zu gelten, den das Jenseits und die überfinnliche Welt nicht kümmere." Dem Parlamente gab der Regent zum Dank, daß es seine Regentschaftsrechte so bereitwillig anerkannte, das ihm nach altem Herkommen zustehende Recht zurück, über die Edicte des Königs vor ihrer Registrirung zu berathen und remonstrirende Vorstellungen dagegen einzubringen.

1714.

§. 638 a. 2) Spanien. Philipp V. war ein schwacher, von Weibern be= herrschter Regent. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin leitete ihn die Gräfin Ursini noch unumschränkter als zuvor, bis die neue Königin, Elisabeth von Barma, fie gleich nach ihrer Ankunft aus Spanien entfernte. Bei dem zunehmenden Trübsinn Philipps kam alle Macht in die Hände der Königin und ihres vertrau ten Ministers, des räntevollen Italieners Alberoni, der nunmehr ein absolutes. Kabinetregiment begründete und den Ehrgeiz seiner Gebieterin zu Kriegs- und Eroberungsplänen benußte. Er hob das spanische Seewesen und suchte dann die durch den Utrechter Frieden seinem König entrissenen Staaten in Italien wieder zu erobern. Schon waren Sardinien und Sicilien in den Händen der Spanier, als die brohende Haltung der Quadrupelallianz (Frankreichs, Englands, Desterreichs und Hollands) den furchtsamen Philipp so schreckte, daß es einer von dem Herzog-Regen= ten von Frankreich gebildeten weiblichen Hof-Cabale nicht schwer ward, Alberoni zu 1710. stürzen. Er erhielt Befehl, innerhalb zwei Tagen das Reich zu verlassen; die Erobe

Beber, Geschichte. II. 9. Aufl.

17

rungen wurden aufgegeben. Aber der ränkevollen Königin Elisabeth gelang es doch nach einiger Zeit, für ihren ältesten Sohn Karl das Königreich Neapel und Sicilien und für ihren zweiten Sohn Philipp das Herzogthum Parma, Piacenza und Guastalla zu erwerben (§. 661). So erhielten diese Staaten bour1724. bonische Herrscher. Philipp V. übergab in einem Anfall von Schwermuth die Regierung seinem ältesten Sohne; als dieser aber schon nach 8 Monaten starb, übernahm er dieselbe wieder, ohne sich jedoch um die Staatsgeschäfte zu kümmern, die der holländische Abenteurer Ripperda nach den Wünschen der Königin leitete. Dadurch verlor Spanien immer mehr an Einfluß auf die Gestaltung der Dinge in Europa. Als endlich Philipp V., dessen Melancholie mit den Jahren wuchs, unter 1746. Gram und Sorgen ins Grab sank, folgte ihm sein zweiter Sohn (erster Ehe) FerdiFerdinand VI., auf den des Vaters Gemüthskrankheit übergegangen war, so daß er zulet 1746-59. in unheilbare Schwermuth versant und nur bei Harfenspiel und Gesang, wie auch Philipp und weiland König Saul, Erleichterung fand; daher der Opernsänger FariKart III. nelli großen Einfluß bei Hofe gewann. Nach Ferdinands Tod folgte dessen Halbin Reavel, bruder Karl, bisher König von Neapel und Sicilien, welches Reich er seinem dritten 1759-88 Sohn Ferdinand überließ.

nand VI.

1735-59

in Spa

Emanuel

1630.

Ama:

1630 37.

nuel II.

Victor

Ama

1675

nien. §. 638 b. 3) Italien. a) Ober-Italien. Die Herzöge von Savoyen und Piemont wußten durch kluge Benutzung der politischen Umstände und durch glückliche Bündnisse mit mächtigen Fürsten in Kriegszeiten ihr Gebiet zu erweitern und die Verluste gegen die Schweiz durch Erwerbungen in Italien auszugleichen. Karl Karl Emanuel der Große zog aus den französischen Religionskriegen (§. 537 ff.) 1580- und der firchlichen Spaltung der Schweiz mancherlei Vortheile, wenn schon die gro= ßen Hoffnungen, die er genährt hatte, nicht alle in Erfüllung gingen. Victor Bictor Amadeus I. erwarb bei Gelegenheit des Mantuanischen Erbfolgestreits (§. 572) deus I. einen schönen Theil des Herzogthums Montferrat. Unter seinem Sohne Karl Karl Emanuel II. brachte eine streitige vormundschaftliche Regierung viel Unglück über Ema: Volk und Land; aber durch die glänzenden Eigenschaften und das Glück seines Nach1637-75. folgers Victor Amadeus II. wurde das Herzogthum so sehr vergrößert, daß die or Herrscher von dem an den Titel Könige von Sardinien führten, nachdem sie Deus II. Diese Insel gegen das ursprünglich erworbene Sicilien eingetauscht (§. 636). Victor 1730. Amadeus,,ist ein höchst seltenes Beispiel in der Geschichte, daß ein kleiner Herr mit 1720. großen zusammenspielte und doch am Ende des Spiels einen beträchtlichen Gewinn machte." Er war nicht nur darauf bedacht, sein Reich zu mehren und zu befestigen; er verbesserte auch die Rechtspflege, entriß dem Adel die lange besessenen Kronländereien, gründete die Universität Turin, hob den Schulunterricht und ordnete die kirchlichen Verhältnisse durch ein Concordat mit Rom. In einem Alter von 64 Jahren übergab er seinem Sohne die Regierung und vermählte sich mit der Gräfin San Sebastiano, die erst Hofdame bei seiner Mutter, dann bei seiner Schwiegertochter ge= wesen; aber verstimmt, daß man seinem Rath nicht in Allem folgte, und von seiner ehrgeizigen Gemahlin aufgereizt, widerrief er im nächsten Jahr seine Thronentsagung, weil sein Sohn nicht fähig wäre zu regieren, wurde aber auf den Vorschlag des Ministers d'Ormea gefangen weggeführt und lebte dann noch dreizehn Monate, von aller Welt geschieden, kummervoll und strenge überwacht im Schlosse von Rivoli. 1. Nor. Geistig gebrochen wurde er kurz vor seinem Lode nach Moncarlier in Savoyen ge1732. bracht, wo er verschied. Die Gräfin endete im Kloster. Karl Emanuel III. erwarb Start im österreichischen Erbfolgekriege einige beträchtliche Landstriche vom Herzogthum nuel III. Mailand (§. 661) und suchte durch geordneten Staatshaushalt und durch Beiziehung der Geistlichkeit zu den Steuern des Landes die großen Ausgaben zu decken, die ein übermäßiger, kostspieliger Militärstand unter adeligen Officieren herbeiführte. Dabei war er auf Abstellung und Erleichterung der Feudallasten bedacht und traf manche

1730.

Karl

Gma

1730-73.

1

Victor

deus III. 1773-96.

gute Einrichtung, ohne die reformirende Hast vieler gleichzeitigen Fürsten und Minifter zu theilen. Aber ein abgelebter Staat und ein erschlafftes, unmündiges Volk trug nicht die Kraft in sich, einem mächtigen Stoß von Außen zu widerstehen; als unter Victor Amadeus III., der des Vaters gute und fehlerhafte Maßregeln ama fortseßte, die französische Revolution an die Thore von Savoyen und Piemont schlug, wurde das Land bald eine Beute der anstürmenden Nachbarn. Die Republiken Benedig und Genua suchten ihre aristokratische Verfassung im alten Zustand zu erhalten. Dem ersteren gelang es, die strengen Formen gegen jede Neuerungssucht zu behaupten, allein der Stillstand und die politische Versumpfung, die dadurch über das ganze öffentliche Leben kam, zerstörte im Volke alle Kraft und Energie und legte den Keim des Todes in das ganze Staatswesen. Die Türkenkriege waren nicht ruhmlos für die Republik, da der Reichthum die Unterhaltung einer trefflichen Seemacht und eines tapfern Söldnerheers möglich machte, aber sie endigten doch mit dem Verluste der Besißungen in den östlichen Theilen des Mittelmeers. Zuerst rissen die Osmanen Cypern an sich; dann nach einem 25jährigen verderblichen 1571. Krieg Candia. Die peloponnesische Halbinsel (Morea), welche die Republik im 1669. Frieden von Carlowiß (§. 620) mit Hülfe der Desterreicher gewann, mußte 1699. fie im Passarowißer Frieden (§. 657) wieder an die Türfen abtreten. Nur 1718. Korfu und Dalmatien wurden durch die tapfere Vertheidigung Schulenburgs gerettet. Im Bewußtsein der innern Schwäche vermied von dem an der venetianische Senat feindlichen Zusammenstoß mit fremden Mächten, gönnte aber der bürgerlichen Freiheit keine Wohnstätte und untergrub dadurch dem Lebensbaum des Volkes alle Burzeln. Genua war vermöge seiner Lage nicht im Stande, ein so abgeschlossenes Sonderleben zu führen als Venedig. Es mußte seine aristokratischen Formen mildern und von Zeit zu Zeit die Verfassung umgestalten. Drei mächtige Nachbarn strebten nach dem Besize des schönen und reichen Freistaats: Savoyen, Desterreich und Frankreich, und die Kämpfe und Anstrengungen der Bürgerschaft, ihre Freiheit und Unabhängigkeit gegen deren Vergrößerungssucht zu schirmen, bil= den den Inhalt der Genuesischen Geschichte der zwei lezten Jahrhunderte. Die Insel Corsika, seit dem 14. Jahrhundert unter Genua's Herrschaft, wurde von den hartherzigen adeligen Kaufherren schwer gedrückt. Da erhoben sich die wilden, triegerischen Einwohner und verjagten ihre bisherigen Gebieter. Nach einem langen wechselvollen Kampfe, während dessen es dem deutschen Abenteurer, Baron Theodor von Neuhof aus Westfalen gelang, sich auf einige Zeit zum König von Corsika aufzuschwingen, riefen endlich die Genuesen die Franzosen zu Hülfe. Aber die Corsikaner vertheidigten sich lange mit großer Tapferkeit, besonders seitdem Baoli an ihrer Spize stand, so daß die Franzosen nur mit der größten Mühe und Anstrengung sich der Insel endlich bemächtigten, worauf Genua dieselbe kurz vor der Geburt Napoleon Buonaparte's vertragsweise an Frankreich abtrat. Paoli und seine 1768. Genossen fanden Schuß in England. Während des österreichischen Erbfolgekriegs (§. 660) wurde Genua von kaiserlichen Truppen eingenommen und sollte gezwungen. werden, die Landschaft Finale an Sardinien abzutreten. Allein die Genuesen erreg= ten einen Aufstand und schlugen die Oesterreicher mit großer Tapferkeit zu ihren Mauern hinaus; und alle Anstrengungen der Feinde, die Stadt wieder zu erobern, waren vergeblich. Im Aachener Frieden (§. 661) erhielt die Republik ihr ganzes früheres Gebiet zurück. — Mailand nebst Mantua blieben seit dem 1713. Frieden von Utrecht (§. 636) im Besize Desterreichs.

1736.

1755.

1743.

b) Mittel-Italien. Die alte Republik Florenz wurde zuerst (1530) in ein Herzogthum (§§. 384. 465) und um 1569 in ein Großherzogthum Toskana verwandelt und noch zwei Jahrhunderte von der Mediceischen Familie nicht ohne Ruhm verwaltet. Cosmo, ein kluger, unternehmender, aber treuloser Fürst, 537-14.

Godmo

erweiterte das Gebiet durch Erwerbung von Siena und andern Territorien, und begründete die Unabhängigkeit des Herzogthums durch die schlaue Entfernung der spanischen Besatzungen aus den bedeutendsten Städten seines Landes. Hierauf überwand er die Florentinischen Emigranten, die, unter der Leitung des ent1554. schlossenen Strozzi und unterstützt von dem Papste und mehreren italienischen Fürsten, feindliche Angriffe auf Toskana machten, um den Florentinischen Freistaat wieder herzustellen, und richtete dann seine ganze Thätigkeit auf Vernichtung der republikanischen Formen und der ständischen Freiheiten und auf Begründung einer unumschränkten einherrlichen Gewalt. Dies geschah nicht ohne große Strenge, Lift und Grausamkeit, denn der Herzog war argwöhnisch und die Florentiner sprachen gern von alten Zeiten. Wider Friedensstörer und Rebellen wurde ein eigenes Inquisitionsgericht angeordnet, zum Ermorden der Rebellen durch Belohnungen aufgefordert. Bei Confiscation aller Güter und bei Lebensstrafe sollte Niemand ein Gewehr tragen. Kaum verhinderte noch Torelli, daß nicht, der vermeinten religiösen und politischen Ruhe zu Ehren, aller Buchhandel zu Grunde gerichtet wurde. Von diesem Cosmo sagten die Ausgewanderten, in ihrem schönen Tyrrhenerlande, wo sonst Gerechtigkeit und Ehre so viel gegolten, erscheine jezt der als der Beste, der sich am meisten mit Blut befleckt und die meisten Wittwen und Waisen gemacht habe." Als Cosmo durch solche Mittel seine Herrschaft befestigt, war er bemüht, den Wohlstand des Volks durch Beförderung des Handels und der Fabriten zu heben; auch die schönen Künste fanden in ihm einen freigebigen Gönner. Mit Kaiser Augustus, dem man den ersten Großherzog Cosmo mit Recht verglichen, hatte er auch in Familienunfällen eine traurige Aehnlichkeit; doch haben sich die Verbrechen, wodurch seine Kinder fast sämmtlich den Tod gefunden haben sollen, durch neuere Forschung als Erdichtungen herausgestellt. Man erzählte einst: Ein Herzog von Ferrara vergiftete Lucrezia, Tochter des Großherzogs, seine Gemahlin; ein Fürst Orsini fand Gründe, Isabella, ihre Schwester, zu erwürgen; der Cardinal Johann von Medici wurde über einer Jagdstreitigkeit von Garcia, feinem Bruder, ermordet; diesen tödtete Cosimo, ihr beider Vater, eigenhändig" (beide Brüder wurden das Opfer der Malaria); „Schmerz brachte die unglückliche Mutter zu Grabe; der Großherzog ließ auch seine älteste Tochter wegen unanständiger Liebschaft vergiften." Gebeugt von den vielen häuslichen Leiden übertrug Cosmo noch Francesco vor seinem Ende die Regierung seinem Sohne Francesco, einem Fürsten, der mit den finnlichen Richtungen eines Spaniers die geistigen Liebhabereien eines Florentiners am griechischen Alterthum und an den schönen Künsten verband." Wie sein Vater begünstigte auch Francesco Handel und Fabriken, wobei er sich selbst betheiligte und hohen Gewinn nahm; aber sein Liebesverhältniß zu der schönen Vene tianerin Bianca Capello, die mit ihrem Geliebten Bonaventuri entflohen und in Florenz Schutz gesucht hatte gegen die Verfolgungen ihrer Familie, verursachte ihm viel häusliches Leid. Nach der Ermordung Bonaventuri's und nach dem Tode der Großherzogin gelang es der ränkevollen Bianca, Francesco's rechtmäßige Gemahlin zu werden. Ihr gleichzeitiger Tod wurde einer vergifteten Speise zugeschrie ben, welche Bianca für ihren Schwager, den Cardinal Ferdinand, bestimmt hatte, die aber durch sonderbare Fügung ihr und ihrem Gemahl verderblich wurde. Ferdi nand I. nand I. besaß den Herrschersinn und die Klugheit wie die Kunstliebe und Sinnlich11609. feit der früheren Mediceer. Seine großartigen und ausgedehnten Handelsunternehmungen erwarben ihm unermeßliche Schäße und setzten ihn in Stand, manche nügliche Einrichtung zu treffen. Livorno blühte auf. Mit großer Klugheit wußte er sich zwischen den Spaniern und Franzosen, die ihn wechselsweise bedrohten und anlockten, durchzuwinden, so daß er das Großherzogthum unabhängig und vergrö 1609-21. Bert seinem Nachfolger übergeben konnte. Unter Cosmo II. behauptete Toskana

1575-85.

Ferdi

1587

Cosmo II.

"

Ferdi

1628-70.

Go8mo III.

1723.

nech seinen Reichthum und seine Blüthe, wenn schon der ausgedehnte Handel nach Often und Westen sich zu mindern begann. In Künsten und Wissenschaften nahm. Florenz, eine der schönsten und reichsten Städte des Erdbodens, immer noch einen hohen Rang ein; aber sinnliche Genüsse hatten die Kraft der Bürgerschaft ge= brochen und allen Freiheitssinn erstickt. Die nachfolgende vormundschaftliche 1621-28. Regierung und dann die lange Herrschaft Ferdinands II. war ein Wende- nand II. punkt zum Schlimmen in der Florentinischen Geschichte. Der gesammelte Schat ging größtentheils verloren, als sich der Großherzog ganz an Habsburg anschloß und die leeren Hände der Spanier und Desterreicher mit den ersparten und erworbenen Summen seiner Vorgänger füllte. Die Geistlichkeit gelangte zu großer Macht und zu politischem Einfluß; und die verkehrten Maßregeln der Regierung, verbunden mit Best und Mißwachs, schlugen dem Lande tiefe Wunden, die selbst der äußere Glanz nicht zu verhüllen vermochte. Toskana ging von der Zeit an demselben Verfall ent= gegen, in den schon die meisten übrigen Staaten des reizenden Italiens gerathen waren. Banditenschaaren trieben überall ungestört ihr Raubwesen und spotteten aller Gefeße und Obrigkeit. Cosmo III., von Mönchen und Geistlichen erzogen, hielt die Verherrlichung der Kirche, die Bekehrung der Keßer und die Bereicherung des 1670Klerus für seine erste und höchste Regentenpflicht. Seine lange Regierung wurde das Grab des Florentinischen Wohlstandes. Man erhob das Geld, das auf unnütze Bracht und Stiftung neuer Klöster und Pensionirung von Proselyten verwandt wurde, durch unerträgliche Abgaben von den Unterthanen, und je weniger bei der abnehmenden Wohlhabenheit des Landes die alten Steuern abwarfen, desto härter trieb man ihre lezten Reste ein und desto gieriger erfand man neue. Der Staat seufzte unter einer drückenden Last von Schulden und aller Wohlstand war vertrocknet." Noch kläglicher sah es in der Herrscherfamilie selbst aus. Die Großherzogin ließ sich nach einer 13jährigen Ehe scheiden und führte in Paris ein Leben in niedrig= fter Sinnenlust; der Erbprinz starb vor dem Vater an den Folgen der Ausschweifung. Mit seinem zweiten Sohn Johann Gasto erlosch das mediceische Herrscher Gasto haus, dessen Lezte Sprößlinge sich ihrer großen Ahnen unwürdig gemacht. ver Johann Gasto's Tod waren die europäischen Mächte übereingekommen, daß Franz Stephan, Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, das Großherzogthum nebst dem Allodialvermögen und die Schulden der Familie erben sollte (§. 652). Von dem an stand Toskana unter dem Einfluß von Desterreich, trotz der Bestimmung, daß es nie mit dem Kaiserreich unter Einem Regenten vereint werden sollte. Auf Franz Franz Stephan, der den kaufmännischen Geist der Mediceer besaß, aber die Ein- Stephan fünfte Toskana's oft zum Vortheil Desterreichs verwendete, folgte sein zweiter Sohn Leopold Leopold, unter dem das Großherzogthum wieder glückliche Zeiten erlebte. Bei 1765-90. seiner Thronbesteigung in Desterreich übergab er Toskana seinem zweiten Sohne Ferdis Ferdinand Joseph. Parma, vom Papst Paul III. in ein Herzogthum 1790verwandelt, wurde seit der Mitte des 16. Jahrhunderts durch das Haus Farnese regiert. Als mit Herzog Anton der Farnesische Mannsstamm ausstarb, wurde das 1731. Herzogthum Parma mit Piacenza und Guastalla einem spanisch - bourbonischen Infanten verliehen, und zwar zuerst dem ältern Prinzen Don Carlos und 1735. bann, nach dessen Erhebung auf den neapolitanischen Königsthron, dem zweiten, Don philivo Philipp. Philipps Sohn und Nachfolger Ferdinand gerieth in einen folgenrei- Ferdinand Sen Streit mit dem Papst, woraus allerlei kirchliche Reformen hervorgingen. Nach 1765feinem Tode wurde das Land dem französischen Oberitalien beigefügt. Das Her= jegthum Modena mit Reggio, Mirandola und Massa-Carrara wurde um 17. und 18. Jahrhundert von Gliedern des Hauses Este regiert. Der letzte war Hercules III., der sein Land den Franzosen überlassen mußte und in Deutschland starb. 1796. -Der Kirchenstaat krankte an unheilbaren Wunden, die das geistliche Regiment

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Johann

Noch 1723-37.

1737-65.

nand III.

1824.

1748-65.

1804.

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