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gänge in Staat und Kirche übte) und der despotische Sinn Louvois' trugen endlich den Sieg über Colberts weisere Rathschläge davon. Während des holländischen Krieges hatte der Klerus den König durch eine große Geldbewilligung erfreut und da ran die Bitte geknüpft, er möge die Keßerei aus dem Lande vertilgen. Dies machte auf Ludwig um so größeren Eindruck, als er die Huguenotten im Verdacht hatte, sie hegten mit ihren Glaubensgenossen größere Sympathien als mit ihren Landsleuten. Nach hergestelltem Frieden wurde daher eifrig an das Werk der Bekehrung geschrit= ten. Eine lange Reihe drückender Maßregeln gegen die Huguenotten bereiteten den Hauptschlag vor. Zuerst nahm man ihnen den Rest ihrer politischen Sonderrechte, die getheilten Kammern, dann minderte man durch gezwungene Deutungen des Edikts von Nantes und unter allerlei Vorwänden die Zahl ihrer Kirchen, beschränkte den Gottesdienst auf wenige Hauptorte und verbot ihre Synoden. Ludwigs Anfälle von Reue und Andacht wurden stets die Quelle neuer Drangsale für die calvinischen Keßer, durch deren Befehrung er seine Sünden zu fühnen hoffte. Man schloß fie allmählich von Aemtern und Würden, von den Pachtungen und Gemeindestellen, ja von den Zunftrechten aus und begünstigte die Bekehrten; dadurch wurden die Ehrgeiz zigen verlockt; die Armen suchte man durch Geld zu gewinnen, das aus Ludwigs Befehrungskasse und aus den milden Gaben vornehmer Frommen floß; und durch die Verfügung, daß der Uebertritt minderjähriger Kinder bis zu sieben Jahren herab gültig sei, öffnete man dem Bekehrungseifer ein weites Feld. Familien wurden getrennt, Unmündige ihren Eltern entrissen und im katholischen Glauben erzogen, die Wiederaufnahme eines reuigen Neubekehrten in die Gemeinschaft als Verbrechen mit Verlust der Kirche und Vertreibung des Geistlichen bestraft. Hof und Klerus, der lieblose und beredte Bischof Bossuet an der Spize, seßten alle Mittel in Bewegung, um Frankreichs kirchliche Einheit zu begründen. Der Adel opferte seinen Glau ben der Hofgunst, seitdem der Huguenotte Türenne, der ruhmbedeckte Marschall Frankreichs, der Beredsamkeit Bossuets gewichen; unter dem geringen Volke ließ sich Mancher durch Geld zum Besuche der Messe bewegen, was die Jesuiten und Frömm ler zu täuschenden Beweisen für die leichte Ausführbarkeit einer kirchlichen Einigung benutzten; aber der wohlhabende Bürgerstand, der Kern der calvinischen Confession, feit 1680. widerstand allen Lockungen. Bei ihm galt es für eine Ehrensache, um keines Vortheils willen, noch wegen irgend eines Verlustes die Religion zu wechseln." Ohne Waffen versammelten sie sich auf den Trümmern ihrer Kirchen, um zu beten und Bußpsalmen zu singen. Dieser gebildete und ehrenfeste Bürgerstand konnte nur durch Gewalt bezwungen werden; darum schritt man endlich zu den Dragonaden, in dem Glauben, daß nur Hartnäckigkeit und Eigenwille die Absonderung aufrecht erhalte. Auf Louvois' Befehl besezte Reiterei die südlichen Landschaften an den Pyrenäen, der Garonne und Rhone und nahm ihre Quartiere in den Wohnungen der Huguenotten. Generale und Intendanten vereinigten sich mit den Missionaren. Bald schwand der Wohlstand der gewerbsamen Bürger, von deren Gut die rohen Dragoner praßten. Die brutalen Mißhandlungen der gespornten Bekehrer, die das Haus des Abtrünnigen verließen und in doppelter Anzahl bei den Standhaften einrückten, die für die ruchlosesten Handlungen statt Strafe Lohn zu erwarten hatten, und darum die empörendsten Schandthaten verübten, wirkten mächtiger als alle Lockungen des Hofs und alle Verführungen der Priester. Tausende entflohen ins Ausland, um auf fremder Erde ihres Glaubens zu leben; in den Kerkern von Toulouse schmachteten zu gleicher Zeit sechzig reformirte Prediger. Aber noch sehr groß war die Zahl derer, 1685. Die unter allen Drangsalen standhaft blieben, als die Aufhebung des Edikts von Nantes dem Verfolgungssystem die Krone auffeßte und die Huguenotten in Verzweiflung stürzte. Ihr Gottesdienst ward gänzlich verboten, ihre Kirchen wurden sämmtlich niedergeriffen, ihre Schulen geschlossen, ihre Prediger, sofern sie dem für

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ihre Belehrung verheißenen Preis widerstanden, des Landes verwiesen. Selbst in Brivathäusern war die Religionsübung verboten. Und als die Auswanderung in erschreckendem Maße zunahm, wurde dieselbe unter Galeerenstrafen und Güterverlust untersagt; verdiente und angesehene Männer trauerten mit Ketten beladen in finstern Kerkern, die in Kurzem überfüllt waren. Aber troß aller Drohungen und Verbote trugen über 500,000 französische Calvinisten, die unter unglaublichen Beschwerden und Gefahren, theils zu Schiff zwischen Waarenballen, in dunkeln Räumen versteckt, theils zu Land, im Didicht der Gebüsche übernachtend, mit Hinterlassung ihrer Habe die Flucht bewerkstelligten, ihre Betriebsamkeit, ihren Glauben und ihr Herz in das protestan= tische Ausland. Die Schweiz, die Rheinpfalz, Brandenburg, Holland und England (Spitalfield in London) boten den Berfolgten ein Asyl. Ihre Bildung, ihre Industrie, ihre geistige Rührigkeit blieb nicht ohne Einfluß auf die Cultur der Völker, zu denen fie geflüchtet. Aber in Frankreich war der Wohlstand und die beneidete Blüthe der südlichen Landschaften dahin! Die Seidenwebereien und die Kunst des Strumpfwirkens wurde durch flüchtige Huguenotten dem Auslande mitgetheilt; calvinische Schriftsteller richteten ihre Feder gegen Frankreich und calvinische Krieger traten in die Reiben der Feinde beim Wiederausbruch des Krieges. Man hatte vergessen,,,daß die Ordnung der Welt auf moralischen Gesetzen beruht, die noch niemals übertreten wor= den sind, ohne die Rache auf das Haupt dessen herabgezogen zu haben, der sie übertritt." Schmeichler priesen den König als Vertilger der Keßerei, ein Dichter von Ruf machte das Ereigniß zum Gegenstand eines Heldengedichts; man reihte das Werk der kirchlichen Einigung unter die Großthaten der Geschichte, gegen welche die Verdienste, die sich das Haus Desterreich durch den gleichzeitigen Kampf wider die Osmanen um die Christenheit erwarb, weit in Schatten träten; aber der Heldenmuth der Bauern in den Cevennen und die Tausende von Huguenotten, die mit stiller Hausandacht sich begnügten, bewiesen, wie wenig der Religionsdruck dem gehofften Ziele zuführte. Als sich nämlich die Verfolgung auch in die stillen Thäler der Cevennen erstreckte, wo Abtömmlinge der Waldenser, die sich den Calvinisten angeschlossen, in Glaubenseinfalt und nach alter Sitte dahinlebten, da fanden die Dränger hartnäckigen Widerstand. Die Verfolgung erhöhte den Muth der Gedrückten, die Mißhandlungen steigerten ihren Glaubenseifer zur Schwärmerei. Aus dem Haufen der Ungelehrten gin= gen Berkündiger des göttlichen Wortes hervor, deren Reden die Gemüther um so ge= waltiger anzogen und fesselten, als man in ihnen die Wirkungen unmittelbarer Inspi= ration erblickte. „In den wildesten Einöden versammelte man sich um sie her, um ihre Predigten zu vernehmen; in den entferntesten Anlagen, die zur Weide des Viehes in den Bergen gemacht waren, vollzog man die religiösen Handlungen nach dem reformirten Ritus." Flüchtige Prediger entflammten die aufgeregten Gemüther der Kinder Gottes" mit wilder Kampflust. Angeführt von Cavalier, einem ehemaligen Schäferjungen, und andern,,Propheten" warfen die in leinene Kittel gekleideten Camisarden die nackte Brust den französischen Marschällen entgegen." Ein gräuelvoller Bürgerkrieg, in dem über 100,000 Menschen bluteten, füllte die fried= lichen Thäler der Cevennen.,,Man zählt bei 40 Kirchen und eine ganze Reihe von Schlössern, welche sie zerstörten; kein altkatholisches Dorf, keine Meierei war vor ihnen ficher. Unerwartet brachen sie aus den Bergen hervor; die Sympathie ihrer Glaubensgenossen kam ihnen bei jeder ihrer Unternehmungen zu Hülfe." Erst als der französische Machthaber den Propheten und Helden", so viele ihrer vom Schlacht 1704. feld und Schaffot übrig waren, freien Abzug zugestanden, nahm der schreckliche Cami= farbenkrieg allmählich sein Ende. An zwei Millionen Huguenotten blieben fast rechtlos und ohne Gottesdienst, bis mildere Zeiten die strengen Kepergeseße ermäßigten. Aber der Rückschlag dieser Glaubenstyrannei auf die französische Kirche blieb nicht aus. „Geheuchelter Formelglaube, zur Schau getragene Kirchlichkeit war die nächste Folge jenes

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1680.

Widerrufs, und sie dauerte so lange, als Ludwigs Augen offen standen; als zwei Augen sich zuthaten, und es nicht mehr einträglich war, das credo auf den Lippen zu tragen und die kirchliche Fahne zu schwingen, ließ man die todte Hülse fallen, in welcher ein lebendiger Kern niemals gewesen war,“ und es trat nunmehr Unglauben, Gottlosigkeit und kirchenfeindliche Gesinnung um so ungescheuter hervor, je mehr Zwang die befohlene Gläubigkeit den Gemüthern auferlegt hatte. - Auch die frommen Waldenser in den Thälern von Piemont wurden auf Anstiften französischer Religionseiferer um dieselbe Zeit verfolgt; und an den Seen Nordamerika's und im Stromgebiet des obern Mississippi, wo damals der Glaube an den wahren Gott und zugleich der Ruhm des ,,großen Capitäns der Franzosen“ von eifrigen Glaubensboten verbreitet wurde, hielt man jede reformirte Auffassung des Christenthums mit blutiger Strenge nieder.

4. Ludwigs XIV. Uebermuth und Desterreichs Bedrängniß.

§. 619. Die Reunionen. Die Artikel des Nymweger Friedens wa ren von den europäischen Mächten angenommen worden, wie sie Frankreichs König, der auf die Unterhandlungen selbst den persönlichsten Einfluß übte, vorgeschrieben hatte. Ermuthigt durch diese Furchtsamkeit schritt nunmehr Ludwig zu den unerhörten Reunionen. Hatte er schon während des Kriegs zehn elsässische Reichsstädte unterworfen und befestigen lassen, so wurde jezt die Behauptung aufgestellt, eine Anzahl Ortschaften und Gebietstheile seien als ehemalige Pertinenz- oder Dependenz-Stücke der im Westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich gefallenen Landschaften und Städte in der Abtretung inbegriffen, da in dem Friedensvertrag ausgesprochen sei, daß diese Gebietstheile mit ihren Distrikten der französischen Souveränetät unterstellt sein sollten. Um der Anmaßung einen Schein von Recht zu geben, ließ nunmehr Ludwig in Metz und Breisach sogenannte Reunionskammern zur Ermittelung dieser Pertinenzstücke errichten und ward so Kläger, Richter und Vollstrecker in Einer Person. Von dem Grundsatz ausgehend, daß die Rechte des Reichs sämmtlich an ihn übergegangen seien, erklärte sich sodann Ludwig zum Oberlehnsherrn aller derer, welche ihm als Vasallen der abgetretenen Bisthümer und Länder bezeichnet wurden.

Der Gerichtshof von Metz sprach 80 außerhalb Frankreich liegende Lehen als der französischen Souveränetät unterworfen an, die Kammer von Breisach erklärte außer den zehn elsässischen Reichsstädten nebst dem Gebiet von Hagenau und Weißenburg eine Anzahl im Elsaß ansässiger Reichsunmittelbaren, Fürsten, Aemter, Stände, Ritterschaft für Vasallen des Königs, so daß allmählich 600 Städte, Flecken, Dörfer, Burgen, Mühlen u. s. w. mit Frankreich verbunden wurden.,,Aller Orten wurde das französische Wappen angeschlagen, der Eid der Treue, nach französischem Gebrauch, von den Unterthanen wie von den Herren gefordert. Die mächtigeren Reichsglieder widerstrebten, aber ihre Beamten wurden verjagt, ihre Archive verschlossen, ihre Renten vorenthalten; wendeten sie sich an den französischen Hof, so wurden fie an die Gerichtshöfe von Metz oder Breisach gewiesen: die Minister versagten jede Rüdsprache und Unterhandlung." Am härtesten wurde der Erzbischof von Trier betroffen. Ludwig nahm drei Ortschaften an der Maas in Anspruch, weil König Pipin, der sie dem Stift geschenkt hatte, sich dabei königliche Macht und Schuß darüber vorbehalten habe." Oberstein, das dem Erzbisthum seit fünf Jahrhunderten angehörte, wurde jetzt von französischen Truppen besetzt; eben so Homburg und Bitsch. Der glückliche Fortgang ermuthigte zu neuen Un

ternehmungen. Dem Herzog von Würtemberg wurde Mümpelgard, als zur Franche Comté gehörig, dem König von Schweden seine Besitzungen in Pfalz-Zweibrüden und den Spaniern Luxemburg u. a. niederländische Städte abgesprochen. Zugleich ließ der König an allen Grenzen Frankreichs durch Vauban unangreifbare Festungswerke errichten, die das Königreich für alle Zukunft gegen feindliche Invasionen sicher stellen sollten.

1681.

1684.

Aber die Krone sezte Ludwig diesem Raubsysteme dadurch auf, daß er mitten im Frieden die freie Stadt Straßburg dem deutschen Reiche 30. Sept. entriß. Der verrätherische Bischof Franz Egon von Fürstenberg und einige bestochene Rathsherren waren bei der Ueberraschung und Besetzung behülflich. Die einst freie Bürgerschaft mußte nach ihrer Entwaffnung dem fremden Machthaber knieend den Unterthaneneid leisten; das Münster wurde dem katholischen Cultus zurückgegeben und das Zeughaus geleert. Während des feierlichen Einzugs des Königs wurde von Vauban die Citadelle abgesteckt, bei deren Ausbau deutsche Bürger und Bauern Hand anlegten. Von Kaiser und Reich verlassen und von dem zaghaften Magistrat verrathen, fügte sich die Bürgerschaft in das unvermeidliche Schicksal und opferte ihre politische und kirchliche Selbständigkeit einem König, der im Falle eines Widerstandes Krieg und Verwüstung drohte, bei friedlicher Unterwerfung aber Verfassung, Rechte und Religionsfreiheit zu achten versprach. Statt mit vereinten Kräften den Uebermuth zu strafen, schlossen der Kaiser, Spanien und das durch Confessionshaß gespaltene deutsche Reich mit dem despotischen Monarchen zu Regensburg einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, in dem 15. Aug. alle reunirten und geraubten Gebiete und Ortschaften mit Einschluß der kurz vorher eroberten Festung Luxemburg dem leßtern überlassen wurden unter der einzigen Bedingung, daß die neuen Erwerbungen bei ihren religiösen und politischen Rechten und Besigthümern erhalten, die Reunionen eingestellt und die französischen Hoheitsrechte nicht weiter ausgedehnt würden. Aber die Langmuth der Nachbarn steigerte nur Ludwigs Habgier und Uebermuth. „In der Natur vorwaltender Mächte liegt es nicht, sich selbst zu beschränken, die Schranken müssen ihnen gesetzt werden." Die Grenzverletzungen am Rhein und anderwärts dauerten fort und auch über Italien dehnte Louvois und sein despotischer Gebieter die Gewaltstreiche aus. Casale, der Schlüssel zum Mailändischen, war zugleich mit Straßburg besetzt worden und der verrätherische, zweideutige Unterhändler Matthioli wurde, vielleicht unter der Hülle der „eisernen Maske", auf Lebenszeit in Haft gehalten; nun büßte auch das stolze Genua für seine Anhänglichkeit an die alte Freiheit durch ein schreck 1884. liches Bombardement und mußte in Versailles demüthig Abbitte thun, daß es mehr Neigung zu Spanien als zu Frankreich gezeigt. Die Welt war in Schrecken gefesselt."

§. 620. Die Türken vor Wien. Während dieser ganzen Zeit war Kaiser Leopold im Osten seines Reichs beschäftigt. In Ungarn hatten die Bedrückungen der Protestanten durch die unter dem Einfluß der Jesuiten stehende österreichische Regierung, die Verlegung ständischer Rechte, die Ge

Beber, Geschichte. II. 9. Aufl.

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waltthätigkeiten gegen einige Magnaten und die schweren Einquartierungen gerade in dem Augenblick gefährliche Aufstände erregt, als einige rüstige Großveziere die Eroberungspläne früherer Sultane erneuten und den kriegerischen Geist der Janitscharen wieder weckten. Der Fürst von Siebenbürgen ward gezwungen, der Pforte einen hohen Tribut zu entrichten, und als der Adel jenes Landes mit österreichischer Hülfe das türkische Joch abschütteln wollte, wurde nicht nur Siebenbürgen in größere Abhängigkeit gebracht, sondern die Osmanen besetzten auch ganz Niederungarn und wären noch weiter gedrungen, 1664. hätte nicht Montecuccoli's glänzender Sieg bei St. Gotthard an der Raab ihren Lauf gehemmt. Die mit den Türken abgeschlossene Waffenruhe benutzte die österreichische Regierung, besonders der den Ungarn feindlich gesinnte Minister Lobkowit, zur allmählichen Vernichtung der ungarischen Freiheiten und Rechte.

Eine von den mächtigsten Edelleuten Ungarns gebildete Verschwörung zur Ab1670. wehr des von den österreichischen Beamten, Jesuiten und Soldaten geübten Drucks

gab dem Kaiser die gewünschte Gelegenheit, Ungarns Selbständigkeit zu brechen. Nachdem die Häupter derselben (Zrinyi, Nadasdy und Frangepan) auf dem Schaffot 1671. geblutet, erklärte ein kaiserliches Edict, daß die Gewalt des Throns unumschränkt sei und die Ungarn fernerhin eine österreichische Kriegsmacht zu erhalten und die ihnen eigenmächtig aufgelegten Steuern zu entrichten hätten. Ein harter, ungerechter Fremdling ward als Haupt der neuen despotischen Militärregierung eingefeßt. Protestantische Prediger wurden als Ruderknechte verkauft; die Bekenner des Evangeliums,,,die dem Preise des Abfalls, Bischofsstühlen, Hof- und Staatsämtern widerstanden, ihrer Kirchen, ja ihrer Kinder beraubt."

Aber die Gewaltschritte weckten den Freiheitssinn und den Kriegsmuth der Ungarn. Emmerich Tököli, ein thatkräftiger, talentvoller Edelmann, 1674. dessen Güter eingezogen wurden, entfaltete die Fahne der Empörung. In

Kurzem stand ihm eine beträchtliche Streitmacht zu Gebote, mit der er das 1681. österreichische Kriegsvolk aus Ungarn vertrieb. Ludwig XIV. leistete ihm 1682. Beistand, und die Pforte, die ihn als zinspflichtigen König von Ungarn anerkannte, trug zu seinem Schuß von Neuem den Krieg in das Herz von Desterreich. Mit einem Heere von 200,000 Mann rückte der Großvezier Kara Mustapha sengend und brennend bis vor die Mauern Wiens. Der Hof flüchtete sich nach Linz, Oesterreichs Hauptstadt schien verloren. Aber der Heldenmuth der von dem entschlossenen Befehlshaber Rüdiger von Staremberg geleiteten Bürgerschaft und die Ungeschicklichkeit der Osmanen im Belagerungskrieg bewirkten, daß Wien 60 Tage lang allen Angriffen Troz bot, bis die von Karl von Lothringen befehligte Reichsarmee und ein mit derselben vereinigtes polnisches Heer unter dem Heldenkönig Johann 1683. Sobieski der bedrängten Stadt zu Hülfe kam. Eine blutige Schlacht unter den Mauern Wiens entschied wider die Türken. Sie zogen eilig ab und ließen unermeßliche Beute in den Händen der Sieger. Kara Mustapha wurde auf Befehl des Sultans enthauptet, aber das Glück der Schlachten blieb bei dem christlichen Heere. Karl von Lothringen eroberte eine ungarische

9. Sept.

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