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ßen, die Stuarts aus seinem Lande entfernen und den minderjährigen Prinzen Wilhelm von Oranien, Sohn einer Tochter Karls I., von der Statthalterwürde ausschließen. Die Schifffahrtsacte aber blieb bestehen. Auch ein Krieg mit Spanien nahm für England einen glücklichen Ausgang. Der Hafen von Dünkirchen, damals wieder im Besitze der Spanier, und die fruchtbare Insel Jamaica wurden dem auswärtigen Gebiet der Republik beigefügt. Die Corsaren von Nordafrika züchtigte Cromwell mit starker Hand und machte England zu Land und zur See gefürchtet und geachtet.

§. 603. Die Verfassungskämpfe. Diese Erfolge weckten das Selbst= gefühl des Parlaments; es suchte die Seemacht auf Kosten des Landheeres zu heben und dachte auf Vermehrung seiner Mitglieder durch Einberufung ausgestoßener Presbyterianer. Von diesen Entwürfen fürchtete Cromwell Gefahr für seine Macht; daher beschloß er die Auflösung des langen Parlaments. Nachdem er das Haus mit Truppen umstellt, trat er in seiner schwarzen Puritanertracht in den Saal, hielt eine mit Schmähungen angefüllte Rede und trieb dann die Anwesenden mit 19. April Hülfe der eingetretenen Soldaten hinaus, indem er dem Einen zurief:,,Du bist ein 1653. Trunkenbold!" dem Andern: „Du bist ein Ehebrecher!" dem Dritten:,,Du bist ein Hurer!" Ein neuer, größtentheils aus Offizieren zusammengefeßter Staatsrath übernahm nunmehr unter Cromwells Vorsitz die Bildung eines andern Parlaments. Hierzu ließ man in allen Bezirken Listen ven frommen, gottesfürchtigen Leuten anfertigen, und wählte dann aus den „Heiligen“ die Passendsten als Vertreter der drei Reiche aus. Diese, nach dem Lederhändler Preisegott Barebone (Todtenknochen) spottweise das Barebone- Parlament genannte Versammlung gab schon durch die biblischen Vornamen der meisten Mitglieder (Habakuk, Hesekiel, Tödtediesünde, Stehfestimglauben u. a.) ihre Richtung und religiöse Gesinnung kund. Dennoch waren Männer von tiefem Verstand und ernstem politischen Streben darunter; fie beabsichtigten dem Lande ein einfaches Gesetzbuch zu geben, drangen auf Abschaffung der firchlichen Patronatsrechte und Zehnten und wollten den Gemeinden das Wahlrecht ihrer Geistlichen anheimgeben. Und als deswegen alle in ihrem Besitze Bedrohten einen gewaltigen Sturm gegen das Parlament erregten, nahm Cromwell, der mit den wunderlichen Leuten nicht so leicht fertig ward, als er 12. Dec. gehofft hatte, Veranlassung, das Ständehaus abermals durch Soldaten räumen zu lassen, worauf die meisten Mitglieder freiwillig ihre Gewalt niederlegten. Eine neue, von General Lambert entworfene Verfassung trat hierauf ins Leben. Nach dieser wurden einem alle drei Jahre einzuberufenden Parlamente von 400 Mitgliedern für die vereinigten Reiche die gefeßgebende Gewalt und die Zustimmung bei Besegung der höhern Staatsämter verliehen; Cromwell aber sollte als lebenslänglicher Lord-Protektor im Verein mit einem Staatsrath die ausübende Gewalt und die Verfügung über Land- und Seemacht und das Wahlrecht seines Nachfolgers besigen.

1653.

Als Protektor regierte Cromwell mit Glanz und Kraft nach Außen. Frankreich schloß ein Bündniß mit ihm, trieb die Stuarts aus dem Reiche und gestattete, daß die durch gemeinsame Anstrengung den Spaniern entrissene Seestadt Dünkirchen den Engländern verblieb; Savoyen sah sich gezwungen, die Verfolgung der Waldenser einzustellen, als sich Cromwell, der als Haupt und Schußherr des protestantischen Europa galt, nachdrücklich für fie verwen

dete; Holland demüthigte sich; die englische Flotte beherrschte den atlantischen Ocean und brach die Uebermacht Spaniens, des alten Nationalfeindes; englische Schiffe beeinträchtigten die Hanseaten in der Nord- und Ostsee. Im Innern dagegen hatte er viele Widersacher an den Republikanern, gegen deren Kühnheit er stets Gewaltmaßregeln durch Ausschließung von Einzelnen oder durch Auflösung des Parlaments anwenden mußte. So sehr man auch seine hohen Regentengaben gelten ließ, so sehr man seine sparsame bürgerliche Lebensweise und sein ehrsames Hauswesen achtete, das gegen Karls II. leichtfertige Hofhaltung in Köln und anderwärts vortheilhaft abstach die Macht in der Hand eines Einzigen, der nicht legitimer Thronerbe war, erregte Neid und Widerstand. Darum strebte Cromwell zuleßt nach dem Königstitel. 1657. Schen war das Parlament gewonnen, aber der hartnäckige Widerstand der Offiziere und des Heeres bewog ihn, den Gedanken aufzugeben. Dagegen suchte er durch Einführung eines Oberhauses sich der alten Verfassung 1658. wieder zu nähern. Da aber der stolze Adel sich weigerte, in dieses „,andere Haus" einzutreten, so wurden die neuen erblichen Beers aus den Söhnen und Berwandten des Protektors, aus Rechtsgelehrten und Militärbeamten zusammengesezt und die Macht blieb nach wie vor im Unterhaus. - Verdüstert durch Argwohn, bekümmert über das Leiden und den frühen Tod seiner royalistisch gesinnten Lieblingstochter und in steter Furcht vor Nachstellungen, starb 3. Sevt. Cromwell an seinem Geburtstag, der ihm stets ein Glückstag gewesen.

1658.

§. 604. Anarchie und Restauration. Olivers Sohn Richard Cromwell, ein kraftloser, friedfertiger, den Lüsten des Lebens ergebener Mann, wurde der Nachfolger des Vaters in der Würde eines Lord - Protektors. Aber ein in der behaglichen Ruhe des Privatlebens aufgewachsener Herr, der weder Kriegsmann noch Beter war, konnte sich auf dem hohen Bosten nicht lange halten. Bald standen drei Gewalten, der Protektor, bas Barlament und die von unternehmenden Führern, wie Monk und Lambert, befehligte Armee einander hadernd gegenüber. Die Militärmacht Avrit fiegte; das Parlament wurde aufgelöst und das alte Rumpfparlament 25. Mai

1659.

wieder einberufen; Richard Cromwell mußte abdanken und da er, wie sein 1659. jüngerer Bruder Heinrich, bereits mit den Stuarts in Unterhandlung getreten war, so verlor er den ihm zugesicherten Unterhalt und mußte vor seinen Gläubigern ins Ausland fliehen. -- Aber bald gerieth die Militärmacht auch mit dem Rumpfparlament, worin der thatkräftige Haslerig seine freie Stimme von Neuem erhob, in Streit. Haslerigs Versuch, durch ein Bürgerheer Lambert und andere Befehlshaber verhaften zu lassen, schlug fehl und hatte abermals die gewaltsame Auflösung des Parlaments durch das Heer zur Folge. Eine Sicherheits-Commission, in welcher der schwache Fleetwood (Cromwells Schwiegersohn) und der kühne Lambert den Vorsitz führten, übernahm nun die oberste Leitung der Dinge; allein die Stimmung des Volks war gegen eine solche Einrichtung; Unzufriedenheit herrschte überall und ein neuer Bürgerkrieg drohte. Allmählich gewann die Ansicht von der Nothwen

Februar

digkeit einer Restauration der vertriebenen Königsfamilie Boden. Monk, Befehlshaber der in Schottland aufgestellten Kriegsmacht, ein kluger, im Felde aufgewachsener Mann, ohne religiöse Begeisterung und politische Ideale, trat daher mit dem in den spanischen Niederlanden weilenden Karl Stuart in geheime Unterhandlungen, hielt aber aus Furcht vor dem republikanischen Geiste der Truppen seine Gesinnung sorgfältig zurück. Er bewirkte die Wiedereinberufung des republikanischen Rumpfparlaments, von dem dann Lambert verhaftet und der Sicherheitsrath aufgelöst wurde. Ja, als die der Wiederherstellung des Königthums geneigte Londoner Bürgerschaft einen Auf1660. stand erregte, ließ Monk sich von dem Rumpf zur Bewältigung desselben gebrauchen. Aber schon am andern Tag trat er der Bürgerschaft bei und sezte die Einberufung der seit 1648 ausgeschiedenen Unterhausmitglieder durch. Gab sich schon bei diesen das Streben nach einer Rückführung der alten Ordnung kund, so daß der Republikaner Haslerig mit seinem nähern Anhang austrat, so wurde, als endlich das lange Parlament durch ein neugewähltes, größtentheils aus Royalisten bestehendes ersetzt ward, die Restauration der Stuarts mit aller Hast und Uebereilung betrieben. Umsonst warnten wohlgesinnte Freiheitsfreunde, das Errungene nicht unvorsichtig aufs Spiel zu setzen, und der blinde Dichter Milton erhob zum leztenmal als „Prediger in der Wüste“ seine kräftige Stimme zu Gunsten einer republikanischen Bundesverfassung; der prosaische Heuchler Monk, unterstüßt von der Stimmung des nach Ruhe und gesetzlicher Ordnung sich sehnenden und an die monarchischen Einrichtungen gewohnten Volkes, bot die Königskrone ohne Machtverminderung an. Amnestie und Gewissensfreiheit waren die einzigen unbedingten 29. Mai Zusagen, die Karl vor seinem feierlichen Einzuge in London, wo er von einem jubelnden Volke empfangen wurde, zu leisten hatte. Allein selbst diese Bes dingungen wurden nicht gehalten. Ueber Alle, die bei Karls I. Prozesse zu Gericht gesessen, wurde als über Königsmörder die Todesstrafe erkannt und zehn von ihnen, darunter Cromwells energischer Freund Harrison, wirklich hingerichtet; aber der Triumph der Cavaliere über den Untergang ihrer Feinde wurde sehr gemindert durch die Standhaftigkeit der Puritaner bei ihrem lezten Gang. Von den übrigen entflohen Viele nach dem Festland, Andere huldigten den neuen Machthabern. Cromwells, Fretons und Bradshaws Leichen wurden ausgegraben und an den Galgen gehängt zum fröhlichen Schauspiel der Royalisten. Lambert demüthigte sich und kam mit einer Verbannung davon; der hochsinnige Henry Vane dagegen starb nach einer muthvollen Vertheidigung auf dem Schaffot. Eben so wenig wurde Glaubensfreiheit geachtet; die englische Kirche erhielt alle Rechte und Pfründen zurück, die Bischofsmacht waltete wieder in England und Schottland, und die Erneuerung der Uniformitätsacte legte allen Staats- und Kirchendienern die Verpflichtung auf, das Abendmahl nach englischem Ritus zu nehmen und die 39 Artikel zu beschwören. Dadurch verloren gegen 2000 presbyterianische Geistliche ihre Stellen. Die Käufer eingezogener Güter wurden ohne Ersatz von dem neus

1660.

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erworbenen Eigenthum getrieben. Ein solches System der Rache schuf eine neue Kluft zwischen Thron und Volk und legte zu einer zweiten Umwälzung den Grund.

4. Das westliche Europa.

1. Spanien und Portugal.

Tin III.

1598

1621.

§. 605. Unter Philipp III. bietet Spanien ein trauriges Bild des tief- Phisten Verfalls dar. Ein kraft- und thatloser Monarch, der die Regierung Andern überläßt; ein allmächtiger Günstling, der Herzog von Lerma, der bei der ganz von ihm geleiteten Staatsverwaltung nur die Befriedigung seiner Habgier und Ehrsucht und die Erhebung seiner Familie und seiner Freunde im Auge hat, und der mit seinem ehemaligen, zum Grafen (von Oliva) und Marquis erhobenen Diener Calderona die Staatseinkünfte vergeudet, während in allen Kassen des Reichs der äußerste Mangel herrscht; ein in Armuth, Schmutz und Trägheit versunkenes Volk, das Handel, Verkehr und Industrie Fremdlingen überläßt und seine geistige Bildung dem stets zunehmenden Priester- und Mönchsstand anheimgibt; ein fanatischer Klerus, der feine Macht zur unverrückten Handhabung der alten Religions- und Keßergeseße und zu der harten, für Anbau und Bevölkerung so unheilvollen Vertreibung der Mauren gebraucht (§. 395), und ein verderblicher Steuerdruck, der vom Mark des Landes zehrt, dies sind die Erscheinungen in einem Reiche, dem von der ehemaligen Größe nichts blieb als der Hochmuth des Adels und der leere, auf Förmlichkeiten (Etikette) beruhende Glanz des Hofes. Noch trauriger wurde Spaniens Zustand unter Philipp IV., der dieses Hofceremo-whiniel auf den Gipfel führte. Zwar war der allmächtige Minister und Günst- 1621-65. ling, der Herzog von Olivarez, ein uneigennütziger, von den besten Absichten durchdrungener Mann, der alsbald die Zahl und Besoldungen der Beamten beschränkte, aber zur Heilung der tiefwurzelnden Uebel gebrach es ihm an Talent und Kraft. Um die Kosten zur Theilnahme an dem dreißigjährigen Krieg in Deutschland und zu den Feldzügen in Italien und in den Niederlanden aufzutreiben, wurden neue, Handel und Industrie noch mehr gefährdende Zölle und Abgaben eingeführt, hochverzinsliche Anlehen gemacht, Aemter und Krongüter verkauft, die Colonien ausgebeutet und das Recht der Pfrüntenverleihung, trotz des päpstlichen Widerspruchs, der Krone beigelegt. Als zuletzt auch noch ein verderblicher Krieg gegen Frankreich ausbrach, beschloß Olivarez, die Landschaften Catalonien und Aragonien, die bisher vermöge ihrer Rechte weniger hart gehalten waren, in gleiche Verfassung mit Castilien zu bringen und durch Vernichtung aller besondern Provinzial- ́ einrichtungen eine gleichförmige Regierungsweise überall einzuführen. Zu dem

lipp IV.

1640.

za:

Jobann

Ende wurde ohne Befragung der Stände eine neue Steuer ausgeschrieben und die Aushebung junger Mannschaft zur Ergänzung der Heere befohlen. Die Catalonier protestirten, ihre Abgeordneten wurden verhaftet. Da entstand in Barcelona und der Umgegend eine Empörung. Die französische Regierung leistete den Insurgenten Vorschub und es erfolgte ein zehnjähriger, hartnäckiger Bürgerkrieg. Frankreich stand auf dem Punkte, seine Besitzungen bis zum Ebro auszudehnen, weil die gleichzeitige Erhebung von Portugal, Andalusien und Neapel Spaniens Streitkräfte in Anspruch nahm; aber die innern Unruhen Frankreichs unter Mazarins Ministerium bewahrten Spanien vor einer Zerstückelung. Nur Portugal schüttelte das schwere Joch der spanischen Despotie ab.

1

§. 606. Portugals Losreißung von Spanien. 1640. Schon längst hatte hier der Uebermuth der spanischen Statthalter und Beamten, die ohne Befragung der Stände aufgelegten Steuern, Abgaben und Zölle, der Verkauf der Krongüter und die vielen Handel und Colonien gefährdenden Maßregeln eine unzufriedene, gährende Stimmung erzeugt. Olivarez' über eilter Versuch, den reichen Herzog von Braganza, dem er die Schuld der Aufregung beimaß, in seine Gewalt zu bringen, führte eine Empörung herbei. 1. Dec. Dem Beispiele von Lissabon, wo der Aufstand an Einem Tag vollendet war, folgte mit raschem allgemeinem Nationalgefühl das ganze Königreich. Der Herzog von Braganza, aus dem alten Königsgeschlecht, bestieg als Johann IV. den portugiesischen Thron. Die europäischen Mächte erkannten die Saus Umgestaltung an, nur der päpstliche Stuhl zögerte aus Wohlwollen für SpaBragans nien noch 28 Jahre. Die nach langer Unterbrechung einberufenen portugiesischen Stände bestätigten die Revolution und trafen über Steuererhebung Alfons und Kriegswesen mehrere gute Einrichtungen. Ohne große Anstrengung be1656–67. hauptete sich Johann IV. gegen das machtlos ankämpfende Spanien. Sein ältester Sohn Alfons IV. folgte ihm. Aber seine an Blödsinn grenzende Schwachheit machte ihn zur Selbstregierung unfähig und sein unsittliches Leben zog ihm die Verachtung des Volkes zu. Dadurch gelang es seiner französischen Gemahlin mit Hülfe eines von dem jüngern Bruder des Königs, Don Pedro, geleiteten Aufstandes, Alfons zur Entsagung des Thrones zu 1667. bringen. Don Pedro, mit der geschiedenen Königin vermählt, führte hierauf mit Einwilligung der Cortes anfangs als Regent und dann, als sein in stumpfsinniger Muße in Cintra lebender Bruder gestorben war (1683), als Peter II. König (Peter II.) die Regierung. Während seiner Regentschaft ward mit 1705. Holland ein Friede geschlossen, der den Portugiesen Brasilien und den 1661. Rest ihrer ostindischen Besigungen sicherte. Dagegen wurde der Krieg mit

IV.

1640-56.

IV.

+1683.

1683

Spanien hitziger geführt. Als aber Portugal von Frankreich und England Unterstügung erhielt und der französische General Schomberg den Spas 1665. nieru zwei große Niederlagen beibrachte (bei Almexial und Villa Viçosa), da

fügte sich der Madrider Hof in die Nothwendigkeit und erkannte im Frie1668. den von Lissabon die Unabhängigkeit Portugals an. Aber die Sicher

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