Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Heeres Pardon zu geben. Sie wurden zu Hunderten auf gräuelhafte Weise erschossen und alle Rohalisten an Hab und Gut gestraft. Von der Spitze von Cornwallis bis zum schottischen Hochlande wüthete ein blutiger Meinungskampf, aber die Energie der Fanatiker und Republikaner siegte. Umsonst bot jezt der gedemüthigte König die Hand zum Frieden; man traute ihm nicht, und Cromwell und Fairfax schickten sich an, ihn in Oxford zu belagern. Da faßte Karl einen verzweifelten Entschluß: - als Diener verkleidet entfloh er mit zwei Begleitern aus Oxford in das Lager der Schotten, in der Hoffnung, bei seinen Landsleuten das geschwächte Gefühl der Anhänglichkeit und Loyalität wieder zu erwecken. Allein in den durch harte Geistliche geleiteten Schotten war alle Pietät für die gefallene Größe erloschen. Sie hielten ihn in strenger Aufsicht, nöthigten ihn, den langen Predigten der Presbyterianer, deren ge= wöhnlicher Text seine und seiner Vorfahren Missethaten waren, beizuwohnen und traten mit dem englischen Parlamente über sein Schicksal in Unterhandlung. Als Karl nicht dahin gebracht werden konnte, den Covenant zu unter-· zeichnen, den Episcopat abzuschaffen, die Land- und Seemacht auf 20 Jahre dem Barlament zu überlassen und seine treusten Anhänger der Rache ihrer Gegner preis zu geben, opferten die Schotten ihren König um schnöden Sold. Gegen Entrichtung einer hohen Geldsumme wurde Karl den Commissarien des Parlaments ausgeliefert und in das feste Schloß Holmby gebracht, worauf fich das schottische Heer auflöste.

Januar

1647.

§. 599. 3 wiespalt zwischen Independenten und Presbyterianern. Der Krieg schien beendigt und das größtentheils aus Presbyterianern bestehende Parlament wollte nunmehr die Armee, in welcher die Independenten die Oberhand hatten, vermindern oder sich ihrer durch Bersendung nach Irland entledigen. Das Heer weigerte sich jedoch und verlangte trogig den rückständigen Sold; es bildeten sich Vereine von Offizieren und Soldaten, die eine feindselige Haltung gegen die Presbyterianer annahmen. Cromwell und seine Freunde waren die Seele dieser Bewegung; aber so schlau wußte jener unter äußerer Scheinheiligkeit die innere Falschheit zu verbergen, daß das Unterhaus ihm den Auftrag ertheilte, das meuterische Heer zur Ordnung zurückzuführen. Bald galt Cromwell bei den Soldaten mehr als Fairfax. Auf seinen geheimen Befehl entführte der Cornet Joyce, ein glaubensstarker Schneider, mit einer Reiterschaar den gefangenen Karl und brachte ihn nach Hamptoncourt in die Gewalt der Armee. Die Presbyterianer 3. zunt erschraken und drangen auf eine Aussöhnung mit dem König. Aber schon näherte sich die Armee den Thoren von London und verlangte die Ausschliefung von elf Presbyterianern aus dem Parlament. Das Unterhaus gehorchte. Allein die Ausgeschlossenen, unter denen Hollis sich befand, reizten die Londener Bürgerschaft zur Empörung. Mit den Waffen in der Hand forderte diese die Rückkehr des Königs und bedrohte das Independentenparlament. Da flüchteten sich viele Glieder, den Sprecher an der Spiße, zu dem Heer und gaben diesem Veranlassung, in die Hauptstadt einzurücken und die Geflüchteten

1647.

im Triumphe auf ihre Size zurückzuführen. Zitternd fügten sich die Widerstrebenden der gebieterischen Macht der Independenten, die jezt im Parlament wie in der Armee die Oberhand hatten.

§. 600. Karls Hoffnung vereitelt. Während dieser verhängnißvollen Tage schien Cromwell nicht abgeneigt, dem König den Thron zurückzugeben, sich aber hohen Rang zu sichern. Schon ward das Heer argwöhnisch. feine Gottseligen nahmen Aergerniß und die Soldaten bildeten drohende Vereine gegen den Verrath an dem Herrn. Eine fanatische Secte, Levellers genannt, verlangte Gleichheit der Stände und des Vermögens, eine Staatsverfassung, wonach das Volk sich selbst regiere, und vollkommene Religionsfreiheit ohne kirchliche Gemeinschaft und geregelten Gottesdienst. Aber bald überzeugte sich Cromwell durch einen aufgefangenen Brief von der falschen Gesinnung des Königs; er brach die Unterhandlungen ab, gewann schnell sein altes Ansehen wieder und löste durch entschlossene Thatkraft den Verein der den Presbyterianern wie den Independenten gleich furchtbaren Levellers auf. Fortan herrschte unversöhnliche Feindschaft zwischen Cromwell und dem König. Noch einmal schien diesem ein Stern zu leuchten. Er entkam nach der Insel Novbr. Wight in demselben Augenblick, als die Schotten, beschämt, ihren Herrn um Silberlinge verkauft zu haben, zu seiner Rettung die Waffen ergriffen und in Wales und Irland eine drohende Gährung sich kund gab. Allein Cromwells Energie überwand die Gefahr. Mit einem kleinen Heer schlug er die Schotten zurück, drang in ihr Land ein und zwang sie, den Bund mit England zu erneuern. Mit geheimem Grauen vernahm das englische Parlament Cromwells Sieg, da Karl, von Irland und dem Ausland Rettung erwartend, auch den legten Friedensversuch der Presbyterianer von sich gewiesen.

1647.

1648.

§. 601. Karls Ausgang. Cromwell, aufgereizt von seinem fanatischen Schwiegersohn Ireton, hatte bereits Karls Untergang beschlossen, so sehr er auch im Parlament immer noch christliche Demuth und gottselige Gesinnung heuchelte. Seiner geheimen Weisung zufolge bemächtigte sich die Armee des Königs und brachte ihn auf ein ödes, finsteres Felsenschloß an der December Meeresküste. Dann umstellte der Oberst Pride das Parlamentshaus mit seinen Truppen und ließ 81 presbyterianische Mitglieder, unter ihnen Prynn, der im Kampfe gegen die Despotie an Leib, Gut und Ehre gestraft worden, gewaltsam wegführen. Nach dieser unter dem Namen Pride's Reinigung (Purganz) bekannten That bezog Cromwell die königlichen Gemächer in Whitehall; denn jetzt war er Herr und Gebieter und das aus Independenten be stehende sogenannte Rumpfparlament nur ein willenloses Werkzeug in seiner Hand. Es wurde beschlossen, den gefangenen König vor einem außerordentlichen Gerichtshofe des Verraths anzuklagen, weil er Krieg gegen das Parlament geführt habe. Als das auf 12 Mitglieder zusammengeschmolzene Oberhaus sich diesem Ansinnen widersette, erklärten die Independenten,,,daß ihr Wille allein das Gesetz mache, da die Urquelle aller rechtmäßigen Gewalt bei dem Volke zu suchen und sie allein Volks-Repräsentanten seien." Demge

mäß wurde,,Karl Stuart" viermal vor dem aus 135 Personen, theils UnterHausmitgliedern, theils Offizieren, theils Richtern bestehenden Gerichtshof, in dem der Rechtsgelehrte Bradshaw den Vorsiz führte, verhört und als Tyrann, Berräther, Mörder und Landesfeind zum Tode verurtheilt. Drei Tage gestattete man ihm noch zur Vorbereitung und zum Abschied von seinen Kindern. Dann führte man ihn auf das am Schlosse Whitehall aufgeschlagene schwarz bedeckte Schaffot, wo zwei vermummte Scharfrichter in Matrosentracht die Hinrichtung vollzogen. Schweigend sah die unzählige Volksmenge dem entsezlichen Schauspiele zu. Erst als der Nachrichter das bluttriefende Haupt bei den Haaren faßte und ausrief: „Das ist der Kopf eines Verrä 30. 3an. thers!" machte das versammelte Volk dem gepreßten Herzen durch ein dumpfes Stöhnen Luft.

2. Die Republik.

§. 602. Cromwells Siege. Das auf 80 Glieder herabgekommene Rumpfparlament wurde durch neue Wahlen und Einberufung ausgestoßener Mitglieder auf 150 vermehrt und nach Aufhebung des Oberhauses als Parlament von England (Nationalconvent) mit der höchsten Macht bekleidet. Jeder über 17 Jahre jählende Engländer mußte der neuen Regierung ohne König und Oberhaus" den Eid der Treue leisten. Die ausübende Regierungsgewalt wurde einem aus 42 Mitgliedern bestehenden Staatsrath übertragen, deffen Präsident Bradshaw war und zu dessen Secretären der Dichter Milton (§. 559) gehörte. Der lettere hatte durch seine schwungvollen Flugschriften gegen Prälatenthum und absolute Königsmacht nicht wenig zum Sieg feiner Gesinnungsgenossen beigetragen und führte jest durch seine freiheitbegeisterten Rechtfertigungsschriften die Sache seiner republikanischen Freunde mit solcher Hingebung, daß er darüber sein Augenlicht verler. Ein Obergerichtshof befaßte sich mit den Vergehungen gegen den Staat, gleich der frühern Sternkammer, und übte strenge Justiz gegen Royalisten wie gegen Radicale in Kirche und Staat. Die presbyterianische Kirdenform blieb die herrschende; aber bei der religiösen Aufregung entstanden eine Menge Secten, unter denen die von dem Schuster Georg For gestiftete Gesellfdaft der Freunde, vom Volke Quäfer (Zitterer) genannt, zu großem Ansehen gelangte. In Felle gekleidet, zog For durch England, predigte auf den Straßen und in den Häusern Buße und Evangelium, klagte über die Sünden der Christen und verkündigte ein neues Gottesreich."

"

-

1649.

Die Quäler glauben: „daß das religiöse Bewußtsein unmittelbar vom göttlichen Geiste Quåler. bewirkt werde, daß Jeder, der diesen ernstlich suche, durch stille Beschaulichkeit und andächtige Einkehr in fich der göttlichen Offenbarung theilhaftig werden und das innere Licht in sich entzünden könne. Das innere Wort, wie sie dies Licht nennen, stellen sie daher neben und zum Theil noch über das äußere oder die Bibel.“ – „Sie halten die Sacramente nur für Sinnbilder innerer Zustände, nicht mehr äußerlich zu vollziehen, verwerfen das Predigtamt sammt aller Theologie als Menschenwerk und wollen nur eine Geistkirche. Ihre religiöse Entschiedenheit verwirft Kriegsdienst, Eid, Zehnten und die Moden der geselligen Welt." In England lange verfolgt, fanden sie endlich eine Freistätte in Nordamerika, als William Benn († 1718) das Land am Delaware kaufte und den Staat Pennsylvanien, „die Wiege der Freiheit für die Neger und die Welt“, zur Hälfte mit Quäfercolonisten gründete. Zuletzt erwarben sie sich auch in England Duldung, nachdem Rob. Barclay († 1690) ihre Lehre wissenschaftlich ausgebildet.

a) Irland. Die Nachricht von des Königs Tod erzeugte in Schottland und Irland eine furchtbare Aufregung. Dort hatte der hochherzige Montrose das königliche Banner in den Hochlanden lange aufrecht erhalten; endlich erlag er den Heeren der Covenanters und mußte für seine An= 1650. hänglichkeit an das Königthum einen entseßlichen Tod erleiden. Sein Haupt und seine Glieder wurden als schreckliche Warnung über den Thoren der vier größten Städte Schottlands befestigt. Dennoch wurde nach einiger Zeit der in Holland weilende Prinz von Wales herbeigerufen und als König Karl II. anerkannt, mußte aber zuvor den Covenant unterzeichnen und der presbyterianischen Kirche beitreten, so sehr auch der kalte Fanatismus der schottischen Geistlichen dem leichtsinnigen, genußsüchtigen Fürsten zuwider war und ihre stundenlangen Gebete und strengen Predigten über die Sünden und Frevelthaten seines Hauses ihm das Leben verbitterten. Auch Irland er1649. kannte den neuen König an und griff zu den Waffen Da zog Cromwell an der Spitze eines entschlossenen republikanischen Heeres gegen die ungehorsame Insel. Drogheda wurde nach drei Stürmen erobert und die royalistische Besatzung bis auf den lezten Mann niedergehauen. Ueber Blut und Leichen ging des Siegers Weg. Cromwells Schwiegersohn Ireton schritt auf derfelben Bahn fort, und als ihn ein schneller Tod dahin raffte, vollendete Fleetwood, Cromwells Schwiegersohn, das begonnene Werk in ähnlichem Geist. In drei Jahren war der drohendste Aufstand erstickt; aber Irland war ein entvölkertes, von rechtlosen Bettlern bewohntes Land.

Als das Schwert ruhte, wüthete ein hoher Gerichtshof mit Beil und Verbannung gegen die Häuptlinge; Tausende verließen das Land ihrer Väter und suchten in den katholischen Ländern Europa's und in Amerika neue Wohnsize, alle Kriegsgefangenen und eine große Zahl von Weibern und Kindern wurden nach Westindien gebracht und in Jamaica zum Zuckerbau verwendet. Die Zurückgebliebenen verloren den größten Theil ihrer Habe an englische Colonisten, und die Bevölkerung ganzer Districte wurde in andere Gebiete ver pflanzt; alle katholischen Geistlichen mußten das Land meiden; der römische Cultus wurde verboten und seine Anhänger aller Aemter für unwürdig erklärt. Fortan blieb in Irland Alles auf dem Kriegsfuß. Aber trotz aller Härte und Gewaltthat überstieg die katholische Bevölkerung die protestantische noch um das Siebenfache. In Wäldern und Moräften verbargen fich die Verfolgten, horchten mit knirschendem Ingrimm auf die Worte ihrer Priester und fielen raubend und mordend über die Besitzungen der neuen Ansiedler her.

b) Schottland. Da Fairfax den Krieg gegen die Schotten nicht übernehmen wollte und vom Commando abtrat, so zog der mit dem Oberbefehl über die Gesammtarmee ausgerüstete Cromwell auch gegen dieses Land. Das schottische Heer hatte eine feste Stellung bezogen, wo ihm Cromwell nicht beikommen konnte. Bald riß Hunger und Krankheit in dem englischen Heere ein und minderte die Zahl der Streiter. Cromwell dachte schon an einen Rückzug. Da beredeten die im schottischen Heer anwesenden Parlamentsglieder und Prediger, denen das kriegerische Selbstvertrauen der Royalisten und die heitere Lebenslust des Königs und seiner Umgebung anstößig war, den Heerführer zum Angriff. Als Cromwell die Bewegung des pres

"

1650.

byterianischen Heeres sah, rief er aus: Sie kommen hernieder, der Herr hat fie in unsere Hände gegeben;" die Schlacht von Dunbar, auf Cromwells Geburtstag (3. Sept.), entschied gegen die Schotten. Ihre Prediger schrieben die Niederlage dem Zorne Gottes über das sündhafte Treiben der Krieger zu. Während Karl II. zu Scone (§. 375) gekrönt wurde, eroberte Cromwell Edinburg und rückte nach dem Herzen von Schottland vor. Der Herr der Heerschaaren, der von den Presbyterianern wie von den Independenten unter Fasten und Beten und mit heuchlerischem Lippendienst angerufen ward, war mit den Kühnen und Starken. Plötzlich schritt Karl zu einem gewagten Unternehmen. Er rückte mit seinen Truppen über die englische Grenze und rief die Anhänger des Königthums zu seinem Beistande auf. Aber Ueberraschung, Furcht und Unschlüssigkeit hielt die meisten ab, Gut und Leben aufs Spiel zu setzen. So kam es, daß am Jahrestag der Schlacht von Dunbar das royalistische Heer bei Worcester eine gänzliche Niederlage 3. Sept. erlitt. Das Blut von Tausenden floß an den schönen Ufern des Severnflusses; was nicht auf der Wahlstatt blieb, gerieth in Gefangenschaft. Diese Schlacht machte Karl zu einem heimathlosen Flüchtling, auf dessen Fahndung das Parlament einen hohen Preis sette. Unter tausend Gefahren, Nöthen und Abenteuern entkam er verkleidet nach Frankreich. Nun mußte sich auch Schottland vor dem siegreichen Schwert des republikanischen Generals Monk beugen und in eine Vereinigung mit der englischen Republik willigen. Die Einziehung der Krongüter und der Habe der Royalisten bewies jedoch, daß man Schottland nicht minder als eroberte Provinz ansah, wie Irland.

1651.

c) Niederlande. Mit der Republik der Generalstaaten beabsichtigte die Regierung des britischen Gemeinwesens anfangs eine Verbindung. Als aber der englische Gesandte im Haag von flüchtigen Royalisten ermordet und sein Nachfolger schwer beleidigt ward, ohne daß man die Thäter auswies, erfolgte ein Bruch zwischen Großbritannien und Holland. Die von dem Parlamente erlassene Schifffahrts (Navigations) - Acte, wonach bei Det. 1651. Strafe der Confiscation von Schiff und Ladung Auswärtige fortan keine andern Waaren als selbst erzeugte auf eigenen Schiffen nach England bringen dürften“, verseßte dem holländischen Zwischenhandel einen furchtbaren Schlag. Als die geforderte Zurücknahme verweigert wurde, brach der Krieg aus, den Cromwell eben so sehr wünschte als ihn die Generalstaaten gern vermieden hätten. Anfangs behaupteten die Holländer ihren Ruhm im Seekriege; große Schlachten wurden gewonnen und die holländischen Seehelden Tromp und Ruyter befuhren die Themse und verwüsteten die Gestade; aber bald nahm das unter den Stuarts vernachlässigte Seewesen einen mächtigen Aufschwung, die Tage der Armada kehrten wieder und der englische Admiral Blake, ein Februar Mann von altem Republikanersinn und rauher Tugend, trug in einer dreitägigen Seeschlacht über Tromp und Ruyter den Sieg davon. Monk, im Land- und Seesiege gleich erfahren und gleich glücklich, vermehrte Englands Ruhm durch neue Seekriege. Holland mußte einen nachtheiligen Frieden schlie

Beber, Geschichte. II. 9. Aufl.

13

1633.

15. Avril

1654.

« ZurückWeiter »