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Entwurf mit dem Tod." Allen übrigen Katholiken in England wurde außer schweren Geldstrafen, wozu der König durch die öffentliche Stimme sich ge= zwungen sah, ein neuer,, Eid der Treue" aufgelegt, in dem sie geloben mußten, sich durch keine Gebote oder Excommunicationen des päpstlichen Stuhls zur Untreue gegen den König verführen zu lassen.

Noch jetzt feiert das englische Volk am 5. November das Andenken an die Pulververschwörung durch höhnende Aufzüge und Mummereien (Guy Fawkes).

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2) In seinem Stolze glaubte Jacob, nur eine Königstochter ersten Ranges sei würdig, die Gemahlin seines Sohnes zu werden, und ließ daher für denselben um die Hand einer spanischen Prinzessin werben. Eine katholische Königin war aber den Engländern damals ein unerträglicher Gedanke, darum erregte das Vorhaben großes Aergerniß, um so mehr, als die über die Wegräumung aller Schwierigkeit geführten jahrelangen Verhandlungen den englischen König von jeder Unterstützung seines landesflüchtigen protestantischen Schwiegersohnes, Friedrichs V. von der Pfalz, abhielten. Der friedliebende Jacob traute der spanischen Gleisnerei und ließ sich durch die trügerische Aussicht auf eine friedliche Lösung der Pfälzer Sache hinhalten; er gab nicht nur zu, daß die künftige Königin und ihr Gefolge freie Religionsübung haben sollte, sondern versprach auch, die gegen die Katholiken verhängten Strafbestimmungen nicht zu vollziehen und das Parlament zu deren Abschaffung zu vermögen. Endlich gab der Papst und der spanische Hof die Einwilligung und der Verbindung schien nichts mehr im Wege zu stehen. Da beredete der eitle Buckingham den Prinzen Karl zu einer Reise nach Madrid, und der 1623. König, der in der Jugend seine dänische Braut auf ähnliche Weise überrascht hatte, begünstigte das Unternehmen. Wie einst Jacob seine Braut aus dem eisigen Norden, von Bergen in Norwegen heimgeführt, so sollte Karl die feinige aus dem Süden persönlich abholen. Unter fremden Namen kamen beide in Madrid an, und wurden, als man sie erkannte, mit großer Auszeichnung behandelt. Aber Buckinghams leichtfertiges, übermüthiges Benehmen erregte Anstoß bei dem auf strenge Etikette haltenden spanischen Hofe. Diplomatische Verwickelungen bei Abschließung der Eheverträge erhöhten die Spannung. Der mächtige Günstling verfeindete sich mit dem Grafen Olivarez, von dem in Spanien Alles abhing, und da er seinen Sturz vor Augen fah, wenn die Infantin Karls Gemahlin würde, so hintertrieb er die dem englischen und spanischen Volke gleich verhaßte Vermählung, für die schon alle Anstalten getroffen waren. Bald trat Spannung ein; die alte Feindschaft kehrte zurück und Jacob rüstete sich kurz vor seinem Tode zur thätigen Theilnahme am dreißigjährigen Krieg.

Henriette von Frankreich, Ludwigs XIII. Schwester, ward Karls Gemahlin. Ihr und ihrer katholischen Umgebung wurde vom König freie Religionsübung zugejagt und das Versprechen gegeben, die englischen Katholiken fernerhin nicht mehr zu Geldstrafen anzuhalten, noch ihre Hausandacht zu hindern.

3) Die Tudors hatten das Parlament zu einem fügsamen Werkzeug ihrer Despotie gemacht. Jacob, durchdrungen von der Allmacht und Majestät der aus Gott stammenden Königswürde, war weit entfernt diese Schranken zu erweitern. Aber er besaß weder die Herrscherkraft Elisabeths, um den aufstrebenden Widerstandsgeist zu bändigen, noch konnte er wie sie durch den Glanz und Ruhm seiner Regierung den Despotismus verhüllen; und während Elisabeths sparsamer Staatshaushalt sie in den Stand seßte, selten die Hülfe des Parlaments ansprechen zu müssen, war der verschwenderische Jacob stets in Noth.

Dieser Noth suchte er auf verschiedene Weise abzuhelfen: er nöthigte reichere Einwohner zu Darlehen und Gaben, an deren Rückzahlung er nie dachte; er verkaufte Monopolrechte und schuf einen niedern Brief-Adel (Baronets), zu dem man das Patent (Brief) erkaufen konnte: und als dies Alles nicht zureichte und das Parlament in seinen Geldbewilligungen sehr karg war, beschwerte er, ohne bei demselben anzufragen, die Ein- und Ausfuhr aller Waaren mit willkürlichen Taxen.

Diese willkürliche Besteuerung erklärten die Stände als eine Verletzung ihrer Rechte. Umsonst drohte der König, löste das Parlament wiederholt im 1614. Zorne auf, ließ die kühnsten Redner in Haft bringen - jede neue Versamm

lung führte dieselbe Sprache; sie widerseßten sich nicht nur allen Eingriffen in ihre alten Rechte, sondern äußerten auch unverhohlen ihr Mißfallen über die spanische Brautwerbung und die Nichtunterstützung des protestantischen Kurfürsten. Der König verwies ihnen diese Einmischung in Dinge, die weit über das Begriffsvermögen des Hauses gingen, und erklärte, ihre vermeintlichen 1621. Rechte seien nur Privilegien, die sie der königlichen Gnade zu verdanken hätten. Da gaben die Glieder des Unterhauses einen Protest zu Protokoll, worin sie die Freiheiten des Parlaments für das unzweifelhafte Geburtsrecht und Erbe der Unterthanen von England erklärten, nicht nur Gesetzgebung und Steuerbewilligung, sondern auch die Befugniß ansprachen, in schwierigen und dringenden Geschäften ihren Rath zu geben und Beschwerden einzureichen; dabei nahmen sie volle Freiheit der Rede und Sicherheit der Person gegen willkürliche Haft für alle Parlamentsglieder in Anspruch. Wüthend über die Vermessenheit, riß der König eigenhändig das Blatt aus dem Protokollbuch, löste das Parlament auf und ließ einige Deputirte festsetzen aber der Geist des Widerstands blieb im Volke und äußerte sich noch stürmischer, als Karl I. den Thron bestieg, ein Fürst, der an häuslichen Tugenden und ritterlichem Wesen wie an edlem Kunstsinn und manchen königlichen Eigenschaften den Vater weit übertraf, der aber durch seinen stolzen, eigenmächtigen Charakter, durch seine Vorliebe für unbeschränkte Herrschergewalt wie durch seine Neigung zu Zweideutigkeit, Winkelzügen und Verstellung die Liebe und das Vertrauen des Volkes verscherzte.

Karl I.

1625-49.

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§. 592. Karl I.

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Wachsende Aufregung. Karls Regierung begann mit einem so heftigen Kampf gegen das Parlament, daß dasselbe in

den beiden ersten Jahren zweimal aufgelöst ward. Der stolze Herrscherwille des Königs wollte sich nicht unter den Geist der Zeit beugen, der für den gebildeten Mittelstand Theilnahme am Staatsleben ansprach. Karls freigebige Natur nahm Aergerniß an der Kargheit des Parlaments, das des Königs Geldbedürfnisse zur Sicherstellung der Volksrechte benutzen wollte, und darum nicht nur höchst sparsam in seinen Bewilligungen war, sondern nicht einmal die Erhebung des Tonnen- und Pfundgelds, des herkömmlichen Zolles für ein und ausgehende Waaren, auf die ganze Regierungszeit zugestand, wie bisher üblich gewesen.

Karl nahm diese Beschränkung um so ungnädiger auf, als ihm ein unglücklicher Krieg wider Spanien und die Unterstüßung der Heerführer in Deutschland große Ausgaben verursachten. Er erhob daher das Tonnen- und Pfundgeld ohne ständische Bewilligung, erzwang Gaben und Anlehen von den Unterthanen und verkaufte Domänen und Monopolien; und statt nach Beseitigung des spanischen Kriegs zu trach= ten, ließ er sich durch den leichtfertigen Buckingham, den Jacob seinem Sohn als die schlimmste Erbschaft hinterlassen hatte, zu einem neuen Krieg wider Frankreich bereden, angeblich zur Unterstüßung der Huguenotten (§. 609), eigentlich aber, weil der eitle, ausschweifende Günstling an dem französischen Hofe Rache nehmen wollte, weil er wegen einer beleidigenden Zudringlichkeit gegen die Königin Anna von Richelieu eine empfindliche Zurückweisung und Kränkung erfahren hatte.

Als auch der Krieg gegen Frankreich einen unglücklichen Ausgang nahm und englisches Blut und englische Ehre schmachvoll geopfert wurden, da entstand in dem dritten Parlament ein so heftiger Sturm gegen Buckingham, 1628. daß der König die von beiden Häusern ihm vorgelegte Bitte um Recht (petition of right) als rechtsgültig anerkannte, um seinen Günstling, an dem er mit allem Eigensinn festhielt, vor der gedrohten Anklage zu retten. — In dieser Bitte waren die alten Rechte über persönliche Sicherheit und Unverlegbarkeit des Eigenthums so klar dargethan, daß jede willkürliche Verhaftung von Parlamentsräthen, wie sie von Jacob und Karl verhängt worden, und jede eigenmächtige Besteuerung fünftig als Eingriff in die Verfassung und Gesetze erscheinen mußte. Doch wurde das Parlament nicht geschmeidig. Buckingham galt für die Ursache aller Leiden des Volkes, seine Ermordung burch Felton konnte daher nicht blos als das Werk der Privatrache, sondern 1629. auch als Wirkung der allgemeinen Aufregung angesehen werden. Es war ein neuer Geist über das Volk gekommen; auch das dritte Parlament wurde aufgelöst, nachdem es in einer stürmischen Sitzung jede Erhebung eines Zolles für ungesetzmäßig und Jeden, der ihn bezahle, für einen Verräther erklärt. Neun Mitglieder, darunter Hollis, wurden verhaftet.

§. 593. Strafford und Laud. Zu diesem Gewaltschritt war der König von Thomas Wentworth beredet worden,,,den der Ehrgeiz verleckt hatte, von scharfer Opposition im Unterhause in den königlichen Rath überzutreten, und der nun raschen Schritts zum Statthalter von Irland und zum Grafen Strafford stieg. Er war ein harter, aber kraftvoller Mann, jezt über Alles beflissen, die Macht der Krone zu verstärken. Er wollte Unum

schränktheit, aber zum Besten des Volks gebraucht." Darum rieth er dem König den Versuch zu machen, ohne Parlament zu regieren, und ging mit dem Plane um, zum Schuße des Thrones ein stehendes Heer zu errichten, das jeden Widerstand ersticken sollte. Um die Ausgaben zu vermindern, wurde rasch mit Spanien und Frankreich Friede geschlossen und sowohl die Sache des Pfalzgrafen als der Huguenotten aufgegeben; und um das zu den laufenden Ausgaben unentbehrliche Geld zu erlangen, ließ die Regierung theils die bisherigen Steuern ohne ständische Bewilligung erheben, theils schuf sie neue, theils machte sie verjährte und vergessene Ansprüche der Krone wieder geltend.

So zog der König das Tonnen- und Pfund geld fort und machte von dem Verkauf der Monopole einen sehr ausgedehnten, für Industrie, Verkehr und Billigkeit nachtheiligen Gebrauch; er erpreßte von den Inhabern ehemaliger Domänen und Kirchengüter unter dem Vorwand mangelhafter Besitztitel ungeheure Summen; er ließ viele Forsten für Krongut erklären und belegte die Hausbesizer, die ohne Erlaubniß neue Wohnhäuser in der Umgegend von London erbaut (was durch ein wenig befolgtes Gesetz untersagt war), mit Geldstrafen. Dabei wurden die wichtigsten Lebensartikel, als Licht, Wein, Salz, Seife, Leder u. a., besteuert, und endlich ward in Folge eines alten Gefeßes zum Bau und zur Unterhaltung der Flotte ein jährliches Schiffgeld für die königliche Kasse eingefordert.

Während die Erhebung des Schiffgeldes allgemeines Murren erregte und das gerichtliche Verfahren gegen den besonnenen, charakterfesten John Hampden, der die Steuer verweigerte, das ganze Land in Aufregung hielt, erzeugte die Strenge, mit der man das anglicanische Kirchenwesen fester zu begründen und den aufstrebenden Puritanismus zu unterdrücken suchte, großes Aergerniß. Viele Mitglieder der Widerstandspartei (Opposition) bekannten sich zu den demokratischen Grundsäßen der Puritaner und Presbyteria» ner, und je mehr ihr politisches Streben im Volke Anklang fand, desto größere Verbreitung gewannen auch ihre religiösen Ansichten. Beiden Richtungen aber trat Karl mit Entschiedenheit entgegen, und wie er sich bei politischen Maßregeln von Strafford leiten ließ, so bei den kirchlichen von Bischof Laud von London, dessen Grundsäge von dem göttlichen Rechte der Könige und dem leidenden Gehorsam der Völker seiner herrischen Natur eben so willkommen waren, wie dessen Neigung für kirchliche Ceremonien und pomphaften Gottesdienst seiner geheimen Vorliebe für den Katholicismus.

Die hohe Commission und die Richter der Sternkammer (so genannt von dem mit Sternen verzierten Gerichtssaal) verhängten harte Strafen über die Nonconformisten; Prynn, ein puritanischer Eiferer, ward verurtheilt, beide Ohren zu verlieren, am Pranger zu stehen und eine schwere Geldbuße und ewige Gefangenschaft zu leiden, weil er in einem dicken Buche Tanz, Maskenzüge und Schauspielwesen, an denen der Hof Gefallen fand, als Werke des Teufels verdammt hatte. Durch Pranger, Einkerkerung, Gliederverstümmelung und andere entehrende Strafen hoffte man den puritanischen Starrsinn zu brechen. Aber die Verfolgungen erzeugten neue Märtyrer; die Puritaner wurden aus verachteten Sectirern gepriesene Kämpfer für religiöse und politische Freiheit. Und als der verhaßte Laud nun den erzbischöf lichen Stuhl von Canterbury bestieg, und durch neue Confecrirung der Paulskirche,

durch Ausschmückung mehrerer Kathedralen mit Altären, Bildern und Ornamenten, durch Einführung neuer, der römischen Kirche sich anschließenden Ceremonien beim Gottesdienst die Gerüchte von einer beabsichtigten Wiedereinführung des Katholicis mus zu begründen schien, erreichte die Aufregung des für seine bürgerliche und firchliche Freiheit besorgten Volks einen sehr hohen Grad. Die geheime Neigung der Stuarts für den Katholicismus und der Einfluß der katholischen Königin, in deren Umgebung man nur Katholiken und Convertiten sah und die durch Priester und heimliche Jesuiten von verdächtigem Streben mit dem römischen Hof verkehrte, vergrößerte das Mißtrauen des Volks. — Puritanische Prediger, die von dem zelotischen Frälaten unbarmherzig von ihren Stellen vertrieben und dem Elende preisgegeben wurden, zogen im Lande umher und reizten durch fanatische Reden die erhißten Gemüther noch mehr auf. In dieser Zeit der Bedrängniß verließen viele Puritaner die schöne Heimath und schlugen ihre Zelte in der heulenden Wildniß Amerika's auf, um die süße bürgerliche und religiöse Freiheit zu genießen. Sie waren die Vorfahren der angelsächsischen Bevölkerung der jetzigen Vereinsstaaten.

§. 594. Schottland. Karl merkte nicht, daß sein Thron auf einem gährenden Vulkan stehe, bis das glaubenseifrige Schottland die Fahne der Empörung aufpflanzte.

Auch hier sollte die von Jacob unvollständig begründete bischöfliche Jurisdiction, mit der hohen Commission im Gefolge, die demokratischen Synoden und Presbyterien erseyen, ein neues geistliches Gesetzbuch der legislativen Macht der Kirchenverjammlung ein Ende machen, das allgemeine Gebetbuch die freien und fühnen Predigten der Geistlichen verhindern und eine hierarchische Rangordnung den Stolz der Gleichheit brechen und Ehrgeiz, Egoismus und menschliche Schwächen unter den Bredigern wecken.

1637.

Als in der Domkirche zu Edinburg der erste Gottesdienst nach dem neuen 23. ult Ritus statt fand, entstand ein Tumult gegen die Errichtung des ,,Baaldienstes.“ Die Menge schrie: „Papst! Antichrist! steinigt ihn!" warf Stühle nach dem Geistlichen und trieb ihn hinaus. Unter Fasten und Beten wurde der alte Bund (Covenant) zur Beschüßung der reinen Religion und Kirche gegen papistische Irrlehren und Verderbnisse erneuert. Eine ohne Zuthun der Regierung gebildete Volksvertretung (die vier Tafeln) leitete die Sache der bewaffneten Nation. Der Episcopat und alle von den Stuarts eingeführten hierarchischen Einrichtungen wurden von der wider des Königs Gebot in Glasgow tagenden General - Synode unter dem Vorsiz des kühnen Henderson mit einemmal umgestoßen. Da beschloß Karl Krieg; und um das dazu nöthige Geld zu erhalten, berief er nach elfjähriger Unterbrechung wieder ein Parlament ein. Als aber das Unterhaus, statt die verlangten Subsidien zu bewilligen, in laute Klagen ausbrach gegen den Despotismus in Kirche und Staat, erfolgte eine abermalige Auflösung und die Verhaftung der kühnsten Redner in demselben Augenblick, als die Schotten mit Heeresmacht die englische Grenze überschritten. Umsonst suchte der König Hülfe bei dem Adel, — das Oberhaus wagte nicht, dem drohenden Verlangen des Volkes nach einem freien Parlament hindernd in den Weg zu treten; es stimmte in den allgemei= ́nen Ruf der Nation ein. Und als nun die königlichen Truppen vor dem von

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