Zur vergleichenden Sprachengeschichte

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H. B. König, 1848 - 166 Seiten
 

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Seite 18 - ... Entwickelung fällt in die vorhistorische Periode der Völker; es giebt, wie schon gesagt, kein historisches Beispiel einer sich bildenden Sprache. In der historischen Periode ist die Sprachengeschichte die Geschichte des Verfalls der Sprachen als solcher infolge ihrer Knechtung durch den Geist. . . . Wie die Erde, nach Erschaffung des Menschen, so ist die Sprache nach dem Eintreten der Geschichte ein Leichnam, preisgegeben dem Einflusse, den auf jene höhere Organismen, auf diese der Geist ausüben....
Seite 4 - Natürlich, denn das System ist die Darstellung des Seienden, die Geschichte des Werdenden, das Sein aber setzt das Werden voraus; [...]. Keine Periode im geschichtlichen Werden wird durch das folgende vernichtet, die folgende bringt nur etwas Neues zu dem schon Bestehenden hinzu, wodurch freilich das Frühere mehr oder minder verändert wird: in jeder höheren Entwicklungsstufe sind sämmtliche frühere als aufgehobene Momente enthalten.
Seite 15 - Factum, daß mit fortschreitender (Zivilisation der Gesellschaft und des Staats diese systematische Ausführung des Verstandes sich abschleift und die Sprache hieran ärmer und ungebildeter wird — ein eigenthümliches Phänomen, daß das in sich geistiger werdende, die Vernünftigkeit heraustreibende und bildende Fortschreiten, jene verständige Ausführlichkeit und Verständigkeit vernachlässigt, hemmend findet und entbehrlich macht.
Seite 15 - Laute selbst stumm geblieben, lautlos und schleichend geschehen ist. Es ist ein Faktum der Monumente, daß die Sprachen im ungebildeten Zustande der Völker, die sie gesprochen, höchst ausgebildet geworden sind, daß der Verstand sich sinnvoll entwickelnd ausführlich in diesen theoretischen Boden geworfen hatte.
Seite 17 - ... desselben; in ersterer war der Geist gebunden in der Natur, in letzterer im Laute, daher dort die Schöpfung des Reiches der Natur, hier die des Reiches der Laute. Anders in unserer Weltperiode, in welcher sich im Menschen der Geist concentrirt und der Menschengeist sich aus den Lauten herausgezogen, frei gemacht hat.
Seite 2 - Menschen verkniipft ist, einen anderen Weg gehen als dieser und dem Gange der Organismen der Natur folgen, bei welchen dasselbe Leben wieder da Platz greift, wo es eben geendet hat, urn den unzahlige Male sich in seiner Identitat wiederholenden Lauf von Entstehung zu Vernichtung von Neuem durchzumachen.
Seite 28 - Und nun ist die Thätigkeit des Sprachforschers, der eine noch unerklärte Sprache untersucht, ganz analog der des Botanikers, der eine ihm unbekannte Pflanze bestimmt.
Seite 120 - Unter den Werken, sagt er S. 120, die ich über die physiologische Erklärung der Laute und Lautwechsel zu Rathe zog, hat mir besonders die schon mehrfach erwähnte Schrift v. Raumers über Aspiration und Lautverschiebung vielfache Belehrung gewährt. Den von Raumer betretenen Weg werde ich auch hier einschlagen und somit nur die Anwendung der Raumer'schen Methode auf einen gröfscren Kreis von Lauten und auf die uns hier beschäftigenden Lautwechsel insbesondere als Eigenes bezeichnen dürfen.
Seite 10 - War das erste die differenzlose identitat von beziehung und bedeutung, das reine ansich der beziehung, das zweite die differenziirung in beziehungs- und bedeutungslaute — das heraustreten der beziehung in ein gesondertes, lautliches dasein fur sich — so ist das dritte das aufheben jener differenz, das sich zusammenschliessen derselben, die riickkehr zur...
Seite 28 - Anders bei Vergleichung ganzer Sprachstamme, wo viel bedeutendere Unterschiede sich geltend machen. Und nun ist die Thatigkeit des Sprachforschers, der eine noch unerklarte Sprache untersucht, ganz analog der des Botanikers...

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