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Anhänger der Bathory Alles in Verzweiflung brachte, zwang ihn der kaiserliche General Basta durch den Sieg bei Dés zur Räumung des Landes (September 1600). Als Michael dann doch wieder mit dem Kaiser sich in Verbindung seßte und troßdem mit den Türken sich einließ, ließ Basta den Treulosen überfallen und erschlagen (August 1601). Mit Bathory verständigte Rudolf II. sich endlich durch die Einräumung der schlesischen Fürstenthümer Oppeln und Ratibor (Juli 1602). Siebenbürgen, völlig zerrüttet und arg verwüstet, war in Basta's Händen, und nachdem ein Aufstand mit walachischer Hülfe zu Boden geworfen worden war, schien die habsburgische Herrschaft endlich gesichert zu sein.

Der Aufstand in Ungarn. Diese Erfolge trieben den kaiserlichen Hof zu einem ebenso gewaltsamen als unklugen Vorgehen. Gleichzeitig sollte auch in Ungarn die evangelische Kirche zerstört, der magyarische Adel gebrochen werden, weil seine Uebermacht allerdings in diesem Grenzlande, dessen Vertheidigung die schärfste Zusammensassung aller Kräfte verlangte, unerträglich schien.

Im Januar 1604 erfolgte auf Antrag des vertriebenen Erlauer Domkapitels durch die Truppen des kaiserlichen Feldherrn Barbiano von Belgiojoso die Wegnahme der Elisabethkirche in Kaschau. Den Beschlüssen des Preßburger Landtags im Februar, der bittere Beschwerde erhob, fügte der Kaiser eigenmächtig einen Artikel hinzu, der die alten, längst vergessenen Keyergeseze Stephan's des Heiligen wieder in Kraft seyte und damit dem ungarischen Protestantismus den Krieg auf Leben und Tod ankündigte, und als darauf die Stände der oberungarischen Gespanschaften, in Gál-Szécs (Zempliner Komitat) versammelt, die Zahlung der zu Preßburg bewilligten Steuern verweigerten, sahen sich ihre Häupter zu harten Strafen verurtheilt. Zugleich wurde, um die Durchführung des königlichen Willens zu sichern, eine Reformationskommission niedergesezt. An jenem Beschlusse hatten auch die Zipser Deutschstädte Theil genommen; um so mehr hielt sich die Regierung berechtigt, auch über sie die schärfsten Maßregeln zu verhängen. Doch dies Alles in Verbindung mit der Zurückseßung, die der magyarische Adel schon Jahre hindurch erfahren zu haben glaubte, wie mit dem Haß gegen alles deutsche Wesen, das freilich hier als das Werkzeug habsburgischer Unterdrückung erschien, trieben einen furchtbaren Aufstand der Magyaren hervor, der die kaiserliche Autorität in Ungarn bis in ihre Grundfesten erschütterte, den Türken die Wege bahnte, den Anstoß gab zu heftigster Bewegung auch in den deutsch-slavischen Landen und so den Zusammenbruch der Rudolfinischen Regierung einleitete. Das war das Werk des ostungarischen Magnaten Stephan Bocskay. Bereits in heimlicher Verbindung mit den Türken in Temesvár und mit siebenbürgischen Unzufriedenen, wie Bethlen Gabor, den das Geschick noch zu größeren Dingen bestimmt hatte, sah Bocskay diese Beziehungen entdeckt, sich selbst von Belgiojoso zur Veranwortung gezogen und durch starke Truppenansammlungen um Debreczin und Großwardein bedroht. Da brach er los. Mit Hülfe der ungarischen Truppen in kaiserlichen Diensten, die er zum Abfall bewogen, überfiel und vernichtete er am 15. Oktober zwischen jenen beiden Städten ein deutsches Regiment und zwang, durch eine rasche und allgemeine Erhebung der magyarischen Bevölkerung unterstüßt, den kaiserlichen General zum schleunigen Rückzuge nach der oberen Theiß.

Jezt rächte sich auch die Mißhandlung Kaschau's, dessen Güter die Kaiserlichen weggenommen, dessen Rathsherren sie, freilich vergeblich, zum Katholizismus hatten zwingen wollen. Obwol Belgiojoso jezt im Drange der Noth die Kirche wieder zurückgab, so sperrte ihm doch die Stadt ihre Thore, und als die Ungarn vor ihr erschienen, da lieferte der magyarische Theil der Bevölkerung sie Bocskay in die Hände (Oktober 1604). Diesem Beispiele folgten auch die übrigen Gemeinden des Fünfstädtebundes, so wenig sie auch die magyarische Bundesgenossenschaft wünschen mochten.

Als aber nun der kaiserliche Oberfeldherr Graf Georg Basta von Gran aus mit 15,000 Mann heranzog und die Ungarn in zwei bedeutenden Treffen am 14. und 28. November völlig schlug, da hielt nur Kaschau eine kurze Belagerung aus, die übrigen Gemeinden ergaben sich wieder an Basta, da dieser ihnen freie Ausübung der Augsburgischen Konfession für alle Zukunft, Bestätigung ihrer Privilegien, Verzeihung für ihren Anschluß an Bocskay, Schutz

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1607.

Der Aufstand Stephan Bocskay's in Ungarn.

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gegen feindliche Angriffe und Verschonung mit Einquartierung zusicherte. Indessen bald darauf, wurde Basta durch eine Meuterei seiner unbezahlten Söldner zur Räumung seiner festen Stellung bei Eperies und zum Rückzuge nach Preßburg gezwungen (Anfang April 1605), und fast ganz Ungarn fiel den Insurgenten zu.

Unter den wildesten Verheerungen, voll Wuth gegen Alles, was Deutsch und Kaiserlich war, brachen Bocskay's Scharen über die Grenzen Ungarns in Mähren, Desterreich und Steiermark ein, die Türken aber, den günstigen Augenblick rasch benußend, nahmen Gran nach tapferer Gegenwehr wieder ein (Oktober 1605).

Schon im Februar 1605 hatte Siebenbürgen, im April auch das nordöstliche Ungarn Stephan Bocskay als Fürsten anerkannt, im November empfing er zu Ofen auch die türkische Belehnung. Was die Waffen und die Staatskunst der Kaiserlichen in jahrelanger Arbeit mühsam aufgerichtet hatten, das war in wenigen Monaten vollständig zerstört.

Die Friedensschlüsse mit den Ungarn und Türken. Da griffen die Erzherzöge ein. Denn das Verfahren des kaiserlichen Hofes in Ungarn schädigte nicht nur die Interessen des Kaisers, sondern die des Gesammthauses, sie sollten nicht länger so unfähigen Händen überantwortet bleiben. Von Linz aus, wo sie sich verständigt hatten, reisten sie nach Prag (Juni 1605), um auf friedlichen Ausgleich mit Ungarn zu dringen. Doch erst nach harten Kämpfen, nachdem direkte Versuche des Kaisers mißlungen und alle Aussichten auf weitere Unterstüßung seitens der evangelischen Reichsstände, welche in den Ungarn doch auch ihre Glaubensgenossen sahen, geschwunden waren, erhielt Erzherzog Matthias Vollmacht, mit Bocskay zu unterhandeln. So kam am 9. Februar 1606 ein Waffenstillstand, am 29. Juni der Friede mit den Ungarn zu Stande. Vollständige Religionsfreiheit für alle Bekenntnisse, Beseßung der Aemter mit geborenen Ungarn, Herausgabe der weggenommenen Güter wurde ihnen gewährt, die Jesuiten ausgewiesen, dazu Stephan Bocskay als Fürst von Siebenbürgen und Ostungarn auf Lebenszeit anerkannt. Dem folgte dann der Friede mit den Türken zu Szitvatorok (bei Komorn) am 11. November 1606 auf 20 Jahre, in welchem zum ersten Male der Sultan dem Kaiser diesen Titel gab, also Gleichberechtigung zugestand. Der bisherige Tribut wurde gegen eine Zahlung von 200,000 Dukaten aufgehoben, die Eroberungen blieben den Osmanen.

Aufstand in Oesterreich gegen Rudolf II. Die Erhebung Ungarns war gegen die kirchliche Reaktion und die landesfürstliche Macht gerichtet gewesen, die überall den Kampf gegen den Protestantismus und die Stände aufgenommen hatte; ihr Sieg wirkte deshalb weit über die Grenzen Ungarns hinaus, ein plößlicher Rückschlag warf alle Erfolge Rudolf's II. jäh über den Haufen. Er wurde durch eine Spaltung im habsburgischen Herrscherhause unterstüßt. Es galt eben sowol, dem Monarchen, welcher immer unzugänglicher und unthätiger wurde und deshalb mehr und mehr in die Abhängigkeit von untergeordneten und bestechlichen Menschen, wie namentlich seines Kammerdieners, Philipp Lang, gerieth, seit 1598 sogar schon Spuren von Geistesstörung zeigte, die mißbrauchte Gewalt aus der Hand zu nehmen, als ihm einen Nachfolger zu geben, denn troß mannichfacher Heirathspläne war Rudolf unvermählt geblieben. Diese lettere Frage war schon nach dem Tode des Erzherzogs Ernst, also seit dem Jahre 1595, vielfach erörtert worden, jezt wurde sie zu einer brennenden. So erkannten die Erzherzöge mit Einwilligung des Königs von Spanien Matthias förmlich als Haupt ihres Hauses an (im April 1606), und dieser wiederum suchte sich der Hülfe der Stände zu versichern. Zuerst in Ungarn gelang ihm dies. Rudolf II. nämlich, welcher die Friedensschlüsse von Wien und Szitvatorok erst nach langem Zögern und unter mancherlei Vorbehalt bestätigt hatte, dachte schon im September 1607 trop ganz ungenügender Mittel daran, den Krieg mit den Türken wieder zu erneuern und dabei die Ungarn niederzuwerfen.

Darüber kam es in Oberungarn bereits zu einer ziemlich gefährlichen Erhebung, und nun griff die Revolution auch in die deutsch-slavischen Erblande hinüber. Zunächst verständigten sich die Häupter der ständisch-protestantischen Partei Desterreichs und Mährens bei Zierotin auf Schloß Rossiß über ein gemeinsames Vorgehen (Dezember 1607). Um die steigende Bewegung für sich auszunuzen, kam darauf Matthias mit den ungarischen Ständen in Preßburg

Jllustrirte Weltgeichichte. V.

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dahin überein, den Frieden zu behaupten und einander beizustehen, wenn sie deshalb angefochten würden, sie verbündeten sich also gegen Rudolf II. (Januar 1608). Kurz darauf genehmigten die Stände Ober- und Niederösterreichs auf den Antrag des Erzherzogs das Bündniß mit Ungarn und bewilligten ihm sogar das Landesaufgebot, dem schlossen sich endlich unter lebhaftem Widerstreben der katholischen Mitglieder die Mährer in Eibenschig an (April 1608). Die vier Länder waren in hellem Aufruhr gegen Rudolf II.

Jm April 1608 marschirte Matthias mit etwa 20,000 Mann durch Mähren in Böhmen ein. Was er oder vielmehr was die Stände wollten, verkündete ein Manifest: Sicherung des Friedens in Ungarn, Besserung der Regierung und Wiederherstellung der verleßten Freiheiten. Da Rudolf II. so gut wie wehrlos war denn die böhmischen Stände dachten seine Bedrängniß für sich selber auszunuzen - so rückte Matthias schon am 5. Juni bis Sterbohol, eine halbe Stunde von Prag, vor. Unter solchen Umständen blieb dem Kaiser gar nichts übrig, als die Forderungen des Bruders zu genehmigen; er erkannte ihn als König von Ungarn, als „Gubernator“ (nicht Statthalter) von Mähren und Oesterreich an, trat ihm also diese Lande ab und behielt für sich nur Böhmen, Schlesien und die Lausitzen.

Sieg der Stände in Oesterreich und Mähren. Es war aber nicht sowol ein Sieg des Matthias, als der Stände. Hätten sie ihn nun maßvoll und zugleich entschieden zu benußen verstanden, dann konnte die Zukunft des Protestantismus in Desterreich für alle Zeiten gesichert, der kühne Gedanke Zierotin's verwirklicht werden, ein österreichisch-ungarisches Reichsparlament ins Leben zu rufen, eine Gesammtverfassung auf aristokratischer Grundlage etwa wie in England zu gründen. Zunächst schienen die Ereignisse wirklich diesen Gang nehmen zu wollen. Noch im Juni schlossen die Stände der vier Länder zu Sterbohol ein festes Bündniß zur Wahrung ihrer Rechte. Darauf mußte Matthias auf dem Huldigungslandtage zu Brünn die Erklärung Maximilian's II. von 1575 (f. S. 663) erneuern und die ständischen Freiheiten im weitesten Umfange anerkennen (August). Als er dann zur Krönung nach Preßburg ging, bewilligte er in seiner Wahlkapitulation die Religionsfreiheit im vollsten Umfange und ernannte den Führer der evangelischen Stände, Stephan Illésházy, zum Palatin (Ende 1608). Endlich errangen die Desterreicher, nachdrücklich unterstüßt von den Mähren und Ungarn, wie von einer Gesandtschaft der Union, zunächst die Wiederherstellung der Erklärung Maximilian's II. von 1571 (März 1609), im nächsten Jahre aber auch die Verbürgung der Glaubensfreiheit für die Städte (Februar 1610). Das war der Preis für die Erhebung des Erzherzogs.

Der böhmische Majestätsbrief. Was nun diese Lande durch ihren Aufstand gegen Rudolf II. gewonnen hatten, das konnte unmöglich den Böhmen für ihre wenn auch unsichere Treue verweigert werden. In der Versammlung vom März 1609 forderte der böhmische Landtag, den der hochgebildete Wenceslaw Budowec von Budowa fest und geschickt leitete, der ehrgeizige Matthias Graf von Thurn leidenschaftlich vorwärtsdrängte, die Sicherstellung seiner politischen und kirchlichen Rechte. Lange widerstand die katholische Partei am Hofe, Lobkowiz, Martiniz, Slawata u. a., gestüßt auf den spanischen Gesandten, ja sie sezte sogar die Auflösung des Landtags durch; erst als die Stände eine provisorische Regierung bildeten, Rüstungen begannen, sich mit Schlesien und Mähren zu verbünden dachten, da gelang es be= sonders der kursächsischen Vermittlung, den Kaiser zur Nachgiebigkeit zu bestimmen: er bewilligte am 9. Juli 1609 den Böhmen den berühmten Majestätsbrief. Alle Anhänger des Abendmahlsritus unter beiderlei Gestalt (sub utraque specie) erhielten volle Religionsfreiheit und die drei „oberen Stände" Herren, Ritter und königliche Städte, die Erlaubniß, überall, in Städten, Märkten und Dörfern, Kirchen und Schulen zu bauen. Das utraquistische (hussitische) Konsistorium in Prag sollte an die Stände übergehen, 24 „Defensoren" die protestantischen Angelegenheiten leiten. Ein nachträglicher „Vergleich" zwischen den katholischen und evangelischen Ständen dehnte das Recht zum Kirchenbau noch auf die Bewohner der „königlichen Güter“ aus, und garantirte beiden Parteien ihren damaligen kirchlichen Besißstand. Da nun die Urkunde von Lutheranern" gar nicht ausdrücklich sprach, das Zugeständniß also gelegentlich auf die bisher kaum geduldeten böhmischen Brüder beschränkt werden konnte, so vereinigten sich die

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1611.

Die Erhebung in Desterreich. Der böhmische Majestätsbrief.

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Lutheraner mit diesen zu einem gemeinsamen Glaubensbekenntniß (September), um die Wohl= thaten des Majestätsbriefes sich auf alle Fälle zu sichern.

Rudolf's II. Sturz. Mit diesem glänzenden Siege der evangelischen Stände, an welchem nur die innerösterreichischen troß mannichfachen Bemühungen keinen Antheil zu gewinnen vermochten, gelangte die kirchliche Bewegung zu einem vorläufigen Abschluß, die politische dagegen nur zu kurzem Stillstand. Denn kaum hatte Erzherzog Matthias unter Vermittlung der Kurfürsten, die persönlich in Prag erschienen, mit Rudolf II. sich äußerlich ausgesöhnt (Oktober 1610), als wieder neuer Zwiespalt sie trennte und damit den völligen Sturz des Kaisers entschied. Da er troß jener Versöhnung mit Matthias diesen nicht zur Nachfolge kommen lassen wollte, was doch nach Lage der Sache das Natürlichste war, so dachte er sie seinem Vetter, dem Erzherzog Leopold (geb. 1586), zuzuwenden, welcher, obwol Bischof von Passau und Straßburg, doch ein lebenslustiger, streitbarer, unternehmender Herr und dabei eifrig katholisch war.

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Rudolf II. bewilligt den Böhmen den Majestätsbrief. Zeichnung von Konrad Ermisch. Seine Erhebung auf den Thron wäre freilich ein Sieg der monarchisch-atholischen Pläne ge= wesen. Schon früher hatte Leopold im Interesse des Kaisers einige Regimenter Kriegsvolk, etwa 12,000 Mann, geworben; jezt sandte er diese Passauer", zügellose Banden, durch Oberösterreich nach Böhmen hinein und beseßte nach blutigen Gefechten den Hradschin sammt der Kleinseite von Prag (14. Februar 1611). Aber wenn er gehofft hatte, die Böhmen damit zu schrecken, seinen und des Kaisers Plänen gefügig zu machen, so war das eine schwere Täuschung. Die äußerste Erbitterung ergriff ganz Böhmen, Prag trat unter Waffen, der Adel rüstete, große Bauernhausen sammelten sich, es kam in der Hauptstadt selbst zu heftigen Kämpfen.

In seiner Beängstigung zahlte jezt der Kaiser den Passauern den rückständigen Sold und bewog sie damit zum Abzuge, allein es war schon zu spät. Von den böhmischen Ständen gerufen, erschien Erzherzog Matthias mit seinen Truppen schon am 24. März 1611 vor Prag. Auf seine und des böhmischen Landtags Forderung erklärte sich Rudolf II., um wenigstens den

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Schein zu retten, zum Verzicht auch auf die böhmische Königskrone zu Gunsten des Matthias bereit, aber so wird erzählt - er zerbiß wüthend die Feder, mit welcher er die Urkunde unterzeichnet, und vom Balkon des Schlosses Hradschin hinuntersehend auf das prachtvolle stolze Stadtbild zu seinen Füßen, sprach er einen schweren Fluch aus über Prag, für dessen Wohl er so viel gethan und welches ihn so undankbar verrathen habe, dann zog er sich in die entlegensten Gemächer zurück, um nicht das Jubelgeschrei der Menge und das Schmettern der Trompeten zu hören, welche die Krönung des verhaßten Bruders begrüßten.

Aber jeßt, da ihm nichts mehr von seiner Herrlichkeit übrig geblieben war als der leere Kaisertitel, erwachte in dem tiefgekränkten Manne eine überraschende Thatkraft, wie er sie nie zuvor gezeigt hatte. Er dachte daran, in eine Reichsstadt abzureisen und auf die Union sich zu stüßen, da riß ihn ein rascher Tod aus allen Entwürfen (20. Januar 1612) und eröffnete für König Matthias die gesetzmäßige Nachfolge auch im Kaiserthum.

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Matthias' Krönung zu Frankfurt a. M. Nach Gottfried's Historischer Chronit.

Die letzten Ausgleichsversuche unter Matthias.

Matthias zum Kaiser erwählt. Gab es noch eine Möglichkeit, den furchtbaren Zusammenstoß der Parteien im Reiche zu vermeiden, so war es die Wahl des Matthias zum Kaiser, der soeben in den habsburgischen Erblanden den Protestanten die umfassendsten Zugeständnisse gewährt hatte. Deshalb waren auch die evangelischen Reichsstände für Matthias, nur wollten sie die Wahl an Bedingungen knüpfen, an die Erledigung ihrer Beschwerden. Brandenburg und Pfalz sprachen sich für Aufnahme protestantischer Mitglieder in den Reichshofrath, Beaufsichtigung seiner Rechtspflege durch die Reichsfürsten und feste Begrenzung der= selben aus. Doch Sachsen, auch jezt befangen in dem alten Haffe gegen die calvinistische Pfalz und von Brandenburg getrennt durch die Jülichsche Frage, ging auch jezt nicht mit seinen protestantischen Glaubensgenossen, sondern mit den katholischen Kurfürsten und stimmte für Matthias ohne jede schüßende Bedingung (Juni 1612).

Der Reichstag zu Regensburg. Trozdem zeigte sich der leitende Staatsmann des Kaisers, Kardinal Melchior Khlest, auf den es bei der geringen persönlichen Bedeutung

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