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knüpften sich an die Lehre von der Rechtfertigung, welche schon Luther's Trennung von der römischen Kirche herbeigeführt, und die vom Abendmahl, die ihn von Zwingli und Calvin geschieden hatte. In Kursachsen selbst war unter des milden Melanchthon Einfluß in beiden eine weniger schroffe Auffassung zur Geltung gelangt; um so mehr hielten die Ernestiner mit ihrer Universität Jena und nicht minder die niederdeutschen Städte, die nicht nur Karl V., sondern auch dem Augsburger und Leipziger Interim zähen Widerstand entgegengesezt hatten, am strengen, reinen Lutherthume fest. Zu den heftigsten Auftritten kam es da in Bremen, wo Johann Tileman (Heßhusius), um die persönliche Gegenwart Christi im Abendmahle zu retten, sogar die Allgegenwart des Leibes Christi predigte und Alle, die nicht dieser buchstäblichsten Auffassung anhingen, mit dem Kirchenbann bedrohte, bis endlich die erbitterte Bürgerschaft unter ihrem entschlossenen Bürgermeister Büren den Eiferer verjagte und, als dann die niedersächsischen Schwesterstädte, aufgehezt von dem Ausgewiesenen, dem „kezerischen“ Bremen Freundschaft und Handelsverbindungen kündigten, mehr und mehr zum Calvinismus überging.

Im Herzogthum Preußen wirkten diese theologischen Kämpfe auch auf den Staat ein. Hier hatte der Nürnberger Osiander, zur Zeit des Interims aus seiner Vaterstadt verdrängt, die strengste Richtung zur Geltung gebracht, im Widerspruch mit der Mehrzahl der Landesgeistlichen und der Universität Königsberg, deshalb auch viele Pfarrer ihres Amtes entseßt. Als nun nach seinem Tode (1552) sein Schwiegersohn und Nachfolger, Johann Funcke, unterstützt von einem gewandten Schwindler, Paul Skalich aus. Agram, mehr und mehr Einfluß auch auf die Regierung gewann, die eingeborenen Räthe verdrängte und die Vormundschaft über den spätgeborenen (1553) Sohn Albrecht's, Albrecht Friedrich, in seine Hände zu bringen suchte, so erhoben sich schließlich die längst durch schwere Steuerlasten gereizten Stände, riefen die Entscheidung einer polnischen Kommission an und erreichten endlich die Hinrichtung Funde's und zweier Anderen als Landesverräther (Oktober 1566).

Weniger gewaltsam, aber doch ärgerlich genug, zeigte sich der Gegensatz in den sächsischen Landen. Hier trat an die Spiße der „rechtgläubigen“ Lutheraner, welche sich schließlich bis zu dem Sage verstiegen, daß die Erbsünde eine „Substanz der Seele“ sei, Matthias Frankovich aus Albona in Istrien (geb. 1520), gewöhnlich Flacius Illyricus genannt, erst Professor in Wittenberg, später in Jena (seit 1557). Indem er Melanchthon in jener rohen und ge= hässigen Weise angriff, welche die theologischen Streitigkeiten dieser Zeit so sehr abstoßend macht, ihn als „Türken und Mamelucken" bis in die tiefsten Tiefen der Hölle verfluchte, behauptete er in Jena jahrelang eine unumschränkte Herrschaft, bewirkte die Verhaftung oder Verjagung seiner Gegner, bis es denn endlich selbst dem weimarischen Hofe zu arg wurde. Er seßte ein landesfürstliches Konsistorium ein, dem künftig das Recht zum Kirchenbann allein zustehen sollte, und verwies außer 30 Predigern auch Flacius des Landes (1561), der nach langen Irrfahrten bettelarm im Hospitale zu Frankfurt a. M. starb (1575).

Wenn aber die Unduldsamkeit der Theologen aller billigen Erwägung ins Gesicht schlug, so bewiesen doch die evangelischen Reichsfürsten wenigstens Anfangs ein größeres Maß von Toleranz und Verstand, indem sie bei einer Zusammenkunft in Frankfurt a. M. sich jeder Verdammung von Calvin's Abendmahlslehre enthielten (1558). Aber die theologischen Eiferer wirksam zu bändigen, wußten sie doch nicht; unter ihrem unheilvollen Einfluß lehnte Johann Friedrich, der seinem gleichnamigen Vater im Jahre 1556 gefolgt war, auf dem Naumburger Fürstentage die Frankfurter Beschlüsse ab (Anfang 1561), und der widerwärtige Streit tobte immer weiter in zunehmender Leidenschaft.

Unter den niederbeugenden Eindrücken dieser traurigen Kämpfe befreite Melanchthon ein sanfter Tod von aller Feindschaft (19. April 1560). „O daß ich erlöst würde von dem ungcheuren und unversöhnlichen Hasse der Theologen!" hatte er kurz vor seinem Ende geseufzt, und sein leztes Gebet war: „Daß doch die Kirche einträchtig bliebe."

Der Calvinismus in der Kurpfalz. Es wurde ihm nicht erhört. Denn wenige Jahre nach seinem Tode faßte der Calvinismus festen Fuß in der Kurpfalz und vermehrte die Zerklüftung des evangelischen Deutschland. In der Kurpfalz wurde, obwol schon Friedrich II.

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Der Calvinismus in Kurpfalz.

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(1544-1556) sich im Ganzen genommen der neuen Lehre angeschlossen hatte, doch erst durch seinen Nachfolger und Neffen Otto Heinrich (1556-1559) die lutherische Kirchenordnung folgerichtig durchgeführt. Mit seinem Tode kam die Linie Pfalz-Simmern in der Person Friedrich's III. (1559-1576) zur Regierung. Unter harten Kämpfen mit seinem streng= gläubigen Vater zu herzlicher Ueberzeugung von der Wahrheit der evangelischen Lehre durchgedrungen, bewahrte doch dieser treffliche, gebildete und pflichtgetreue Fürst sich einen weiteren. Blick als die Mehrzahl seiner Mitfürsten, hielt stets die allgemeinen protestantischen Interessen im Auge, sandte deshalb seine Söhne Johann Kasimir und Christoph den Niederländern zu Hülfe und nahm niederländische Flüchtlinge beim Kloster Frankenthal auf.

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Glänzend entwickelte sich unter ihm die Universität Heidelberg. Aber eben weil seinem milden und weitherzigen Sinn die Betonung der Gegensäße zwischen den evangelischen Bekenntnissen widerstrebte, so gerieth er in immer schärferen Gegensatz mit dem Heidelberger Professor und Superintendenten Johann Tilemann (Heßhusius, s. S. 666), der alle Welt, soweit sie nicht mit seiner Auffassung vom Abendmahl übereinstimmte, von der Kanzel herab verkeßerte und verfluchte. Als nun vollends Friedrich's Schwiegervater, Johann Friedrich von SachsenWeimar, die eigene Frau ihm entfremdete, ihn selbst mit aufdringlichen Bekehrungsversuchen behelligte, da entließ der Kurfürst den Eiferer Tilemann (August 1560), und angewidert von der Ausschließlichkeit und Unduldsamkeit dieser beschränkten Lutheraner, neigte er, wie auch seine Universität, sich mehr und mehr dem Calvinismus zu. Die Veröffentlichung des Heidelberger Katechismus (1563) und die Einführung calvinischer Kirchenordnung bezeichnete den Uebergang des Landes zum reformirten Bekenntniß. Wahre Duldsamkeit freilich lag so wenig im Charakter der Zeit, daß auch Heidelberg wie Genf unter Calvin das Schauspiel eines

protestantischen Keßergerichts erlebte, dem Johann Sylvanus aus Ladenburg wegen antitrinitarischer Lehren (f. S. 622) zum Opfer fiel (Dezember 1572), während seinem gleichen Irrthums beschuldigten Genossen Adam Neuser die Flucht nach Siebenbürgen und der Türkei gelang, wo er schließlich zum Islam übertrat. Die Lutheraner triumphirten: so bewähre sich der Calvinismus als der erste Schritt zur Hölle.

Württemberg. Wenigstens die Spaltungen im deutschen Protestantismus erweiterte er. Denn nicht einmal in allen Landschaften des vielgetheilten pfälzischen Hauses drang er durch. Die Oberpfalz hielt der Statthalter, Kurprinz Ludwig, zum Kummer des Vaters fest bei der Augsburgischen Konfession, und nicht minder blieb ihr das kleine Pfalz-Neuburg treu. Vollends das übrige Süddeutschland verschloß sich dem Calvinismus. In Württemberg wurde eben damals durch Vereinbarung zwischen dem Adel („Landschaft“) und dem lutherischen Prälaten die neue Landesordnung“ geschaffen, nach welcher die Stände die herzoglichen Schulden übernahmen und dafür die Ueberschüsse des eingezogenen Kirchengutes zu eigener Verwaltung durch einen stehenden Landesausschuß“ empfingen. Im Zusammenhange damit bestätigte Herzog Christoph die lutherische Konfession und Kirchenordnung des Landes „zu ewigen Zeiten“ (1565).

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So blieb die Kurpfalz gänzlich vereinzelt, ja sie lief Gefahr, von den Wohlthaten des Religionsfriedens ausgeschlossen zu werden, welcher ja nur den Lutheranern galt! In der That trat diese Absicht auf dem ersten Reichstage, den Maximilian II. zu Augsburg im Jahre 1566 abhielt, deutlich hervor. Doch blieb wenigstens diese Schande den Protestanten erspart. Denn die glänzende Vertheidigung seines Glaubens durch Kurfürst Friedrich riß selbst diese verhärteten Gemüther so hin, daß August von Sachsen ihm zurief: „Friß, du bist besser als wir Alle!" und die Pläne der Unduldsameren hinderte.

Die Grumbach'schen Händel. Er hatte freilich auch persönlich die dringendste Ursache dazu. Denn die Ernestiner rüsteten sich mit Unterstüßung des unzufriedenen Adels, ihre Stellung wieder zu erobern, und bereits waren die nordischen Mächte auf einander gestoßen.

Den vielfach in Deutschland aufgehäuften Zündstoff in Brand zu setzen, unternahm der Reichsritter Wilhelm von Grumbach. Reich begütert in Franken, Lehnsmann des Stifts Würzburg, hatte Grumbach gegen große Versprechungen die Wahl Melchior Zobel's zum Bischof nachdrücklich und erfolgreich gefördert. Da indessen der neue Bischof seine Verheißungen nicht erfüllte, so benußte der Ritter einen Streit, in den Markgraf Albrecht von BrandenburgKulmbach, dessen Statthalter er damals war, mit Würzburg sich verwickelte, um den Bischof zur Verwandlung seiner Lehngüter in Erbgüter und zur Abtretung des Klosters Marienborn zu zwingen. Kurz darauf entriß jedoch die Acht, die den friedensbrecherischen Markgrafen mit seinen Genossen traf (1553), dem Reichsritter alles Gewonnene, ja er sah seine Güter selbst der Verwüstung preisgegeben und die Entscheidung des Reichskammergerichts, welche dem Bischof Wiedererstattung des Genommenen auflegte, von diesem mißachtet. Da dachte der Erzürnte sich in gut mittelalterlicher Weise selber zu helfen, den Bischof in seine Gewalt zu bringen. Doch die von ihm gedungenen Leute schossen den Bischof vom Pferde, statt ihn gefangen zu nehmen (15. April 1558) und verschlimmerten dadurch Grumbach's Sache, statt ihr zu nüßen. Um sich zu retten, flüchtete er nach Frankreich und trat in die Dienste Heinrich's II., der damals noch im Kriege mit Spanien war. Und da nun wieder die Ernestiner für ihre Wiederher= stellungspläne an Frankreich Rückhalt suchten, so gerieth Grumbach damals in Beziehungen zu Johann Friedrich (dem „Mittleren“), in dessen erregbarer und durch das Unglück seines Hauses verdüsterter Seele jener Gedanke am lebendigsten war. Die abenteuerlichsten Pläne berauschten Beide und den herzoglichen Kanzler Brück. Mit Hülfe einer allgemeinen Erhebung, zunächst des fränkischen Adels, dachte Grumbach das verhaßte Fürstenthum zu erschüttern und seinem Gönner den Kurhut, wenn nicht gar die Kaiserkrone zu erobern. Mit Hülfe eines Gauners Hans Tausendschön, welcher Engelserscheinungen zu haben behauptete, verstrickte er den Herzog immer tiefer in seine Entwürfe, nach allen Seiten bis nach Frankreich und Schweden liefen die Fäden ihrer geheimen Verbindungen. Der erste Schlag glückte. Von ernestinischem Gebiete aus wurde am 4. Oftober 1563 Würzburg überfallen, die bischöfliche Regierung zur Bewilligung

1576.

Die Grumbach'schen Händel.

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aller Forderungen Grumbach's genöthigt. Doch den Landfriedensbrecher traf auf der Stelle die Reichsacht, und drohend forderte Kaiser Ferdinand I. den Herzog auf, dem Geächteten den bisher gewährten Schuß zu entziehen. Es war umsonst. Der bethörte Fürst zog sich in das feste Gotha zurück, spann weiter an seinen Herrschaftsträumen und verfiel so endlich ebenfalls der Reichsacht (13. Mai 1566). Ihre Vollziehung wurde dem Fürsten, den die Pläne des Ernestiners am meisten bedroht hatten, übertragen, dem Kurfürsten August. Mit 48,000 Mann erschien er im Dezember 1566 vor Gotha. Wol hielt die Stadt mit dem Grimmenstein, von starker Besaßung und zahlreichem Adel vertheidigt, die Belagerung den ganzen Winter über aus; als jedoch die Hoffnungen auf Entsaß und die Geldmittel schwanden, da meuterten Söldner und Bürger, nahmen Grumbach gefangen und erzwangen die Uebergabe, die aber auf Gnade und Ungnade erfolgte (13. April 1567). Die Stadt huldigte dem Herzog Johann Wilhelm.

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Hinrichtung Grumbach's und seiner Genossen. Nach Trenkwald.

Ihre Festungswerke und der Grimmenstein wurden geschleift, Grumbach und Brück, nachdem ihnen die Folter die umfassendsten Geständnisse abgenöthigt hatte, lebendig geviertheilt, mehrere Andere enthauptet. Johann Friedrich wurde nach Wiener Neustadt abgeführt und blieb bis an sein Ende in Haft, die seine Gemahlin, Elisabeth von der Pfalz, mit hingebender Treue theilte. Ihren Tod (8. Februar 1594) überlebte der Gefangene nur wenig über ein Jahr (gest. 9. Mai 1595). Seine Söhne Johann Kasimir und Johann Ernst erhielten allerdings das väterliche Erbe zurück, mußten jedoch zum Ersatz für die Kriegskosten einen ansehnlichen Theil desselben an Kurfürst August verpfänden (Juli 1567), der dann im Jahre 1660 als Neustädter Kreis endgiltig an Kursachsen überging und erst 1815 an Weimar zurückgefallen ist.

Der Ausgang der Grumbach'schen Händel war ein Sieg des Fürstenthums über die lezte Erhebung des deutschen Adels und des mittelalterlichen Fehdewesens, zugleich die Befestigung der sächsisch-albertinischen Macht. Doch er wirkte besonders in leßter Beziehung nicht versöhnend, nur verbitternd und hielt zugleich den theologischen Gegensatz wach, der zwischen Wittenberg und Jena bestand.

Der Türkenkrieg in Ungarn. Es gab nur ein Mittel, um die Nation, die in faulem Frieden und in kleinlichen Händeln zu verkommen drohte, aus diesem Elend herauszureißen: einen großen auswärtigen Krieg, der sie zwang, sich zu einigen und ihre inneren Händel zu vergessen. Und ein solcher war schon da; Sultan Soliman erhob sich zu seinem sechsten und lezten Heereszuge nach Ungarn, als Sigismund Zapolya die türkische Unterstüßung gegen die Habsburger nachsuchte. Dem gegenüber bewilligte der Reichstag von Augsburg im April 1566 eine sehr ausgiebige Hülfe auf drei Jahre, indem er dabei dem Kaiser die Forderung stellte, Ungarn dem Deutschen Reiche einzuverleiben, damit es, wie es von diesem unterstüßt werde, auch seine Lasten und Gefahren theile. Wenn Maximilian II. den großen Augenblick zu benutzen verstand, dann konnte er den Deutschen die zukunftsreiche Bahn nach dem Südosten eröffnen, ihre kriegerische Kraft und den Ueberschuß ihrer Bevölkerung zu gemeinsamen Erfolgen zusammenfassen. An Mitteln fehlte es ihm gar nicht. Das Reich stellte ihm 48,000 Mann, seine Erblande und Böhmen 10,000, an der kroatischen Grenze standen unter seinem Bruder Erzherzog Karl von Steiermark 12,000 Mann, ebenso viele unter Lazarus Schwendi in Oberungarn, so daß, die ungarischen Streitkräfte hinzugerechnet, 80,000 Mann zu Fuß und 25,000 Reiter sich in Ungarn sammelten. Ein einziger großer Sieg, und diese gewaltigen Massen ergossen sich über Bosnien und Serbien, die nur des Befreiers harrten. Aber zu solchen Dingen fehlte dem Kaiser, wenn nicht die Einsicht, doch die Thatkraft. Schon standen seine Truppen bei Komorn, dann bei Raab, als der Sultan am 7. August mit 90,000 Mann Sziget umschloß, das der tapfere Niklas Zriny, einer der bedeutendsten Landherren Kroatiens und bewährt im kleinen Kriege, heldenmüthig vertheidigte. Noch vor der Entscheidung raffte der Tod den greisen Sultan hin in der Nacht vom 5. zum 6. September, doch sein Großvezir hielt die Kunde geheim, bis Alles zum leßten Sturme fertig war. Die Vertheidiger warteten ihn nicht ab, in todesmuthigem Ausfall gingen sie den Türken entgegen, um sich unter den Leichen ihrer Feinde und den Trümmern des Schlosses zu begraben (8. September). Der Vezir gönnte der Leiche Zriny's ehrenvolles Begräbniß, den Sieg zu verfolgen wagte er nicht, er führte das Heer zurück. Müßig hatte Mar dem Todeskampfe Szigets zugesehen, auch den Abzug des Feindes störte er nicht, und mißmuthig löste das christliche Heer sich auf, ohne den Gegner auch nur erblickt zu haben. Schließlich beendigte den unrühmlichen Krieg ein unrühmlicher Friede auf acht Jahre, der die Besitzverhältnisse in Ungarn bestehen ließ und dem Sultan ein jährliches „Ehrengeschenk“, d. h. einen Tribut, von 30,000 Dukaten gewährte (17. Februar 1568). Mit Zapolya kam erst im Jahre 1570 ein geheimes Abkommen zu Stande, in dem dieser gegen Verzicht auf die ungarische Krone als Fürst Siebenbürgens und Oberungarns anerkannt, für den Fall seines kinderlosen Todes den Ständen die Freiheit der Wahl verbürgt wurde. Schon im nächsten Jahre wurde sein Nachfolger der tüchtige Stephan Bathory (25. Mai 1571). Doch Deutschlands glänzende Aussichten waren verspielt, und daheim wuchs die Entzweiung.

Sieg der „lutherischen Rechtgläubigkeit“ in Kursachsen. Auch in Kursachsen nämlich gelangte um diese Zeit das „reine Lutherthum“ zur Alleinherrschaft. Kurfürst August, persönlich ohne wirkliche theologische Einsicht, aber doch so eifrig lutherisch, daß er einmal äußerte, wenn er eine calvinische Ader unbewußt im Leibe habe, so wünsche er, daß der Teufel sie ihm ausreiße, hatte lange Zeit sich überzeugt gehalten, daß die in seinem Lande herrschende Lehre Melanchthon's in allen Punkten mit der Luther's übereinstimmte, sich deshalb auch mit „Melanch= thonisten“ oder „Philippisten“ umgeben, wie Geheimer Rath Cracov, der Leibarzt Dr. Peucer, der Hofprediger Sagittarius (Schüß) und der Superintendent Stößel in Pirna. Zu ihrem Unglück traten diese „Kryptocalvinisten“, wie sie von ihren Gegnern geschmäht wurden, nicht duldsamer auf als die Anderen, ließen vielmehr von sämmtlichen kursächsischen Geistlichen eine Glaubensformel, den Consensus Dresdensis vom Oktober 1571, unterschreiben, die sich dem Calvinischen Lehrbegriff sehr näherte, dehnten sogar diese Maßregel auch auf ernestinische Gebiete aus, als Kurfürst August die Vormundschaft über die Kinder Johann Wilhelm's von Weimar übernahm (1573), ja hier wurden etwa 100 Pfarrer, die sich der Unterzeichnung weigerten, ihres Amtes entseßt. Dadurch allzu sicher gemacht, ließen die Melanchthonisten im

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