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welches beim Aufbrechen eines widerstandleistenden Verschlusses dazu dient, in die vom Brecheisen gemachte Spalte eingeklemmt zu werden, um mit dem leßtern weiter fassen und brechen zu können.

Vormittjom, der Vormittag, mit jüdischdeutscher Ueberseßung des Hauptworts Tag durch Jom, Pl.

W.

Wâlen (ahd. walh), besonders in der Schweiz gebräuchlich, undeutlich, bes sonders in unbekannter Sprache sprechen, die Gaunersprache sprechen; ge=" walt, gesprochen; waldiwern (nur von Bischoff aufgebracht und ihm nach gebraucht), sprechen; über diesen in der Bedeutung sprechen noch immer nicht gaunerpraktischen Ausdruck, sowie über den von Bischoff auch nicht einmal überseßten und erläuterten Ausdruck Waldiwerei s. Th. III, €. 33, und Th. IV, S. 246. Vgl. Welsch.

Waider (ahd. weida, Jagb, weidan, jagen), die Jagdtasche, Tragtasche, Quersack, Reisesack, Waidsack. Synonym mit Reiber (s. d.). Wajiwrach (Wifrach, Vivrach, Wipprach) machen, sich auf- und das vonmachen, entfliehen, namentlich mit gestohlener Beute entfliehen, von Me, fliehen; vgl. Bariach und 192 im jüdischd. Wörterbuch. Dies Wort bezieht sich auf die Anfangsworte in 1. Mos. 31, 21, wo die Flucht Jafcb's von dem durch ihn beraubten Laban mit den Worten erzählt wird: Man 15828, wajiberach hu wecol ascher lo (also floh er und alles was sein war). Daher wird Wajiwrach machen vorzüglich vom eiligen Davongehen der Diebe nach vollbrachtem Diebstahl oder Betrug gebraucht, namentlich wenn die Gefahr der Entdeckung und Verfolgung nahe liegt. Wallnusch (hannov.), der Rock, die Kleidung; verdorben aus dem jüdischd. Malbusch; s. lowasch.

Wamsen (Wamme, Wamms, ahd. huambo, mhd. wamms), auf das Wamms hauen, schlagen, aufhauen, lügen, aufschneiden. Wand (vgl. Decke), Deckung und Sicherung eines stehlenden Gauners, besonders Taschendiebes dadurch, daß nach Umständen vor, während oder nach dem Diebstahl seine Person durch Vortreten einer andern Person oder Vorschieben, Vorhalten einer Sache, z. B. eines Wagens, eines Schirms, einer Kiste, eines Mantels, eines Thürflügels u. s. w. gedeckt und versteckt und der Diebstahl auf diese Weise durch körperliche Deckung vertuscht wird; Wand machen, den Dieb in angegebener Weise körperlich decken.

Wasserratte, Wasserg'spodel (span. spado, Spadille), der Schiffedieb in Häfen und an Flüssen; Fslspr.

Wechochom, Wekochemer (p, wechochom), Intensivform von Chochom, der überaus Kluge, Ueberweise, Superkluge, Klugschwäger.

Weesch (zig. wehsch), der Wald; Weetscher, Weetsch (wehscheskro), der Jäger, Flurschüß.

Wegblättern, s. Platt.

Wegfamsen (ahd. sam, samanon), wegwerfen, von sich werfen; vgl. Samsen und Versarkenen.

Wegweiser, die Landesverweisung; den Wegweiser erhalten, überbaun, ausgewiesen werden.

Weißes, Papier; Weißling, Milch, der Silberzwanziger (Kopfstück, Kasch). Weitling, die Hose (Hannov. hat noch Weitchen), von weit, im Gegensag von Zwängerling, Wamms, Jacke (von Zwang, zwingen).

Welsch, nur bei Thiele und unklar erörtert. Die Etymologie scheint vom ahd. walh, walahisc, fremd, romanisch, italienisch, zu sein, vgl. Th. III, S. 22; und welsch, in Bezug auf Schließwerk, allgemein die von der deutschen und französischen abweichende Schloßconstruction, mithin auch die künstlichern neuern Schließmechanismen (besonders von Chubb, Bramah, Newell u. f. w.) zu bezeichnen. Danach erklärt sich die Bedeutung der Ausdrücke Kleinwelsch, welsch Echeder, welsch Hinterschieber, welsch Vorderschieber, welsch Purim, bei Thiele genugsam. Vgl. Wâlen. Biaschmahandel, Viazmahandel (poln. wiaza), der Betrug mit Nepre reien, werthlosen, aber für werthvoll ausgegebenen und durch das heimlich verabredete Zeugniß eines als scheinbar unbekannt und unverdächtig auftretenden Gaunergenossen als echt und werthvoll geschäßten Schmuckgegenständen, Kleinodien, zu deren Verkauf der Besizer aus irgendeiner trüben Veranlassung, Verlegenheit oder Noth, besonders auf der Reise oder nach stattgehabten schweren Ereignissen gezwungen zu sein vorgibt. Wiaschmahändler, der Gauner, der diesen Handel ausübt, sowol der Veräußernde als der Schäßende. Weil die Wiaschmahändler besonders seit den französischen Kriegen gern für flüchtige Polen sich ausgeben, so wird diese Betrugsweise auch noch mit Polenhandel, Polengehen, bezeichnet, wie die Wiaschmahändler denn auch Polenhändler, Polengänger genannt werden. Auch wird mit Pole, Polen, überhaupt der Kamerad, Genosse, bezeichnet. Von Wiaza stammt auch noch Wiazzef, der verabredete Ort für Gaunerversammlungen, völlig gleichbedeutend mit Emmes und Zinkplay. Vgl. Th. II, S. 210. Wiazzef, f. Wiasch ma.

Biener machen, des Landes verwiesen werden (vgl. Auspreuschen). Schäffer, „Abriß“, S. 405, datirt die zu diesem Ausdruck Anlaß gebenden „Wiener Schubbe" von 1781. Doch findet sich der Ausdruck schon in der Rotwelschen Grammatik von 1755: „Winere machen müssen, das Land verschweren müssen“, also schon in allgemeiner abstracter Bedeutung, míthin auch von noch höherm Alter.

Winde (wenden), die Thür, besonders der bewegliche Thürflügel, Thor- und Pfortenflügel; vgl. Mühle.

Windfang, der Mantel. Vgl.,,Wintfang, mantel" des Liber Vagatorum. Winsel, die Violine; Winseler, der Geiger, Musikant. Fiesellied:

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Wirdi (hannov.), die Karrenanstalt, Festung; zig. wortin, Wagen.
Wisch, die Kleidung, Tuch aller Art, Schnupftuch, Umschlagtuch.
Wittisch, der Gegensay vom Gauner, der Nichtgauner, Philister, Linkische,
Unbeholfene, Dumme. Die Ableitung ist vom hebr. 8, attar, verschließen,

und itter, der Verschloffene, Gebundene, Beschränkte an Hand und Zunge, besonders der sich nicht der rechten Hand, sondern der linken bedient. Auch Wittisch ist biblisch-historischen Ursprungs und bezieht sich (nach Richter, 3, 15) auf Ehud Ben Gera Ben Hajemini, der den Moabiterkönig Eglon mit der linken Hand erstach. Von Ehud heißt es: 12T S, isch itter jad jemino (gebunden an seiner rechten Hand; Luther: „der war link“). Daraus ist Ittisch mit dem intensiven Wav (vgl. W’choch om) entstanden. Wittisch hat auch noch besonders die Nebenbedeutung eines Menschen, von welchem Gefahr und Verrath zu fürchten steht. Wittstock, wittscher Kaffer, Tropf, Einfaltspinsel, der nichts von Gaunerei weiß und versteht. Wittscher Masser, wittscher Masik (Teufel), nur als Schmähwort: dummer Bösewicht, dummer Teufel, elender Verräther. In der Schindersør. ist Wittisch und Wittscher, der nicht zum Abdeckerstande gehört; Wittstock, der die Schindersprache nicht versteht.

Wonim, Wonum, verstümmelt aus Awonim, dem Plural von Ewen (s. d.). Wurf, absichtliche oder durch einen alten Druckfehler herbeigeführte Entstellung für Murf (von Murfel, morfeln, s. Muffen), der Mund, die Speise, das Essen; Wurfplan, die Speisekarte.

Würgen (ahd. wurgjan, würgen, die Kehle schnüren, tödten durch Schnüren der Kehle), nur mit beschränkter Bedeutung für das Abdrehen des Schließbügels (Halses, Zawer) der Vorhängeschlösser mittels der Brechstange, eine Operation, die bei der immer nur schwachen Vernietung des Blechgehäuses sehr leicht zu machen ist.

Wurmer, der Bohrer.

Wutteln (mhd. wudeln, sich in verworrener Menge bewegen, sich vermehren, vervielfältigen), unstet hin- und herfragen und schwagen, überhaupt sprechen, plaudern. Wuttler, der Schwäßer, unsteter, indiscreter Mensch.

3.

Zachkan, Zachkener, 3 chocker (pr, zochak, scherzen, lachen, spotten, spielen, in Schande bringen) und S'choker (p, sochak, mit gleicher Bedeutung), der Spieler, Glücksspieler, Bret- und Würfelspieler, Kartenspieler. Siufer Zachkener, Linkzachkener, Links'chocker, falscher Spieler; zachkenen, zachken, zechken, zchockenen, zchocken (zrocken), lachen, scherzen, spielen; siuf zachkenen, linkzachkenen u. f. w., falsch spielen; vgl. Th. II, S. 274.

Zackin, 3ackum, für Sackin, das Messer.

Zaddik, Benennung des hebräischen Buchstaben 3 (zade) als Abbreviatur von

, zadik (der Gerechte), zur spöttischen Bezeichnung der Polizei, „die liebe, gerechte, fromme Polizei“ (vgl. Pezaddik); Zaddik (Sadek) im Peli, der Wolf im Schaffleide, Gleißner, perfider Mensch; vgl. Tendlau, Nr. 654. Auch hat Zaddik (nach Thiele) die Bedeutung des Brecheisens. Die ganze Etymologie scheint aber auch eine frivole Beziehung auf Jesaias 49, 24, zu sein, wo gefragt wird: pps, im schebi zadik jimalet? fann man dem Gerechten (zadik) seine Gefangenen losmachen?

Zajob (zud), der Jäger; Zede, der Zehrpfennig; Zede lederech, der Reisepfennig.

Zall, zalm, Zalme, Zallmer, Salm, Salme, Sallmer, Sall (von zelem, Bildniß, Crucifir), der Kreuzer; zalmenen, zelmenen, das Kreuz machen, das Kreuz schlagen. Zandik, Zandok, f. Sandif.

Bänker, Zinker, s. 3ink.

Zarfes (nach Lendlau von zarphes, zorphath, 1. Kön. 17, 9. 10), Frankreich, der Franzose (auch Zarfi und Servisch), französisch; beim Nachschlüsseldiebstahl alles Schließwerk, wozu ein Schlüssel mit vollem Rohr erforderlich ist; zarfes Echeder, der gewöhnliche Dietrich mit vollem Rohr; zarfes Vefsiche, französisches Schloß, das sich mit demselben (vollen) Schlüffel von innen und außen schließen läßt. Danach erklären fich alle übrigen, mit zarfes componirten Ausdrücke, wie zarfes Haupter, französischer Hauptschlüssel; zarfes Taltel, zarfes Purim u. s. w.

Zafferten, einen zerreißen, auf wüthende Art zausen, vernichten, zermalmen (nur Hannov.). Die Ableitung ist dunkel, etwa von Zaser, zasern, zerzasern, in Fasern, Fäden, Stücke zerreißen.

Zawer (zawor), der Hals; Zawerle, das Halstuch, Cravatte, Halseisen ; Zawerschneiche, das Halstuch; zawern, an den Hals gehen, den Hals abschneiden, erwürgen, henken, köpfen, hinrichten.

3chocken, s. 3achkan.

Zefire (zophar), die frühe Morgenzeit; Zefirgänger, Zefirhalchener, Zefirschieber, 3efirspringer, Zefirhusener, Zefirhofen, Zefirlatchener, Gauner, welche besonders zur Morgenzeit sich in die Häuser, namentlich in die Gasthöfe und Logirzimmer, schleichen und die schlafenden Zimmerbewohner bestehlen; völlig synonym mit Kodimhalchener (s. Kodim) und Guten morgenwünscher (s. d.).

Zehnling, der Strumpf.

Zemer (zemer), die Wolle; 3emer gefen, Baumwolle.

Zenserei, die Polizei. Zenserer, der Polizeicommissar. Dieser Ausdruck der Filspr. scheint der moderne und correctere Ausdruck für das ältere Sens, Sins, Söns, Sims, Simser zu sein und deutet bestimmter auf die Ableitung von Zent, Cent, von den Centenae der fränkischen Könige, welche die Gaue und Grafschaften zur bessern Handhabung der Justiz in Centenae und Decaniae eintheilten. Davon Zentgraf, Zentgericht u. s. w. Das alte granniger Sims, großer Herr, ist hierher zu beziehen. Vgl. Grannig. Zerschabern (schobar), radbrechen, rädern; Schinderspr. 3gocken (wenig übliches Wort, verdorben aus zu und gucken), nachsehen, ob etwas zu stehlen ist, in die Häuser einschleichen, um dort in dieser oder jener Weise, zu dieser oder jener Zeit, die Gelegenheit zum Diebstahl zu erspähen. 3gocker, der Umherschleicher, Hauseinschleicher. Thiele beschränkt irrig das 3gocken auf das bloße Wäschestehlen auf den Böden. Vgl. Tendlau, Nr. 765. Ziacherl (Zieher), der Taschendieb; Filspr.

Zierlich, zirlich. Die Etymologie und Bedeutung ist noch nicht genau bestimmt. Man findet es zuerst in der Coburger Designation (Th. IV, S. 126): zierliche Maffematte, ein gewaltsamer Einbruch, wo die Leute schlafen", im

Gegensaß von „Massematte bekooch, ein gewaltsamer Einbruch, wo man die
Leute bindet und raitelt“. Hier steht also zierlich im Gegensaß von bez
kooch; deshalb hat man den Unterschied so genommen, als ob beim „zier-
lichen" Massematten die Personen durchgehends geschont und zierlich oder
manierlich behandelt würden, während mit der Bezeichnung des Massematten
,, bekooch" der wilde Sturm und die körperliche Bewältigung der Personen
angezeigt sei. Daher denn auch die directe Ableitung vom deutschen Zier,
zierlich, fein, säuberlich im äußern Betragen. Doch wird der in der Cobur-
ger Designation nicht concise angedeutete Unterschied im Wörterbuch von St.-
Georgen am See (Th. IV, S. 134) bestimmter gegeben, indem dort zierliche
Massematte als „Diebstahl der gut von statten geht“ erläutert wird. Das
führt auf das hebr. 7, zir, und 7, zuro, Gemälde, Bild, Gestalt, An-
sehen, Schick, Vollendung (von W, zur, bilden, vollenden). Im Jüdisch-
deutschen eristirt die geläufige Redensart: Zure und Ponim (Gestalt und
Züge), d. h. in Form und Ausdruck correct, vollendet (was Hand und Fuß
hat). Diese Etymologie stimmt auch im wesentlichen mit dem deutschen
Zierde überein, welches auch Adelung, IV, 1713, geradezu mit in
Verbindung seßt. Die lediglich auf Verschlüsse und Sachen gerichtete Gewalt
könnte auch möglicherweise auf 7, zir, Thürangel, Thür (Winde) führen.
Zierlich, zirlich ist also vollendet, gelungen; zierlicher Massematten,
der ungestört verübte und vollkommen gelungene Diebstahl; zierlicher
Schränker, der Einbrecher, der keinen Anlaß gefunden hat, Gewalt gegen
Personen anzuwenden, da er den Diebstahl ungestört vollführt hat.
Zimbeln, aufzimbeln (von Zimmel, Zimmer, dialektische Nebenform von
Ziemer, membrum genitale tauri, Ochsenziemer, nd. Bullenpesel, Besel;
vgl. Th. III, S. 143), mit dem Ziemer schlagen, durchprügeln, auspeitschen.
Bingeln (züngeln, mit der Zunge hin- und herspielen), schwaßen, plaudern,
zureden; Zingeler, der Schwäßer, Verlocker, Macher beim Kartenspiel:
Gezingel, das Geschwäß, die Ueberredung.

Zink, Zinken (zig. sung, vgl. Th. II, S. 52 fg.), jede geheime Verständigung
durch Laute, Gesten, Mienen, Geberden, körperliche und graphische Zeichen,
das Zeichen, Merkmal, Wink, Parole, Stempel, Siegel, Wappen, Hand-
zeichen. Zinkenen, zinken, zu merken geben, zu verstehen geben, bezeichnen,
beschreiben, signalisiren, erkennen, verrathen; bezinken, beschreiben, bezeich-
nen; abzinken, erkennen, abzeichnen, photographiren; abgezinkt, bei einem
Unternehmen bemerkt und erkannt; 3inker, 3änker, der Polizeibeamte,
Gefangenwärter, Gendarm; Oberzänker, der höhere Polizeibeamte, Polizei-
director, Gefängnißdirector. Jadzinken, Fehmzinken, Grifflingszink,
Zeichen mit der Hand (vgl. Th. II, S. 54); Kenzinken, Kundezinken
(vgl. Ken und Th. II, S. 55); Zinkfleppe, der Steckbrief; Zinkplay,
der Versammlungsort, Gaunerrendezvous, synonym mit Wiazzef und Em -
mes (f. d.). Slichnerzink, s. Slichner; über das Ganze s. Th. II,
Kap. 13-20. Fslspr. hat noch Zink, Hehler, Mitwisser, Einverstandener.
Zippern, s. Sofer.

Bofon, 3ofen (zophan, verbergen), die Mitternacht, tiefe Dunkelheit, der
Norden; Nuach Zefonis, der Nordwind.
Zogern, s. Sogern.

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