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erklärt (wie denn überhaupt im ganzen Werke kein einziger deutschrabbinischer Buchstabe vorkommt) und sonderbarerweise auch das Currentalphabet erläutert wird, ohne daß die erläuterten Buchstaben dabei gedruckt sind. Dafür sind breite Lücken gelassen, vermuthlich um von Kennerhand die Currentbuchstaben hineinschreiben zu laffen. Der bis S. 30 reichende Bericht" ist völlig unverständlich und unbrauchbar. S. 30 folgt noch einmal ein Wörterbuch nach alphabetischer Ordnung. Das ganze Buch hat viel arge Entstellungen und Druckfehler und ist als grammatisches Lehrbuch durchaus unbrauchbar. Die Vocabeln sind aber ganz in der volksthümlichen Weise gehalten und erläutert, wie sie noch heute im Munde der Schacherjuden lebendig und gebräuchlich sind.

Die ungeheuerliche Dürftigkeit der grammatischen Darstellung mußte weit mehr als der etwaige Beifall der Leser den Verfasser bewogen haben, im folgenden Jahre das Buch in anderer Auflage erscheinen zu lassen unter dem langen, ungestalteten Titel:

„ 78 780. Im 5. Buch Mose am 1. Kapitel. Neu Vermehrtes und zum zweytenmal aufgelegt-verbessertes Vocabulorum Hebraeicum (sic!). Darinnen ein vollkommener Bericht und Information, wie und auf was Art das hebräische Schreiben, Lesen und Reden am besten und kürzesten zu begreiffen und zu erlernen ist. Und ist dieser Unterricht nach der rechten Jüdischen Pronunciation herausgegeben, von einem Convertiten, Namens Christoph Gustav Christian. Und bey dem Autore zu haben. Nürnberg. Gedruckt im Jahr MDCCXXVIII." Diesmal hat das Buch voran eine „Specification oder Verzeichniß“ (Inhaltsregister) und eine kurze, nichtssagende Vorrede. Dann kommt wieder das materienweise geordnete Wörterbuch, die unglückliche hebräische Buchstabentabelle und dann die Anleitung zum Lesen und Schreiben, welche freilich etwas anders als in der ersten Auflage, aber nur noch verworrener und unbrauchbarer ist. Das nun folgende alphabetisch geordnete Wörterbuch ist wesentlich bereichert und auch correcter. Nur tritt der Verfasser in den Wortformen aus der ursprünglichen Volksthümlichkeit heraus und wird im Ausdruck affectirter und manierirter, ohne doch die grammatische Correctheit

zu treffen. Im ganzen Buche findet man ebenfalls keinen einzigen deutschrabbinischen Buchstaben.

Es ist merkwürdig, wie dies Buch, welches vermöge seiner zwei Auflagen doch jedenfalls Verbreitung gefunden haben muß, dennoch den Juristen so durchaus unbekannt geblieben ist, daß das jüdischdeutsche Vocabular im Supplement der koburger Designation des jüdischen Baldobers (vgl. Th. I, S. 232), obschon es in Wort, Form, Sinn und Deutung hart an Christian's Wörterbuch streift, ganz und gar keine Rücksicht auf Christian genommen hat, obgleich die ganze berühmte koburger Untersuchung fast auf demselben Boden stattfand, auf welchem Christian's Wörterbuch entstanden war. Dieses Nahesein und doch nicht Zusammentreffen ist charakterisch für die Justizpflege, für die Stellung der Juden und für die Geltung der Judenmission in damaliger Zeit. Zu welchen Entdeckungen und zu welchen Resultaten für Justizpflege und Polizei hätten diese Berührungen geführt! Am Schlusse führt der Verfasser noch 24 Broches oder Segenssprüche des jüdischen Hausvaters an, sowie ein jüdischdeutsches Gespräch zwischen zwei Handelsjuden und ein theologisches Gespräch zwischen einem Studenten und einem Juden, welche man in spätern ähnlichen Büchern wiederholt abgedruckt findet, welche jedoch in sprachlicher und anderer Hinsicht nichts besonders Merkwürdiges enthalten.

,,Kurze und gründliche Anweisung Zur Teutsch-Jüdischen Sprache, Aus welcher nicht nur-Teutsch-Jüdisch zu schreiben und zu lesen, sondern auch zu sprechen kann erlernt werden, So wohl den Studiosis Theologiae, als auch denen Handels-Leuten, Und allen denen, die mit Jüden zu correspondiren oder sonst zu thun haben, zum besten entworffen von PhilogLotto" (Freiberg 1733). Der pseudonyme Philoglottus (sein wirklicher Name ist J. P. Lütke) wird schon dreister. Er hat das Buch dem Herzog Johann Adolf von Sachsen mit einer kriechenden Vorrede gewidmet, welcher ein dürftiger, Vorbericht an den Lefer" folgt, mit der Behauptung, „daß das Jüdische ein Dialekt des Hebräischen sei“. Von diesem Standpunkt geht der Verfasser denn auch in der auf neun Seiten sehr mager und undeutlich abgehandelten eigensten Gram

matik aus, welche aber keinen Begriff von judendeutscher Grammatik, ja nicht einmal vom Lesen gibt. Ueberraschend ist die erste Seite, auf welcher man das jüdischdeutsche Alphabet mit schönen, großen, fetten deutschrabbinischen Lettern, wie man sie nur bei den ältesten baseler Drucken antrifft, erläutert findet. Doch ist diese erste Seite auch gerade nur die beste Seite des ganzen Werkes. Sonst ist alles platt, lückenhaft und unbrauchbar, und der als einzige Leseübung gegebene kurze jüdischdeutsche Wechselbrief auf S. 4, welcher bis zur vollen Unverständlichkeit von Schreib- und Druckfehlern wimmelt, durchaus schlecht und ungenießbar. Das deutsch-jüdischdeutsche, alphabetisch geordnete Wörterbuch), S. 10— 59, ist im volksthümlichen Tone gehalten, führt aber auch, über die bloße Vocabulatur hinausgehend, hier und da schon einige geläufige Redensarten auf, welche allerdings ein Fortschritt in der Lerikographie sind. Obwol nicht frei von entstellenden Druckfehlern, ist es doch bei weitem besser und correcter als die ganz unnüße Grammatik. Doch ist im Wörterbuch zu beklagen, daß das Judendeutsche überall nur mit lateinischen Lettern gedruckt ist. Mit Ausnahme der misrathenen Probe S. 4 des Buchs scheint der Verfasser sich nicht zugetraut zu haben, ein correctes Wörterbuch mit deutschrabbinischen Lettern redigiren zu können. Am Schluß gibt Philoglottus, noch eine anderthalb Seiten lange Leseprobe, welche mit der etwas sonderbaren Einleitung hier Play finden mag:

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Schlüßlich will ich noch einige Nachricht von der Cabala Teutsch-Jüdisch anher seßen, daraus man sich zugleich einen Begriff machen kann, wie das Teutsche und Jüdischhe mit einander vermischet wird.

Daß die parjisreilische Emone hajom aus hak' hevel hevelim besteit, fon man maskir sey aus den souds, welche die Rabbonim aus der Cabolo hab'n mamzie gewesen, und sellen den ben odem vor Kammo roos un Skono meschamm'r sey. Selche senne die stus von die Nägel an die Etzpaim abzuchatchene, dou sie Kousef sey, daß man erst b'jad smol foll anheiben, an K'mizo, d'rnoch den Ezba, d'rnoch den seres un

den gudd'l, d'rnoch den Ammo, und b'jadjemin soll man haschono1) ousse sey an gudd'l seres, Ammo un Ezba un d'rnoch an K'mizo. Wer seh m'kayem is, über dem kan kahn gaslen oder Rozeiach habn Koach" 2) u. s. w.

„Jüdischer Sprach-Meister Oder Hebräisch-Teutsches WörterBuch. Darinnen Zur Erlernung derjenigen Redens-Arten, deren · sich die Juden in ihrem Umgange gegen einander zu bedienen pflegen, eine leichte Anleitung, Sammt einem kleinen Anhang von der Juden Cabbala mitgetheilet wird. Zum allgemeinen Nußen heraus gegeben von Bibliophilo" (Frankfurt und Leipzig 1742). In diesem dem Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich zu Brandenburg gewidmeten, mit einer Vorrede an den „hochgeneigten Leser“ versehenen Buche, welchem wieder die unvermeidliche Christian'sche Buchstabentabelle vorgeheftet ist, kann von einer Grammatik nicht die Rede sein. Auch enthält es keinen einzigen deutschrabbinischen Buchstaben. Desto besser ist aber der pseudonyme Bibliophilus in das jüdische Volksleben und dessen Sprache eingedrungen. Er erkennt auch den Misbrauch der Sprache zu verbrecherischen Unternehmungen von seiten der,,Bal-dower und ihrer Cochumen und Achproschen". Bei der Reichhaltigkeit und überraschenden Correctheit des Wörterbuchs, welches sich auch auf manche volksthümliche Redensarten, Sprichwörter und absichtliche Wortver

1) Das ist einer von den vielen auch im Wörterbuch S. 12 wiederholt vorkommenden Fehlern. Der Anfang ist hascholo, vom rabb. 3, tochal, den Anfang machen. Vgl. Selig, „Lehrbuch“, S. 338, und das hebr. Sņ, chalal, Hiph,, hechel, durchbohren, anfangen.

2) Von diesem seltsamen Stück jüdischen Aberglaubens gibt Philoglottus selbst (S. 61) die Ueberseßung: „Daß der Ifraelitische Glaube heute zu Tage aus lauter Fabeln bestehet, kan man aus den Geheimnüssen, welche die Rabbiner aus der Cabala gezogen haben, abnehmen, als die den Menschen, für allerley Böses und Gefahr behüten sollen. Dergleichen sind die Gebräuche von dem Abschneiden der Nägel an den Fingern, da sie schreiben, daß man erstlich von der linken Hand soll anheben, an den vierten, ferner den Zeiger und MittelFinger, endlich den kleinen und den Daum; An der rechten soll man den Anfang vom Mittelfinger, dem Zeiger, kleinen Finger, darnach den vierten und endlich den Daum machen. Wer dieses hält, über den kan kein Mörder oder Räuber Macht haben.“

drehungen ausdehnt, ist das Buch durchaus beachtenswerth und brauchbar, namentlich da noch anhangsweise von S. 82-126 als Leseprobe eine Auswahl jüdischdeutscher Gespräche beigefügt ist, welche durchweg als behende, geläufige und treffende Specimina der jüdischdeutschen Volkssprache gelten müssen, weshalb auch ein Theil dieser allen andern manierirten und ungelenken neuern Proben derart entschieden vorzuziehenden Gespräche zum Abdruck kommen soll. Der letzte Anhang enthält wieder das Philoglottische Probestück der Kabbala, von welchem oben die Rede gewesen ist.

Der Hebräisch - Teutsche Sprachmeister, das ist, eine sehr leichte Methode, wie ein jeder Beamter, Rechnungs- HandelsKauf- und Wechsel-Herr im Handel und Wandel mit den Juden die Hebräische Sprache nach der heutigen rechten Art, Mund- und Aussprache, ohne Beihülfe eines Sprachmeisters selbsten erlernen, verstehen, lesen und schreiben kann, als ein Land- Reise- und Hausbüchlein aufgesezt und herausgegeben von Gottfried Paul Theodor, Converso" (Tübingen 1765). Dieser Sprachmeister ist im Grunde nichts anderes als eine neue Auflage des famosen Vocabulorum Hebraeicum" (vom Convertiten Christoph Gustav Christian). So wenig wie dieses enthält das ganze Buch irgendeine deutschrabbinische Letter. Das Lerikon ist ganz nach der von Christian gewählten Eintheilung geordnet und handelt wie dieser zuerst (S. 16—53),,von der Gottheit; von der Schöpfung; von dem menschlichen Geschlecht; von den menschlichen Gliedmaßen". Dann wird eine Vocabulatur,,von den Tugenden des Menschen" und von den Lastern oder Untugenden des Menschen" eingeschaltet, und dann geht es mit Christian weiter,,von des Menschen Ehren- Aemtern und Dignitäten" u. f. w., bis S. 53-80 ein ebenfalls alphabetisch geordnetes Vocabular angehängt wird. Das ganze ebenfalls nur mit deutschen Lettern gedruckte Wörterbuch ist zwar reichhaltiger als Christian's,,Vocabulorum", wimmelt aber ebenfalls von Druckfehlern und ist daher auch nur mit Vorsicht zu gebrauchen, obschon es ganz im jüdischen Volkston gehalten ist. Die Grammatif (S. 5-16) ist ebenso fümmerlich und verworren wie die Christian'sche, sodaß es sogar unmöglich ist, auch nur

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