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mit denen die jüdischen Studien vertraut machten 1), verschiedenen Ausdrücken aus der Sprache des täglichen Lebens 2) und einigen andern Gegenständen, die man absichtlich nicht mit dem deutschen Worte benannte. 3)

2) Compofitionen des Hebräischen und der Landessprache in vierfacher Weise. 4)

3) Ungebräuchliches oder fehlerhaftes Deutsch, theils in Anwendungen für die jüdischen Gebräuche ») und in Judaismen aller Art 6),

, כלומר, ודאי הלואי דוקא בשלמא, בקי, אדרבה . . .c) (1 , , ,ממה,

1) z. B.

תאמר קשיא, פשיטא, עקר ספק נפשך

הבל, דלות, דאגה גנב, גדלה, ברגז בקשה,אלמנה אכילה : (.) (2 להכעיס, כלה, כבוד, יתום, יקרות, טרחה, טעם, חן, חרוש, זמן, זכרון הלוך פרנסה, פנים, עשירות, עצל, סעודה, סוחר, נקמה, נפל, משפחה, מזל, לשון תקיף תכלית שנאה שמחה שקר שליח רשות רוח קרוב, קצין צרות צער . . . שקין, צלם, נוצרי, משמד, גזרה, בלבול (.6) (3

מהנה, מבזה מתיר, מציל, ממית, נוהג, יוצא טעה, גזר, ברק .8 .3 ,ticipium

4) (f.) Nämlich 1. das deutsche Hülfsverbum sein zu dem hebräischen Par

w¬na, 70310, Napa, 178, jphp; 2. deutsche Flexionen hebräischer Wörter, z. B. Verba durch die Endfilben en oder n (78, 0, 1, 7, 17, 2, 77) und die Vorfilbe ver (21977); Adjectiva (PT-3230, 217–27, 7-D aus und ich) u. s. w. ; 3. Zusammenseßungen, als ¡D–57 (ein Armer, von“, d. i. ein Unbemittelter von Stande), wmph), d. i. die Feierlichkeit, wenn dem Kinde der deutsche (profane 4) Name gegeben (ausgerufen, ¡7) wird, f. R. Moses Minz, Rechtsgutachten, Nr. 19; 4. zu Wörtern erhobene Abbreviaturen, z. B. 4 (Reichs-Thaler).

verderbt) חול

5) (a. S. 440) z. B. aufrufen (zur Thora), lernen (als religiõses Studium), sagen (77 u. dgl.), geben (den 770).

6) (b.) Dazu gehören: unrichtige Aussprache und Schreibung (au für o, ¡728 für` achtbaren, gel für gelb, f. S. 201, Note 2), eigene Flerionen und Constructionen (heit statt keit, mir statt wir, neiert statt nur), besonderer Gebrauch der Wörter (z. B. einen Schüler ausstellen, zwicken, Schule, sich kriegen statt streiten, gerecht sein statt recht haben), Redensarten und Sprichwörter (272 wb, jon Smie, e0"L DN1), willkürliche Bildungen, z. B. jüdischen (beschneiden), tätschen (auf dem Schaufer blasen, vgl. ). Manche Wörter weiß ich nicht genügend zu erklären, 3. B. bimelch (gelassen oder sanft, f. Wagenfeil, „Belehrung“, S. 308, 309),' Gimgold, Grais (Fehler, A), Ketowes (Räthsel), leinen (jūd. Theriak, f. 4a, 13, lesen. Zunz vergist hier das Rabb. 4, vgl. Targ. Jerusal. zu Deuteron., 32, 30), T (Tos. Meila, f. 17b, eine Art Gnom), patschen, ehrfeigen."

theils in einer beträchtlichen Anzahl von alten, veralteten oder provinzialen Ausdrücken bestehend. 1)

4) Aus der Fremde stammende Aussprache und Wörter.“2)

1) (c.) z. B. as (daß, vgl. Hebel, „Allem. Lieder“), Beem (Bäume, vgl. Böme, bei Grimm,,,Deutsche Grammatik“, I, 653), Befelch (schweiz zerisch), bißel (wenig, vgl. Hebel), Breiluft (Hochzeit, schon bei Ottfried und im Schwabenspiegel, vgl. Wachter,,,Spec. gloss.", S. 163; Grimm, II, 195), bucken (älteres Deutsch), derheim (daheime, Nibel., 2116), enk (ihr, vgl. Grimm, I, 340), eppes (etwas, schweiz. öbbes), Ette (Vater, vgl. Hebel, a. a. D.; Wachter, a. a. D.. S. 70), forchten (vgl. Nibel., 9181; Grimm, II, 207), Gegitter (vgl. Luther, „Prov.“, 7, 6), Gewinnerin (Kindbetterin), gleich (wißig) reden (vgl. Heynah,,,Antibarbarus", II, 64), Gebird (Geflügel, ist angelsächsisch, vgl. Grimm, II, 236; engl. bird), greinen (schreien, ist mittelhochdeutsch, vgl. Grimm, a. a. D., S. 13), Grüben (Reste von ausgesøttenem Fett, vgl. Hebel), geschach (vgl. Nibel. 3270, die Vorsilbe ge in gesinden u. s. w. ist althochdeutsch), heint (heut, vgl. hinto in der Schweiz), Huzel (getrocknetes Obst, ist süddeutsch), ißundert oder jeßund, jedweder, Jungling u. dgl. m. (vgl. Nibel., 7362, 6746), kussen (bei Nibel. chussen), Krein (provinzial für Meerrettich, welches Wort ebenfalls ublich war, vgl. Commentar zu Alfasi Pesachim, c. 2, f. 13a), königen (altdeutsch), Kuchel (Kuchen) oder Kugel; die Sabbatspeise (vgl. Margaritha, „Der jüdische Glaube“, S. 28; Matthäi,,,Sabbath“, S. 84; Anton, „Gebräuche u. s. w.", II, 29), lugen (sehen), Labbich (Narr, ehemals Lapp), Legel (Schlauch) und Leilach (fämmtlich älteres Deutsch), min (mehr, alt= deutsch me), Marmelstein (Nibel., 1631), mitsammt (ebend., 120), nit eder nischt (altd. und schweiz.), nu (Nibel., 1912), preichen (keuchen, vgl. prauschen bei Heynaß, a. a. D.), rudeln (s. Adelung unter Nudel), stiffen (vgl. althochd. stieben), Schlatten (deutsch Schlote), schlippern (schlüpfen), Spendel (althochd. Spenala), Sch wäher (swehr bei Nibel., 4305, hat Luther), Sach (ebend., 1620), Sun (Sohn, vgl. funu), Söll (ist schwedisch, vgl. Schwelle), Tate (Vater, vgl. Wachter, a. a. D., S. 71), toren (dürfen, vgl. geturren, Nibel., 5868), umholfen (vgl. helsjan, ist veraltet), vereilen (versäumen), verzucken (für das hebr. 572, soviel als entrücken, ist veraltet), Wärmbde (sagte man im 16. Jahrhundert), weder (statt als), wellen (wollen, vgl. Nibel.), Zimmis (vgl. Hebel), 3wehl (ist Provinzialismus, vgl. Zwillich), 3agel (Schweif, mittelhochd.).

2) (a. S. 441) z. B. Almemor (schon bei Naschi zu Succa, f. 51b; Sota, f. 41a; vgl. Margaritha, a. a. D., S. 261, der es falsch von memoria ableitet, vgl. Conde,,,Geschichte der Mauren", Th. II, Kap. 49), babbeln (babiller), benschen (benedicere), Breitel (baretta), chodsche (obgleich, polnisch, chociaz, choc), entspausen (N. Jakob Levi, Rechtsgutachten, Nr. 101; vgl. sposare), Gerimsel (797, Tosafoth Pesachim, f. 37,

ורמוליך

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So klar diese kurze Darstellung auch ist, so überrascht es ganz abgesehen davon, daß manche in den Noten angeführte Beispiele keineswegs richtig aufgefaßt, abgeleitet und erläutert find doch sehr, daß Zunz bei seiner scharfen und glücklichen Bezeichnung der Elemente des Judendeutsch, im Widerspruch mit dieser Darstellung und den von ihm in seinen Noten zahlreich angegebenen Beispielen, welche, bei überall richtiger Ableitung, seine historische Ansicht geradezu widerlegen, über das Alter des Judendeutsch so leicht hinweggeht und S. 438 die eigentliche Heranbildung desselben erst dem 16. Jahrhundert zuweist und es auch nur in dem Abbruch aller Gemeinschaft der Juden mit dem deutschen Volke im Leben und in der Wissenschaft begründet findet, während

Piske Tos., ebend. Kap. 2, Nr. 120, 72 in bus, ed. Crac. 1579, f. 15a, 1711 bei пp17, §. 340, am richtigsten wr27 in More dechai,,,Berachoth", Kap. 6; vermicelle, eine im Topse gebackene Mehtspeise), Jilgentag (von Gilge, franz. Giles, der Aegidientag oder 1. Sept., vgl. Biblioth. Uffenb., S. 114, 283), Kaulesch (ein Backwerk, vgl. R. Salomo Luria, Rechtsgutachten, Nr. 57, poln. kolacz), Kreppchen (2′′20, f. 109 ¶, 111, Piske Tosaf. zu Pesachim, Nr: 102, Mordechai zu Beza, Kap. 2, 72, ed. Cremon., f. 23b, ital. crespello, franz. crêpe, Gebackenes), Lockschen (77911 11129 7137, a. a. D., „Gerimsel“), Luzer (lucerna), Milgraum (melagrana), nebbach (leider oder Gott bewahre; scheint polnischen Ursprungs), Nitel (natale, Weihnachten), oren (orare), Pilzel (pulcelle), pregeln (rösten, ital. frigere), planjenen (piagnere, plango) Plett (billet), Ploten (Schürze u. dgl., poln. plotno, Leinwand), preien (einladen, prier), Polisch (vor der Synagoge, etwa Palas, Nibel. 2057?), in die Duist (quisten holländ., verschwenden), Sandek (7720, früher Op20, vgl. Jalkut. Pf., f. 102a unten, Syndikus), Sargenes (77, §. 316, f. 52a, Hagadoth Maimonioth zu Sabb., Kap. 30, 777 f. 53; vgl. sargano, sargia, bei de Rossi,,,Var. Lect.", Th. I, S. CLX ist surcot), Schalet (bei den deutschen Juden die Sabbatspeise, vgl. Anton,,,Gebräuche“, II, 29; Bodenschat, II, 152. Das hebr. 127 kommt in 7, Nr. 70, ver: hawa pen bb bbw, vgl. ital. scaldato), Schkedeln („Handlexikon der jüdischen Sprache" [Prag 1773], S. 158, vgl. scatola), Spinholz (bereits 72, f. 32, vgl. Schudt, Th. IV, Forts. 3, S. 84, eine der Hochzeit vorangehende Lustbarkeit, stammt von dem ital. spinalzare, in der Vulgärsprache spielen und sich belustigen), Tenar (die Hand, Sévap), tornen (tornare), Trop (Raschi zu Kidduschim, f. 71a, 2, f. 49, ver: muthlich τpóños), uzen (vgl. uciecha, Belustigung), vernannt (holländ. vernaamd).

er die gerade in der Sprache so charakteristisch bezeichnete Zusammenschiebung und Vermischung der ganzen Eigenthümlichkeit und hinwiederum die Bewahrung der starren Besonderheit und Originalität jedes der beiden zusammengerathenen volksthümlichen Factoren nicht gehörig beachtet und hervorhebt. Führt Zunz z. B. aus dem Commentator des Alfasi (s. S. 201, Note 2) das Wort 7772, Mörser, und ebend. 77278, Erbern 1) (Erdbeeren), und Sy, gel (gelb), an, so sind diese durchaus althochdeutschen Wörter keine specifischen Beweise von dem,,richtigen Deutsch der Juden in den frühern Jahrhunderten", sondern überhaupt nur einfache Beispiele davon, daß die Juden deutsche Wörter gebrauchten und mit hebräischen oder deutsch-rabbinischen Buchstaben richtig wiedergaben. Da= gegen finden sich in den allerältesten, weit vor das 16. Jahrhundert reichenden Urkunden der Gaunersprache die farbigsten jüdischdeutschen Wörter und noch dazu oft so durchaus germanisirt, daß man daraus auf einen schon sehr alten Uebergang in den Volksmund und auf einen schon sehr langen Bestand darin schließen muß, wie 3. B. im Vocabular des züricher Bürgermeisters Gerold Edlibach vom Jahre 1488 divret, gefächen, von ; wittich, tor oder nar, von , verschließen, an Hand und Zunge gelähmt, linfisch sein (vgl. Th. I, S. 12); buß, hus, von Me, Haus; alcha, gan, von, gehen; joch hem, win, von 2, Wein, u. s. w. Selbst unter den elf Vocabeln des noch 100 Jahre ältern Notatenbuchs von Dithmar von Meckebach 2) finden sich entschieden. jüdischdeutsche Ausdrücke, wie Ebener, lusores, nicht (wie Hoffmann von Fallersleben erklärt) von falschen Würfeln, Paschwerfen oder,,eben werfen", sondern von, eben, ewen, Stein, weil alle Wurf- und Würfelspiele ursprünglich mit Steinen oder steinernen Würfeln gespielt wurden, während die knöchernen Würsel sehr viel später vorkommen; Schenenwerfer, reseratores

1) Vgl. Th. I, S. 46, Note 3, Ulrich von Reichenthal über das Kostnißer Concil: „Das man inn dem Aychorn guten erbern weyn schenkt“ u. s. w.

2) S. Rotwelsch von Hoffmann von Fallersleben,,, Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst“, Bd. I, Heft 2, S. 328 fg.

serarum cum uncis, nicht (wie Hoffmann erläutert) von Schene, Schiene, schienenartige Befestigung, sondern von , schen, Zahn, weil die Schlösser mit den uncis (Echeder) wie mit einem Zahnbrecherinstrument aufgebrochen werden; Nusser, fures denariorum ex peris, nicht (wie Hoffmann sagt) vom ahd. nuscari, Spangenmacher (?), sondern wol vom chald. D, abfallen, von Laub oder Früchten, abschütteln, abstreifen, also den Ranzen, den Geldgürtel leicht machen, plündern u. s. w. Ein sehr bedeutsames Zeugniß für das hohe Alter des Judendeutsch gibt schon J. Burtorf, welcher zuerst die Aufmerksamkeit auf dasselbe lenkte in seinem ,,Thesaurus grammaticus linguae sanctae hebraicae", S. 639, 640 (Lectionis Hebraeo-Germanicae usus et exercitatio): „Neque certe et haec res suo fructu caret. Etenim characteres ejus scripturae (Hebraeo - Germanicae) accurate nosse, non solum ad Germanica legenda prodest, sed et ad Hebraea ipsa manuscripta. Testantur id bibliothecae principum, et vel una maxime Illustrissimi Electoris Palatini, aliarumque Academiarum inter Christianos, in quibus aliqua manuscriptorum Hebraicorum copia est: testari poterunt id singuli, qui manuscriptos libros Hebraicos habent. Hi non tantum quadrato biblico, sed et Germanico charactere exarati sunt. At quotusquisque inter nostros reperitur, qui eos vel legat vel intelligat? In talibus autem, quin multa arcana contineantur, quae historiam Hebraicam mirifice illustrarent, si a peritis legerentur, nihil est dubitandum. Sic Judaei in literis quotidianis familiaribus et quibuslibet scriptis suis communiter hodie eodem charactere utuntur. Ista legere nemo poterit, nisi hujus scribendi rationis peritus. Testis sit pulvis, qui tales libros ubertim operit. At Germanicam linguam characteribus Hebraicis describere, hodie est usitatissimum. Sic inter se non tantum vulgaria quaeque Germanice scribunt, sed et plurimos libros in Germanicam linguam conversos habent, et in dies plures convertunt."

Den entschiedensten Beweis für das hohe Alter des Judendeutsch, welches mit dem Colonenthum der Juden auf deutschem

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