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Zur Widerlegung derer, die auf Grund biblischer Ausdrücke die menschliche Thätigkeit entweder der Seele oder dem Körper allein zuschreiben, macht er die allgemeine Bemerkung, dafs die Sprache, wo eine Thätigkeit drei oder auch vier Dingen (Organen) gemeinschaftlich zukommt,

تنسبه تارة dieselbe bisweilen nur Finem von ihnen beilegt wi . B. aur الى الاول وحده وتارة الى الثاني وحده البخ

z.

Rede fünf Organe nothwendig sind und es doch nur heifst (Ps. 71, 15): 778 700' 'D, (das. 35, 28): "whi

ferner (Hosea ; שפתי ישבחונך : (63,4 .und das תהגה צדקך

.(' קרא בגרון אל תחשך : (581 .und (Jes אל חכך שפר :(

8, 1): 1):

So bediene sich die Schrift auch öfter der Ausdrücke Seele“, „Körper“, „Gebeine" oder auch „Haut" allein, wobei aber nur der Mensch in der Totalität seines Wesens () gemeint sei, ja oft sogar schreibe sie eine dem Körper und der Seele gemeinschaftlich zukommende Thätigkeit nur einem einzigen (körperlichen) Gliede zu,

,בכיתה לא ישכנו רגליה : (7,11 .wie in den Worten (Spr

.u. a. m אם חכי לא יבין הוות: (30 ,6 .und das תלן עיני

(das. 31, 13): m'pa yona wymi, (Job 17, 2): DN178731

So liefern ihm die Vernunft und die Schrift sichere Beweise dafür, dafs Körper und Seele etwas gemeinschaftlich

sind انهما فاعل واحد) Thätiges

1) Dafs Saadia die beiden letzteren Beispiele gewählt hat, von denen besonders das erste, wo doch nur statt steht, nicht recht pafst, ist auffallend.

*) Auf diese Weise tritt er auch jeder materialistischen Auffassung, die er schon früher zu widerlegen suchte, entgegen. Was die Gebeine betrifft, so wendet er sich mit seinen Worten besonders gegen den Karäer Benjamin Nahawendi, der auf Grund von Ez. 32, 27 :

כל עצמותי תאמרנה ה' מי : 10 ,35 .und Ps ותהי עונתם על עצמותם כמוך

die Ansicht aussprach, dass in dem menschlichen Thun Alles auf

Wie treu auch der klare Denker sonst bei seinen Forschungen der Leitung der Vernunft folgt, so kann er doch, was besonders die Eschatologie betrifft, dem Einflusse seiner Zeit sich nicht ganz entziehen. So hält er auch an dem Bilde fest, das bei Juden und Muhammedanern die Phantasie der Gläubigen vom Todesengel sich geschaffen und sucht es auf die biblischen Stellen: 1 Chr. 21, 16, wo von Bisw 1377 die Rede ist, Ezech. 1, 3, wo der Prophet das Angesicht der

.schaut, und das כגחלי אש בוערות כמראה הלפידים Chajote,

10, 12, wo ihm die „Ophanim“ als □ □' erscheinen, zu stützen1).

So erklärt er auch das Erzittern Davids vor dem Schwerte des Engels" (1 Chr. 21, 30) ganz nach der Haggada als Grund davon, dafs er nicht warm werden konnte" (1 Kön. 1, 1). Im Midrasch heifst es nämlich : 7

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וחרבו בידו נצטנן דמו מיראתו דוד את המלאך

...

Mufs man sich auch über solche Einwirkung volksthümlicher Vorstellungen auf einen so klaren Geist wie Saadias wundern, so darf doch nicht vergessen werden, dass auch grofse Männer sich nicht ganz über ihre Zeit und Umgebung zu erheben vermögen. Es kann, wie Hegel

richtig sagt, Niemand über seine Zeit wahrhaft hinaus, 80 wenig wie aus seiner Haut").

wahrend diese(المعوّل من الكلّ على العظام) den Gebeinen beruht (كتب التشريح nach den Schriften der Anatomie

doch nur den

Körper des Menschen bilden. Vgl. über diesen karäischen Lehrer
Grätz, Gesch. V, 228 ff. und die Noten 17, III und 18, II; und zur
Stelle Guttmann a. a. O. S. 205 ff.

1) Bezüglch des Letzteren s. „muhamm. Eschatol." S. 21 und zum Gegenstande vgl. auch Gazâli's la perle précieuse p. L. Gautier p. 15 (ar. p. lv).

*) Hat doch z. B. Aristoteles in der Auffassung der Sklaverei sich von den beschränkten und das Menschenwesen entwürdigenden Ansichten

Mancherlei Einwirkungen dieser Art begegnen wir bei Saadia besonders in dem siebenten, von der Belebung der Todten handelnden Abschnitte, in welchem der Religionsphilosoph vor dem Naiv-Gläubigen gar häufig zurücktritt.

Beiläufig sei erwähnt, dafs die Ueberschrift desselben

-dagegen die ande, في احياء الموتى فى دار الدنيا : nur lautet

ren, in der uns vorliegenden, hier überhaupt (vermuthlich durch die Schuld der Abschreiber) ganz verworrenen hebräischen Uebersetzung vorkommenden Worte nur Hinzufügung des Uebersetzers sind. yn nya giebt nur insofern das „in dieser Welt" richtig wieder, als Saadia die Auferstehung mit der (im Diesseits stattfindenden) Erlösung zusammenfallen läfst.

אני אמית ואחיה מחצתי ואני ארפא (32,39 .Die Worte (Deut

deutet er ganz in rabbinischer Weise auf die Zeit der Auferstehung, oder, wie er selbst sich ausdrückt, nyji p↳ 3. Denn damit sei nicht das Tödten der Einen und das Beleben der Anderen, wie die Weltordnung es mit sich bringe"

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gemeint, sondern امانة قوم واحياء غيرهم على بنية العالم)

durch das NON N'Y werde ausdrücklich gelehrt, dass wie der kranke Körper selbst es ist, der geheilt wird, so auch der todte Leib der, welcher wieder ins Leben ge

كما كان الجسم الممرض هو بعينه المشفى كذلك) rufen wird الجسم الممات هو الجسم المحيى

seiner Zeit und seines Volkes nicht frei machen können, so dafs er die Sklaven für nothwendig zum Haushalte der freien Hellenen und darum zum blinden Gehorsam verpflichtet ansieht (Polit. 1, 3-5: 1, 13; vgl. auch Poët. 10, 15) und ihnen die Möglichkeit zur Erlangung der Glückseligkeit abspricht (Eth. Nic. X, 6, 8). Und thut diese engherzige Auffassung unserer Bewunderung seines erhabenen Genius und des griechischen Geistes überhaupt irgendwie Eintrag ?

1) Das Obige ist eine fast wörtliche Wiedergabe talmudischer

Von der rechten Auffassung des Lebens ausgehend, sagt er bezüglich Koh. 9, 4-6,diese von dem Weisen angeführten Worte sind nicht der Ausdruck seiner eigenen

-son, على أنها قول الحكيم فليس هو قوله عن نفسه) Gedanken

dern sie geben nur die Rede der Thoren wieder" (äk JJ), in deren Herzen, wie sich aus dem vorhergehenden Verse ergiebt, über Leben und Tod Gedanken sich regen, die als bezeichnet werden. Solche skep

tische, halb pessimistische, halb hedonistische Gedanken konnten von dem Weisen nur so ausgesprochen werden, dafs er sie früher als Wahn und Bosheit der Thoren dar

(حتى قدم قبلها أنّها وسوس الجهال وشرورهم) gestellt

Bei Besprechung der Verkündigungen im Buche Daniel (im achten, die Erlösung behandelnden Abschnitte) bemerkt er, dafs in dem Verse 12, 11, den er auf die zukünftige Erlösung Israels deutet, D'D' nicht Tage", sondern wie in

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Lev. 25, 29), was ja bald darauf als) ימים תהיה נאלתו

Worte (Pes. 68 und Sanh. 91"), obwohl es nicht als Citat angeführt ist, indem dieselben wahrscheinlich sich ganz in sein eigenes Denken verwebt hatten. Sie lauten folgendermassen: "D'UN 'N, I'D

יכול מיתה באחר וחיים באחד כדרך שהעולם נוהג ת"ל מחצתי ואני ארפא" מה מכה (מחיצה : .Sanh) ורפואה באחר אף מיתה מכאן תשובה לאומרים : Hinzugeftigt wird dort noch וחיים באחר -was natürlich gegen die Sadducker ge אין תחית המתים מן התורה

denkt hierbei wohl auch an ,מזה הכתוב נלמוד חיי העולם הבא

richtet ist. Ibn Esra, der zur Bibelstelle sagt: DIN D'97)

Saadia, führt aber als besonderes Motiv zu dieser Ansicht den Umstand an, dafs zuerst und dann steht. Er selbst stimmt derselben schon aus dem Grunde nicht bei, weil er das ewige Leben

auffafst

ושכר העולם הבא תלוי בדבר) nur als ein rein geistiges .(הנשמה

) Ed. Land. p. 219.

Auch Ibn Esra bemerkt zu V. 4: "

מחשבת בני אדם

7D'on nɔw näher bestimmt werde, „Jahre" bedeute. Und so beweise auch die Nebeneinanderstellung der Worte D' und '' in Ezech. 4, 5, dafs sie hier identisch sind D'D'

(وجمع لفظة DUP ولفظة Do دل بذلك أن Dro هي (DYU) ימים שנים)

das. V. 7) indet er nicht die) למועד מועדים וחצי In

Bestimmung einer Zeit, (zwei) Zeiten und einer halben",

-als einen all למועד חדש האביב wie in למועד sondern er fast

gemeinen, dem Folgenden nur zur Einleitung dienenden

also : die . . (قوله 1210 انّما يخدم الكلام) Zeitansdruck

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Hinsichtlich der in den biblischen Abschnitten 'pna (Lev. 26, 3 ff.) und iyown yɔow ON 7' (Deut. 11, 13 ff.) nur erwähnten irdischen Vergeltung sagt er im neunten Abschnitte), die ewige Vergeltung werde in der Thora überhaupt nur in Kürze erwähnt, weil sie zu den Dingen gehöre, welche von der Vernunft bewiesen werden (!,

الآخرة لما كان مما يستدل عليه بالعقل .... احتصرت التورية

في شرحه

Die Thora bediene sich in solchem Falle immer der Kürze, wie es z. B. Gen. 2, 16, wo es sich um das erlaubte Geniessen von den Früchten der Bäume des Gartens han

1) Ueber die Berechnung der Jahre selbst vgl. Guttmann, a. a. O. S. 233 ff. Dafs unserem Exegeten die Verkündigungen „Daniels" nicht, wie nach den kritischen Untersuchungen der neueren Zeit unzweifelhaft feststeht, der Ausdruck der in einem frommen, gottbegeisterten Gemüthe lebenden Heilshoffnungen während der schwer bedrängten Zeit der syrischen Verfolgung, sondern prophetische, auch das Leiden durch den Kampf gegen die gottlosen Angriffe Antiochus Epiphanes' in ferner Zukunft schauende Blicke Daniels sind, darf als selbstverständlich angenommen werden.

2) Dort handelt er ausführlich von der Belohnung und Bestrafung im Jenseits und der Unsterblichkeit der Seele.

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