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Papst Innocenz VIII. und die Inquisition.

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er als Special-Inquisitor für die Stadt und das Bisthum Barcelona eingesezt, mit dem Rechte, sich Delegaten nach seiner Wahl zu substituiren 1). Die Vollmachten der frühern Inquisitoren wurden widerrufen. Eine Bulle vom 3. April 1487 befahl allen (auswärtigen) Regierungen, auf die einfache Requisition Torquemada's, alle von ihm näher bezeichneten Flüchtlinge festzuhalten, und sie unter Strafe der grössern Excommunication an die Inquisitoren zurückzusenden. Nur die Monarchen waren von diesem Anathem ausgeschlossen 2).

Am 27. November 1487 erliess (nach Llorente) der Papst eine neue Bulle in Betreff Solcher, welche durch ein päpstliches Privilegium von der Gerichtsbarkeit der Inquisition befreit zu sein vorgäben. Mit dieser Bulle war die Inquisition unzufrieden. Durch ein neues Breve vom 17. Mai 1488 suchte der Papst den Beschwerden der Inquisitoren abzuhelfen 3).

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Derselbe Papst erliess bald nach dem Antritte seiner Regierung eine Bulle an die Inquisitoren in Spanien. Er sagt u. a.: Wir haben gehört, es seien einige Häretiker in jenem Reiche, jedoch als solche nicht bekannt, welche gern zur Kirche zurückkehren würden, wenn eine Abschwörung ihrer Irrthümer im Geheimen zugelassen würde, da sie Männer in Ehren und von hohem Ansehen sind." Er ertheilt nun den Inquisitoren die Vollmacht, dass sie Häretiker jeder Art zur geheimen Die Abschwörung zulassen und zu der Kirche zurückführen mögen. Doch und die müsste diess in Gegenwart,,der geliebtesten Söhne in Christus, des Inquisierlauchten Königs und der Königin von Castilien, Leon und Aragonien geschehen), damit, wenn Jene wieder in den alten Irrthum zurückfielen, sie nicht unter irgend einem Vorwande der Strafe der Rücktälligen sich entziehen könnten.“

Dieser Schuzbrief vom 15. Juli 1485 ist nicht ganz ohne Folgen geblieben. 50 Häretiker wurden am 11. Februar 1486 im Geheimen absolvirt, in Gegenwart Ferdinand's und Isabella's").

§. 10.

Die Einführung der neuen Inquisition in Aragonien und Valencia fand einigen Widerstand, besonders bei dem Adel. Ferdinand kümmerte

') Diese Bullen werden bei Llorente (I, p. 212) nur erwähnt.

2) Auch diese Bulle begnügt sich Llorente nur zu citiren. Warum hat er den

Text zurückgehalten (I, pag. 263)?

3) Llorente, I, p. 248. Von diesen Breven hat Llorente den Wortlaut nicht mitgetheilt, und es ist erlaubt, an ihrer Aechtheit zu zweifeln.

*) Den König nennt er zuerst, und wieder zuerst das Land der Königin. Die Bulle steht in Raynaldi's annales ad annum 1485, nr. XX, und ist daraus bei G. Cozza, Leben des heiligen Arbuès, abgedruckt, p. 81 u. 82.

Llorente, IV, p. 295.

Päpste

tion.

Inquisi

sich wenig um diesen Widerstand. Er beseitigte die bisherigen kirchlichen Inquisitoren, den Dominikaner Christoph Gualbés, und den Magister Ortés. Jenem wurde vorgeworfen, dass er seine Gewalt missbraucht habe.

1484

verhandelte man mit

In den Cortes von Tarazona dem Grossinquisitor über die Weise des Vorgehens gegen die Häretiker und die der Häresie Verdächtigen. Es wurden getrennte ComDie missions- (Juntas) Sizungen gehalten. Torquemada delegirte als Intton in quisitoren für Aragonien den Dominikaner Caspar Inglar von BenaAra varre, und den Canonicus an der Cathedrale zu Saragossa, den Magister Pedro Arbuès, bekannter unter dem Namen Maestr -Epila, weil er aus Epila stammte.

gonien,

1484.

Die

,,neuen

Für das Königreich Valencia wurden Martin Iñigo und der Dominikaner Fr. Pedro de Epila ernannt. In den Cortes von Valencia erhob sich auf den Bänken der Ritter Opposition. Nach drei Monaten brachte Ferdinand diese Opposition zum Stillschweigen. Auch zu Saragossa und Teruel fehlte es nicht an Widerspruch, nicht so fast gegen die Einsezung des ,,heiligen Officiums", als gegen die neuen Formen, unter denen es sich einführte, welche den,,Fueros", und der Art, die Gerechtigkeit zu verwalten, in diesen Ländern zuwider seien. Die Einziehung der Güter, die Heimlichkeit des Verfahrens, indem der Name des Anklägers den Verklagten verborgen blieb, waren für die Aragonier nicht erträgliche Neuerungen, deren Gesezgebung schon im 15. Jahrhundert die fortgeschrittenste und freieste in Europa" war 1). Mittelst des mehr oder weniger gewaltsamen Einflusses des Königs, dem sich der Klerus und ein Theil des Adels anschloss, wurde der Widerstand besiegt.

Aber viele von den ersten Advocaten zu Saragossa waren,,Neu"Chris- bekehrte", und verwandt mit den Juden, sie waren reich und von ten" in grossem Einflusse. Sie führten Klage bei dem ,,Justicia major", dem

Sara

gossa.

obersten Gerichtsbeamten des Königreichs; sie verlangten, dass den Inquisitoren verboten werden solle, nach ihrem neuen Verfahren vorzugehen, vor allem aber, Güter einzuziehen. Sie boten grosse Summen Geldes an, nicht bloss dem,,Justicia major", sondern auch dem Könige Tristan de la Porta, Stellvertreter des Justicia, weigerte sich zu ihren Gunsten einzuschreiten. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, sie hatten aber keinen Erfolg, weil in der Zwischenzeit eine Verschwörung gegen das Leben des Inquisitors Petrus Arbuès ausbrach.

1) Vic. de la Fuente, V, pag. 30 u. 31.

Heiliger Petrus Arbuès. Seine Jugend.

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§. 11.

Bis vor Kurzem wusste die Welt diesseits der Pyrenäen nur von dem grossen Kezerrichter, vielmehr Kezervernichter - Thomas Torquemada. Im Jahre 1867 wurde aber Petrus Arbuès, erster Inquisitor im Reiche Aragonien, heilig gesprochen, und seitdem hat man in diesem vorher in Deutschland ungenannten und unbekannten Manne ein sittliches Ungeheuer entdeckt, wie es deren in der Weltgeschichte, zum Troste des Menschengeschlechtes, nur wenige Exemplare gegeben. Petrus Arbuès war demnach,,ein Greis" voll Mordlust und voll Raubsucht. Er hat auf Scheiterhaufen und andern Schaffoten so viele Menschen vom Leben zum Tode gebracht, dass er weite „Gegenden entvölkerte“. Diejenigen aber, welche ihn die zartesten Saiten aufziehen lassen, behaupten, dass er wenigstens 2000 Menschen durch Feuer martern und sterben liess. Was sagt dazu die Geschichte?

d. Petr.

Petrus Arbuès sagte drei Jahre vor seinem Tode im Jahre 1482 aus, dass er damals ungefähr 40 Jahre alt sei. Sein Tod aber erfolgte im September 1485, ein Jahr nach der Einführung der Inqui- Jugend sition in Saragossa. Wilhelm Kaulbach hat ihn in seinem bekannten Arbuès. Tendenzgemälde als abgelebten Greis dargestellt. Auch in Blättern und Broschüren wird er der ,,Greis" genannt. Dass aber Jemand in dem Blüthenalter von (42) 40 Jahren zugleich im Greisenalter stehe, das will unserer beschränkten Einsicht nicht einleuchten. Wenn er aber „Gegenden" entvölkerte, so müsste er wenigstens eine Reihe von Jahren das Amt eines Inquisitors bekleidet haben.

Petrus Arbuès wurde um das Jahr 1442 in der Stadt Epila in Aragonien geboren. Seine Eltern waren Antonio de Arbuès, und Sancia Ruiz de Sadava, beide von edlem Geschlechte. Petrus hatte einen ältern Bruder Antonio, und fünf Schwestern. Er besuchte die Universität Huesca in Aragonien, wo er in der Lernbegierde wie in der Frömmigkeit allen Andern voranleuchtete. Er erlangte die Würde Studirt, des Doctorats in der Philosophie, und wurde als Magister in den Huesca Wissenschaften erklärt. Später im Jahre 1468 wurde daselbst ein Ausschuss zum Zwecke einer Verbesserung der Statuten der Universität erwählt. Arbuès war ein Mitglied dieser Commission.

in

logna.

Der grosse Cardinal Aegidius Albornoz hatte im Jahre 1363 das weltberühmte,,Collegio maggiore di S. Clemente" in Bologna für und Bostudirende Spanier vom Adel gegründet. Drei junge Aragonier sollten darin Freipläze haben. Aegidius Albornoz war selbst Chorherr in Saragossa gewesen. Darum bestimmte er, dass das Collegium der Canoniker daselbst zwei von diesen jungen Männern, der Erzbischof aber den dritten auszuwählen hätte. Der Erzbischof wählte den

Studirt in Bo

1469.

Petrus Arbuès für seinen eben erledigten Plaz im Collegio von
S. Clemente 1).

Am 11. März 1469 trat Petrus als Studirender der Theologie in logna, das Collegio Major ein. Mit besonderem Eifer verlegte er sich auf das Studium der heiligen Schrift. Unter seinen Tugenden leuchtete die Demuth, der Gebetseifer, die Nächstenliebe, die Abtödtung u. a. hervor. Schon im Jahre 1471 lehrte er an der Universität zu Bologna die Moralphilosophie. Am 27. December 1473 erlangte er mit Auszeichnung die Würde eines Doctors in der Theologie. In so hoher Achtung stand er damals und später in Bologna, dass diese Stadt, um sein Andenken zu ehren, allen Convictoren des spanischen Collegiums von S. Clemente das Ehrenbürgerrecht von Bologna schenkte. Die Zöglinge des Collegiums vollendeten gewöhnlich erst nach acht Jahren den Lauf ihrer Studien daselbst. Petrus aber musste nach einem Aufenthalte von fünf einhalb Jahren nach Aragonien zurückkehren.

Chor.

herr in

1474.

Er wurde am 30. September 1474 zum Canonikus von Saragossa erwählt. Das Capitel bestand aus Regular - Chorherren. Dasselbe wurde erst im Jahre 1604 säcularisirt 2).

In Folge dieser Wahl musste Petrus in den Orden des heiligen Sara Augustinus eintreten. Mit allem Eifer bereitete sich derselbe für den gossa, Eintritt in den Ordensstand vor. Nach zurückgelegter einjähriger Probezeit im Noviziate legte er am 9. Februar 1476 in der Cathedrale des heiligsten Erlösers die Gelübde in die Hände des P. Michael Ferrer ab, welcher damals Prior der Chorherren war. Erst nachher empfing er auch das heilige Sacrament der Priesterweihe, in einem Alter von etwa 35 Jahren. Bald zog er die Gläubigen durch seine ausgezeichnete Gabe der Rede an. Er predigte sowohl in der Cathedrale als in der Kirche S. Maria del Pilar. Unermüdlich war er in dem Beichtstuhle. Seine Ihm wurde der Unterricht und die Leitung der jungen Kleriker übergeben. Der Armen nahm er sich mit aller Hingebung an. Um ihnen dienen zu können, entsagte er allen Bequemlichkeiten des Lebens. Nebstdem war er der Seelenführer vieler nach Vollkommenheit strebender Gläubigen.

Thätig

1) Pineda, Catalogus illustrium virorum, qui in insigni Collegio Majori S. Clementis Hispanorum Bononiae degentium prodiere, Bononiae, 1624. Gaët. Giordani, Cenni storici dell' almo real Collegio Maggiore de' Nobili Spagnuoli in Bologna, Bol. 1834. Cenni storici dell' almo collegio maggiore di San Clemente della nazione Spagnola in Bologna, das. 1855. (Adolf Wolf, Supplementband zu Ge. Ticknor's Geschichte der schönen Literatur in Spanien, deutsch v. N. H. Julius (Hamb. 1853), Leipzig, 1867, S. 37).

") Pennotti, Historia tripartita totius Ordinis Clericorum Canonicorum Regularium S. Augustini, lib. II, p. 31. Bonanni, Catalogus omnium Ordinum Religiosorum, artic. 20. Blasco de Lanuza, Historia . . . . de Aragon., t. II, 1. V. cap. 5.

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Als es sich um die Herausgabe eines neuen Missale handelte, übergab Alfons von Aragonien, seit 14. August 1478 Erzbischof von Saragossa, ihm die Leitung dieser Angelegenheit, zugleich mit den beiden gelehrten Canonikern Martin. Garcia und Juan Cebrian.

Am 4. Mai 1484 wurde Petrus, zugleich mit dem Dominikaner Caspar Juglar (oder Inglar) durch Torquemada als Inquisitor für Aragonien erwählt. Diese Wahl beweist die grosse Auctorität, deren Er wird er sich erfreute. Alle seine Bemühungen, dieses schwere Amt von sich abzulehnen, blieben ohne Erfolg. Der neue Gerichtshof hatte seinen Siz bei der Cathedrale Ss. Salvador.

Den Gerichtshof bildeten, ausser den beiden Genannten, der Canonikus von Calahorra, Roderich Sanchez de Zuaço, ferner Juan de Anchias, Petrus Jordan, Didacus Lopez von Calatayud, Juan de Exea und Raymund Mur, Fiscaladvocat 1). Sie leisteten den Eid, ihren Pflichten nach besten Kräften nachzukommen. Dieses neue Amt hinderte den Petrus Arbuès nicht, alle seine frühern Obliegenheiten in vollstem Umfange zu erfüllen, und noch einen grossen Theil seiner Zeit dem Gebete zu widmen.

§. 12.

-

Inquisitor.

der

Arago

Am 19. September 1484 schwuren der Justicia major, der oberste Anfang Beamte des Königreichs Aragonien, Juan de la Nuça, und eine Anzahl InquisiRichter, Beamte und Deputirte in der Cathedrale, dass sie den katho- tion in lischen Glauben in jeder Weise schüzen und vertheidigen, dass sie auch nien. die geheimen Häretiker zur Anzeige bringen würden. Durch seine Milde und Geduld, durch seine innigste Nächstenliebe gelang es dem Petrus Arbuès, viele Irregangene auf den Weg der Wahrheit zurückzuführen. Einst sprach er mit solcher Kraft und solchem Eifer zu den Angeklagten, dass dieselben der Kraft seiner Worte nicht widerstehen konnten, dass die einen die Versöhnung mit der Kirche, andere die heilige Taufe verlangten, und die Aufrichtigkeit ihrer Bekehrung durch ihr späteres Leben bewiesen. Er verbot und unterdrückte die geheimen Zusammenkünfte der Häretiker.

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Ob zu Lebzeiten des Arbuès Hinrichtungen von s. g.,,neuen Christen", oder getauften Juden, stattgefunden haben, ist nicht klar. Es fehlt an bestimmten Zeugnissen der Zeitgenossen. Was Schriftsteller 100 oder 150 Jahre später sagen, ist weniger glaubwürdig. Von Juan Sperandeo, einem der gedungenen Mörder des Petrus, sagt

') Ludov. Paramo, De origine et progressu officii sanctae inquisitionis, Madr. 1598. pag. 180, 181.

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