Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

sehen die uns zur Annahme böser, geistiger Wesen nöthigen, so begreift man nicht, welche Vernunft oder Unvernunft ihre Unmöglichkeit behaupten will; und so ist's wirklich.

Von jeher war es ein unauflösliches Räthsel für die menschliche Vernunft, wie doch unter einem unleugbar guten, Gott so viel unleugbar Böses habe werden können. Man war fast genöthigt, neben dem guten Gott, von dem das Gute kommt, noch ein anderes, bösartiges Wesen von gleicher Macht mit Gott anzunehmen, das die Urquelle des Bösen ist. Ohne ein solches scheint Epikur ganz recht zu haben, wenn er sagt:,,Entweder hat Gott das Böse verhindern können und hat nicht gewollt, oder gewollt und nicht gekonnt, oder weder gewollt noch gekonnt. Im ersten Fall ist er nicht gütig, im andern nicht allmächtig, im lektern gar kein Gott." Darum haben auch die weisesten Völker ein böses und ein gutes Wesen angenommen, von de= nen die Welt regiert werde. Zoroasters Ormuzd und Ahriman, der Chaldäer zwei gute und zwei böse Planeten, der olympische Jupiter und der höllische Pluto der Griechen sind bekannt. Eben so hatten die Aegypter, die alten und mittleren Perser, die Hindus, Tibetaner und Lapplånder ihre guten und bösen Gottheiten, die sie beide verehrten. Ohne höhern Aufschluß durch unsere Chri

[ocr errors]

ften Offenbarung müßten die Menschen fast Manichåer seyn. In dieser Offenbarung aber werden wir mit einem Satan, mit einem bösartigen, måchtigen Wesen bekannt gemacht, das zwar wie Alles unter Gott stehe, dem er aber aus Gründen tiefer Weisheit für eine gewisse Zeit eine bestimmte Macht gelassen habe zu schaden, zu berücken, zu verführen, doch nicht zu zwingen, dem aber Jesus, so wie Satan ihm, entgegen arbeite, bis Alles wieder hergestellt und selbst Satan durch der Liebe Almacht besiegt und gebessert sey.

[ocr errors]
[ocr errors]

Daß Jesus und die Apostel Dies lehren, kann lassen Sie mich es offen und bestimmt aussprechen nur der bezweifeln, der es bezweifeln will, der vorher ohne allen Grund bei sich ausge= macht hat, daß es keinen Satan geben könne. Richtig ist es zwar, daß Jesus einen Verführer Satan nennt, daß er sagt, Satan sey in Judas gefahren, Ananias sey vom Satan verführt worden, die Apostel betrügen zu wollen, obgleich damit noch nicht entschieden ist, ob Satan nicht wirklich auf diese Menschen gewirkt habe. Aber wenn so manchmal vom Austreiben des Teufels durch Jesus geredet, wenn dies Austreiben vom Heilen der Kranken ausdrücklich unterschieden wird; (sehen Sie einmal Matth. 8, 16. 10, 8.) wenn erzählt wird, Jesus habe von Maria Magdalena sieben

-

Teufel ausgetrieben, (Mark. 16, 9.) die er doch wohl nicht von sieben Krankheiten geheilt hatte? -wenn der böse Geist in einem Besessenen mit Jesus spricht, (doch wohl nicht die Krankheit?) ihn kennt, (die Krankheit oder der Kranke?) ihn um Erlaubniß bittet, unter die Sâue zu fahren, (die Krankheit oder der Kranke?) was auch erfüllt wird und bedeutende Folgen hat (Matth. 8, 32.); wenn Paulus ausdrücklich sagt:,, wir haben nicht blos mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herrn der Welt, die in der Finsterniß dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel," (Ephef. 6, 12.) — doch wohl keine heidnischen Regenten? oder haben diese kein Fleisch und Blut? so muß man wirklich die wahnsinnige Idee in sich nåhren, einen vollständigen Katalog von dem Geisterreiche zu besigen, in dem man keine Teufel findet, also besser als Jesus und seine Gesandten wissen, was dahin gehört, wenn man behaupten will, daß Satan und seine Sippschaft blos ein jüdisches, aus dem babylonischen Eril mitgebrachtes Judenvorurtheil sey. Indeß hat Jesus alle diese und andere bodenlose Ausflüchte auf die einfachste und bestimmteste Art beseitigt durch die bekannte Parabel von der Entstehung, dem Fortgang und Ende des Guten und Bösen. (Matth.

13, 24-43.) Hier war er mit seinen zwölf Schülern allein. Er sagt,,,ihnen, aber nicht dem großen Haufen, sey es gegeben, die Geheimnisse seines Reichs zu wissen." Jeht erzählt er ihnen das bekannte Gleichniß von dem guten Samen und von dem Unkraut, das ein Feind darunter gesået hat u. s. w. Seine Schüler treten nun. zu ihm, nachdem sich die Menge zerstreut hat, und bitten ihn, er möge ihnen doch das Gleichniß erklåren. So einfach und bestimmt wie möglich sagt er jest: Er sey's, der den guten Samen såe, der Acker sey die Welt (die Menschen), der gute Same seyen die Kinder des Reichs, (seine wahren Verehrer), das Unkraut seyen die Kinder der Bosheit (die Ungläubigen, die Feinde von ihm), der Feind, der sie såe, sey der Teufel. Ich frage jest jeden Unbefangenen: Hat nicht Jesus sorgfältig den Såemann und die Saat unterschieden? Kann also mit dem Ausdruck der Teufel" blos ein böser Mensch gemeint seyn? Ist denn ein Såemann und die Saat ei-nerlei? Jesus sprach mit seinen Schülern allein. Er wollte sie in den Geheimnissen seines Reichs unterrichten. Gehörte denn das Judenvorurtheil, der Satan, auch zu den Geheimnissen seines Reichs? Und dachten denn jest seine Schüler an einen Satan? Brachte er ihnen nicht diese Idee

[ocr errors]

in einer feierlichen, vertrauten Unterredung selbst bei? Ist Satan ein Judenvorurtheil, so hat es Jesus nicht blos geschont, nicht blos sich darnach bequemet; er hat es in sie eingepflanzt, als gehöre es zu den Geheimnissen seines Reichs. Das ist unleugbar.

Und hat er denn die Judenvorurtheile geschont? - Lassen Sie uns einmal die Hauptvorurtheile der Juden durchgehen, und sehen Sie, wie er sie behandelt hat.

Ein Hauptvorurtheil - Quell des jüdischen Stolzes war es: Abraham war unser Bater; wir find seine Nachkommen, Lieblinge Gottes!"

Und was sagte Jesus?,,Der Teufel ist euer Vater, nach seinem Sinne handelt ihr. Er war Mörder und Lügner von Anfang, so wie ihr." (Joh. 8, 44.).

Artige Schonung eines Adelstolzen, der sich eines Dalbergs als Stammvater rühmt:,,Ja, ein Straßenråuber mag dein Vater gewesen seyn.“

„Auf uns allein gehen die Verheißungen; für uns allein kommt der Messias. Die Gojim sind von Gott verworfen.“

Und was sagte Jesus?,,Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham, Isaak und Jacob im Himmelreich sißen. Über die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in

« ZurückWeiter »