Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Vereinigung auch allen Verstand übersteigt." So sagt Marimus. Der Nämliche schreibt über die Macht des Glaubens:,,Wer den rechtschaffenen Glauben in Christum hat, der besitzt zugleich alle göttliche Gaben auf einmal, denn wenn Christus in unseren Herzen durch den Glauben wohnt, in ihm aber alle Schäße der Weisheit und Erkenntniß verborgen sind, so sind auch alle Schäße in uns verborgen. Sie werden aber dem Herzen offenbart, nachdem ein Jeder etwa durch die Gebote gereinigt ist. Dies ist der Schah im Acker des Herzens." ,,Bewahret man diesen Glauben," sagt Cyrillus, „so ist er so mächtig, daß er auch die, so auf dem Meere wandeln, leicht machen kann wie Petrus. Der Glaube kann Alles ausrichten und sich unterstehen." (Nichts mehr, als was Jesus Markus 9, 23. und Paulus Ebr. 11 sagt.) Alle Mystiker bestehen aber auch darauf, daß Werke, Gehorsam gegen Gott und Jesus Gebote durchaus nothwendig seyen; sonst sey es kein Glaube.

Wie genau alle diese Ideen mit den Bibelideen übereinstimmen, wissen wir Alle; besonders wenn wir nicht willkührlich zu Glauben machen, was nicht Glaube ist, sondern bei der Erklärung Paulus stehen bleiben (Ebr. 11.):,,Der Glaube

J

22

ist eine gewisse Zuversicht, des, das man hofft, und nicht zweifelt an dem, was man nicht sieht." Weniger wird es bedacht, welchen Werth Jefus auf diesen Glauben, auf dies feste Zutrauen legt, da er niemals nach Frömmigkeit, nach Richtigkeit der Erkenntniß, oder nach irgend etwas Anderem als nach Glauben fragt. Lesen Sie einmal die Geschichte von der heidnischen Frau (Matth. 15.), von Jairus (Matth. 9.), von dem Hauptmann zu Kapernaum (Luc. 7.), besonders aber die classische Erzählung und Rede, Luc. 4, 27. Am wenigsten denkt man daran, daß der Mensch schon als solcher zum Glauben orga= nisirt ist, wie er zum Essen, Trinken und zum Schlaf organisirt ist. Dieser Contrast zwischen seinen Bedürfnissen und seinen Kräften; das Viele, wornach er strebt, und das Wenige, was er allein erreichen kann, machen ihm jeden Augenblick andere Wesen nöthig, durch die es ihm möglich wird, Mehr zu erreichen. So wenig der Mensch sein eigenes Fleisch essen, sein eigenes Blut trinken kann, so wenig kann er sich geistig behelfen, ohne andere Wesen außer ihm. Dem Weinstock, wie allen Rankengewächsen sieht man es gleich an, daß sie bestimmt sind, sich an einer festen Stüße empor zu halten, wenn sie gedeihen sollen. Was der Weinstock unter den Pflanzen,

[ocr errors]

das Weib unter den Menschen ist, das ist das Menschengeschlecht in der Geisterwelt. Nun ist aber Glaube das einzige Medium, wodurch geiz ftige Mittheilung möglich wird, das Auge, wodurch man Licht sieht, das Ohr, wodurch man Töne hört. Habe ein Wesen alle mögliche Kraft, alle mögliche Liebe, sey du ihm äußerlich noch so nahe, bedarfst du noch so viel. Ohne Glauben kann das reiche Wesen Nichts geben, und das dürftige Nichts empfangen. Ohne Glauben ist also auch kein Dank und keine Liebe möglich. Aber durch Glauben, durch festes Zutrauen geht die Kraft des Kraft des Starken in den Schwachen über. Seine Kraft wird unsere Kraft, seine Weisheit unsere Weisheit, sein Licht unser Licht. Je reicher und liebevoller das Wesen ist, an das wir glauben, und je empfänglicher für Mittheilung wir sind, desto mehr empfangen wir. Das Gefühl unserer Dürftigkeit macht uns reich, das Gefühl unserer Schwäche macht uns stark. Wir sind schwächer in dem Maße, als wir uns für stark halten, und årmer, je mehr wir auf unsern Reichthum rechnen. Durchgehen Sie einmal Ihre Geschäfte von Einem Tage, von Einem Morgen, und achten Sie darauf, wie oft Sie dabei auf Andere rechnen, sich auf Andere verlassen müssen, und Sie werden finden,

wie Jacobi sagt, daß Sie ohne Glauben nicht vor die Thüre gehen, weder zu Tisch noch zu Bett kommen können,

Lassen Sie uns denn an einander glauben. Wer Menschen nicht glaubt, die er sieht, wie will der Gott glauben, den er nicht sieht?

In diesem Glauben leben Sie wohl.

[ocr errors]

Acht und zwanzigster Brief.

•An denselben.

Sie wissen, verehrter Mann, daß jeder religióse

Mensch in sein Inneres blickt, genau auf sein Inneres achtet, sich wohl gewisse Zeiten bestimmt, um dies Innere zu prüfen, es mit seinen Handlungen zu vergleichen, und daraus für sich gewisse Resultate zu ziehen, die ihm heilsam find. Dies Blicken in sein Inneres hat einen doppelten Zweck. Einmal, um sich zu erinnern, wie er gehandelt hat, sich selbst eine Beichte abzulegen und auf die Triebfedern zu merken, die ihn zu gewissen Handlungen brachten. Diese heilsamen Uebungen haben alle christliche Kirchen in ihren Einrichtungen zu befördern gesucht. In der katholischen sollen wenigstens alle begangene Sünden dem Beichtvater bekannt, dessen Rath gehört und befolgt, auch diese Befolgung vorausgesezt, um den Reuigen

« ZurückWeiter »