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Klage als über die Sünde. Darüber war auch Christus heimliches Leiden, davon Niemand weiß als Christus." (Welcher Blick auf die Leiden Jesus beim Anblick von Jerusalem, in dem Olivengarten und am Kreuz!)

,,Wer Christus (christliches) Leben darum hat, daß er damit Etwas überkomme oder verdiene, der hat es als ein Löhner (Tagelöhner) und nicht von Liebe, und hat sein auch zumal nicht (gar nicht). Christus hatte sein Leben nicht um Lohn," (was brauchte der für Lohn, der Herrlichkeit bei dem Vater hatte, ehe die Welt war?),,sondern von Liebe, und die Liebe macht das Leben leicht und nicht schwer, und daß es gern gehabt und williglich getragen wird. Aber der es nicht hat von Liebe, sondern wähnt, er habe es um Lohn, dem ist es schwer, und wåre sein gern bald ledig. Und das gehört einem jeglichen Löhner zu, daß er seiner Arbeit gern ein Ende håtte; aber einen wahren Lieber (Liebenden) verdreußt weder Arbeit nach Zeit oder Leiden. Darum ist geschrieben: Gott dienen und leben ist leicht dem, der es thut. Es ist wahr, dem, der es von (aus) Liebe thut; aber der es um Lohn thut, dem ist es zu schwer." (Ift hier nicht das Erhabenste der Kantischen Sitz tenlehre auf die natürlichste, einfachste Art darge= stellt? Nur mit dem Unterschiede, daß Kant und

seine Anhänger blos sagen, allenfalls beweisen, so sollte es seyn, und daß unser alter deutscher Theolog zeigt, wie es möglich sey; und das auf eine so natürliche Art, daß es ein Kind begreifen, daß man die Wahrheit an jedem Kinde sehen kann. ,,Ein Syllogismus gråbt die Blutströme der Leidenschaft nicht ab," sagt einer unserer geistreichsten Schriftsteller. Sie zu lenken, daß sie das innere Leben erhöhen, das ist die Aufgabe, die das Christenthum und nach ihm unser deutscher Theolog auf die einfachste Art gelöset hat.) „Es (das falsche Licht) wähnt, es sey, was es nicht ist, denn es wähnt, es sey Gott, und ist Natur; und davon, daß es wähnt, daß es Gott sey, so nimmt es sich dessen an, das Gott zugehört, und nicht dessen, das Gottes ist, als (insofern) Gott Mensch ist, oder in einem vergotteten Menschen; sondern es nimmt sich dessen an, das Gottes ist und ihm zugehört, als (insofern) er Gott ist ohne Creatur von Ewigkeit. Denn, als (wenn) man spricht: Gott ist durftlos und bedarf keines Dinges, frei, müßig, ledig und über alle Dinge und dergleichen; das (was) Alles wahr ist, und ist unbeweglich, und nimmt sich Nichts an, und ist ohne Gewissen, und was er thut, das ist wohlgethan." (Der Gott der Philosophen; das Gegenstück von ihm ist der Bibelgott.),,Siehe, also will ich auch seyn, spricht

das falsche Licht, denn so (in dem Maße, wie) man Gott gleicher ist, so viel besser ist man, und darum will ich Gott gleich seyn, und will auch Gott seyn und bei Gott fihen, recht als Lucifer der Teufel that." (Ganz consequent, wenn man Gott objectiv, die Gottheit, wie sie an sich ist, er= kennen will und sie zum Muster nimmt. Wie anders, wenn uns das Göttliche in einem Menschen nahe tritt!),,Es (das falsche Licht) wähnt, es sey über Natur, und es sey der Natur und Creatur unmöglich, also hoch zu kommen," (woran freilich das falsche Licht ganz recht hat); „darum wähnet es, es sey Gott, und davon so nimmt (maßet) es sich Alles dessen an, das Gott zugehört, und besonders, als Gott ist in Ewigkeit, und nicht, als (insofern) er Mensch ist; und darum spricht es und wähnt, es sey über alle Werk, Wort, Weise, Ordnung und über das leibliche Leben Christi, das er in der Menschheit hatte." (Abermals consequent, und darum die stolze Anmaßung einer untrůglichen, allein wahren Philosophie, die alle Demuth, den Grund aller Tugend, zerstört und zu aller Religiosität, die diesen Namen verdient, unfähig macht. Man brüstet sich damit, daß man richtig rechnete, und vergißt darüber, daß man nach einem falschen Einmaleins gerechnet hat. Eine Sopharchie, despotischer, absprechender, wie es nie

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eine Hierarchie gab!) -,,Man soll wissen, daß Licht oder Erkenntniß nichts ist oder taugt ohne Liebe." (,,Wer nicht lieb hat, der kennt Gott nicht") und nichts Göttliches, (,,denn Gott ist die Liebe."),,Das mag man merken, ob ein Mensch gar wohl wüßte, was Tugend oder Untugend ist. Hat er Tugend nicht lieb, er ist oder wird nicht tugendhaft; er folgt der Untugend nach und läßt die Tugend. Meinet er aber Tugend," (ist's ihm wirklich darum zu thun),,so folgt er der Tugend, und die Liebe macht, daß er der Untugend feind wird u. f. w." ,,So ist's auch um Gerechtigkeit, Wahrheit 2c.",,Siehe, also ist es auch um Gott, und das Gott zugehört, daß ein Mensch Viel erkennt von Gott und das Gott zugehört," (was Gott eigen ist,),,und meint, er wisse und erkenne auch, was Gott ist. Hat er nicht Liebe, so wird er nicht göttlich oder vergottet. Liebe vereinigt den Menschen mit Gott, daß er nimmermehr davon ge= schieden wird." (1. Joh. 4, 7. 15.),,Wenn es (das falsche Licht) also hoch kommt, daß es meinet, es erkenne Alles und über Ale, so steht es in seinem höchsten Lust und Gloriiren; und es hat (hålt) Erkennen für das Beste und Edelste, und darum lehrt es die Liebe, sie solle das Erkennen und Wissen lieb haben für das Beste und Edelste. Sieh, allda wird das Erkennen und Wissen, das

es selber ist, mehr geliebt, denn das erkannt wird." (Welche einfache, naive Beschrei= bung von der Vielwisserei, Tiefforscherei unserer Zeit, blos um zu wissen und zu forschen, was die Wis=' ser und Forscher selbst sind!),,Das eine wahre Gut liebt das eine, wahre, vollkommene Gut, und das eine, wahre, vollkommene Gut wird ge= liebt von dem einen wahren vollkommenen Gut; und in diesem Sinne spricht man und ist wahr: Gott hat sich selber nicht lieb als sich selber. Denn wäre icht (irgend etwas) Besseres denn Gott, das håtte Gott lieb und nicht sich selber." (Eine auffallende, aber richtige Darstellung von der Selbstlosigkeit wahrer Liebe!) ,,Dieses mag man merken bei den Aposteln und Mårtyrern; die litten gern, was ihnen zu leiden zustand, und be= gehrten nicht von Gott, daß ihnen das Leiden oder die Pein kürzer, leichter oder minder würde, sondern allein, daß sie ståt und beståndig blieben. In der Wahrheit: Alles, das göttlicher Liebe zugehört, in einem wahren, vergotteten *) Menschen,

*) Gern_habe ich dies fremdlautende, aber der Analogie nach nicht undeutsche Wort beibehalten, weil es schon an sich mehr sagt als göttlich; nåmlich durchdrungen von der Gottheit, nicht blos mit etwas

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