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vertrat, zeg Ferdinand sich mit allen Ansprüchen sofort zurück, se gethanen und beabsichtigten Schritte gegen den Bruder unterwürfig z schuldigend). Und als Karl die englische Krone seinem Schre sichert hatte, gab auch er Ferdinand jene glückverheißende Betschaft, : spanische Linie des Hauses Habeburg habe auf den Versuch verzid Deutschland als ihr Erbe in Anspruch zu nehmen. Es lag im 3rt: und in der Absicht beider Brüder, jetzt freundlich sich über alle standenen Differenzpunkte zu vergleichen. Wie die Katholizität K den Religionsfrieden mit dem Protestantismus zu verwerfen sich :: pflichtet glaubte, gab Karl dem Bruder das Reich völlig preis. l auch die Spannung mit dem Schwiegerschne, die weit heftig Charakter an sich gehabt, war der Kaiser jetzt geneigt zu besänftis May und Maria wiederholten damals die Forderungen, die sie 15 schon einmal aufgestellt hatten: als habe Maria von dem Nach ihrer Mutter nicht den entsprechenden Antheil erhalten, als habe di die Mädchenschulden der Tochter noch zu bezahlen, als habe er u die Kosten ihrer Reise nach Deutschland noch nicht hinreichend erstati Karl und Philipp ließen sich auf Erörterungen über den Rechtspr und auf Berechnungen über die geforderte Geldsumme ein. Und t meinte Karl doch, jedenfalls noch Etwas für seine Tochter thun müssen. Man kam endlich auch hierüber zu einem Vergleich 10). Sympathie des Erzherzoges für die spanische Politik, die Opferftem: keit und Unterordnung zu Gunsten des Vetters und Schwagers! Spanien vermochte man allerdings nicht in Mag anzuregen 11): er: noch immer für einen Gegner der Spanier, eine Ansicht, die jac bis zu seinem Ende den Kaiser Maximilian II. begleitet hat; erörtern an dieser Stelle nicht, in wie weit ihn hierin die europä Meinung richtig oder unrichtig beurtheilt hat.

Auf dem Reichstage in Augsburg erhielt Ferdinand nech Schreiben des Bruders, das ihn bat, wenn eben möglich den Rät tag noch eine Zeit lang versammelt zu halten: es habe der Kaiser: eine wichtige Mittheilung zu machen, über die er jedoch vorher

9) Ferdinand an Karl 29. Dezember 1553 und Karl 3. Februar 1501 Lanz 3, 596. 605.

10) Sendung des Pero Lasso an Philipp nach England, und ein gutad Schriftwechsel zwischen Karl und Philipp: zuleht ordnete Karl dies in St. (August 1555.) Das Aktenmaterial ist ein sehr ausgedehntes.

11) Vgl. Anhang IX. Gerüchte über May' Abneigung waren vielfach breitet. Vgl. bes. noch die Relation Tiepolos v. 1557. (Alberi 3, 169.)

nem Sohne geredet haben müsse 12). Ferdinand war nicht im Stande, sem Wunsche des Bruders zu willfahren, und, soviel ich sehe, war nicht seine Meinung, das hier angedeutete Vorhaben jetzt schon sich rwirklichen zu lassen. Es war ja nichts Anderes gemeint, als die cmliche Abdankung des Kaisers, eine vollständige Niederlegung seiner iserlichen Würde und Stellung. Obgleich jetzt auch König Philipp n England den deutschen Habsburgern eine ausdrückliche Versicherung gab 13), daß er nicht mehr auf der Augsburger Verabredung bestehe und if seine Erhebung zum römischen Könige jezt völlig verzichte, so wußte och Ferdinand diesen Akt der Abdankung seines Bruders vor den urfürsten noch aufzuhalten, er zog es vor, die thatsächliche Macht über Deutschland unumschränkt auszuüben, sich mit dem Titel eines römischen öniges begnügeno 14).

So hat der Träger der spanischen Universalmonarchie sich von Deutschland zurückgezogen. Die Entwürfe des spanisch - katholischen Iniversalreiches haben sich in unserer Nation nicht zu verwirklichen ermocht. Nachdem dieser habsburgische Kaiser die nationale Entwickeung, die einen so viel verheißenden Anfang genommen, in ihren besten Blüthen geknickt hatte, war er zuletzt dahingebracht, die Unmöglichkeit veiteren Erfolges in Deutschland einzusehen und Deutschland den Rücken ‚u wenden.

Karl V. hat sein Leben und seine Kräfte an die Aufgabe geseht, das mittelalterliche Kaiserthum in seinem ganzen Machtumfange zu erneuern; er hat Herrschaft und Oberhoheit über die anderen Staaten der Christenheit angesprochen und er hat die Leitung der Einen Kirche genau in den Bahnen des mittelalterlichen Katholizismus erstrebt.

Und diese beiden Ziele zu verwirklichen ist auch der großartigen, seinen und entschlossenen Staatskunst dieses Kaisers nicht geglückt: unmöglich und unvernünftig ist doch immer das Streben, die Menschheit auf eine Stufe der Entwickelung zurückbannen zu wollen, welche sie schen überwunden!

Aber wenn der Kaiser selbst seine besten Kräfte und seine Lebens

12) Karl15. August. Ferdinand 24. September und 19. Oktober. Bei Lanz 3, 673. 683. 688.

13) Sendung des Luis Venegas an Ferdinand und Max, August 1555, über die ich die Akten in vollständiger Reihe in dem größeren urkundlichen Werte veröffentlichen werde.

14) Auf diese Verhandlungen von 1555-1558 werde ich ebenfalls später eingehend zurückommen.

thätigkeit vergebens an solche Ideale gesetzt hatte, wenn auch sein Er durch das Gewicht der politischen Aufgabe gebrochen und zerschlags war, so hat doch der Kaiser, zähe und hartnäckig in seinen Gedank nicht für immer die Arbeiten seiner Politik einstellen wollen. We r eigenen Fähigkeiten ein Ende hatten, sollten frische, jugendliche, unte) brauchte Kräfte eintreten. Der Sohn und Nachfolger war bestim und war entschlossen, dieselbe Aufgabe des Vaters auch seiner Regierun vorzustecken.

Die Einheit der Ziele von Philipp und von Karl steht für mich fest. Es ist ein und derselbe Gedanke, der den Vater wie den Sohn begeistert, und befeelt hat, es ist ein und derselbe Glauben, der den Sohn w den Vater in Niederlagen emporgerichtet und im Glücke erhoben hat Die Leitung der allgemeinen Christenheit in den Ordnungen der mittel alterlichen Kirche, dies System eines mittelalterlichen Gedankens baber diese spanischen Herrscher mit allen Mitteln moderner Regierungsweise, mit allen Werkzeugen moderner Staatskunst verfolgt.

Aber das Ideal des Vaters hat Philipp doch nicht ganz in der Weise des Baters zu verwirklichen gestrebt: er hat einen anderen We eingeschlagen, er hat von einer anderen Seite sich seiner Aufgabe ge nähert.

Auch bei Karl war die Grundlage seiner Macht über Europa di Königsgewalt auf der spanischen Halbinsel. Aber diese spanische Basi tritt bei dem Sehne, der in Spanien geboren und von Spaniern er zegen war, in weit höherem Maße hervor: Philipp ist von Zugend auf ein Spanier gewesen, Philipp hat sich durchaus keiner anderen Dentweise, feiner anderen Gefühlsrichtung anzuschließen, anzunähern eder nur anzubequemen geliebt.

Und an dies spanische Reich schloß sich zunächst die Herrschaft ven Italien an. Auch diese Verbindung Spaniens mit Stalien war eine alte Sehnsucht spanischer Politik, noch aus den glorreichen Tagen der fatholischen Könige. Wie Karl, mehr und mehr auf die spanische Weise eingehend, immer deutlicher die Bedeutung des oberitalischen Besites eingesehen, so war es für Philipp von Anfang an ein festes Ariem, sich die Hoheit über Italien zu sichern, ein Axiom, das auch in den Augsburger Verabredungen von 1551 den eigentlichen Kern der spa nischen Forderungen ausgemacht hat. Die Politik der spanischen Krene wurde ja von Zahr zu Jahr einseitiger der Vertreter und Verkämpfer der römischen Kirche. Und schon aus diesem Grunde durfte man der unbedingten Herrschaft über Italien nicht entsagen.

Die vorzugsweise katholischen Theile Europas hat also der spaiche Philipp mit eisernen Banden zu umklammern gewußt. Und ganz derselben Richtung arbeiteten auch die Spanier außer Europa. Auch dem neuen Welttheil gingen sie vor, als die Eroberer und als die Tissionäre zum Segen dieses katholischen Europas.

Der weitere Besiß dieser Universalmonarchie, von dem Karl ja gentlich ausgesetzt hatte, das burgundische Erbe der Niederlande gab ann die Stelle ab, auf welcher von Norden her diese Tendenzen sich ufbauten. Aber hier waren schen bedenkliche Symptome aufgetreten, ie Fortdauer der spanischen Herrschaft bedrohend. Und doch konnte ielleicht die habsburgische Politik eine Möglichkeit erfassen, auch diese hre Stellung zu behaupten: es war ja das gerade der größte Gewinn, ›en die englische Heirath dem jungen Universalherrscher bringen mußte, aß er durch das englische Reich auch seine Sicherheit in den Niederlanden verstärkte. Natürlich, in diesem Zusammenhange konnte die kaiserliche Politik auf die Gelüste der deutschen Habsburger nach dem Erwerbe der Niederlande nicht mehr Rücksicht nehmen: für die allgemeine Stellung in Europa war es jetzt dem Spanier zu wichtig, mit den Niederlanden und mit England den alten französischen Rivalen noch von einer anderen Seite zu bedrängen.

Wahrlich die Uebermacht des spanischen Philipp schien doch noch eine bedeutende zu bleiben: die Combination der niederländisch-englischen Macht mit dem romanischen Süden, wenn es sie zu befestigen gelang, mußte unfehlbar dem Erdtheil gebieten.

Auf die deutsche Krone wurde es da leichter zu verzichten.

Die Heimath der lutherischen Reformation, diesen Ursig aller der neuen Keßersecten, konnte und durfte der Herrscher des Katholizismus freiwillig fahren lassen.

Wenn Kaiser Karl bald mit listiger Unterhandlung, bald mit offener Gewaltthat die deutsche Nation, die doch immer mehr dem Protestantismus zu verfallen schien, in die Einheit der Kirche zurückzubringen versucht hatte, so hat König Philipp in den Anfängen seiner Regierung, von dem Mißgeschicke des Vaters lernend, diese deutsche Seite der universalen Aufgaben nicht mehr in der Weise des Vaters angefaßt. Gab es für ihn doch noch einen anderen Weg indirecten Einflusses. Die gutgeschulte Politik der spanischen Staatsmänner wußte eine Menge anderer Mittel in Bewegung zu setzen, durch die sie den Katholizismus in Deutschland zu retten, zu stärken, aufs Neue zu verbreiten sich im Stande fühlte.

Und wenn die spanische Politik Karl's V. die nationale Ent lung Deutschlands gehindert und zerstört hatte, so war diese Abwat Philipps von Deutschland doch durchaus nicht der Art, daß jezt Nation, von dem spanischen Drucke befreit, sich kräftig in sich hi sammeln können. Auch Philipp's von Spanien Politik hat auf Deuri land gewirkt, mehr als wir anzunehmen gewohnt sind.

Die große Politik der spanischen Monarchie, die den Katholizik. nach spanischem Muster restaurirt hat, sie hat alle Reiche und Natic Europas mit demselben Geschicke bedroht, das sie über die heimi Halbinsel verbreitet hat!

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