Das Leben Friedrich Nietzsche's: Kindheit un Knabenzeit (1844-1858) ; In Pforta (1858-1864) ; Student, Soldat, Professor (1864-1869) ; Aufsätze und Aufzeichnungen Friedrich Nietzsche's (1861-1869)

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 321 - Sonne, daß es scheinen mochte, sie seien schon am Ziele und hätten ein Ziel gehabt. Aber dann trieb uns die allmächtige Gewalt unserer Aufgabe wieder auseinander, in verschiedene Meere und Sonnenstriche, und vielleicht sehen wir uns nie wieder - vielleicht auch sehen wir uns wohl, aber erkennen uns nicht wieder: Die verschiedenen Meere und Sonnen haben uns verändert! Daß wir uns fremd werden mußten, ist das Gesetz über uns: Ebendadurch sollen wir uns auch ehrwürdiger werden!
Seite 297 - Mann, der sehr schnell spricht, sehr witzig ist und eine Gesellschaft dieser privatesten Art ganz heiter macht. Inzwischen hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm über Schopenhauer: ach, und Du begreifst es, welcher Genuß es für mich war, ihn mit ganz unbeschreiblicher Wärme von ihm reden zu hören, was er ihm verdanke, wie er der einzige Philosoph sei, der das Wesen der Musik erkannt habe. Dann erkundigte er sich, wie sich jetzt die Professoren zu ihm verhalten, lachte sehr über den Philosophenkongreß...
Seite 184 - Wenn ich minutenlang denken darf was ich will, da suche ich Worte zu einer Melodie die ich habe und eine Melodie zu Worten die ich habe, und beides zusammen, was ich habe, stimmt nicht, ob es gleich aus einer Seele kam. Aber das ist mein Loos!
Seite 155 - erst glauben wir einem Philosophen. Dann sagen wir: mag er in der Art, wie er seine Sätze beweist, Unrecht haben, die Sätze sind wahr. Endlich aber: es ist gleichgültig wie die Sätze lauten, die Natur des Mannes steht uns für hundert Systeme ein. Als Lehrender mag er hundertmal Unrecht haben: aber sein Wesen selber ist im Recht, daran wollen wir uns halten. Es ist an einem Philosophen etwas, was nie an einer Philosophie sein kann : nämlich die Ursache zu vielen Philosophien, der große Mensch
Seite 317 - In dem nicht vollendeten Trauerspiel »Empedokles« entfaltet uns der Dichter seine eigne Natur. Empedokles' Tod ist ein Tod aus Götterstolz, aus Menschenverachtung, aus Erdensattheit und Pantheismus. Das ganze Werk hat mich immer beim Lesen ganz besonders erschüttert; es lebt eine göttliche Hoheit in diesem Empedokles.
Seite 200 - Meine Formel für die Größe am Menschen ist amor fati: daß man nichts anders haben will, vorwärts nicht, rückwärts nicht, in alle Ewigkeit nicht. Das Notwendige nicht bloß ertragen, noch weniger verhehlen - aller Idealismus ist Verlogenheit vor dem Notwendigen -, sondern es lieben . . . Das eine bin ich, das andre sind meine Schriften.
Seite 282 - Turm und Hafen, Idylle rings, Geblök von Schafen, Unschuld des Südens, nimm mich auf! Nur Schritt für Schritt - das ist kein Leben, stets Bein vor Bein macht deutsch und schwer. Ich hieß den Wind mich aufwärts heben, ich lernte mit den Vögeln schweben, nach Süden flog ich übers Meer. Vernunft? Verdrießliches Geschäfte! Das bringt uns allzubald ans Ziel! Im Fliegen lernt...
Seite 289 - Sein leben würdig anzulegen muß das Vestreben junger Aräfte sein. Also stecke man sich entsprechende Aufgaben. Man nähere die Wissenschaft dem Streben der gegenwärtigen Menschen, man ziehe, was in der Rumpelkammer steht, nicht wieder hervor. Das Wiederkäuen muß aufhören.
Seite 317 - Glänzt das gesellige Mahl den Freunden. Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh Ist alles freudig; warum schläft denn Nimmer nur mir in der Brust der Stachel? Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; Unzählig blühn die Rosen, und ruhig scheint Die goldne Welt; o dorthin nehmt mich, Purpurne Wolken! und möge droben In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid!

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