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A. Philosophisch-historische Klasse.

Preisaufgabe für den von Paul Hal gestifteten Preis.

(Ausgeschrieben am 28. Mai 1869.)

Der in Triest verstorbene Paul Hal hat der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften laut Testament vom 14. November 1866 die Summe von 500 fl. ö. W. zu dem Ende legirt, daß eine Preisfrage „auf deutsch-sprachlichem Gebiete" ausgeschrieben würde.

Von dieser Summe erübrigten nach Abzug der gesetzlichen Gebühren 450 fl. ö. W., welche durch die 4% Interessen sich auf etwa 500 fl. erhöhen werden. Die philosophisch-historische Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften hat, der übernommenen Verbindlichkeit nachkommend, die Ausschreibung der nachstehenden Preisfrage beschlossen:

„Es ist eine Darstellung von Otfried's Syntax zu liefern."

Die Klasse hat dabei zunächst eine treue, sorgfältige und vollständige Verzeichnung der syntaktischen Thatsachen im Auge, welche Otfried's Evangelienbuch darbietet. Sie würde aber unter mehreren sonst gleich guten Arbeiten derjenigen den Vorzug ertheilen, welche die Eigenthümlichkeit von Otfried's Sprachgebrauch durch Herbeiziehung der übrigen althochdeutschen Quellen scharf zu umgrenzen und durch weiteren

Almanach. 1870.

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Umblick auf verwandte Sprachen historisch zu erläutern verstünde. Nur auf solcher umfassenderer Grundlage könnte die Frage beantwortet werden, ob und in wieferne sich bei Otfried der Einfluß lateinischer Syntax zeige.

Die Klasse wünscht, daß die Betrachtung nicht auf die Erscheinungen beschränkt bleibe, die gewöhnlich unter dem Namen der Syntax begriffen werden, sondern daß auch die Lehre vom Gebrauche der Wortklassen (Adjectiva, Substantiva, Pronomina demonstrativa und relativa u. s. w.) einbezogen werde.

Aus diesem Gesichtspunkte ergibt sich von selbst die empfehlenswertheste Anordnung des Stoffes: unter jeder Wortklasse und jeder Flexionsform wären die Bedeutungen darzulegen, die ihnen die Sprache beimißt.

Aufführung sämmtlicher Otfriedischer Belegstellen ist nur bei ganz gewöhnlichen Erscheinungen nicht nöthig.

Der Termin der Einsendung der Schrift ist der 31. December 1870.

Der Preis von 500 fl. ö. W. wird eventuell in der feierlichen Sitzung am 30. Mai 1871 zuerkannt.

B. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse.

1. Preisaufgabe.

(Ausgeschrieben am 28. Mai 1869.)

Die letzten Jahre brachten auffallend wenige Entdeckungen bisher unbekannter Kometen. Die Ursache dieser, mit der heutigen Verbreitung dazu geeigneter Fernrohre im Widerspruche stehenden Erscheinung mag in der Aufmerksamkeit liegen, die man neuerlich den kleinen Planeten zugekehrt hat. Es ist aber solcher spärlicher Fortschritt in der Kenntniß der unsere Sonne umkreisenden Kometen um so mehr zu bedauern, als der nun erwiesene Zusammenhang zwischen Kometen und Sternschnuppen es sehr wünschenswerth macht, daß wir von den vielen Tausenden Kometen, die unserem Systeme höchst wahrscheinlich angehören, mehr als eben ein paar Hundert, und auch diese größtentheils nur in parabolischen Bahnen kennten. Wären wir auf diesem Felde weiter als wir sind, so hätten wir auch sicherlich weit mehr zusammengehörige Meteorströme und Kometen aufzuweisen, als es gegenwärtig der Fall ist. Eingedenk der Worte H. C. Schumacher's: Es versteht sich, da Astronomen, denen die Verwaltung einer wohl eingerichteten Sternwarte zu Theil ward, keine Zeit übrig haben, um den Himmel so scharf und anhaltend zu durchsuchen, wie es zur Auf

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findung dieser lichtschwachen Körper nöthig ist, dagegen scheint es gewiß, daß den vielen Liebhabern der praktischen Astronomie, die nur mit wenigen Beobachtungsmitteln versehen sind, kaum eine nützlichere Thätigkeit als diese zu empfehlen sein möchte" findet sich demnach die k. Akademie der Wissenschaften bewogen versuchsweise für die nächsten drei Jahre (31. Mai 1869 bis 31. Mai 1872) jährlich acht Preise, nach Wahl des Empfängers, bestehend in einer goldenen Medaille oder in zwanzig österreichischen Münz-Dukaten als deren Geldwerth, für die Entdeckung von Kometen auszuschreiben.

Die Ertheilung eines solchen Preises wird an folgende Bedingungen geknüpft:

1. Der Preis gilt nur für die ersten acht Kometen-Entdeckungen in jedem der oben genannten drei Jahre und für Kometen, die zur Zeit der Entdeckung teleskopisch, d. h. bloß durch Fernrohre wahrnehmbar waren, von keinem anderen Beobachter früher gesehen wurden und deren Erscheinung mit Sicherheit nicht vorher bestimmt werden konnte.

2. Die Entdeckung ist sofort und ohne weitere Beobachtungen abzuwarten, wenn möglich telegraphisch, oder wenn dies nicht thunlich, so bald es die Posteinrichtungen gestatten, zur Kenntniß der kais. Akademie der Wissenschaften zu bringen, die sich verpflichtet, die Nachricht unverzüglich mehreren Sternwarten mitzutheilen.

3. Ort und Zeit der Entdeckung, so wie die Position des Kometen und dessen Lauf sind so genau als dem Entdecker möglich mit der ersten Anzeige anzugeben. Diese erste Anzeige ist bei nächster Gelegenheit durch etwaige spätere Beobachtungen zu ergänzen.

4. Ist der Komet nicht von andern Beobachtern constatirt worden, so kann der Preis nur ertheilt werden, wenn die Beobachtungen des Entdeckers zur Bahnbestimmung hinreichen.

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