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mich überzulenken. Denn man kann sich doch recht füglich denken, dass die von Deutscher Seite ausgegangene uud von mir namentlich in einer besonderen Brochüre weiter verfolgte Behauptung, das von Hrn. Abbé Domenech zu Ehren Frankreichs" und auf Kosten der Französischen Regierung publicirte Werk sei kein piktographisches Rothhaut-Monument, sondern bloss das Schmierbuch eines deutsch-amerikanischen Hinterwäldler Jungen, in Frankreich und insbesondere bei der Französischen Regierung böses Blut gemacht haben, und Hr. Abbé Domenech dafür, dass er in einer so lächerlichen Geschichte die „Ehre Frankreichs" und die Französische Regierung mit ihren Geldmitteln ins Spiel zu bringen gewagt, nicht gerade sehr freundlich angesehen worden sein dürfte. Falls sich die Sache wirklich so oder ähnlich verhalten sollte, mag es Hrn. Abbé Domenech allerdings politisch klug gedünkt haben, Frankreich und die Französische Regierung durch Beschuldigungen und Verdächtigungen gegen mich aufzurufen, als ob von mir der Französischen Ehre und dem Katholicismus zu nahe getreten worden sei; allein diese Beschuldigungen und Verdächtigungen werden ihm bei Allen, die Deutsch verstehen und meine Brochüre lesen können, nicht nur Nichts nützen können, sondern ihm auch im Gegentheile in den Augen aller Verständigen aus dem Grunde durchaus schaden müssen, weil es ein allgemein als giltig angenommener Satz ist, dass, wer zu derartigen Mitteln seine Zuflucht zu nehmen sich genöthigt sieht, um einen Gegner zurückzuweisen, Der seine übrigen Vertheidigungsmittel selbst für sehr schwach und unzulänglich halten muss. Und in der That ist Hrn. Abbé Domenech's übrige Vertheidigung d. h. der von ihm gemachte Versuch, seinem ,,Manuscrit pictographique Américain" diejenige Anerkennung zu erzwingen, die man demselben seither vorenthalten hat, von der allerschwächsten Art.

Hrn. Abbé Domenech's Vertheidigung des „Buches der Wilden" als eines werthvollen Denkmals der Pictographie von Rothhäuten beruht auf drei Hauptmomenten, und zwar erstens auf dem Urtheile des Marquis de Paulmy und einiger anderer Herren, die das Manuscript in der Arsenalbibliothek gesehen und es für ein wirkliches Buch der Wilden erkannt haben, zweitens auf der Vergleichung der piktographischen Darstellungen des Buches mit anderen ähnlichen, bereits von Sachkennern als ächte Erzeugnisse amerikanischer Piktographie hinlänglich anerkannten Darstellungen, und drittens endlich auf der Erklärung der im Buche seltsamer Weise vorkommenden Deutschen Currentinschriften.

Was das erste dieser Hauptmomente anlangt, so finde ich einestheils in dem von Hrn. Domenech hervorgehobenen Umstande, dass der Marquis de Paulmy mit höchsteigener Hand

dem Buche den Titel eines ,,Livre des Sauvages" gegeben habe durchaus keinen Grund, desshalb das Buch gleich ohne Weiteres als solches anzuerkennen; denn der Marquis ist wohl ein tüchtiger Bibliophile gewesen, aber kein mit der Piktographie der Rothhäute vertrauter Gelehrter, auf dessen Auctorität hin das Manuscript unangefochten als „Buch der Wilden" gelten müsste. Anderentheils sind diejenigen Herren, auf deren Urtheil sich Hr. Abbé Domenech beruft, nur obenhin genannt, und motivirte Begutachtungen des Buches von Seiten derselben weder dargelegt, noch nachgewiesen. Derartige oberflächliche anerkennende Urtheile aber, wie sie das Buch der Wilden von einigen Besuchern der Arsenalbibliothek erfahren haben mag (und wie dergleichen wohl auch in anderen Bibliotheken, oft aus blosser Gefälligkeit gegen den Bibliothekar, vorkommen), sind für die Beantwortung der Frage über den Ursprung und Werth des Buches von gar keinem Gewichte. Anderenfalls würde denn doch wohl die fast einstimmige Verurtheilung des Domenech'schen Buches von Seiten der Belgischen, Deutschen, Englischen, Französischen und, wie in Aussicht gestellt ist, selbst der Amerikanischen Presse von weit grösserem Gewichte sein. Denn wenn ich auch Hrn. Abbé Domenech gern zugeben wollte, dass ich) und mit mir auch andere seiner Gegner von der Piktographie der Rothhäute Nichts verstehen, und mithin zu einer Beurtheilung des Buches der Wilden nicht befähigt seien, so ist doch gewiss nicht anzunehmen, dass alle Gegner ohne Ausnahme in die Klasse solcher Ignoranten gehören, und dass in den weiten Kreisen Derer, die über das Domenech'sche Buch den Stab gebrochen haben, sich nicht auch Einige finden sollten, die sich in der Kenntniss der Rothhaut-Piktographie mindestens mit Hrn. Domenech zu messen im Stande wären. Uebrigens gebe ich Hrn. Domenech ernstlich zu bedenken, dass, wenn er der Vermuthung Raum giebt, ich möge wohl aus der nämlichen Schule stammen, wie der Hinterwäldler - Junge), als dessen

4) Domenech S. 22:,,M. Petzholdt taxe d'arbitraire mon explication des hieroglyphes. Et de quel droit, lui demanderais-je, se pose-t-il en censeur? Sa brochure ne prouve-t-elle pas une ignorance complète, non-seulement de l'idéographie des Peaux-Rouges, mais en général de tout ce qui concerne les Indiens du Nouveau-Monde? Que l'auteur du pamphlet soit un grand bibliographe, un grand savant même, je l'admets, je l'en félicite, et j'aurai toujours la plus grande déférence pour les questions littéraires ou scientifiques dans lesquelles il peut exceller; mais vouloir me donner, à moi, des leçons de l'idéographie indienne, allons donc, M. Petzholdt, vous plaisantez!"

5) Domenech S. 20: je passe à M. Petzholdt, qui est beaucoud plus explicite (que M. Lalanne), non pas dans ses interprétations, mais dans ses injures, qui me feraient supposer qu'il sort de la même école que ce jeune colon, dont il parle en termes peu scientifiques.

...

Schmierbuch das sogenannte Buch der Wilden von mir bezeichnet worden ist, mir durch diese Vermuthung von Hrn. Domenech selbst ein gewisses Anrecht auf Competenz im Urtheile über die Frage ist das Buch ein Schmierbuch oder nicht?" zugestanden wird, und zwar jedenfalls ein grösseres Anrecht, als ich für meine Person in Betreff der Competenz im Urtheile über die Frage ist das Buch ein Buch der Wilden oder nicht ?" Hrn. Abbé Domenech trotz aller seiner durch die Presse dokumentirten Gelehrsamkeit) einzuräumen Willens bin.

Das zweite Hauptmoment der Domenech'schen Vertheidigung finde ich, wie bereits gesagt, in der Vergleichuug der piktographischen Darstellungen des Manuscripts der Arsenalbibliothek mit mehren aus anderen Quellen entlehnten piktographischen Darstellungen scheinbar ähnlicher Art und, wie Hr. Abbé Domenech versichert, von unzweifelhaft ächt Indianischem Ursprunge. Angenommen und ohne weitere Prüfung vorläufig zugegeben,

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6) Da der Artikel „Domenech" weder bei Brunet, noch bei Graesse zu finden ist, so gebe ich hier gelegentlich eine Zusammenstellung der Domenech'schen Publikationen, soweit sie mir bekannt geworden sind, in chronologischer Reihenfolge: 1),,Journal d'un Missionnaire au Texas et au Mexique. 1846-1852. Paris, Gaume frères. 1857. 8. XII, 479 S. mit 1 Karte; 2) ,,Voyage dans les solitudes Américaines Voyage au Minnesota. Paris, Pouget-Coulon. 1858. 18. 224 S. Pr. 1 Fr. (Bibliothèque catholique de Voyages et de Romans)"; 3) Histoire du Jansenisme, d'après un manuscrit du dix-septième siècle, par le père René Rapin. Paris, Gaume et Duprey. 8." (Das Jahr des Druckes ist mir nicht bekannt.); 4) Manuscrit pictographique Américain" (s. oben); 5),, Seven Years' Residence in the Great Deserts of North America. Illustrated with fifty-eight woodcuts by A. Joliet, three plates of ancient Indian music, and a map showing the actual situation of the Indian tribes and the country described by the Author. Vol. I-II. London, Longman. 1860. gr. 8. XXIV, 445 & XII, 465 S. Pr. n. 14 Thlr. 12 Ngr."; 6),, La Vérité sur le Livre des Sauvages" (s. oben), 7),,Voyage pittoresque dans les Grands Deserts du Nouveau Monde. Paris, Morizot. 1862. Lex. 8. 4 Bll. 608 S. mit 40 Holzschnitt-Taf. Pr. n. 10 Thlr. 15 Ngr." Ausserdem sind als „bientôt sous presse" angekündigt: 8),,Histoire de la Vie religieuse au dix-septième siècle, d'après les manuscrits des Dames Ursulines de cette époque." 2 starke Bde in 12; 9), Voyage poétique, ethnologique et légendaire dans la verte Erinn.“ 2 Bde in 4.; 10) „Langues Américaines comparées“. 4 Bde in gr. 8. Ueberblickt man diese in Betracht der kurzen Zeit, in welcher die Schriften bereits erschienen sind oder noch erscheinen sollen, verhältnissmässig lange Reihe von Publikationen, so liegt es sehr nahe, dass man sich fragt, ob die daraus ersichtliche grosse Productivität des Verfassers ein Zeichen seiner grossen Gelehrsamkeit und Genialität oder vielmehr seiner grossen Oberflächlichkeit sei; denn nur das Eine oder das Andere ist im Stande. in so kurzer Zeit so viele Werke zu schaffen. Ich will die Beantwortung dieser Frage gern Denen überlassen, welche die Domenech'schen Werke genauer kennen zu lernen und zu prüfen Gelegenheit haben, und mag hier nur in Bezug auf die unter Nr. 4 und 6 genannten beiden Schriften die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die Quellen derselben grosse Gelehrsamkeit und Genialität allerdings nicht gewesen zu sein scheinen.

dass die von Hrn. Domenech zur Vergleichung herbeigezogenen piktographischen Darstellungen wirklich ächt seien, fragt es sich, was aus dieser Vergleichung für die Vertheidigung des Domenech'schen Buches der Wilden gewonnen worden ist; Hr. Domenech glaubt, viel, ich dagegen glaube, Nichts, ja noch weniger als Nichts. Denn erstens sind diese Darstellungen, wie man bei der alleroberflächlichsten Besichtigung augenblicklich bemerkt, von ganz anderem und wesentlich verschiedenem Charakter als die im Domenech'schen Buche der Wilden, und zweitens fehlen auf allen den von Hrn. Abbé Domenech vergleichsweise beigefügten Tafeln die im sogenannten Buche der Wilden vorkommenden Deutschen Currentinschriften, welche gerade hauptsächlich mit dazu Veranlassung gegeben haben, dass man in dem Buche das Schmierbuch eines Deutsch-Amerikanischen Hinterwäldler-Jungen erkannt hat. Ich muss gestehen, dass, wenn mir schon das erste Hauptmoment der Domenech'schen Vertheidigung als ein sehr schwaches erschienen ist, das zweite in noch weit höherem Grade schwach und nichtssagend zu sein scheint.

Sehe man zu, wie es sich mit dem dritten Hauptmomente der Vertheidigung verhält! Ich fürchte, um es gleich von Vorn herein offen auszusprechen, noch schlimmer als mit den ersten beiden. Hr. Abbé Domenech hat in seiner Vertheidigungsschrift der Erklärung jener ominösen Deutschen Currentinschriften einen eigenen,,Notice sur les inscriptions alphabétiques du Manuscrit américain" betitelten Abschnitt gewidmet, in Betreff dessen allerdings zu bemerken ist, dass eine nähere Erörterung der im Buche der Wilden vorkommenden Worte in Deutscher Currentschrift, wie sie in dem eben genannten Abschnitte versucht worden ist, füglich schon in der ersten Domenech'schen Publikation ihre Stelle hätte finden sollen. Die Gründe, wesshalb eine solche Erörterung so spät erst zum Vorscheine komme, sind durchaus nichtssagender Art. Indessen man wolle sich damit zufrieden geben, dass die Erörterung doch endlich noch gekommen ist. Worin besteht aber dieselbe? Einestheils besteht sie in der Behauptung, dass der Schreiber des Buches, von dessen Hand sowohl die Bilder als auch die Inschriften herrühren, entweder ein von einem Deutschen unterrichteter Indianer oder, Hr. Domenech lässt die Wahl, ein indianisirter Deutscher gewesen sei, der bei der Mangelhaftigkeit des Ausdruckes durch blosse Bilderschrift sich genöthigt gesehen habe, hier und da zur besseren Verdeutlichung seiner Darstellung Worte in der (in dem einen Falle ihm durch einen Deutschen bekannt gewordenen oder im anderen Falle ihm noch aus der Jugend her erinnerlich gewesenen) Deutschen Currentschrift beizu

fügen). Anderentheils besteht die Erörterung in einer Art
philologischer Untersuchung aller einzelner im Buche vorkom-
mender Worte und selbst einzelner Schriftzeichen. Abgesehen
davon, dass eine derartige Untersuchung, auf das Buch der
Wilden angewendet, überhaupt ihre höchst misslichen Seiten
hat, und zu Resultaten nicht geführt Hr. Domenech scheint
auch gar nicht der Mann zu sein, der darüber, ob ein Deutsches
Wort so oder anders gelesen werden müsse, entscheiden könnte

so bleibt die Untersuchung so lange, als nicht der Charak-
ter des Buches als eines wirklichen Buches der Wilden mit
Evidenz erwiesen und festgestellt ist, eine zum Theil ganz
überflüssige und, von meinem Standpunkte aus, sogar lächer-
liche Arbeit). Und ist denn der Charakter des Buches als
eines Buches der Wilden durch Hr. Domenech erwiesen und
festgestellt? Nichts weniger als diess. Denn die Domenech'sche
Erklärung über die Art und Weise, wie die Deutschen Current-
inschriften in ein Buch der Wilden hineingekommen sein sollen,
ist, auch ohne weiteren Nachweis von meiner Seite, so ganz
unwahrscheinlich, so ganz unhaltbar, dass alles Dasjenige, was
sich daran festhält, fallen muss. In der That, das Domenech'-
sche Phantom eines Buches der Wilden ist und bleibt gefallen.
Hr. Abbé Domenech, diess wäre mein Abschiedswort, gebe es
auf, das Gefallene wiederaufrichten zu wollen.

J. Petzholdt.

[2.] Neue Beiträge zu Weller's Index

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Pseudonymorum.

Addal, Jam Bel Theod. Bolin. (Bei W. falsch!)
Adolarius, Leo Johann Friedrich Theodor Wohlfarth.

Adolph H. Ad. Höltei.

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Adolphe. A. Vaunois. 1839.

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7) Domenech S. 39:,,Quant aux caractères alphabétiques du Livre
des Sauvages, nous croyons qu'ils ont été tracés par la même main
qui a crayonné les signes symboliques. Nous avons dû conclure de
cette remarque, que le manuscrit est l'oeuvre d'un chef de tribu instruit
par un missionnaire allemand, ou celle d'un vieux sachem d'origine
Souabe Ces deux hypothèses paraissent également probables."

Le

8) Bei Untersuchungen, wie bei Domenech S. 41 über ein Wort,
welches wie,,wursd" aussieht, hört sogar die Lächerlichkeit auf. Nur
mitleidig staunen kann man, wenn man Hrn. Domenech hier erklären
hört:,,Nous lisons wuessd, pour wuest, dissolu, débauché, méchant.
chapitre auquel appartient cette page étant incomplet, il s'ensuit que
l'intelligence du sujet est d'une grande difficulté. On pourrait croire
qu'il s'agit ici d'une partie de la passion de Notre-Seigneur Jésus-Christ,
et que ce mot s'applique à Ponce - Pilate, qui serait alors représenté
par la figure au pouvoir suprême, placée au-dessus de l'homme attaché
à la colonne; etc."

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