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walder aber sich dem Papste Nikolaus V. unterwarf und den Cardinalstitel ablegte, worauf er als Bischof von Freising anerkannt wurde (1448 1452) *). Damit waren die hauptsächlichsten Gründe hinweggefallen, welche den Herzog Albert hatten bestimmen können für die Sache des Basler Papstes und Concils zu wirken.

Um die tief religiöse Anschauung und Gesinnungsweise des Herzogs richtig darzustellen und zu würdigen, dürfen ein paar Dokumente nicht übergangen werden, welche einen Einblick in sein Inneres, in die Absichten seines gläubigen Herzens gewähren. Albert ertheilte am 8. August 1446 dem Kloster Indersdorf ewige Mauthfreiheit für Weinfuhren. Als Beweggrund führte er an, er habe erwogen, daß man durch das zeitliche Gut das ewige Reich wohl erlangen möge, wenn man es zur Beförderung und Mehrung des Lobes und Dienstes Gottes verwende; er sei sich wohl bewußt, daß jedem Menschen wer und was er immer seyn möge, beim Scheiden aus diesem Elende nichts nachfolge als die vollbrachten Werke. Auch habe er bedacht, daß es dem lieben Gott um so wohlgefälliger und für die arme Seele um so tröstlicher sei, je mehr Werke der Mensch in seinem Leben vorausschicke, sintemalen der Allmächtige keine gute That, wie gering sie auch sei, unbelohnt und keine Uebelthat, wie klein sie auch immer seyn mag, unbestraft lasse**). Dieselben Gedanken wiederholten sich in dem Stiftungsbriefe des Klosters Andechs, der Lieblingsschöpfung Alberts.

Im J. 1451 war nämlich der gelehrte Cardinal Nikolaus von Kusa mit der Visitation der Klöster beauftragt und kam zu diesem Zwecke auch nach Bayern. Seine Anwesenheit war dem Herzoge willkommen und wurde von ihm dazu benüßt, um über den Plan einer Umgestaltung des weltlichen Chorherrenstifts zu Andechs zu unterhandeln. Die

*) Meichelbek hist. fris. II. 197. 232. 235-239. **) M. B. X. 296.

Stiftsherren hatten die Bestimmung in der neuerbauten Stiftskirche, wo sich eine Menge heiliger Reliquien und anderer verehrungswürdiger Gegenstände befand, den heiligen Dienst zu versehen und die religiösen Bedürfnisse der Pilger zu befriedigen. Allein dieser Zweck ward nur sehr unvollständig erreicht, zumal die Kanoniker meistens abwesend waren. Auf Anregung des Propstes Johann von Indersdorf verfiel der Herzog auf den Gedanken, das ChorherrenStift in ein Kloster stabiler Mönche zu verwandeln. Mit Zuthun des Cardinals Kusa erhielt er 1453 die Genehmigungsbulle des Papstes Nikolaus V. Die Ausführung des Vorhabens ging am 17. März 1455 in Anwesenheit des Herzogs vor sich. Erst am 10. April 1458 aber opferte Albert und zwar, wie er sich ausdrückte, aus Liebe zu den in Andechs aufbewahrten Heiligthümern, besonders den wunderbaren Hoftien, für das Seelenheil seiner verstorbenen Eltern am Altare zu Andechs den Stiftungsbrief, und schenkte der Kirche und dem Kloster außerdem mehrere Reliquien, eine große, noch jezt vorhandene gothische Monstranz für die dort aufbewahrten drei heiligen Hostien, eine Rose welche er vom Papste (Felix V.?) erhalten hatte, und Anderes. Selbst eines der beiden Marianischen Wallfahrtsbilder schrieben die Andechser Mönche der Sorgfalt und Wohlgewogenheit ihres fürstlichen Stifters zu. Im Stiftungsbriefe hatte Albert jede Veräußerung, Entfremdung oder Wegführung der Heiligthümer bei schwerer Strafe verboten; für sich selbst aber als Stifter und Vogt des neuen Klosters forderte er keinerlei Gabe außer einem täglichen kurzen Gebet. Seine Söhne und Nachkommen bat er flehentlich diese Stiftung stets aufrecht zu erhalten, allen Verächtern seines Willens aber drohte er mit dem strengsten Gerichte Gottes *).

Als Ausdruck religiösen Sinnes wird auch die Ver

*) Andechser Chronik vom J. 1595 fol. 31-38.

fügung angesehen werden müssen, wodurch Albert eine seiner Töchter, die im J. 1452 geborene Barbara, schon in deren Kindheit Gott opferte und weihte, d. h. sie zu einer Nonne bestimmte und in's Kloster St. Jakob am Anger in München gab. Als jährliches Leibgeding sicherte er ihr 80 Pfund Münchener Pfenninge und 20 Pfund Ewiggeld zu; leßteres verblieb dem Kloster auch nach Barbaras Tod*).

Die Beziehungen des bayerischen Herzogs zum päpstlichen Stuhle waren seit der Herstellung des kirchlichen Friedens die besten. Lesen wir doch, daß Papst Nikolaus V. 1453 sogar einen Beitrag von 3000 Goldgulden zur Errichtung des von Albert projektirten Klosters Andechs sandte. Im J. 1458 bat der Herzog den heil. Vater Pius II., bei den Klarissinen in München hinsichtlich der Armuth eine strengere Zucht einzuführen **). Selbst die wahrscheinlich von Albert III. herrührende Anordnung, daß seine jüngern Söhne ihre Ausbildung in der Stadt Rom erhalten sollen, scheint nicht ohne Nücksicht auf den Papst getroffen worden zu seyn.

Alberts Regierung endete mit dem 29. Februar 1460. Sterbend hatte er seine Gemahlin und Söhne aufgefordert seinen Leib auf dem heil. Berge zu Andechs zu begraben, damit das beständige Lob Gottes in der Nähe seines Grabes und die Gegenwart der dort aufbewahrten Heiligthümer seiner Seele besonders nüße ***). Albert war eifrig bestrebt ge= wesen sich in die geistliche Brüderschaft der klösterlichen Orden und Convente aufnehmen zu lassen. Es liegen Confraternitätsbriefe vor vom Orden des heil. Franziskus, vom Orden des heil. Norbert (Prämonstratenser), vom Augustinerorden, vom Convente zu Judersdorf, vom Kloster Tegernsee u. s. w.

*) M. B. XVIII. 516.

**) Hundii metrop. 11. 70. ***) Westenrieders Beitr. V. 51.

Will man auf Grund der hier mitgetheilten Notizen über die religiöse und kirchliche Seite Alberts III. ein Urtheil fällen, so dürfte man ihn wohl unter jene Fürsten zählen können welche als die eigentlichen Repräsentanten des mittelalterlichen Fürstenthums anzusehen sind. Sie waren zwar nicht Heilige, aber doch durch und durch praktische Christen, d. h. sie hielten Religion und Kirche für die erste und wichtigste Sache welche im öffentlichen wie im Privatleben allenthalben Berücksichtigung verdiene, und der sie daher auch steten Einfluß auf ihr Denken und Handeln, und selbst auf ihre Regierung gestatteten.

Mittermüller.

XXII.

Die Privat- Associationen von Ordensleuten.

Als nach Zertrümmerung des Polizeistaates der socialen Bewegung größere Bewegung gewährt wurde, machte sich vor Allem die katholische Kirche dieselbe zu Nußen; denn sie, die vollkommenste aller Gesellschaften, weckt, erhält und fördert das sociale Leben in jeglicher Weise. So wurden in neuerer Zeit zahllose Ordenshäuser und religiöse Institute gegründet. Die meisten von ihnen entschlugen sich aller Autorisation von Seiten des Staates. Sie entstanden und wirkten als Privat-Associationen, und die Leichtigkeit der Entwickelung welche sie hierdurch erhielten, sowie der machtvolle Schwung welchen die katholische Kirche in der Gegenwart

erlangte, gab ihnen in manchen Gegenden eine außerordentliche Verbreitung. Gerade dieß zeigt aber auch, daß die fraglichen Anstalten einem tiefgefühlten socialen Bedürfnisse entsprechen. Und in der That, wie sollte es auch anders seyn? Die Uebel und Schäden, an denen die Gesellschaft leidet, sind von solcher Art, daß sie ohne die Religion und die von der Religion getragene christliche Liebe nicht geheilt werden können. Auch sind sie bereits zu einer solchen Höhe gestiegen, daß vereinzelte Kräfte oder halbe Bemühungen wenig gegen sie vermögen. Vereine von Gläubigen die sich mit Aufopferung niederer Interessen ganz und gar dem Dienste Gottes und der Menschheit widmen, religiöse Orden sind demnach durchaus von der Zeit gefordert. Wer hierüber noch Zweifel hegt, der betrachte nur etwas näher die immense Wirksamkeit welche jene Vereine mancherorts in Sachen der Neligion, des Unterrichtes, des Armenwesens, des Krankendienstes und anderer socialen Zwecke erlangt, er erwäge insbesondere die staunenswerthe Thätigkeit womit die Ordensschwestern die Schrecken des letzten Krieges gemildert haben, und er wird die von uns ausgesprochene Wahrheit handgreiflich wahrnehmen.

Wie stellte sich nun dieser Aeußerung des katholischen Lebens der moderne Staat gegenüber ?

Er ließ in vielen Ländern die religiösen Vereinigungen völlig ungehindert; wir erinnern nur an Nordamerika, England, Belgien, Holland. In Frankreich wagte die Regierung 1845 veraltete Geseze gegen die Jesuiten anzurufen. Was war der Erfolg? vermochte sie durchzudringen? Die Umstände schienen allerdings ihrem Beginnen durchaus günstig; unaufhörliche Heßereien der radikalen Presse gegen die Orden waren vorausgegangen, die öffentliche Meinung in dieser Weise bearbeitet, die Kammern zur beifälligen Aufnahme der Regierungsmaßregeln vermocht; dennoch erlitt die Regierung eine verdemüthigende Niederlage. Die französischen Juristen erklärten sich in einem Rechtsgutachten mit der größten Einstimmigkeit gegen die Gerechtigkeit und Ausführbarkeit des

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