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Doch bis jezt ist Alles still. Der Kampf des Klerus gegen seine Feinde ist beschränkt auf ein paar Zeitungen, die im Vergleich mit der immensen Mehrheit der liberalen Blätter fast verschwinden. Der, man muß es sagen, sehr gut redigirte „Volksfreund" mit seinen, wenn die Angabe des „Literarischen Handweisers" richtig ist, bloß 1200 Abonnenten kämpft wacker, aber vereinzelt. Die Kirchenzeitung" ist ebenfalls gut gehalten, aber kein politisches Blatt. Das „Vaterland" hält man vorherrschend für ein Organ der Aristokratie, und das stumpft die Wirksamkeit seines Eintretens für die Rechte der Kirche ab, um so mehr als man eigentlich nicht recht weiß, ob die Czechen-Partei aus innerster Ueberzeugung oder bloß aus Politik sich mit den Klerikalen" verbindet. So werden nämlich jetzt alle jene aufrichtigen Katholiken genannt, die man sonst Ultramontane, Fanatiker u. s. w. zu nennen beliebte. Zu diesen Kämpfern für kirch: liches Recht und Freiheit kommen dann noch sehr wenige und nicht zweckmäßig eingerichtete Provinzialblättchen, wie die „katholischen Blätter“ in Linz, in Tyrol u. s. w., die schon darum nicht wirksam eingreifen, weil sie keine politischen Blätter sind. Und doch sollten es alle aufrichtigen Katholiken, der Episcopat an der Spize, für ihre dringendste Aufgabe halten, nicht bloß in der Residenz sondern auch in den Kronländern recht viele Blätter zu gründen, zu subventioniren und mit tüchtigen Redakteuren zu versehen, welche den liberalen Organen mit den Waffen des Geistes und der Wahrheit, durch Widerlegung der täglich neu ersonnenen Verleumdungen gegen Kirche und Klerus zu Leibe gehen und zugleich auch die alltäglichen Bedürfnisse und Interessen des Bürgers, Gewerbsmannes und Bauers berücksichtigen würden. Wäre dieß geschehen, dann könnten die Bischöfe, nach dem Vorgange der belgischen, ihre Gläubigen in Hirtenbriefen auffordern nur die kirchlichen Blätter zu halten; sie könnten jene lauen Katholiken, welche die schlechte Presse durch das Halten von liberalen Zeitungen befördern und

dadurch sich fremder Sünden schuldig machen, mit geistlichen Strafen belegen. Es ist jedoch jedenfalls nach katholischer Moral gewiß, daß man sich einer schweren Sünde schuldig macht, weun man kirchenfeindliche Blätter hält und dadurch zu ihrer Verbreitung und Erstarkung wirksam beihilft.

Die liberalen Zeitungen haben schon oft genug bemerkt, daß der Reichskanzler Desterreichs in der Concordatsfrage dem Reichsrathe die Initiative lasse, und erst dann, wenn das Oberhaus wie das Unterhaus das Concordat in die Acht erklärt haben werden, Sr. Majestät die Beschlußfassung beider Häuser des Reichsraths unterbreiten werde zur allerhöchsten Sanctionirung. Er könne dann sagen, daß leider ein anderer Ausweg nicht mehr möglich sei und daß man dieß Opfer bringen müsse. Im Unterhaus ist der Herbst'sche Antrag auf Trennung der Kirche von der Schule, über die Ehegesetzgebung und auf sogenannte Gleichberechtigung der Confessionen schon zum Beschluß erhoben worden. Und es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Pairs bei ihrer jeßigen Zusammensegung denselben Beschluß acceptiren werden, `um so mehr als die Conservativen die dem alten Adel angehören, durch ihre Abwesenheit glänzen und somit den liberalen Herren, die durch den jüngsten Pairsschub eine mächtige Verstärkung erhielten, das Feld gutwillig räumen.

Die Liberalen wissen sich wie überall so auch in Dester= reich zu organisiren; sie sind thätig für ihre Zwecke. Was thut der Episcopat? Er thut einfach bis jezt nichts, gar nichts!

Als das Provinzialconcil in Wien gehalten wurde, dem das Prager folgte, erwartete man nun auch Diöcesansynoden, durch welche der niedere Klerus mit seinem Bischofe in eine innigere Beziehung treten, auf welchen freie Meinungsäußerung die bestehenden Gebrechen und die Abhülfe für dieselben angeben und für das Verhalten und Zusammenwirken des geistlichen Standes in den Zeitfragen allgemeine Normen festgestellt werden könnten. Aber als ob die Bischöfe eine

Furcht anwandelte etwa an ihrer Machtvollkommenheit zu verlieren, wenn sie ihren untergebenen Klerus auch nur mit berathender Stimme um sich versammeln würden, ließ man Jahre verstreichen und die Meinung einwurzeln, als ob die Bischöfe Cisleithaniens überhaupt nicht für Diöcesansynoden eingenommen wären. Sollte etwa das noch eine Reminiscenz seyn aus dem josephinischen Kirchenregiment, sollte man vielleicht auch jetzt noch der Meinung huldigen, daß die Kirche von der Ordinariatskanzlei aus durch Dekrete und Erle= digungen am besten regiert werde, und daß Alles in der Diöcese in Ordnung sei, wenn die Akten in Ordnung sind?

Die lange Periode unter Schmerlings Ministerium, die Erfahrungen die man da hätte machen können über Ziele und Absichten der Liberalen, und über die Mittel denselben auf gesetzlichem Wege zu begegnen, hat man unbenüßt vorübergehen lassen. Nicht einmal Pastoralconferenzen werden eifrig betrieben, und in der sehr wichtigen, ja pflichtschuldigen Einflußnahme des Klerus auf die katholischen Wähler haben die Bischöfe so viel wie nichts gethan, um ein einheitliches Zusammenwirken und dadurch die Möglichkeit eines Erfolges sicher zu stellen. Ein Bischof Ketteler von Mainz, ein Dupanloup von Orleans hätte schon längst Gelegenheit gefunden, wenigstens in tüchtigen Hirtenbriefen die vertrauende Heerde über die Zeitfragen aufzuklären und dem Klerus verLässige Richtschnur zu geben.

Oder vielleicht steckt der josephinische Geist noch in zu vielen Mitgliedern des niedern Klerus, als daß die Bischöfe sich der Nachachtung getrösten könnten, wenn sie befehlend und rathend zum Kampf für Recht und Freiheit der Kirche begeistern wollten? Wenn der niedere Klerus allerorts in Cisleithanien denselben Geist hätte, wie die Professoren des Schottengymnasiums in Wien, welche ihre Stimme dem erbittertsten Feinde der Kirche, Dr. v. Mühlfeld gaben, dann könnte man sich dieser Meinung freilich hingeben. Wenn es aber wahr ist, daß eine bischöfliche Auktorität ihrem Klerus

die Weisung gibt sich ruhig zu verhalten und die Liberalen nur schreien zu lassen; wenn es wahr ist, daß dieselbe Auktorität auf die Anfrage, ob man einem im Duell Gefallenen das kirchliche Begräbniß zu verweigern habe wie es die Kirche vorschreibt, zur Antwort gibt, man solle den Duellanten nur mit allen kirchlichen Ehren begraben: dann stünde es sehr traurig um die Kirche in Oesterreich. Denn die Liberalen machen Ernst, und die „Neue freie Presse“ sagt es offen, man solle nur einmal die Thatsache vollbringen, Concordat und Kirchengüter wegräumen, die Kirche werde sich den vollbrachten Thatsachen schon zu fügen wissen! Wenn der Episcopat nicht bald sich rührt, dann wird es allerdings den Liberalen sehr leicht ankommen, mit den zu vollbringenden Thatsachen fertig zu werden!

XIX.

Die Restauration der katholischen Wissenschaft, Literatur und Preffe in Deutschland unter dem Pontificate Pius' IX.

Vorgetragen auf der Versammlung rheinisch-westfälischer Katholiken in Dortmund am 30. Juni 1867 vom Redakteur des Literarischen Handweisers.

Hochgeehrte Versammlung!

Lassen Sie mich zum Schlusse noch ein Lorbeer - Reis niederlegen zu den Füßen dessen, den wir heute ja besonders feiern, zu den Füßen unsers geliebten heiligen Vaters Pius IX.

Ich glaube nicht zu irren, wenn ich sage: es ist ein doppelter Zweck, der uns hier vereinigt, ein doppelter Zweck, der uns zu Hunderten von des Rheines blühenden Gestaden, zu vielen Hunderten aus den gesegneten Gefilden der rothen Erde hieher in die altberühmte neu verjüngte Tremonia zusammenführte. Erstens wollen wir es laut vor aller Welt be= kennen und verkünden, daß wir uns Eines Herzens, Eines Sinnes wissen mit den Hunderten von Hirten und den Tausenden von Gläubigen, denen es vergönnt war, sich in der ewigen Roma gestern und in diesem Augenblicke noch zu schaaren um den obersten der Hirten unserer heiligen Kirche. Zweitens aber wollen wir mit diesen Glücklichen auch unsererseits es anerkennen und mit wahren Worten aussprechen, daß die Gegenwart in der wir leben, mit ihren Zuständen, Veränderungen und Ereignissen so laut, wie nur jemals eine Zeit, ein Zeugniß ablegt für die Wahrheit des Spruches: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." In der That, troz aller bösen Vergewaltigungen, welche dem heil. Stuhle angethan werden, trog aller ungerechten Bedrückungen, unter denen da und dort die Kirche seufzt, troß aller schweren Einbußen, welche in diesen und in jenen Landen der rechte Glaube und die gute Sitte leiden ist die Gegenwart nach meiner Ansicht doch unbestreitbar eine Zeit der Ehre und des Triumphes für die Kirche; denn ich fehe kirchlichen Geist und kirchliches Leben wieder sich erstarken und ausbreiten auf jedwedem Gebiete. Und da ist es uns Allen gewiß eine große Genugthuung und Freude, daß diese Zeit, die Epoche der Erneuerung des ächten kirchlichen Sinnes, zusammenfällt mit der trog aller Trüb- und Drangsale dennoch wahrhaft glorreichen Regierung des ehrwürdigen Greises auf St. Petri Stuhle, mit dem und den wir heute feiern.

Der Nachweis für diese beglückende Thatsache läßt sich heute von dieser Stelle aus, nach der kurzen Spanne Zeit die uns geboten ist, und nach dem ganzen Charakter dieser Festversammlung, natürlich nicht in langen Ausführungen, vielmehr nur durch kurze Andeutungen und Erinnerungen an Bekanntes

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